Björn Höcke / AfD
Laute Lichtgestalt: Thüringens AfD-Chef Björn Höcke / picture alliance

Kyffhäusertreffen des AfD-„Flügels“ - Im Osten geht die Sonne auf

Beim Kyffhäusertreffen ließ sich der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke vom rechten „Flügel“ der Partei feiern. Mitten im Chaos um missratene sächsische Wahllisten, Rücktritte in NRW und parteiinternen Richtungsstreit demonstrierte er seine Macht. Alexander Gauland wirkte dabei wie ein Zaungast

Autoreninfo

Jannik Wilk ist freier Journalist in Hamburg. 

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Für Björn Höcke sind die sogenannten Kyffhäusertreffen ohnehin immer ein Heimspiel. Nachdem der AfD-Rechtsaußen-Flügel im vergangenen Jahr auf ein Schloss im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt auswich, feierte er an diesem Wochenende die alljährliche Zusammenkunft wieder in Thüringen. In Leinefelde, mitten in Höckes Wahlkreis Eichsfeld. Es geht um viel in diesem Jahr für Höcke und seine Stellung in der AfD. Nicht nur in Sachsen und Brandenburg stehen Landtagswahlen an, sondern auch in Thüringen. Der „Flügel“, wie sich der Zusammenschluss von Rechtsaußen-Mitgliedern der Partei nennt, ist in Ostdeutschland am stärksten. Daran soll es keinen Zweifel geben. Höcke, Kopf und Zunge des „Flügels“, will die Kyffhäuser-Veranstaltung auch dieses Mal nutzen. Er selbst hob die neurechte Sammlungsbewegung vor rund vier Jahren aus der Taufe.

Höcke, Höcke, Höcke

Die Höcke-Show beginnt: Pathetische Musik vom Band, Fahnenzüge und beseeltes Schwenken von Deutschlandflaggen. Im Vorlauf der Veranstaltung war auf der Webseite des „Flügels“ zu lesen, dass das Mitbringen von Fahnen durchaus erwünscht sei, wenn sie denn nicht von anderen politischen Organisationen seien. Junge Männer in Anzügen marschieren in Reih' und Glied in den Saal ein. Sie tragen lange Stangen mit den Bannern der Bundesländer. Zwischen ihnen läuft immerhin eine Frau mit. Umgeben vom patriotischen Tross erscheint die Hauptperson: Björn Höcke, flankiert von seinen Vertrauten. Langsam bahnt er sich seinen Weg zur Bühne, schüttelt links und rechts Hände, lächelt, sonnt sich im Jubel. So schwer sein Stand in Teilen der Partei auch sein mag, beim „Flügel“ ist er der Star. 

Höcke gibt den Hauptredner, den Schlussredner, zwischendurch verleiht er eigens ersonnene Preise für besondere Leistungen wie das „silberne Flügelabzeichen“ oder die „Bismarckmedaille“ und hält Lobreden. In der Mittagspause signiert er seinen Jüngern das eigene Buch. Bevor er zu seiner Hauptrede antritt, läuft ein Imagefilm über den Thüringer Landesvorsitzenden. Er soll den Menschen Höcke zeigen: Höcke lacht, Höcke schüttelt Hände, Höcke füttert Schafe, Höcke joggt im Wald. Das Publikum johlt, skandiert seinen Namen: Höcke, Höcke, Höcke. Wieder schreitet er in den Saal, macht sich auf den Weg zur Bühne.

Der neue Hauptgegner ist grün

Angesichts der Wahlen im September in Brandenburg und Sachsen und Ende Oktober Thüringen lautet die Losung des diesjährigen Treffens „Der Osten steht auf“. Höcke und seine Getreuen wollen mobilisieren. Brandenburgs Landesvorsitzender Andreas Kalbitz ist ebenso gekommen wie Sachsens AfD-Chef Jörg Urban. Kalbitz spricht davon, die Sonne im Osten aufgehen zu lassen, „sodass sie am Ende über ganz Deutschland scheint“. Es klingt nach DDR. In der Hymne „Auferstanden aus Ruinen“ findet sich jene Metapher: „Denn es muß uns doch gelingen, dass die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint.“ Das Verbinden des Sozialen mit dem Nationalen beschworen neulich die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der sachsen-anhaltischen CDU in einem Theoriepapier. Hier in Leinefelde gibt es das praktische Anschauungsmaterial dazu.

