Abriss Statue Milligan
Arbeiter bereiten sich darauf vor, eine Statue des ehemaligen Sklavenbesitzers Robert Milligan in London abzureißen / dpa

Linke und rechte Identitätspolitik - Das Geschäftsmodell der Opfer-Wut

Beim Projekt der woken Wutkultur geht es nicht darum, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Sondern um die Lust an der inflationären Empörung. Wer sich gekränkt fühlt und es schafft, seiner individuellen Kränkung allgemeine Gültigkeit zu geben, darf seine Wut öffentlich ausleben. Und wird dafür sogar noch belohnt.

Bernd Stegemann

Autoreninfo

Bernd Stegemann ist Dramaturg und Professor an der Hochschule für Schauspiel (HfS) Ernst Busch. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschienen von ihm das Buch „Die Öffentlichkeit und ihre Feinde“ bei Klett-Cotta und „Identitätspolitik“ bei Matthes & Seitz (2023).

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Linke Identitätspolitik etabliert im Gegensatz zur rechten eine komplizierte Wutkultur. Sie muss die Thymos-Spannung der Opfer hochhalten und immer wieder neu entfachen. Zugleich muss sie die wütenden Reaktionen der Mehrheitsgesellschaft abwehren, indem sie diese wie in einer japanischen Kampftechnik auf sie selbst zurückwendet. So erklärt sich, warum sich beide Identitätspolitiken gegenseitig befeuern.

Die rechte Wut wird nicht als Ausdruck sozialer Probleme ernst genommen, sondern soll vor allem eine Gefahr für linke Identitäten sein. Rechte Wut wird zum individuellen Charakterfehler erklärt, während linksidentitäre Wut Ausdruck der falschen Verhältnisse ist. Mit diesem doppelten Standard werden permanent neue Konflikte produziert. Denn es werden nicht nur alle nicht-linksidentitären Wutkollektive provoziert, sondern es wird ebenso der Universalismus und Gleichheitsanspruch der bürgerlichen Milieus bekämpft.

Radikale Paradoxien

Um in diesem Wechselspiel Sieger zu bleiben, wendet die linke Identitätspolitik ihre Paradoxien immer radikaler an. Jeder Versuch, auch die rechte Wut als Teil des politischen Spektrums zu verstehen, wird kategorisch abgelehnt. Wer die „Sorgen der Bürger“ ernst nehmen will, macht sich in ihren Augen bereits verdächtig.

Der einfache Grund, warum linke Identitätspolitik ihre doppelten Standards so vehement durchsetzen will, besteht in ihrem politischen Machtanspruch. Würde die Wut der „weißen Menschen“ nicht als Beweis ihrer Schuld angesehen, sondern als verstehbares Aufbegehren anerkannt, bräche das Fundament linker Identitätspolitik zusammen. Ihre doppelten Standards sind das Betriebsgeheimnis ihres Erfolgs. In jedem einzelnen ihrer Argumente finden sie sich wieder.

Darum droht die größte Gefahr für sie inzwischen nicht von der Seite der rechten Wut, sondern von der Seite, die ihren strategischen Einsatz der Doppelstandards öffentlich kritisiert. Die Wut linker Identitätspolitik richtet sich immer stärker gegen die neutrale Position des Universalismus. Die raffinierteste Abwehr besteht darin, den Universalismus zum Partikularismus der „weißen Menschen“ zu erklären.

Mit diesem logischen Trick sägt die linke Identitätspolitik jedoch an dem Ast, auf dem sie selbst sitzt. Denn wenn es keinen Universalismus in der Gleichheit mehr gibt, entfällt auch ihr Fundament für eine Gleichheit, mit der Minderheiten gleiche Rechte fordern können. Wer den Universalismus der Menschenrechte ablehnt, öffnet die Türen zur Hölle, in der wieder das Recht des Stärkeren gilt.

Doch diese Gefahr wird ignoriert, da der kurzfristige Gewinn aus den doppelten Standards zu verlockend erscheint. Um diesen Kampf der doppelten Standards gegen die Gleichheit des Universalismus zu gewinnen, muss der Wut-Pegel hoch bleiben. Nur ausreichend große Erregung kann das Wutkollektiv zusammenschweißen und es damit gegen rationale Argumente immunisieren.

