Berlinale-Bären stehen in der Bildgießerei Hermann Noack auf einem Tisch. Die 23. Berlinale findet vom 16. bis 26.Februar 2023 statt / dpa

Rückkehr der Berlinale - „Neues startet mit frischem Blut“

Nach einer Corona-Pause findet ab 16. Februar wieder die Berlinale statt. Im Interview sprechen Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek und der künstlerische Leiter Carlo Chatrian über die diesjährige Film-Auswahl, politisches Kino und erklären, warum sie nichts von Quoten halten.

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Mariëtte Rissenbeek studierte Germanistik, Soziologie und Theaterwissenschaft in den Niederlanden. Nach zwei Auslandssemestern an der Freien Universität blieb sie in Deutschland. Nach zehn Jahren bei der Verleih- und Vertriebsgesellschaft Tobis Film wurde sie als Produzentin tätig und arbeitete u.a. mit Mika Kaurismäki. 2002 wechselte sie zu German Films, der deutschen Einrichtung für die internationale Förderung des deutschen Kinos.

Geboren 1972 in Turin, studierte Carlo Chatrian dort Literatur und Philosophie. Er schrieb für Filmzeitschriften und veröffentlichte Bücher zu Filmthemen. 2002 wurde er Mitglied im Auswahlkomitee des Filmfestivals von Locarno in der Schweiz, 2012 dessen künstlerischer Leiter. Seit 2019 hat er diese Funktion bei der Berlinale inne. Das Gespräch mit dem Leitungs-Duo der Berlinale führte Claudia Reinhard.

Frau Rissenbeek, Herr Chatrian, als wie groß empfinden Sie beide den Druck vor dieser ersten regulären Berlinale-Ausgabe nach zwei Jahren Pandemie?

Mariëtte Rissenbeek: Nach zwei Jahren, in denen wir die Berlinale nicht so umsetzen konnten, wie wir es gern getan hätten, waren die Ansprüche schon hoch. Klar war: Wir können nicht einfach so weitermachen wie 2020. Man muss auf Veränderungen in der Welt reagieren und das erzeugt natürlich Druck.

Die Situation des Festivals in diesem Jahr ist aus diversen Gründen speziell. Die Pandemie ist vorbei, die Kinos erholen sich nur langsam, das Zuschauerverhalten hat sich verändert. Dazu kommen die politischen Krisen in der Welt, der russische Krieg in der Ukraine, die Proteste im Iran und vieles anderes. Wie entscheidet man sich im Vorfeld für eine Balance zwischen all diesen Schwerpunkten, mit denen man als Festival umgehen muss?

Rissenbeek: Der Austausch mit der Film- und Kinobranche ist ein Prozess, der dauerhaft mitläuft. Wir sprechen ständig mit Verleihern, Spielstätten et cetera, weil wir unsere Rolle als Festival auch darin sehen, mit ihnen zusammenzuarbeiten und die Filme zu unterstützen, wenn sie dann im Kino laufen. Auch mit den anderen zwei großen Themen, Iran und Ukraine, sind wir direkt verbunden. Wir haben immer viele iranische Filme im Programm gehabt und waren deshalb immer nah dran, wenn Filmemacherinnen und Filmemacher inhaftiert oder unter Hausarrest gestellt wurden. Deshalb spüren wir auch jetzt eine besondere Verantwortung.

Für die Ukraine gilt dasselbe. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im vergangenen Jahr auf der Bühne stand, um den ukrainischen Film „Klondike“ anzukündigen, der sich mit dem Krieg von 2014 im Land beschäftigte. Es gibt noch viele andere Länder, in denen es aktuell keine Meinungsfreiheit, keine demokratischen Verhältnisse gibt, beispielsweise Afghanistan, das muss man immer mitdenken. Dazu kommt noch das Thema Umwelt, mit dem sich das Festival allerdings schon seit langem auseinandersetzt. Wir vermeiden Müll, der rote Teppich ist aus recyceltem Plastik, wir beleuchten mit LEDs et cetera. Also generell kann man sagen: Wir hatten nicht das Gefühl, dass in diesem Jahr plötzlich ganz viel Neues auf einmal auf uns zukam. Das sind alles größtenteils Themen, die das Festival schon länger begleiten.
 

