Wladimir Putin
Wladimir Putin während seiner jüngsten Ansprache im russischen Fernsehen / dpa

Ukraine-Krieg - Putin befiehlt Teilmobilmachung

In einer Fernsehansprache hat Kremlchef Putin eine Teilmobilmachung in Russland angeordnet. Damit schafft er im Krieg in der Ukraine neue Fakten. Vor allem will er damit nach einer Niederlage in der Region Charkiw Personalprobleme an der Front lösen.

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Knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Er habe diese Entscheidung nach einem Vorschlag des Verteidigungsministeriums getroffen und das Dekret unterschrieben, sagte Kremlchef Wladimir Putin in einer Fernsehansprache am Mittwoch. Die Teilmobilisierung beginne noch an diesem Mittwoch. Damit will er auch Personalprobleme an der Front lösen.

Zugleich kündigte Putin an, die „Referenden“ in den besetzten Gebieten der Ukraine über einen Beitritt zu Russland zu unterstützen. Die Teilmobilmachung bedeutet nach Putins Worten, dass Reservisten eingezogen werden. Sie würden den gleichen Status und die gleiche Bezahlung bekommen wie die jetzigen Vertragssoldaten und auch vor dem Fronteinsatz noch einmal militärisch geschult, versicherte er.

Erinnerungen an das Jahr 2014

Die von Moskau anerkannten „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine sowie das Gebiet Cherson im Süden wollen noch in dieser Woche in umstrittenen Verfahren über einen Beitritt zur Russischen Föderation abstimmen lassen. Das teilten die Regionen am Dienstag mit. Die Scheinreferenden, die weder von der Ukraine noch von der internationalen Gemeinschaft anerkannt werden, sollen demnach vom 23. bis 27. September abgehalten werden. Sie gelten als Reaktion auf die aktuelle ukrainische Gegenoffensive im Osten des Landes.
 

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Auf ähnliche Weise annektierte Russland 2014 die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim. International wurde die Abstimmung nicht anerkannt. Auch diesmal ist eine Anerkennung nicht in Sicht. Der Westen reagierte mit Sanktionen. Allerdings hatte Russland stets betont, sich durch die Strafmaßnahmen der EU und der USA nicht von seinen Zielen in der Ukraine abbringen zu lassen. Russland werde alle Mittel einsetzen, um seine territoriale Unversehrtheit zu schützen, sagte Putin. Er erwähnte auch die Atomwaffen. Putin hat das strategische Nukleararsenal bereits in erhöhte Bereitschaft versetzen lassen zur Abschreckung für die Nato, sich in der Ukraine einzumischen.

Verteidigung durch Drohungen 

Die russische Politologin Tatjana Stanowaja meinte, dass Putin sich nach dem Scheitern seiner ursprünglichen Pläne, die Gebiete in der Ukraine rasch einzunehmen, zu den Beitrittsreferenden entschieden habe. Nach Aufnahme der Regionen habe er die Möglichkeit, die Territorien unter Androhung des Einsatzes von Atomwaffen zu verteidigen. Damit habe er seinen Einsatz in dem Krieg deutlich erhöht.
 

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Die Separatisten in Donezk und Luhansk hatten angesichts des jüngsten ukrainischen Vormarsches gefordert, solche „Abstimmungen» schnell anzusetzen. Russland hat seinen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar unter anderem mit der «Befreiung» der Gebiete Donezk und Luhansk begründet. Zunächst konnte das russische Militär große Teile der Ost- und Südukraine erobern.

Zuletzt allerdings musste der Kreml eine empfindliche Niederlage hinnehmen, die russischen Truppen zogen sich nach ukrainischen Angriffen fast völlig aus dem Gebiet Charkiw zurück. Die Staatspropaganda warnte danach vor einer möglichen verheerenden Niederlage in dem Krieg. Dagegen betont die russische Militärführung immer wieder, dass alles nach Plan laufe und alle Ziele erreicht würden.