Die Vehemenz des Aufschreis wird zur stärksten Waffe gegen den zwanglosen Zwang des besseren Arguments. Darum betreibt linke Identitätspolitik ein elaboriertes Wutmanagement. Damit die Anlässe für Kränkungen nicht ausgehen, müssen die Gegenwart und die Vergangenheit nach Ereignissen durchsucht werden, über die man sich empören kann.

Pietistisches Weltbild

So entsteht die „wokeness“ als wichtigster Lieferant immer neuer Kränkungen. Wer „woke“ ist, ist erwacht und findet mit geschärften Sinnen nun den kleinsten Anlass für Empörung. Der Woke erfüllt in der linken Wutkultur eine wichtige Funktion. Er liefert den notwendigen Nachschub an Aufregung, um die linke Wutspannung hochzuhalten.

Die Erwachten fügen sich perfekt ins pietistische Weltbild und radikalisieren die Suche nach Empörungsgründen. Wenn alle weißen Menschen von Natur aus Rassisten sind, erhöht sich die Zahl der empörungsfähigen Ereignisse ins Unendliche. Was als Mikroaggression in US-amerikanischen Colleges schon vor Jahrzehnten für den permanenten Nachschub an Kränkungen sorgte, wird nun zur allgemein verfügbaren Erregung. Die einfache Frage „Woher kommst du?“ löst, wenn sie von einem weißen Menschen gestellt wird, Wut aus. Denn in den empörungsbereiten Ohren klingt diese Frage nach der Unterstellung, dass die nicht-weiße Person womöglich aus einem anderen Land kommen könnte.

Paradoxe Situation ohne Lösung

Ebenso können die „Tränen der weißen Frau“ zu einem Skandal taugen. Wenn eine rassistisch motivierte Tat öffentlich betrauert wird, sollen schwarze Menschen ablehnen, dass weiße Frauen ihre Anteilnahme durch Tränen ausdrücken dürfen. Die Unterstellung besteht darin, dass weiße Frauen mit ihren Tränen nur selbst zum Mittelpunkt der Trauer werden wollen. So wird eine weitere paradoxe Situation geschaffen, in der Weiße es nur falsch machen können.

Stehen sie ohne Gefühle abseits, wird ihnen Empathielosigkeit und ein rassistisches Desinteresse vorgeworfen. Zeigen sie ihre Gefühle und weinen, wollen sie nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Und wie in allen paradoxen Situationen gibt es keine Lösung. Die Macht liegt genau darin, dass Weiße in eine ausweglose Situation gebracht werden. Der Weiße handelt unhintergehbar falsch, weil er ein Weißer ist, womit er zwangsläufig immer neue Beweise für seine Schuld produziert.

Ist die Tür zur negativen Interpretation „weißer“ Gefühle einmal durchschritten, kann in jeder Handlung und in jeder Formulierung eine rassistische Kränkung gesehen werden. Die Hermeneutik des Verdachts bestimmt dann das Klima, in dem Kommunikation stattfinden muss.

Ein Keks, der von dunkler Schokolade ummantelt ist und „Afrika“ heißt, wird dann ebenso zum rassistischen Skandal wie das Adjektiv „schwarz“ in „Schwarzfahren“ oder „Schwarzarbeit“. Dass in beiden Fällen nicht „schwarze“ Menschen gemeint waren, spielt dabei ebenso wenig eine Rolle wie die absurde Mühe, die eine Gesellschaft aufwenden muss, um die immer neuen Kränkungen zu beruhigen und den alltäglichen Gebrauch der Sprache zu korrigieren.

Affekte der Rache

Bei dem Projekt der woken Wutkultur geht es nicht um einen Plan, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sondern es geht um die Lust an der inflationären Empörung. Wer sich gekränkt fühlt und es schafft, seiner individuellen Kränkung eine allgemeine Gültigkeit zu geben, ist nicht nur berechtigt, seine Wut öffentlich auszuleben, er wird dafür sogar noch belohnt.

Gelten die Affekte der Rache ansonsten als bedenkliche Zeichen von Zivilisationsverlust, so ist die wütende Stimme, die aus einer Opferperspektive nach Vergeltung ruft, ein anerkannter Beitrag zur Öffentlichkeit. Jedes Medium, das im Markt der Aufmerksamkeit mithalten will, braucht inzwischen mindestens eine wütende Opferstimme unter seinen Beiträgern.