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Wie groß ist der Verlust der Kinoplätze rund um den Potsdamer Platz? Das Cinestar gibt es schon länger nicht mehr und nun hat auch das Cinemaxx die Kapazitäten drastisch reduziert. Dort werden in diesem Jahr nur noch Presse- und Marktvorführungen stattfinden.

Rissenbeek: Es ist ein Einschnitt. Wir bespielen dafür im Cubix und im Zoopalast mehr Säle, die Verti Music Hall in Friedrichshain kommt in diesem Jahr mit einem großen Saal im Osten der Stadt dazu. Seit dem vergangenen Jahr ist der Titania-Palast in Steglitz dabei, damit sind wir auch im Süden von Berlin präsent. Wir wollen die neue Situation auch als Chance begreifen. Berlin ist so groß, und das Publikum kommt von überallher. Deshalb finde ich es keine schlechte Idee zu sagen, „Wir kommen zu euch!“, anstatt dass alle Zuschauerinnen und Zuschauer zum Potsdamer Platz kommen müssen.

Werden die Menschen denn trotzdem zum roten Teppich kommen?

Rissenbeek: Ich glaube schon. Die Atmosphäre am Berlinale-Palast bleibt etwas Besonderes, die Fans kommen zu den Premieren dort, auch wenn wir im Cinemaxx keine Vorführungen fürs Publikum haben.

Die Berlinale muss sich zu zwei Dritteln selbst finanzieren, der Rest kommt vom Bund. Bleibt dieses Modell für die Zukunft in der aktuellen wirtschaftlichen Lage realistisch?

Rissenbeek: In diesem Jahr konnten wir das aufgrund der überdurchschnittlichen Preissteigerung durch die Energiekrise so nicht einhalten und haben deshalb zusätzliche Mittel bekommen. Wir müssen sehen, wie wir uns für die Zukunft aufstellen können. Da kann ich jetzt noch keine Prognose abgeben.

Wir wird sich das auf die Ticketpreise für dieses Jahr auswirken?

Rissenbeek: Die müssen wir um circa zehn bis 15 Prozent erhöhen.

Kristen Stewart ist die jüngste Jury-Präsidentin in der Geschichte der Berlinale. War das bei der Suche ein wichtiges Kriterium?

Carlo Chatrian: Ja, aus mehreren Gründen. Berlin ist eine junge Stadt. Die Berlinale hat eine eigene Sektion für Kinder und Jugendliche. Zudem gab es bei uns nach den vergangenen zwei Jahren auch das Gefühl von einem Neuanfang. Und Neues startet mit frischem Blut. Deshalb haben wir für das Thema unserer diesjährigen Retrospektive auch „Coming-of-Age“ gewählt, in dieser Sektion kann man nun betrachten, wie sich die Darstellung von Jugend in den vergangenen 50 Jahren verändert hat.
Es sind auch über 50 Debütfilme im Festivalprogramm.

Rissenbeek: Genau. Und wir zeigen nicht nur viele Filme mit jungen Protagonistinnen und Protagonisten, sondern präsentieren auch viele neue Filmemacherinnen und Filmemacher. 

Die Berlinale hatte mit ihrem genderneutralen Schauspielpreis eine Vorreiterrolle. Mittlerweile haben andere nachgezogen, aber es gibt auch nach wie vor Kritik daran. Zum Beispiel, dass Schauspielerinnen im Nachteil sind, weil es weniger Rollen für sie gibt als für ihre männlichen Kollegen. Wie ist Ihre Bilanz?

Chatrian: Es gibt den Preis ja erst seit zwei Jahren. Es muss sicher noch mehr Zeit vergehen, bis man sagen kann, ob sich das Konzept bewährt. Wir sind nach wie vor ziemlich überzeugt davon. Wir machen diesen Unterschied ja auch in keiner anderen Kategorie, Regie, Kamera et cetera.