Der Hauptgegner sind indes die Grünen und ihr Aufstieg. Die CDU und die SPD scheinen gar nicht mehr von besonderem Interesse zu sein. Mehrere Redner geben sich überzeugt, dass der Kampf um die politische Vorherrschaft in Deutschland künftig zwischen einem blauen und einem grünen Machtblock geführt werde. Tosenden Applaus gibt es, als darauf hingewiesen wird, dass vier von fünf „Flopbezirke“ der Grünen in Thüringen zu finden seien. Björn Höcke lässt gar verlauten, Thüringen sei das „Angstbundesland der Grünen“. Man wollte die „grünen Hypermoralisten“ in den Ostwahlen angreifen. Von den Thüringern forderte er, den „kryptokommunistischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow“ in den Ruhestand schicken.

Die Parole lautet: Direktmandate

Erbost zeigen sich die Redner darüber, dass nur noch 18 von 61 Kandidaten, die auf der Landesliste der AfD zur Landtagswahl in Sachsen standen, vom Wahlausschuss zugelassen werden. Nach dessen Ansicht hat die AfD einen formalen Fehler begangen, indem sie zwei Veranstaltungen zur Listenplatzvergabe statt nur einer abgehalten hatte. Die Partei kann somit voraussichtlich nicht alle Mandate besetzen, die sie in Sachsen gewinnen könnte. Die AfD besteht auf einem anderen Standpunkt. Das zweite Treffen sei nur eine „Fortsetzung“ des ersten gewesen.

Dessen ungeachtet zeigen sich die Wortführer in Leinefelde rebellisch und kündigen an, in Sachsen einfach mehr Direktmandate als je zuvor zu holen. Die neue EU-Abgeordnete der AfD, Christine Andersen, sagte in ihrer Rede, man werde die Sachsen nicht alleine lassen, man wisse, was sie der Partei wert seien. 

Der Riss in der AfD wird immer deutlicher

Herrscht innerhalb des völkischen „Flügels“ weitgehende Einigkeit, steht er mit weiten Teilen der Partei auf Kriegsfuß. Seit Monaten tobt in der AfD ein erbitterter Kampf um die politische Ausrichtung. Dabei verlaufen die Frontlinien des Stellungskrieges zwischen den Rechtsnationalen und den gemäßigteren Kräften der Partei. Der „Flügel“, Sammelstelle für alle, die die Partei noch weiter rechts sehen wollen, hat seit seiner Gründung 2015 stetig an Macht hinzugewonnen. Für einige in so hohem Maße, dass sie die Partei verlassen haben. Besonders Andreas Kalbitz preschte vor, spricht in seiner Eröffnungsrede vom „Flügel“ als „wesentliches Korrektiv der Partei“, als „Lordsiegelwahrer der Gründungsideale“ und plädierte gegen eine „Verwässerung“. Für seine Rede erhält Kalbitz viel Applaus.

Auch in Nordrhein-Westfalen entlud sich während des Treffens in Thüringen der Streit zwischen den verschiedenen Strömungen in der Partei. Ein Großteil des zwölfköpfigen Landesvorstandes trat dort zurück. Der NRW-Parteitag, der eigentlich auf zwei Tage angesetzt war, wurde bereits nach einem beendet. Co-Vorsitzender Helmut Seifen warf den Anhängern des „Flügels“ vor, den Landesverband unterwandert zu haben. 

Ein letzter Versuch von Alexander Gauland?

Der längst nicht mehr verdeckt geführte innerparteiliche Streit lässt sich auch daran ablesen, wer sich auf dem Kyffhäusertreffen sehen lässt – und wer nicht. So blieb etwa AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen der Veranstaltung fern. Dabei war er in den letzten zwei Jahren noch zugegen. Das Verhältnis zwischen ihm und den Rechtsaußen der Partei scheint unterkühlt, auch Meuthen fürchtet eine weitere rechtsextreme Unterwanderung seiner Partei. So wie Bernd Lucke einst gehen musste und nach ihm Frauke Petry, so soll es ihm nicht ergehen. Auch Alice Weidel hatte offenbar keinen Bedarf. Höcke greift den Parteivorstand in seiner Rede an. Er fordert eine Gleichbehandlung des „Flügels“ und von liberalen AfDlern. Seinem „Flügel“ verspricht er, dieser Bundesvorstand werde nicht wiedergewählt.