Textform des One-Trick-Pony

Das Geschäftsmodell der Opfer-Wut ist so einfach wie erfolgreich. Müssen die Stimmen derer, die nicht als Opfer gelten, Argumente finden und größere Zusammenhänge erläutern, um ihrer Meinung eine Relevanz zu geben, kann die Opfer-Stimme allein auf sich selbst und die eigene Kränkung schauen. So entsteht die Textform des One-Trick-Pony: „Ich bin wütend“ wird zum Ausgangspunkt des immer gleichen Textes, der gegen eine vermeintliche Übermacht anbrüllt.

Dass die Behauptung, eine marginalisierte und darum übersehene Opferposition zu bekleiden, spätestens in dem Moment zur Lüge wird, wo sie regelmäßig in einem überregionalen Medium erscheint und vielfältigen Zuspruch erhält, wird ausgeblendet. Getreu der alten Lehre zum Machterhalt befolgen die Verwalter der Opfer-Wut den Ratschlag: Wenn du herrschen willst, musst du es im Gewand des Dieners tun.

So hat der öffentliche Wettbewerb zwischen rechter und links-woker Identitätspolitik einen klaren Sieger. Und damit findet die paradoxe Methode der linken Identitätspolitik ihre abschließende Formel. Solange sie es schafft, genügend Nachschub an Empörung zu generieren, und solange ihre Wut als legitimer Ausdruck der Unterdrückten erscheint, solange behält sie die Macht über die Regeln der öffentlichen Kommunikation.

Darum steht im Zentrum dieser Wutkultur der gut bewachte Bereich des Opferstatus. Dass die Opfer-Wut so viel erfolgreicher ist als die Täter-Wut der rechten Identitätspolitik, gibt hingegen Anlass, zum Abschluss noch einmal anders über die Wutkultur der Spätmoderne nachzudenken.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus Bernd Stegemanns Buch „Wutkultur“ (Hardcover mit 104 Seiten, 12 Euro), das diesen Monat im Verlag „Theater der Zeit“ erscheint.

 

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Reinhard Getzinger | Do., 19. August 2021 - 07:44

...der Taktik ganz bestimmt!
Aber lässt sich diese Taktik beliebig lange erfolgreich anwenden?
Die Empörungsschrauben der diversen Minderheiten drehen sich immer tiefer in das Holz der Mehrheitsgesellschaft.
Und nach fest kommt bekanntlich ab...

Ingofrank | Do., 19. August 2021 - 08:14

Ich komme vom Bau und nicht von der Philosophie.
Da waren schon immer klare Worte angesagt.

Für mich ist diese ganze linke Identitätspolitik einfach nur ein Sinnbild der immer weiter fortschreitenden Dekadenz, der sich für links haltenden elitären Eliten. Angefangen beim Gendergedöne, Zigeunersoße bis nun zu schwarz…
ob Sarottimohr od. Keks Afrika.
Haben diese Vollpfosten eigentlich noch alle Latten am Zaun? = allgemein verständliche Sprache!
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Auch wenn ich Ihnen inhaltlich überhaupt nicht zustimmen kann, ich finde es gut, dass Sie sich nicht davon haben abhalten lassen, den Text zu kommentieren. Warum auch sollte jemand "vom Bau" solche Dinge schlechter beurteilen können als ein Dramaturg, der hauptberuflich Seminare für angehende Theaterwissenschaftler veranstaltet?

Ingofrank | Do., 19. August 2021 - 15:12

Antwort auf von Kai Hügle

Mit der Anspielung „ ich komme vom Bau“ dürfte doch gerade Ihnen klar sein wer gemeint ist. Fr. Baerbock kommt vom Völkerrecht und ich mit Diplomabschluss als Bauingenieur von der HAB Weimar, heute Bauhausuni Weimar.
Übrigens habe ich mein ganzes Leben in meinem Beruf gearbeitet und davon ab 1991 fast ausschließlich in NRW. Und darauf bin ich stolz.