Cate Blanchett hat vor ein paar Wochen bei den Critic’s Choice Awards auf der Bühne gefordert, das „im Fernsehen ausgestrahlte Pferderennen“ zu beenden, damit meinte sie Preisverleihungen. Ist es vielleicht generell Zeit, für weniger öffentlichen Wettbewerb und für mehr Kollaboration?

Chatrian: Ich stimme ihr da in gewisser Weise zu. Aber es ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sind Preise und Wettbewerbe bedeutsam, weil sie Interesse wecken. Aus diesem Grund verleiht die Berlinale in diesem Jahr auch zum ersten Mal Preise für Serien. Wenn es am Ende Preise gibt, wollen die Zuschauerinnen und Zuschauer mehr Titel aus einer Sektion sehen, damit sie mitreden können. Auf der anderen Seite müssen natürlich alle Beteiligten immer aufpassen, dass man den Preisen nicht zu viel Bedeutung zuschreibt. Man muss sich klarmachen: Das sind subjektive Entscheidungen, die vielleicht ein paar Monate früher oder später ganz anders gefällt worden wären.

Wie hat sich die Bedeutung von Filmfestivals seit dem Pandemiebeginn gewandelt?

Rissenbeek: Unser Anspruch war immer, guten Filmen, die es sonst wahrscheinlich schwerer hätten, Aufmerksamkeit und damit eine Starthilfe zu geben. Und ich denke, das wird in der sich wandelnden Kinolandschaft immer wichtiger werden.

Chatrian: Da stimme ich zu. Filmfestivals sind heutzutage wichtiger für die Kinolandschaft als je zuvor, weil sie unabhängig vom Markt sind. In der Entscheidung, welche Filme wir zeigen, sind wir komplett frei. Deshalb hat die Aufmerksamkeit, die Filme durch ihre Präsenz auf Festivals bekommen, einen anderen Wert. Sowohl für Filme, die im Kino laufen als auch für Streamingproduktionen, die wir ja auch zeigen. Die Menschen wissen, dass unsere Kriterien allein künstlerischer Natur sind, und wir können damit in dem immensen Angebot an produzierten Filmen eine Orientierung bieten. Deshalb steigt natürlich auch der Druck, und die Auswahl ist härter umkämpft. Sie glauben nicht, wie viele amerikanische Agenten mich seit Mitte Dezember angerufen haben, um mir Filme für Premieren anzubieten. Wir sind aber kein amerikanisches Filmfestival. Wir suchen Filme aus, weil sie gut sind und richtig für unser Programm, das eine gewisse Balance braucht.

Berlinale
Chatrian und Rissenbeck schauen sich in der
Bildgießerei Hermann Noack frisch gegossene
Berlinale-Bären an / dpa

Eine ukrainische Journalistin hat nach der Pressekonferenz, bei der Sie den Wettbewerb vorgestellt haben, mit kritischem Unterton gefragt, wie es denn sein könne, dass der rote Faden in diesem Jahr ausgerechnet das Genre Melodram sei. Können Sie den Unmut nachvollziehen?

Chatrian: Ich habe eine relativ weite Definition des Genres Melodram. Was ich damit sagen wollte, ist, dass wir dieses Jahr im Wettbewerb viele Filme haben, die das Publikum mit Emotionen fesseln. Filme, in denen Menschen für ihre emotionalen Bedürfnisse kämpfen. Das kann eine Geschichte über ein achtjähriges Mädchen sein, das nach ihrer Identität und stellvertretend dem richtigen Namen sucht, über den Wunsch nach einem besseren Verhältnis zu den Eltern oder über die verbotene Liebe zu einem älteren Mann. Tatsächlich stehen in der Sektion „Encounters“ in diesem Jahr eher Dokumentationen im Zentrum, also die Realität, wenn man so will, und im Wettbewerb eher emotionale Genre-Geschichten. Das heißt natürlich nicht, dass diese unter der Oberfläche nicht auch politisch wirken.