Immerhin der Bundesvorsitzende Alexander Gauland ist vor Ort. In seiner Rede ruft er den „Flügel“ zur Mäßigung auf. Er spricht vom Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Diese Tat werde instrumentalisiert, sagt Gauland. Die AfD aber habe damit nichts zu tun und Vorwürfe dieser Art seien eine „perfide Unterstellung“. Der Mord von Lübcke führte die Ermittler rasch in die rechtsextreme Szene. Gauland grenzt sich ab: „Keine Gewalt“, sei das Motto der friedlichen Revolution von 1989 gewesen, versucht er es ebenfalls mit DDR. Dies sei auch das Motto der AfD. Das Publikum applaudiert. Auch Gauland weiß, dass der Verfassungsschutz beim Kyffhäusertreffen genau hinsieht. Seit Frühjahr dieses Jahres stuft dieser den „Flügel“ als Verdachtsfall ein

Neue Themen, altes Vokabular 

Björn Höcke empfiehlt beim AfD-Thema schlechthin inzwischen nicht mehr Kanada für gesteuerte Migration. Vielleicht, weil auch die FDP ein derartiges Punktesystem favorisieren. Ein anderes Land muss her: Japan. Die Insel im Pazifik gilt als extrem einwanderungsfeindliche Gesellschaft. Für Höcke ein Vorbild. Weil das Thema Migration aber derzeit offenbar nicht mehr ausreicht, versucht Höcke auch, mit dem Thema Klimawandel zu mobilisieren. Die Partei zweifelt den Einfluss des Menschen darauf an. Die Energiewende sei unsozial und teuer, sagt er. Für diese neuen Themen liefert Höcke in seiner Rede detaillierte Argumentationshilfen für jene, die an den Wahlkampfständen stehen werden. So würden etwa Windräder das Insektensterben verschlimmern. Als Umweltschützer der Heimaterde will Höcke den Grünen Stimmen abjagen. Ansonsten garniert er wie andere auch seine Reden mit AfD-üblichem Vokabular, von „Relotiuspresse“ über „Kartellparteien“ bis hin zu „Messermorden“. 

Wahlergebnisse könnten Wandel beschleunigen

Insgesamt sind rund 800 Gäste nach Leinefelde angereist. Björn Höcke bedauert, dass diese Zahl unter der Marke von 1000 Teilnehmern liegt, die im letzten Jahr erreicht worden war. Schuld daran ist auch der Parteitag in NRW. Das zeitgleiche Ansetzen des nordrhein-westfälischen Parteitags empfanden einige rechte Parteimitglieder aus NRW, die gerne anwesend gewesen wären, als Provokation. Höcke gibt sich verständnisvoll für das Fehlen der Partei-Kameraden: Der „Dienst an der Partei“ gehe nunmal vor.

Der Wandel der AfD schreitet voran. Im Osten wie im Westen gewinnt der „Flügel“ an Einfluss. Was das bedeutet, lässt sich in Leinefelde beobachten. Je besser die AfD bei den kommenden Landtagswahlen im Osten abschneidet, desto sicherer können sich Björn Höcke und sein „Flügel“ fühlen. Die Wahlergebnisse im Osten würden „historisch“ ausfallen, schwärmt der Thüringen-Chef der AfD. Dass es die Partei aber angesichts seines Machtzuwachses auch zerreißen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Die Sonne geht im Osten auf. Im Westen aber geht sie womöglich wieder unter.

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Tomas Poth | Mo., 8. Juli 2019 - 16:53

ist eine amüsante Pointe, ist er doch ein Hinweis auf das Zustimmungsgefälle zur AfD innerhalb Deutschlands.
Die AfD wird allerdings dringend als Korrekturfaktor zur "Selbstaufgabepolitik" der Altparteien gebraucht, daran sollten Wähler im Westen denken.

Mir scheint, dass viel eher der Osten dabei ist, sich aufzugeben, indem die Menschen dort schon wieder in großen Teilen auf braune Rattenfänger hereinfallen.

Und sich dann auch noch für besonders wach und aufgeklärt halten...

Denn: Wer jetzt noch AfD wählt, gerade dort, wo der Flügel dominiert, sollte nicht später das altbekannte "Wir haben von nichts gewußt!" anstimmen.

Ich habe absolut nichts dagegen die Blauen als nicht vertrauenswürdig einzuschätzen. Niemand von den Blauen wird aber als möglicher Kanzler gehandelt. Das ist Habeck, der Enteignungen von Wohnungsgesellschaften und Verstaatlichungen von umweltschädlichen Industrien zumindest für diskussionswürdig hält. Die von den Grünen angestrebte Dekarbonisierung Deutschlands, und praktisch alles was Grünes Denken sonst noch hervorbringen könnte, würde das Land wirtschaftlich zerstören. Nach Machterringung wären die Ziele nur mit klimapolitischen und wirtschaftlichen Notverordnungen und Ermächtigungsgesetzen erzwingbar - es geht ja um die Rettung der Welt - was in eine neo-stalinistische Klima- und Ökodiktatur münden würde. Deshalb halte ich die " Grüne Gefahr " für ungleich bedrohlicher. Das Klima wird sich trotzdem ändern.