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Kai Hügle | Do., 19. August 2021 - 16:58

Antwort auf von Ingofrank

Diese Anspielung habe ich nicht verstanden, sorry. Es ging mir aber auch gar nicht darum, Leute "vom Bau", mit oder ohne Hochschulabschluss, abzuwerten - im Gegenteil! Ich habe ja gesagt, dass sie mindestens so qualifiziert sind, sich zum Thema "Identitätspolitik" zu äußern, wie jemand, der Schauspieler und Theaterwissenschaftler ausbildet.

Enka Hein | Do., 19. August 2021 - 17:36

Antwort auf von Ingofrank

..und einige Foristen die sich für Intellektuelle und besser halten, aber es nicht offen zugeben, sei ein Satz von Holger Börner gesagt: "Vor 40 Jahren auf dem Bau hätte ich einen Angriff auf meine Person mit der Dachlatte beantwortet."
Und das was linksgrün seit Jahrzehnten betreibt, ist ein Angriff auf jede Person die anders denkt als diese Maulhelden.
Politiker die von Pieke auf etwas handfestes gelernt haben und mindestens 5 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, die fehlen.
Und Studium von „Völkerball“ oder Gender gehört nicht dazu.

Gruß aus Homeland NRW.

...wie verschieden das 1. posting von Herrn Ingofrank interpretiert wird.
Ich hab mich dadurch verhöhnt empfunden...

Jürgen Klemz | Fr., 20. August 2021 - 09:35

Antwort auf von Reinhard Getzinger

...na Gottseidank kommt er nicht aus dem Bau! Wäre ja auch noch ne Möglichkeit gewesen, aber ich fand die klare Sprache und das mit den Vollpfosten völlig in Ordnung! So und nun lacht mal alle und habt ein schönes Weekend! Mit freundlichen Grüßen aus der Ostberliner Republik, soviel politische Korrektheit muss sein!

Holger Börner ,selbst Maurer, wollte die Grünen mit der Dachlatte erschlagen. Später, als er sie brauchte, zog sich Joschka Fischer bei seiner Vereidigung lieber Turnschuhe an, um schneller weg zu können.

Holger Börner gehörte noch zu den waschechten Sozialdemokraten, notfalls auch mit Maurerdekoltee.

Den Artikel von Herrn Stegemann finde ich gut. Aber das ist Ansichtssache. Was ich allerdings nachvollziehem kann, ist Ihr Zorn auf die häufig verschwurbelte unverständliche Sprache. Ich persönlich glaube, dass sich insbesondere solche Menschen verschwurbelt ausdrücken, die inhaltlich nicht viel oder nichts zu sagen haben. Man kann dann nämlich die inhaltliche Leere prima verstecken. Entweder die Leser geben zwischenzeitlich das Lesen entnervt auf oder der Autor kann behaupten, die Leser hätten ihn absichtlich/unabsichtlich falsch verstanden. Im Prinzip läuft das aber auf dasselbe hinaus. Es kommt übrigens nicht von ungefähr, dass die Links-Rot-Grünen den Genderschwätz erfunden haben - sie haben sonst nichts mitzuteilen.

Auch ich bin Bauarbeiter, aber ich finde, wir Handwerker sollten uns nicht selbst verzwergen (das machen schon die Intellektuellen für uns).
Wir sind nicht bildungsfern, unsere (Aus)bildung ist bloß eine andere, aber deswegen nicht minderwertig.
Die knappe, schnörkellose Sprache der Baubranche ist nicht alles, was wir draufheben.
Ich schätze Herrn Stegemann sehr. Auch wenn der Soziologenjargon immer wieder durchblitzt , sind seine Artikel nie unverständlich, sondern pointiert und präzise.
Was man vom gendersensiblen Rotwelsch wahrlich nicht behaupten kann...

Kai Hügle | Do., 19. August 2021 - 09:05

Der Unterschied zwischen rechter und linker Identitätspolitik besteht m. E. vor allem darin, dass letztere immer eine Reaktion auf erstere ist. "Rechte Wut" ist nicht Ausdruck sozialer Probleme, sondern wird unter dem Eindruck sozialer Probleme sichtbar. Sie basiert auf und äußert sich in der Abwertung und Diskriminierung meist ethnisch definierter Gruppen.
Linke Identitätspolitik hingegen wendet sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten. Dabei gibt es durchaus problematische Exzesse und Doppelmoral. Aber dass Sie das offenbar sehr viel problematischer finden als Bewegungen, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres religiösen Glaubens für minderwertig und z. T. "lebensunwert" halten und auch vor extremer Gewalt nicht zurückschrecken, das finde ich durchaus bemerkenswert...