Was ist Ihre Definition von politischem Kino?

Chatrian: Für mich ist Kino immer politisch, in dem Sinne, dass es die Zuschauerinnen und Zuschauer auffordert, ihre Haltung zur Gesellschaft zu definieren. Immer wenn also ein Film Fragen stellt, anstatt simple Antworten zu geben, ist er politisch. Filme können einen Menschen auf sehr intime Art verändern, weil sie ihm ermöglichen, die Realität mit anderen Augen zu sehen. Ja, wir müssen fragen, wie man die kämpfende Ukraine unterstützen kann. Aber die größere Frage, „Wie sehe ich meine Rolle als Bürgerin oder Bürger?“, kann auch in einem ganz anderen Kontext gestellt werden. Das ist mir bei der Auswahl wichtig. Ich will Filme zeigen, die die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu bringen, sich in der Welt zu positionieren.

Muss man sich heutzutage als Kurator mehr für das rechtfertigen, was man nicht zeigt, als für das, was man zeigt?

Chatrian: Da bin ich mir nicht sicher. Vielleicht, weil die Auswahl so groß ist. Aber ich versuche, das zu vermeiden. Ich versuche, mit unserem Programm eine Art Landkarte zu erschaffen, in der Zuschauerinnen und Zuschauer ihre eigene Route wählen können, entlang der drängenden Fragen der Gegenwart.

Um es etwas konkreter zu machen: Warum kein Film aus der Ukraine? Warum kein Film aus Afrika? Warum kein Film aus der arabischen Welt?

Chatrian: Ich kann diese Fragen nachvollziehen. Und es gibt übrigens all das im Festivalprogramm. Nur nicht im Wettbewerb. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es gibt zum Beispiel Filme, die in anderen Sektionen besser positioniert sind und viel positive Aufmerksamkeit bekommen. Man weiß das natürlich nie vorher, aber wir treffen diese Entscheidungen nach bestem Wissen.

Legen Sie Wert darauf, dass die Menschen in den Auswahlkomitees divers besetzt sind?

Chatrian: Mir ist der cineastische Background das wichtigste Kriterium. Wie blickt dieser Mensch auf Filme? Diversität ist ein Kriterium, aber ich halte nichts von Quoten.

Wie handhaben Sie die Auswahl von Filmen, die unter restriktiven Regimen entstehen, bei denen also die Zensur eine große Rolle spielt? Zum Beispiel bei Filmen aus China?

Chatrian: Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wir wollen natürlich keine Filmemacherinnen und Filmemacher in Gefahr bringen und sind deshalb auf die Kooperation mit den jeweiligen Regierungen angewiesen. Das können manchmal sehr langwierige Prozesse sein, so auch bei dem diesjährigen chinesischen Wettbewerbsfilm „Der schattenlose Turm“. Wie schnell so eine Entscheidung wieder umschlagen kann, haben wir im vergangenen Jahr bei „Return to Dust“ von Li Ruijun gesehen. Wir durften den Film zeigen, er lief sehr erfolgreich, dann wurde er in China plötzlich doch wieder verboten.

Fünf deutsche Filme sind dieses Jahr im Wettbewerb. Ist das Zufall, oder ist es Ihnen ein besonderes Anliegen, die deutschen Filmemacher zu unterstützen?

Chatrian: Die deutsche Filmindustrie zu unterstützen, betrachte ich tatsächlich als meine Pflicht. Das ist in Cannes oder Venedig nicht anders. Es ist nicht das oberste Ziel, aber ein wichtiges. Aber auch hier gilt: Es gibt keine Quote! Manchmal ist es besser für die deutsche Filmlandschaft, nur zwei ihrer Filme auszuwählen. Aber dieses Jahr war ein sehr starkes Jahr für den deutschen Film.

Immer wieder wird der Vorwurf laut, in Deutschland würden generell zu viele Filme produziert. Wie stehen Sie dazu?