Quelle: dpa

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Ingo Frank | Mi., 21. September 2022 - 09:48

In Russland wie im Buntland Germany.
Jeden Tag, fast jede Stunde, wird mit weiteren Meldungen über Milliarden Ausgaben ob Verstaatlichung, Rettungsschirme o.ä. der „Plan“ oder sollte man besser sagen die Planlosigkeit (wie in Russland?) fortgesetzt.
Die Frage ist, wenn der Topf aber nun ein Loch hat? Reicht das Stroh in den Köpfen der Fortschrittskoalition , ….. um dies zu stopfen.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Karopka Cornelia | Mi., 21. September 2022 - 10:03

"Die Scheinreferenden, die weder von der Ukraine noch von der internationalen Gemeinschaft anerkannt werden, sollen demnach vom 23. bis 27. September abgehalten werden."- eine Frage, warum "Scheinreferenden"- werden die nur scheinbar- also in Wirklichkeit nicht- abgehalten, oder geht es darum, ihnen die Legitimität abzusprechen, weil die Ukraine dagegen ist? Man sollte sich tatsächlich überlegen, ob die dort Lebenden nicht wirklich nach acht Jahren unerklärtem Krieg die Nase voll haben (in Donezk gab es gerade in den letzten Tagen viele getötete Zivilisten, aber die sind wahrscheinlich auch nur "Scheingetötet", jedenfalls wird über die in unseren Medien nicht berichtet) und sich von einem Beitritt zu Russland erwarten, dass sie dann mit ganzer Kraft verteidigt werden und irgendwann endlich wieder in Frieden leben können!

Martin Falter | Mi., 21. September 2022 - 10:22

knapp 8 Monaten mit dem Rücken zur Wand.

In allen Bereichen hat sich die Lage für Russland dramatisch verschlechtert.

Die Atomdrohung wird auch diesmal nicht ziehen, denn auf seine Kartenspielertricks fällt schon lang keiner mehr rein.

Zeit das die Russen den Müll selbst raus bringen.

In wie weit hat Putin bisher geblufft?
- Er hat letztes Jahr bereits letztes Jahr mit einem Krieg gedroht. Und einen Krieg angefangen.
-Er hat gedroht die russischen Streitkräfte zu mobilisieren. Er hat die Streitkräfte mobilisert.
-Er hat gedroht Nuklearwaffen einsetzten.

Wieso soll er denn keine Nuklearwaffen einsetzen?
Und falls sie eingesetzt werden, was machen wir dann ?

Armin Latell | Mi., 21. September 2022 - 16:55

Antwort auf von Konstantin

gefällt sich halt in der Rolle, Kosenamen für Putin zu "erfinden". Originell sind sie aber leider nicht. Beim Sachverhalt ist er, wie man aus seinen zahlreichen anderen Beiträgen erkennen kann, sehr örr und msm lastig, so dass ihm klare Gedanken und Einschätzungen, Vorstellungen von dem was kommen kann, nur sehr eingeschränkt möglich sind. "Und falls sie eingesetzt werden, was machen wir dann ?" Um es mit den Worten unseres kompetenten Wirtschaftsministers zu sagen: Vielleicht haben wir etwas Glück, auf jeden Fall ist Deutschland gut vorbereitet.

Gerhard Lenz | Mi., 21. September 2022 - 23:44

Antwort auf von Armin Latell

mißfällt offensichtlich die Bezeichnung, die sich Herr Falter für den Schlächter Putin ausgedacht hat.
Das wundert nicht - die AfD, der Herr Latell nahesteht, wie er in mehreren Beiträgen eindeutig gezeigt hat - wird in ihrer Moskauhörigkeit höchstens noch von Frau Wagenknecht (oder dem nordkoreanischen Diktator) eingeholt.

Da ist eine Verballhornung des russischen "Führers", der in rechtsextremen Kreisen noch immer hohes Ansehen geniesst, natürlich ein Affront. Putin bekämpft schließlich den verweichlichten, dekadenten, Multikulti-Westen. Was in der AfD bekanntlich bestens ankommt.

Dabei hat Herr Falter mit seinem Begriff "Pudding" Richtiges gesagt - was den Inhalt von Herrn Putins Oberstübchen angeht. Der leidet nicht nur an dem Wahn, der Westen habe zum Angriff auf sein heiliges Russland aufgerufen, sondern betonte heute noch mal, der "Feind" sei ja ja auch für die Zerstörung der Sowjetunion verantwortlich.

Pudding, in der Tat.