Dirk Weller | Do., 19. August 2021 - 09:31

Zitat :
"Solange sie (die LINKE) es schafft, genügend Nachschub an Empörung zu generieren, und solange ihre Wut als legitimer Ausdruck der Unterdrückten erscheint, solange behält sie die Macht über die Regeln der öffentlichen Kommunikation."

Und darum blättere bzw. klicke ich mittlerweile weiter, wenn ich etwas von Diskriminierung, Rassismus, Unterdrückung o.ä. in der Überschrift lese.
Man ist schlicht von der Dauerberieselung mit diesen Themen genervt, die in den Medien "hochgehypt" wurden, und den Medien Applaus von Linkspopulisten bringen.
Diese Probleme sind wichtig, aber wenn man darüber wesentlich wichtigere Probleme vernachlässigt, wird man unglaubwürdig.

Immer mehr Minirenten, Wohnraummangel, ein sich ausweitender Niedriglohnsektor und immer mehr prekäre Arbeitsplätze betreffen WESENTLICH mehr Menschen, scheinen aber den Medien nicht so wichtig zu sein, wie die Randgruppenprobleme.

Wen wundert es da, wenn über 50% der Deutschen den Medien nicht mehr vertrauen.

Peter Heinitz | Do., 19. August 2021 - 09:34

Eine Zivilisation die identity policy, gendering, cancel culture zu Hauptthemen macht geht den Bach hinab und wird mittelfristig durch eine Diktatur abgelöst oder von einer anderen Zivilisation übernommen. Die Chinesen stehen schon „ante portas“ ………

Dazu zwei Zitate von dem früheren US Philosophen Will Durant -

„When liberty exceeds intelligence, it begets chaos, which begets dictatorship.“ Das Chaos ist da.

und -

„ A great civilization is not conquered from without until it has destroyed itself from within“

Der französische Philosoph Michel Onfray hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „der Untergang des Abendlandes.“ Es sieht ganz danach aus - wenn man sehend ist. Zitiere dazu den Buchtitel „Keine Macht den Doofen“ von Michael Schmidt-Salomon.

Wie andere Kulturen vor uns, auch auf anderen Kontinenten, die Mehrheit der jeweiligen Zeitgenossen sahen nicht die Zeichen der Zeit - denn sie dösten dahin im Wachkoma.

Geschichte wiederholt sich, in anderen Formen!

Christoph Kuhlmann | Do., 19. August 2021 - 09:41

schon im Vietnamkrieg. Der Terror des Regimes Nordvietnams wurde großzügig ignoriert während die Unmenschlichkeit der amerikanischen Kriegsführung global über alle Medien angeprangert wurden. Das gleiche bei den sozialistischen Ländern Osteuropas. Diese Kreise hatten schon immer eine ideologisch verzerrte Weltsicht. Das Problem ist nur, dass sie ihre Ideologie den Sozialismus aufgegeben haben und nun in vollkommener Subjektivität ihre eigenen Interessen, Rassismen und Vorurteile zum Ma0stab der Dinge erklären. Es fehlt die Selbstkritik westlicher Demokraten welche vielmehr als Einfallstor für alle möglichen Radikalismen von Minderheiten genutzt wird. Sie sind auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen außerdem hat eine gesellschaftliche Minderheit die Definitionsmacht in den Medien, Universitäten und Schulen übernommen, die bei Wahlen aktuell bei ca. 25% liegen würde.

