Jens Marco Scherf / Anna Hornstein

Jens Marco Scherf im Gespräch mit Clemens Traub - Cicero Podcast Politik: „So kann Integration nicht funktionieren“

Der grüne Landrat Jens Marco Scherf aus Bayern fühlt sich angesichts der Migrationskrise von der Bundesregierung und seinen eigenen Parteifreunden im Stich gelassen. Integration werde unter den derzeitigen Umständen zu einem „Zufallsprodukt“, sagt er im Gespräch mit Clemens Traub.

Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

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Der grüne Landrat Jens Marco Scherf aus dem unterfränkischen Miltenberg ist in der deutschen Migrationsdebatte zur Stimme der Kommunalpolitik geworden. Mit einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz sorgte er Anfang des letzten Jahres bundesweit für Schlagzeilen. Darin forderte er eine effektive Begrenzung der Migration und schilderte eindrücklich die prekäre Situtation in seinem Landkreis. Scherf fühlt sich von der Bundesregierung und seiner eigenen grünen Partei in der Migrationskrise im Stich gelassen. 

Doch was hat sich seitdem verändert? Scherf stellt ernüchtert fest: „Die Situation in meinem Landkreis ist seither noch bedrohlicher und schwieriger geworden.“ Im Cicero-Podcast Politik spricht er von täglich neuankommenden Flüchtlingen, überforderten Schulen und wieder in Betrieb genommen Notunterkünften. Die Ressourcen und das Personal reichen schon lange nicht nicht mehr aus: In seinem Landkreis ist ein Betreuer für 900 Migranten zuständig. Unter diesen menschenunwürdigen Voraussetzungen verkommt Integration zu einem reinen „Zufallsprodukt“.

Im Cicero-Podcast Politik erklärt er auch, dass sich die Stimmung in seinem Landkreis in den vergangenen Monaten verändert hat und die Bürger voller Sorgen sind. Angesichts der unkontrollierten Migrationspolitik fällt es ihm zunehmend schwerer, um Rückhalt in der Bevölkerung zu werben. Scherf ist sich sicher: Eine Gesellschaft in Vielfalt kann es nur geben, wenn Migration geordnet abläuft.

Jens Marco Scherf und Clemens Traub
Jens Marco Scherf (li.) und Clemens Traub / Anna Hornstein und Dominik Herrmann

 

Das Gespräch wurde am 19. Dezember 2023 aufgezeichnet.

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Markus Michaelis | Fr., 5. Januar 2024 - 17:32

Ein paar Gedanken: Ein Teil ist Parteien-HickHack", ein Teil Politiker, die sich vor lauter Problemen nicht in noch eine kaum lösbare Aufgabe stürzen wollen - aber aus meiner Sicht mehr sind es immer noch Millionen Bürger, die sehr deutlich für mehr Einwanderung, Hilfe etc. sind und Probleme im Kapitalismus, von Rechts etc. verorten, aber nicht bei der Einwanderung. Dazu kommen mehr politisch wirksame Migranten, die für mehr Einwanderung sind (neben anderen, die viel deutlicher als Biodeutsche dagegen sind). Dahinter stehen auch Ideen die Gesellschaft durch Einwanderung in eine gewünschte Richtung zu schieben. Offen diskutiert wird das nicht - öffentliches Reden geht meist um eingespielte Floskeln, etwa Hilfe für Schutzbedürftige, ohne dann trennen zu wollen, wer schutzbedürftig ist und was man mit "den Anderen" macht.

Dass der Diskurs vor Ort oft anständiger ist glaube ich, aber vielleicht wird dabei auch oft Relevantes nicht angetastet - und dann doch AfD gewählt.

