Wieso bekommen Ökonomen in der Klimadebatte nur so selten eine Bühne? / Alexander Glandien

Aktivisten statt Ökonomen - Gefährliche Märchen

In der Klimapolitik sollten wir nicht auf Aktivisten, sondern auf Ökonomen hören. Doch die kommen kaum zu Wort. Warum ist das so?

Autoreninfo

Joachim Weimann ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Magdeburg.

So erreichen Sie Joachim Weimann:

Es gab Zeiten, in denen wurden die großen Fragen der Zeit in parlamentarischen Debatten verhandelt und entschieden. Ich erinnere mich noch genau an das Jahr 1972. Ich war 16 Jahre alt und besuchte ein Internat. Im April kam es zum konstruktiven Misstrauensantrag gegen Willy Brandt und dessen Ostpolitik. Die Bundestagsdebatte und die anschließende Abstimmung wurden live im Fernsehen übertragen, und alle Schüler hatten sich im Speisesaal versammelt, um zuzusehen. Brandt war unter uns sehr beliebt, und so brach nach der Ablehnung des Misstrauensvotums lauter Jubel los. Man kam sich vor wie im Fußballstadion, wenn ein Tor fällt. 

Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute entscheiden sich Debatten in Talkshows und in den sozialen Medien. Ausgetauscht werden keine ausgefeilten Argumentationen, sondern Schlagworte und Narrative. Einfache Geschichten, die uns die Welt erklären, die wir in ihrer Komplexität schon lange nicht mehr verstehen. Wir lösen das Plastikproblem der Weltmeere, indem wir Strohhalme und Plastiktüten verbieten, das Klimaproblem mit dem Neun-Euro-­Ticket und Windrädern in Deutschland.

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Bernhard Marquardt | So., 5. Februar 2023 - 15:33

möchte man mit Loriot kommentieren.
Bei all dem Richtigen bleib nur eine klitzekleine Frage offen:
Wie kriegen wir China, Russland und Indien dazu, mitzumachen?
Ansonsten bleiben solche Erwägungen leider nur ein Pinkeln gegen den Wind.

Bleibt also nur, Terpentin zu trinken. Nach Heinrich Heine wußten schon die Römerinnen, daß der Urin dann besonders fein riecht. Spaß beiseite. "Klima" ist zur Religion geworden, weil viel Menschen -und zumal junge- nunmal etwas brauchen, woran sie zwecks Bewältigung ihrer Angsstörungen glauben können. Je heftiger man den vom Autor sehr kundig beschriebenen Nonsens bekämpft, desto fanatischer werden erstmal die Gläubigen. Das Christentum wäre vielleicht auch ein Kult unter vielen geblieben, wenn die Römer nicht angefangen hätten, es so brutal zu bekämpfen. Allerdings haben die ersten Christen erheblich mehr riskiert als rote Händchen und einen kalten Popo. Daraus wächst vielleicht Hoffnung- wer so wenig riskieren muß, entfacht am Ende keine Flamme, die wirklich lange brennt. Angesichst der immer offensichtich Folgen der völlig verkorksten deutschen Energiepolitik gebe ich dem radikalen Flügel der Grünen Taliban noch maximal ein Jahr.

Ronald Lehmann | So., 5. Februar 2023 - 16:08

Nicht die Aktivisten, weil die nur Marionetten in diesen System sind wie die Medien, die die Bühne & Technik wie die der Werbung zur Verfügung stellen, um erfolgreich zu sein.

Und selbst die Lobbyisten sind auch nur Lakaien der BIG-BIG. Dort, wo die Macht gebündelt wird, fallen die großen & tragenden Entscheidungen.
Heutzutage immer mehr international verwebter & unübersichtlicher wie die Faulen Pakte der Finanz-Industrie.
Alle anderen versuchen nur, auf diesen Zug aufzuspringen, um bestmöglich mit der Suppenkelle ertragreich zu sein. Die kleinen wenig, die größeren etwas mehr.

Ja, manchmal kommt auch bei mir der Gedanke der Matrix auf

Menzel Matthias | So., 5. Februar 2023 - 16:32

Wenn Herr Weimann diese Dinge seinen Studenten beibringt (und die es noch kapieren) habe ich noch Hoffnung für diese Welt.
Bei der grundsätzlichen Annahme (das Vertrauen an den geklärten Klimawandel) habe ich schon kalte Füße - man kann aber nicht immer meckern. Vielleicht kommt nach Lösung der Aufgabe 2 die Erkenntnisse zu Aufgabe 1!

Gerhard Lenz | So., 5. Februar 2023 - 17:28

sind bestens bekannt. Nur: überzeugend wirkt er seltsamerweise nur in den Reihen der Klimakritiker.

Denn die grundsätzliche Idee, man solle nur etwa reparieren, wenn sich lohnt, sonst würde es anschliessend noch teurer, mag in einem Industriebetrieb zuweilen zutreffen.