Bernd Windisch | Do., 19. August 2021 - 10:22

mächtig auf den Zeiger. Diese Milieus haben sich von der realen Welt weitgehend entkoppelt. Der Knall in Afghanistan zeigt wie weit diese Wirklichkeitsentfremdung bereits fortgeschritten ist. Weite Teile der deutschen Regierung leben bereits auf anderen Sternen. Was Alexander Robin heute zu der Frage veranlasst „ Wie wurde Heiko Maas eigentlich Außenminister?“ „ Wir brauchen dringend eine Debatte, wie in Deutschland Personal für politische Spitzenämter rekrutiert wird.“

Die Probleme dieses Landes haben mit den identitären Sekten nichts am Hut. Demographie, Altersversorgung, Ressourcenverbrauch und die Frage wovon dieses Land in 10 bis 15 Jahren eigentlich leben will harren seit Jahren ihrer Bearbeitung. Der Anspruch der Identitären diese Welt zu retten wirkt gerade in diesen Tagen einfach nur noch grotesk. Nehmt diesen Spinnern ihre Vollversorgung und sie kehren schneller ins tatsächliche Leben zurück als es jeder auch noch so verkopfte Diskurs zu bewirken vermag.

Guter Vorschlag! Absolut d'accord!

Aber w i e das bewerkstelligen, lieber Herr Windisch???
Niemand kann doch ernsthaft glauben, daß die verwöhnten und von den Medien gehätschelten "Spinner" (= Realitätsblinden) sich den Ast absägen, aud dem sie so herrlich bequem sitzen.
Wer also soll ihnen von außen die Vollversorgung nehmen, da sie doch selber (!) allein darüber entscheiden, was ihnen zusteht.

So lange die deutschen Wähler nicht einmal den Mut aufbringen, eine
alternative Partei zu wählen, die den Etablierten Feuer unterm Hintern machen könnte, passiert in Deutschland in dieser Hinsicht überhaupt n i c h t s !
Der deutsche Michel grummelt, lamentiert, schimpft - aber er h a n d e l t nicht entsprechend, um Bevormundung und idiotische Politik seiner Regierung abzustellen.
Seine Natur ist zutreffend beschrieben mit dem Ausspruch von Lenin:
"Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas; wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!"

Gerhard Lenz | Do., 19. August 2021 - 10:41

von Herrn Stegemann. Es klingt fast schon verständnisvoll, wie er mit "rechter Wut" umgeht. Dass diese, wie in Kassel, Hanau oder Halle in Gewalt münden kann, scheint ihn nicht zu kümmern. Dagegen leidet er auffällig an "linker Identitätspolitik". Was das allerdings genau sein soll, darüber lässt er den Leser im Unklaren, schwurbelt ständig über Opferrollen, die die Linken(?) angeblich gerne einnehmen.

Dabei war doch Herr Stegemann mal ein Linker, versteht sich wahrscheinlich noch immer als solcher. Beim gescheiterte Projekt "Aufbruch" war er maßgeblich aktiv.

Dieses Scheitern ist vermutlich der Grund, warum er sich jetzt ständig im Fahrwasser von Frau Wagenknecht an Minderheiten und anderen Grüppchen (Lifey-Style-Linken) links der Mitte abarbeitet.

Und, Überraschung: Rechte Wut ist ein Ausruck sozialer Schieflage!

Deutlich wird das wohl in Sprüchen wie : "Deutschland den Deutschen", "Lügenpresse" oder"Volksverräter!".

Die Rechtsextremisten von Pegida eine soziale Bewegung?

Dirk Weller | Do., 19. August 2021 - 14:45

Antwort auf von Gerhard Lenz

Unter dem Artikel steht :
„Dieser Beitrag ist ein Auszug aus Bernd Stegemanns Buch „Wutkultur“
Es ist also durchaus möglich, dass Herr Stegmann im Buch auch auf die rechten Gewalttaten näher eingeht, bzw. sich von diesen distanziert.
Also bitte keine Vorverurteilung.

Klar gibt es bei den „Rechten“ Hirnis, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Und wenn „Rechte“ Gewalt ausüben, handeln sie wie ganz gewöhnliche Kriminelle, da braucht man nichts politisch zu relativieren.
( wenn Sie im letzten Satz den Begriff „Rechte“ durch „Antifa“ ersetzen, dann müsste er Ihnen bekannt vorkommen, der Satz stammt nämlich von Ihnen selbst )

Aber meines Wissens mündet „linke Wut“ wesentlich häufiger in Gewalt, z.B. beim G20 Gipfel, bei regelmäßigen Straßenschlachten in Berlin und anderen Städten, wobei es wohl eher zufällig bisher nicht zu Toten geführt hat.
Was die Gewaltbereitschaft angeht stehen "Linke", oder die, die sich dafür halten, den "Rechten" also in nichts nach, eher im Gegenteil.