Reinhold Schramm | Fr., 5. Januar 2024 - 17:44

Die Mehrzahl der Millionen Migranten und Asylanten kommt aus seit feudalistisch strukturierte Gesellschaften; überwiegend vom feudal-religiösen Wahn und Aberglauben des Islam seit Jahrhunderten geprägt. Der historische Fortschritt endete meist vor Jahrhunderten in deren Ländern und Regionen; seitdem gab es keinen gesellschaftspolitischen Fortschritt oder wurde gewaltsam vom feudal-reaktionären Islam beseitigt und liquidiert.
Eine frühbürgerliche Revolution, wie in Frankreich des 18. Jahrhunderts, in Deutschland im 19. Jh., in England mit der Industrialisierung, eine bürgerliche Aufklärung hat es in der feudal-arabischen Klassen- und Stammesgesellschaft, ebenso in der indischen Kastengesellschaft nicht gegeben. Politische Ansätze wurden gewaltsam von der herrschenden Klasse im Bündnis mit den Religionsführern beseitigt.
PS: Es ist nicht möglich, die Mehrheit der Millionen Wirtschaftsmigranten und Sozialasylanten in hundert Jahren in Deutschland zu integrieren.

Reinhold Schramm | Fr., 5. Januar 2024 - 17:50

Nachtrag.
PS: Es ist nicht möglich, die Mehrheit der Millionen Wirtschaftsmigranten und Sozialasylanten in hundert Jahren zu integrieren, wofür Deutschland bereits Jahrhunderte der Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung benötigte.

Die Migrations- und Asylpolitik des deutschen Weltsozialamtes wird scheitern!

Heidemarie Heim | Fr., 5. Januar 2024 - 17:54

Dolchstoß gegen das 3-Affenprinzip, und das ausgerechnet von einem Grünen! Freilich einem, der aus dem kommunalen Praktiker-Nähkästchen plaudert oder die Krönung, Brandbriefe an die Zentrale verfasst. Was erlaubt er sich!? Und noch meint, dies wäre einer Antwort würdig."Alesia, ähm Miltenberg? Ich kenne kein Miltenberg! Niemand weiß wo Miltenberg liegt!!!" schallt es da zurück;). Nicht mehr lustig? Verstehe!
Dann vielleicht 2 passende Zitate von Kurt Tucholsky zu den von Landrat Scherf gemachten Aussagen: 1. "In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht."
2.) Auf die Frage bezüglich des allgemeinen politischen "Verdrängens, Unwillens, shitstormens", Ignorierens usw. seitens der lieben Kollegen:
"Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger;)."
Vielen Dank für Ihre unverblümten Antworten geehrter Herr Landrat Scherf! Weiterhin Alles Gute! MfG

Sie hat uns niemals geschmeichelt.
Sank uns im Kampfe auch mal der Mut.
Hat sie uns leis nur gestreichelt:
Zagt nicht – und gleich war uns gut.
Zählt denn auch Schmerz und Beschwerde,
Wenn uns das Gute gelingt?
Wenn man den Ärmsten der Erde
Freiheit und Frieden erzwingt!

Die Partei …

Brandbriefe an Ricarda? Womöglich Beschwerden? Nicht zuständig! In den Rundordner. aber vorher Name und Mitgliedsnummer merken.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 6. Januar 2024 - 11:10

Aha. Ein weiterer Grüner nach Palmer von der Basis, der die Realität kennen gelernt hat und der um seinen Posten bangen muss. Warum? Es sind vor allem auch die GRÜNEN, die für dieses Migrationsdesaster verantwortlich sind. Unter Merkel die Groko vor sich hergetrieben und durch ihr grünes U-Boot Angela die Union entkernt und nun selbst in Verantwortung erfährt man unweigerlich Alltagsschmerz. Wenn Sie das alles wirklich ernst meinen dann gäbe es nur eine Konsequenz. Raus aus dieser Partei, werden Sie unabhängig, dann werden Sie auch glaubwürdig. Nur haben Menschen wie Sie auch jahrelang diese Politik gefordert, mitgetragen und zum Teil massiv unterstützt und nun, nachdem Ihnen die faulen Früchte vor die Füße fallen, werden "Brandbriefe" geschrieben. Und wer erhört Sie: Kein Mensch, die machen da weiter wo sie tags vorher aufgehört haben. Nein, Ihr Gejammer dient nur einem Zweck. Sie wollen irgendwie ihren Posten behalten bei nächsten Wahlen, weil sie sonst nämlich weg sind vom Fenster.