Armin Latell | Mi., 21. September 2022 - 11:52

ein Artikel mit informativem Inhalt von der Cicero-Redaktion, wenn auch schon weitgehend bekannt.

hermann klein | Mi., 21. September 2022 - 12:59

Die Kirche im Dorf lassen, oder Butter bei die Fische.
Die Militärausgaben der USA 801 Milliarden Dollar
Die Militärausgaben Russland, im Vergleich bescheidene 65,9 Milliarden Dollar.
Ich frage mich was sind die Ziele der USA mit diesem gewaltigen Militär Budget- Überschuss von 735 Milliarden Dollar gegenüber Russland
Nutznießer sind die Waffenproduzenten welche den Krieg noch lange am Laufen halten.
Ein langfristiger Abnutzungskrieg würde Russland bescheidenes Militärpotenzial gegenüber USA schwächen. Dazu hat die Ukraine mehrfach erklärt nuklear aufrüsten zu wollen.
Ferner wäre es nie zu einem langwierigen Kampf in der Ukraine gekommen, wenn der Westen bzw.. USA, Kiew nicht mit Waffen und Geld unterstützt hätte.
Die Europäer ziehen mit und merken überhaupt nicht, dass sie von den USA für ihre wirtschaftlichen, militärischen, imperialen Ziele missbraucht werden.
Amerika

Gunther Freiherr von Künsberg | Mi., 21. September 2022 - 18:47

Antwort auf von hermann klein

Die unterschiedlichen Ausgaben für Waffen lassen sich höchst einfach erklären. Putin weiß genau, dass die NATO keinen Angriffskrieg führen kann, weil demokratisch organisierte Staaten dies nicht zulassen würden. Deshalb kann sich Putin bei seinen Militärausgaben auf Angriffswaffen konzentrieren. Die NATO bzw. die USA sind in der Verteidigerposition und müssen damit allen möglichen Angriffen eines Imperialisten kalkulatorischen vorbeugen. Es ist der“ Atomschirm“ der NATO, der die Russland angrenzenden Staaten davor schützt von Russland annektiert und durch manipulierte Referenden “ heim ins russische Reich“ geholt zu werden.
Die Darstellung der Zahlen für militärische Ausgaben ohne die Erklärung, dass der Verteidiger mit erheblich höherem Aufwand seinen Militärausgaben bewirken muss als der Aggressor, ist eine vorsätzliche Falschaussage

Gerhard Lenz | Mi., 21. September 2022 - 13:25

unter dem auch von mancher/m Cicero Forist*in mindestens als Halbgott gepriesenen Vladimir Metzger Putin strauchelt!

Putins Vernichtungskrieg sollte die Ukraine ursprünglich völlig von der Landkarte tilgen.

Jetzt scheint plötzlich sogar der Verlust der von den Russen okkupierten (Krim) oder massiv infiltrieren Gebiete (Ostukraine) möglich. Putin, der nach üblicher Kriegsherrenart bislang nichts als Erfolgsmeldungen herausposaunte, sieht sich gar gezwungen, zunächst eine Teilmobilmachung einzuleiten. Nein, die mutigen Ukrainer scheinen der vielfach stärkeren Besatzungsmacht ganz schön zu schaffen zu machen.

Jene, die der Ukraine bereits an Tag 1 des russischen Überfalls die völlige und bedingungslose Kapitulation empfahlen (natürlich nur aus "humanen Gründen", um den "Krieg zu verkürzen") werden ziemlich verschnupft die Nase rümpfen.

Aber gut: Noch immer scheint es mehr als wahrscheinlich, dass die russischen Aggressoren am Ende als Sieger dastehen werden, trotz tapferer Gegenwehr.

Jochen Rollwagen | Mi., 21. September 2022 - 20:34

In zwei bis drei Wochen, spätestens Mitte Oktober geht in der Ost-Ukraine nichts mehr. Außer Schlamm-Catchen und Eis-Langsam-Lauf. Daß ausgerechnet Deutschland das vergessen hat und weiter über "Waffenlieferungen" salbadert zeigt, daß Herr Scholz der perfekte Kanzler für dieses Land ist. Jedes Volk hat die Regierung die es verdient. Die 300.000 einberufenen Reservisten werden dann im wahrsten Sinn des Wortes die Stellung halten. Bei mehr als 1.000 Kilometer Frontlinie braucht es halt soviel. Mehr geht eh nicht mehr. Dafür sind sie da.

Christoph Kuhlmann | Fr., 23. September 2022 - 17:05

Jetzt zieht er 300 000 Reservisten und Wehrpflichtige. Wenn Donezk und Luhansk russisches Staatsgebiet sind, dann darf er sie dort auch einsetzen. Bis zum großen, vaterländischen Krieg ist es dann nicht mehr weit. Auf einmal wird ein Raubkrieg zur Verteidigung der Grenzen Russlands. Ich glaube nicht, dass mit diesem Mann an der Spitze Frieden möglich ist. Es würde mich allerdings freuen, wenn ich mich irre.