Folgekosten grundsätzlich als höher einzuschätzen, um umgehende, dringend nötige Kehrwenden zu vermeidem, ist eine Milchmädchenrechnung. Das Populisten sofort jubeln, also jene, für die Klimapolitik sowieso nur linke, verschwenderische Spinnerei ist - denn Deutschland kann ja nicht die Welt retten, und überhaupt gibt es ja gar keinen menschengemachten Klimawandel - verwundert nicht. Und so verliert sich Herr Weimann in Zahlenspielchen, während der Klimawandel bereits jetzt sichtbar werden.
Volkswirtschaftliche Rechenmodelle geben keine Sinn, wenn der Gegenstand - also hier das Klima - sich Marktmechanismen entzieht. Sie verführen höchstens zu bequemen Entschuldigungen: Ist unrentabel, teuer und bringt nichts...

Das führt aber bei mir dazu, dass ich grundsätzlich misstrauisch geworden bin.
Ich konzediere gerne, dass der Mensch seinen Anteil am Klimawandel hat, aber um den Klimawandel zu begreifen, fehlt evtl. vielen Wissenschaftlern der ausreichende Überblick über alle Momente dieser Entwicklung?
Gleichwohl haben wir nur unsere Emissionen in der Hand, die wir ändern können und dies zu tun halte ich für sehr sinnvoll.
Je erfolgreicher Europa seine Emissionen senkt, desto überzeugender weist es der Welt Wege, sie überall zu senken.
Europa ist seit Jahrhunderten Industriegebiet, unsere Erfahrungen sind wichtig für die jetzt aufkommenden Industrien weltweit.
Zusammenarbeit und, was ich favorisiere, sinnvoll entwickelte Industrie nach den geographischen Gegebenheiten, nicht in erster Linie nach Macht bzw. Aspekten des eigenen Reichtums, können Industrieproduktion evtl. leichter ökologisch sanieren?
Nicht nur ökologisch?
Ich bin weder ein Fan von Reichtum, noch von Macht, sondern von Stimmigkeit.

Hans Jürgen Wienroth | So., 5. Februar 2023 - 18:20

Ich weiß, dass ich nichts weiß, soll einmal ein kluger Mann gesagt haben und so geht es mir. Nur mir fehlen Antworten auf meine Fragen, mir sind die „einfachen Lösungen“ nicht genug. Sie widersprechen meinen Physikkenntnissen und dem was ich lese.
Fangen wir beim IPCC-Bericht an. Ist der wirklich so eindeutig? Ich las, dass dies nur für die Zusammenfassung gilt, im hinteren Teil soll es differenzierter zugehen. Aber selbst wenn der menschengemachte Klimawandel wirklich das genannte Ausmaß hat und das CO² der Hauptverantwortliche ist, sind dann unsere Lösungen die richtigen oder suchen wir die einfachen (Vermeidung CO²) heraus? Wenn wir Strom aus Wind erzeugen, was macht das mit unserem Wetter / Klima? Es vermeidet im Sommer den Zustrom kühler Meeresluft, trocknet diese, bevor sie unser Land erreicht und es bewässert etc., so die Physik. Nicht das einzelne Windrad, aber die Masse machts und das seit Jahren immer mehr.

Hans Jürgen Wienroth | So., 5. Februar 2023 - 18:21

Ich sah auch ein Thermografie-Bild von Solarpaneelen, die richtig „glühten“ (und damit Wärme abstrahlten). Ist das gut für unser Klima oder heizt es unsere Umgebung auf? Warum gibt es darüber keine wissenschaftlichen Diskussionen, warum ist Politik in den letzten Jahren „alternativlos“, so dass es auch zwischen den Parteien (nicht nur zu diesem, sondern auch zu vielen anderen) keinen Dissens mehr gibt? Ist die Wissenschaft so eindeutig, dass sie nicht hinterfragt werden muss? Wir stecken viel Geld in unseren „Klimaschutz“, stellen uns jedoch nicht, wie der Autor beschreibt, die Frage, ob das Geld gut angelegt ist.
Da stellt sich die Frage: Qui bono, wer manipuliert uns da eventuell? Nicht fragen, die Lösung ist so genial einfach, die muss stimmen, oder?

Lars | So., 5. Februar 2023 - 20:31

Der Autor und Cicero zeigen einmal mehr, dass politische und gesellschaftliche Themen mehr erfordern als linksgrüne Narrative.

Ronald Lehmann | So., 5. Februar 2023 - 22:42

Damals wie heutzutage & nicht nur bei Corona, immer neue Themen

der ANGST als Triebmittel für die Macht-Agenda

wurden aufgegriffen, egal ob Kalt-Zeit, Ölkrise (das Öl sollte schon 2025 alle sein), Adis, Atom-Krieg, Vogelgrippe, Schweine-Pest, Rinderwahnsinn, Atom-Energie, Ozonloch, Feinstaub, Wälder-Sterben, Sturz-Fluten, Tsunami, der UA-Krieg & jetzt

MENSCHEN-GEMACHTE KLIMAWANDEL

Eine Sau ANGST nach der anderen Sau ANGST wird durch die Welt getrieben & dabei sollte ein jeder wissen

ANGST ist der aller schlechteste Ratgeber!!!