gabriele bondzio | Do., 19. August 2021 - 10:48

Fußt doch in der Daueralarmbereitschaft der Medien. Quasi eine ständige Inspiration und Bestätigung linker Identitätspolitik.
Sensationsgier war schon immer das Geschäft bestimmter Blätter und Sendungen, um die Auflage an die Frau und den Mann zu bringen.
Aber die ultimative Parteilichkeit und kaum verholene Hetze, springt den Leser heute schon aus der Überschrift vieler Artikel an.
Die Ablehnung solcher Inhalte ist doch schon Grund, rechts geortet zu werden.

Tomas Poth | Do., 19. August 2021 - 11:01

Linke Doppelstandards erleben wir täglich, sei es BLM, Genderei, Migration, Klima usw..
Jede Ideologie, jede Religion, jede instrumentalisierte Wissenschaft ist die einzig wahre und beansprucht absolutistisch die Unfehlbarkeit. Die Arroganz der Macht kennt keine Zweifel und muß über "Leichen gehen" um "wahr zu bleiben".

Dieter Schimanek | Do., 19. August 2021 - 13:20

Ich hasse alle, bin ich dann auch Rassist?
Eine Ausnahme könnte ich bei Migranten und Flüchtlingen machen, gegen die habe ich nichts, solange sie da bleiben wo sie herkommen.

Ellen Wolff | Do., 19. August 2021 - 13:48

Die Woken verhalten sich wie Menschen mit einer Borderlinestörung. Sie senden ständig Widersprüchliche Botschaften in die Welt um dann die vermeintlichen Täter bestrafen zu können. Ich bin entsetzt darüber, dass Ideologien zunehmend den Verstand der Menschen aushebeln, ist bei allen Ideologen so, seien es religiöse, esoterische oder jene, die sich einbilden, erleuchtet zu sein.

Ernst-Günther Konrad | Do., 19. August 2021 - 14:03

Hört auf darüber zu berichten, transportiert nicht jede schwachsinnige Twittermeldung egal von wem in die Öffentlichkeit, denn viele sind nicht in asozialen Medien unterwegs und passt Euch selbst nicht an und fertig ist die Laube. Ich muss Herr Weller recht geben, das Thema nervt nur noch. Das Volk will das nicht und hat bei weitem wichtigere, gar existenzielle Sorgen. Die Amtssprache ist deutsch steht in § 23 Verwaltungsverfahrensgesetz. Genderisieren ist kein Deutsch mehr, sondern ideologisch infiziertes Gebrabbel, ohne Sinn und Verstand.

Tomas Poth | Do., 19. August 2021 - 14:35

Die Linken versuchen krampfhaft irgendwo Macht zu erlangen und ausüben zu können.
Nachdem sie überall kläglich mit ihren sozialistisch/kommunistisch gestrickten Staats-Modellen gescheitert sind, versuchen sie es nun über die Kulturschiene. Hier können sie nun über steuergeförderte NGOs, z.B. Kahane-Stiftung etc. im sogenannten "Kampf gegen Rechts" all ihren Frust austoben und für ihre "Gerechtigkeit" sorgen, den Machtdurst stillen, in gut bezahlte Positionen gelangen und ihre Seilschaften pflegen. Sie haben einen Feind an dem sie sich evtl. erfolgreich abarbeiten können.
"Der Kapitalismus" (z.B. Soros und andere) unterstützen das gerne, sind die Linken mit diesem Kampffeld doch still gelegt und stören nicht das Business der Kapitalseliten.
Ein Win Win Arrangement, jeder beackert sein Feld und kommt dem anderen nicht in die Quere.
Die Arbeitnehmerschaft zahlt die Steuern dafür, läßt sich darüber spalten und verliert ihre Solidarität untereinander (sh. GDL-Streik).

