
- Blumenstrauß der Schande
Es wäre ein Leichtes gewesen, den Coup der AfD im thüringischen Landtag zu verhindern. Doch die politischen Gegner demonstrierten lieber mit kindischen Gesten und undemokratischen Reflexen. Intellektuelle Souveränität gehört anscheinend der Geschichte an.
Es war die erbärmlichste Geste in diesen an erbärmlichen Gesten überreichen Stunden: Der Moment, als Susanne Hennig-Wellsow, die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, dem gewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich einen Blumenstrauß vor die Füße warf. Nie zuvor hat sich der selbstgerechte, bornierte und durchritualisierte Antifaschismus der Linken dermaßen selbst entlarvt.
Denn natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, eine Minderheitenregierung Kemmerich von den Stimmen der AfD unabhängig zu machen. Etwa indem man sie von Fall zu Fall und mit wechselnden Mehrheiten unterstützt. Etwas mehr demokratisches Selbstbewusstsein, etwas mehr Bereitschaft zu Kooperation und etwas weniger eitles Kampf-gegen-rechts-Getue, und der Coup der AfD wäre nicht mehr gewesen als ein Streich parlamentarischer Halbstarker, der morgen wieder vergessen ist.