Rissenbeek: „Zu viele“ ist natürlich immer eine subjektive Sicht. In meiner vorigen Tätigkeit bei German Films, als ich die deutschen Filme im Ausland vertreten habe, habe ich schon gesehen, dass es ein Publikum für all diese Filme gibt. Die Frage ist nur, wie kriegt man die Filme dorthin? Ohne PR ist das unmöglich. Und da sind die Kapazitäten eben begrenzt. Man muss sich also entweder damit zufriedengeben, dass ein Großteil dieser Filme es nicht schaffen wird, oder sich eben dafür entscheiden, weniger Filme zu machen. In unserer derzeitigen fragmentierten Social-Media-Landschaft erscheint es mir unmöglich, viele Filme gleichzeitig einer Öffentlichkeit nahezubringen.

Warum ist in diesem Jahr eigentlich kein Bär auf dem Berlinale-Plakat?

Chatrian: Wir wollten in diesem Jahr den Fokus auf unser Publikum legen. Um zu feiern, dass wir wieder mit vollen Sälen an den Start gehen können. Wir freuen uns!

In Kooperation mit:

Berliner Zeitung

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Sabine Lehmann | Do., 9. Februar 2023 - 00:18

Wenn ich Statements lese wie:
"Wir spüren eine besondere Verantwortung."
"Kino ist immer politisch."
"Filme zeigen, damit sich Zuschauer in der Welt positionieren können."
"Pandemie, Identität, Afghanistan, Ukraine,...."
Dann, genau dann weiß ich wo die Reise hingeht. Nach Erziehungsjournalismus, Erziehungsfernsehen kommt jetzt Erziehungs-Kino. Glückwunsch! Der Mensch muss erzogen werden! Offenbar fühlen sich immer mehr "spezielle", anmaßende Menschen berufen, diese Aufgabe übernehmen zu "müssen":
Betreutes Denken im Kinosessel.
Darauf haben die Menschen gewartet! Nach den letzten 3 Jahren Corona-Wahn, galoppierender Verarmung u. Überfremdung im eigenen Land.
Gut, dass wir so berufene Künstler unter uns wissen, die uns unbedingt noch etwas beibringen wollen: die "richtige" Haltung, die "richtigen "Gedanken" u. damit´s noch etwas gefühlig wird, die "richtige" Emotion...ist das arm!
Früher ging man ins Kino zur Unterhaltung u. Ablenkung, zur Freude. Heute zur Erziehung. "Danke" dafür!

nach 2maligem lesen dieses Interviews hatte ich ein Gefühl das ich nicht in Worte fassen konnte. Sie haben die Worte gefunden die mein Gefühl bestätigen, danke.

Liebe Frau Keppelen, ich habe mich so geärgert über den Artikel, dass mir noch weitaus mehr dazu eingefallen wäre. Ich würde gerne ergänzen, dass diese "cineastische Zeitenwende" auch anderswo bereits Einzug gehalten hat, wobei zu hoffen bleibt, dass das gute alte Popcorn-Kino nicht gänzlich ausstirbt vor lauter missionarischem Übereifer.
Ein "gutes" schlechtes Beispiel für diese neue Attitüde ein neuer Film aus den USA "The Son", der nicht nur mit einer haarsträubenden Fehlbesetzung glänzt (Vater:Hugh Jackman), sondern vor allem den k(r)ampfhaften Versuch startet, politisch korrekte 90 Minuten geballte Langeweile und Phlegma auf die Leinwand zu zaubern, der so fesselnde Dialoge hat wie:
"Du musst kommen, unbedingt."
"Wieso?"
"Unser Sohn ist komisch."
"Wieso?"
"Er spricht nicht mehr mit mir."
Dramatische Musik und eine im dt. TV endlose Werbung für dieses Machwerk, soll wohl die Zuschauer ins Kino locken, damit sie dort die gleichen Depressionen bekommen wie der Hauptakteur "The Son"!