Gunther Freiherr von Künsberg | Do., 19. August 2021 - 15:02

Unbestimmte Rechtsbegriffe unterliegen in ihrer Interpretation einem ständigen Wandel, die dann von den Gerichten neu definiert werden. Hierbei darf der Einfluss der Journaille nicht unterschätzt werden. Das beste Beispiel hierfür war das erklärte Ziel der 68er mit“ dem Marsch durch die Instanzen“, der von der Journaille positiv begleitet wurde und die Rechtsprechung erheblich beeinflusst hat..
Wenn Jugendliche während der Corona-Einschränkungen gewalttätige Straftaten begehen wird dies in der Presse entschuldigend mit deren Wut entschuldigend berichtet, die pandemieeinschränkungsbedingt verständlich sei.
Auch scheint es legitim zu sein wütend über die unzulängliche Umweltpolitik einer Regierung zu sein, sodass dies Gewalttätigkeiten rechtfertigt. Wut über die Flüchtlingspolitik des Jahres 2015 hingegen ist unmoralisch, sodass hier Gewalttätigkeiten nicht gerechtfertigt sind.
Es bleibt zu hoffen, dass die Gerichte sich nicht diesem Trend beugen.

Gisela Fimiani | Do., 19. August 2021 - 16:04

Das Wut-Pathos einer pathologischen Gesellschaft. Woran krankt eine solche Gesellschaft? Eine Laien-Diagnose: An galoppierender Infantilität, die sich mit kindischer Wut gegen die Last des Erwachsenwerdens stemmt, das Mündigkeit, Eigenverantwortung und Denkanstrengung erforderte.

Walter Bühler | Do., 19. August 2021 - 19:17

... daran können Außenstehende wenig ändern. Sie wird von denen geprägt, die sich intensiv mit dem Fach befassen, und kann nur von den Fachleuten selbst geändert und weiterentwickelt werden. Wenn sich ein Autor jedoch an ein allgemeines Publikum aus Nicht-Fachleuten wendet, sollte er doch eine Sensibilität dafür aufbringen, wie Fachsprache auf Nicht-Fachleute wirken kann. Das ist nicht leicht, weil der Autor selbst ja in der eigenen Fachsprache denkt.

So empfinden Ingo Frank und Herr Tröbner verständlicherweise die Sprache als "verschwurbelt", was den Verdacht einschließt, dass durch den Fachjargon eine inhaltliche Leere verdeckt werden soll.
Davon abgesehen: ich habe (auch ohne Herrn Hügles Hintergrundwissen) dem Artikel entnommen, dass sich Herr Stegemann deutlich gegen linke Identitätspolitik wendet. Wie Herr Getzinger freue ich mich darum, dass eine solche kritische Betrachtung linker Positionen überhaupt einen Weg in die Öffentlichkeit findet, trotz der verschwurbelten Sprache.

Rob Schuberth | Do., 19. August 2021 - 20:18

Das Geschäftsmodell der Opfer-Wut zeigt m. E. vor allem den hohen Grad an Dekadenz den wir mittlerweile zulassen.

In unserem Kreis wird konsequent nicht gegendert oder ä. Unfug betrieben.

Utopisten u. Ideologen gibt es dort auch nicht.
Eine kleine Oase der Normalität...wunderbar.

Karl-Heinz Weiß | Do., 19. August 2021 - 21:57

Bin gespannt, ob das Buch eine Erklärung liefern kann, warum das Thema Rassismus in Deutschland so "hochgeschrieben" wurde. Rassismus in den USA-ok, kann jeder nachvollziehen, der dort einige Zeit gelebt hat. Eher haben wir ein Problem mit Leuten, die "Vogelschisse" in der deutschen Vergangenheit sehen.

Markus Michaelis | Fr., 20. August 2021 - 22:36

Es gibt wohl soetwas wie universelle Werte, Prinzipien, Ziele, die wohl fast alle Menschen teilen, das scheint mir schon offensichtlich. Genauso offensichtlich scheint mir aber, dass es keine universellen Werte gibt, die als Basis für eine Gesellschaft ausreichen würden. Jede real existierende Gesellschaft und alle Menschen haben für ihr Weltbild aus meiner Sicht jede Menge Punkte, die subjektiv eben von diesen Menschen/dieser Gesellschaft so gewählt sind und andere sehen das anders.

Da es keinen gesellschaftstragenden Universalismus gibt stehen aus meiner Sicht auch universell-absolute identitäre Ansprüche auf wackeligen Füßen.