Kai Hügle | Di., 9. Juli 2019 - 12:29

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

..scheint mir eine sehr euphemistische Beschreibung für eine Partei, deren Vorsitzender inzwischen zugibt, von Rechtsextremisten unterwandert zu sein. Bezüglich ihres Horrorszenarios einer grünen Kanzlerschaft gebe ich Folgendes zu bedenken:
1) Die Grünen haben seit Mitte der 80er Jahre in vielen Ländern immer wieder Regierungsverantwortung übernommen, zwischen 1998 und 2005 auch auf Bundesebene. Es gab weder einen Exodus großer Unternehmen - kein Wunder, angesichts der sehr z. T. unternehmerfreundlichen Arbeitsmarktpolitik (Agenda 2010) noch nennenswerte Einschränkungen persönlicher Freiheitsrechte. Schauen Sie nach Ba-Wü oder Thüringen, erkennen Sie da wirklich öko-diktatorische Umtriebe? Will sagen: Es gibt m. E. keinerlei Veranlassung für ein solches Horrorszenario, wenn man sich RATIONAL (und gerne auch kritisch) mit den umweltpolitischen Vorstellungen der Grünen auseinandersetzt.

Fortsetzung folgt

'Regierungsverantwortung übernommen, zwischen 1998 und 2005 auch auf Bundesebene.'

Ganz genau. Und in dieser Regierungsverantwortung trugen die Grünen Mitverantwortung für die Hartz IV-Gesetze und die Deregulierung/Liberalisierung der Finanzmärkte. Beides trug bei zum heutigen Niedriglohnsektor und zu 'prekären' Arbeitsverhältnissen.
1998-2005 war auch die Zeit, in welcher die Grünen im Osten für viele Jahre bedeutungslos wurden.

Kai Hügle | Di., 9. Juli 2019 - 12:58

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

Die soziale Marktwirtschaft ist in Artikel 20 GG fest und unabänderlich (Artikel 79.3 GG) verankert. Unter gewissen Umständen kann der Staat aktiv und weitreichend in das Wirtschaftsgeschehen (auch in die Preisbildung) eingreifen, sofern er dies für notwendig erachtet. Ob dies geschieht, hängt davon ab, ob man Marktversagen feststellt, und dies wiederum ist Gegenstand der politischen Debatte. Will sagen: Es ist legitim, solchen Eingriffen grundsätzlich skeptisch gegenüberzustehen, z. B. weil man sie nicht für zielführend hält. Daran aber festzumachen, dass die Wirtschaftsordnung der BRD im Sinne einer öko-sozialistischen Planwirtschaft verändert würde, ist abwegig.
Da halte ich die rechtsextremistischen Umtriebe in der AfD und in Teilen der Gesellschaft für sehr viel Besorgnis erregender, denn diese Gedanken sind in keinster Weise mit dem Grundgesetz vereinbar.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 10. Juli 2019 - 09:55

Antwort auf von Kai Hügle

Das stimmt so nicht Herr Hügele. In Artikel 20 steht dazu nur:

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

Das war es. Eine besondere Wirtschaftsform ist gerade nicht im Grundgesetz verankert. Dies wurde bewusst offen gelassen.

Artikel 79(3) GG gibt wieder:
(3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.

Nirgends im GG steht etwas von Marktwirtschaft. Es wären deshalb auch andere Formen zulässig.

Es macht Sinn die Rechtsquellen auch zu lesen, bevor man glaubt, andere belehren zu können.

Tomas Poth | Di., 9. Juli 2019 - 13:34

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

Nachdem Waldsterben und andere Schreckenszenarien nicht eingetroffen und abgeritten sind, reiten die Grünen derzeit eine neue Hysterie-Welle (Klima, Diesel und dergl.). Das bringt momentan viele Umfragepunkte.
Unsere Herzen sind weit unsere Möglichkeiten aber begrenzt (J. Gauck).
Die Einsicht in unsere begrenzten Möglichkeiten und die geringe Wirkung die sie entfalten können müssen hervorgehoben werden. Dann wird auch diese Welle abebben.