Und deshalb werden Piloten/Kosmonauten so trainiert, dass diese bei Notsituationen nicht von der Angst beherrscht werden, sondern egal wie die Situation ist, in sekundenschnelle schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen. Bestes Beispiel der Film von Piloten "Sully". Hätte der Pilot Chesley B. Sullenberger nach den Anweisungen des Tower gehandelt, wäre garantiert die Geschichte nicht so gut verlaufen.
Also
Leben, analysieren & entscheiden
OHNE DER ANGST

Jens Böhme | Mo., 6. Februar 2023 - 09:25

Geht der Autor davon aus, dass der Klimawandel stetig weiter geht? Kein Ende des Klimawandel in Richtung warm/heiss in Sicht? Die derzeitigen Klimawandelnarrative prophezeihen den Weltuntergang. Doch schon seit Jahren findet die Produktion von z.B. Obst und Gemüse in warmgeschützten Treibhäusern ganzjährig statt. Die Getreideforschung expandiert in Getreidesorten, die schneller reifen als vor dreissig Jahren, um Wettereinflüsse zu umgehen. Die Wissenschaft, der Fortschritt ist viel weiter als die Untergangsjünger der Öffentlichkeit weismachen wollen. Plastik in den Ozeanen heizt das Klima nicht auf. In fortschrittlichen Regionen wird Müll für Heizwärme im Müllverbrennungsofen umgewandelt (lustig, dass deren Bürger den Verbrennungsmüll vorher sorgfältig trennen). Wer glaubt, dass Inseln oder Küsten filmreif innert einem Jahr untergehen, denkt weder modern noch nüchtern, wissenschaftlich sowieso nicht. Wenn wo was untergeht, entsteht woanders was Neues und fördert Innovationen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 6. Februar 2023 - 09:29

Ob Corona, Wirtschaft, Klima oder Migrationspolitik. Die Märchenerzähler haben seit Jahren Hochkonjunktur. Und diejenigen, die sich als Willfährige mit dem Ideologievirus infiziert haben, als "Aktivisten" jeglicher Couleur vor den Karren spannen lassen, die merken es selbst nicht. Warum? Es geht nur um die Machtausübung und Erweiterung derselben, sowie Erhalt der Macht. Links-Grüne sind für mich fremdgesteuerte Marionetten derer, die "leise" im Hintergrund die Strippen ziehen, das ganze finanziell und ideell steuern. Da passt es doch, dass man da ungebildete, lebensunerfahrene, wohlstandsverwahrloste Menschen mit Bürgergeld und Klimafinanzierung als "Straßenkämpfer" benutzen kann. Nicht wenige, die es eigentlich besser wissen, wollen Teil des Machtsystems sein und merken nicht, dass sie neben dem gutgläubigen Volk die nächsten sein werden, die auf dem Altar der Machterweiterung geschlachtet werden. Die Wissenschaft selbst muss lautstark aufbegehren und sich nicht devot wegducken.

Volker Huber | Mo., 6. Februar 2023 - 09:52

wäre das in der Cicero-Print-Ausgabe angegebene "Buch zum Thema" von Joachim Weimann geworden, wenn es angemessen lektoriert worden wäre. Ich habe schon lange kein Buch mehr in den Händen gehabt, das eine solche Häufung von orthographischen Fehlern, Interpunktationsfehlern und ordinären Schreibfehlern enthält. Hinzu kommt noch die beliebige Verwendung von männlichen und weiblichen Formen, um dem Gesslerhut des Genderns die Reverenz zu erweisen. Der Spaß, den der Autor dem Leser bei der Lektüre wünscht, stellt sich so leider nicht ein. Schade.

Ronald Lehmann | Mo., 6. Februar 2023 - 14:51

Antwort auf von Volker Huber

Und lieber den Inhalt des geäußerten genüsslich verdauen.
Ich bin auch so ein Elefant im Porzellan-Laden, der sich sein ganzes Leben über sich selbst aufregt, weil ich alle Pfützen mitnehme, die absolut kein anderer mitnimmt. Wie früher bei Mathematik oder Statistik. Die Schüsselfehler waren mein Verhängnis, nicht die Wege.
Und ich fand Weidmanns Gedankengänge mehr als erfrischend

Gabriele Bondzio | Mo., 6. Februar 2023 - 10:21

...eigentlich müssten sich Selbige für den Frieden auf der Welt festkleben.

Wenn es wirklich 5 vor 12 wäre.

In Kriegsgebietensind werden Tag für Tag gravierende Umweltsünden begangen und beeinflussen den künftigen Alltag der Zivilbevölkerung enorm.
Wasser, Land und Luft ...zerstörte Städte, brennende Fahrzeuge, Verbrauch von Unmengen Munition und Kraftstoffe (russische T-72 Panzer benötigen beispielsweise 250 Liter pro 100 Kilometer auf befestigten Straßen, im Gelände deutlich mehr) Öl verseucht die Böden.

Und dann ist auch noch die Frage der Ökonomie. Mittel für Veränderungen müssen erarbeitet werden.
In Zeiten der Kriegswirtschaft, die auch unser Land erfasst hat, stehen die Chancen dafür schlecht.