Reinhard Seidel | Mo., 8. Juli 2019 - 18:54

Antwort auf von Gerhard Lenz

sehr ich im Geiste braune uniformierte Kolonnen mit Standarten und Fackeln in Reih und Glied marschieren. Dieser Eindruck wird von Ihnen erweckt. Schlimm ist,
dass Sie mit "braunen Rattenfängern" Menschen mit Ratten vergleichen. Das ist das Vokabular der Nazis. Was mich bei Ihnen wundert? Ihr Blick nach links ist mehr
als getrübt. Ich denke an den G 20-Gipfel in Hamburg, wo die Linksextremen einen
anarchistischen Gewaltausbruch in Szene setzten,der noch nicht an Brutalität überboten wurde. Diese Gesinnung ist der Grund der Spaltung Deutschlands. Das
Motto: Linke Gewalt ist gut,Existenz von nationalkonservativen Parteien ist igittigitpfui sowas von schlecht. Die linksgrünen Gesinnungsideologen fördern doch mit ihren Diffamierungen und Ausgrenzungen erst das Entstehen rechtsradikaler Einstellungen in der Gesellschaft, man hetzt bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges. Dann soll sich das linksgrüne Meinungskartell nicht die Hände in Unschuld waschen "das haben wir nicht gewollt,nicht gewusst".

Herr Seidel, Ihre Reaktion ist der typische Versuch, Kritik an ihrer AfD sofort mit dem Verweis auf andere politische Gruppen wegzuwischen.
Die Bücher des Verfassungsschutzes sind voll mit Geschmacklosigkeiten der AfD. Buchstäblich tagtäglich können wir den Nachrichten neue verbale Grausamkeiten von AfDlern entnehmen - gleich ob in S-H, BW, M-V, Bayern, in NRW, im Saarland oder sonstwo. Hoecke wird zunehmend zur Lichtgestalt der Neuen Rechten - er wird zur Kult- ja Führerfigur einer sektenartig auftretenden Bewegung innerhalb der AfD, die nicht nur kein Hehl daraus macht, dass sie ein anderes Deutschland will, sondern - siehe NRW - auch dabei ist, die Partei ganz zu übernehmen. Bei Pegida Dresden, den natürlichen Verbündeten der AfD (Originalton AfD), bezeichnen Teilnehmer den ermordeten Walter Lübcke noch immer als Volksverräter...usw.
Ihre Reaktion? Verweis auf den G-20 Gipfel in Hamburg. So einfach ist das
Hitler war ja auch eigentlich nicht das Problem, sondern die KPD...

'Volksverräter'
Es gibt eine - mich berührende - Bemerkung des sächsischen Minsiterpräsidenten Kretschmer: 'Volksverräter, das waren - im NS-Duktus - die, die in Pötzensee - und anderswo - am Haken hingen ...'. Keine Frage, eine solche Sprache ist abzulehnen und zu verurteilen. Ich habe nichts dagegen, wenn man solchen Schreiern auch juristisch zeigt, das es so nicht geht.
Im Mai 2012 nannte die Journalistin Mely Kiyak in der angesehenen Frankfurter Rundschau (!) Thilo Sarrazin eine 'lispelnde, stotternde, zuckende Menschen-karikatur'. In der taz 'ergänzte' Deniz Yücel man können Sarrazin 'nur wünschen, der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten'. Wo war da Ihr Aufschrei? Kiyak und Yücel arbeiten weiter als Journalisten, als wäre nie etwas gewesen. Herr Yücel berichtet neuerdings über das 'braune' Sachsen. Die doppelten moralischen Standards eines Teils der politischen Linken und ihrer Unterstützer in der Medien-, Kunst- und Kulturszene sind unerträglich!

Bernhard Jasper | Mo., 8. Juli 2019 - 20:10

Antwort auf von Gerhard Lenz

In einer Zeit mit den Tendenzen zum „unverwechselbaren“ Eigen-Leben, auch zur unerbittlichen Ausgrenzung, scheint nicht Integration sondern Eigenständigkeit wieder gefragt zu sein. Das zur allgemeinen internationalen Lage.

Politisch mediale Inszenierungen finden permanent statt, jedoch diese „autoritäre Revolte“ inszeniert mit völkischem Rassismus und den fatalen Folgen. Ebenso werden auch permanente Provokationen als Mittel eingesetzt (Negative Campaigning und Fake News). Aktuell sind die „Grünen“ ein Feindbild, morgen ist es der hochqualifizierte indische Programmierer an einer „Ost“- Uni, der natürlich nach den Bildern aus Chemnitz (die um die Welt gingen), jetzt schon Deutschland verlassen will. Verheerend für den Wirtschafts-Standort Deutschland! Das ist der Beginn eines ökonomischen Abstiegs- durch diese deutsch-nationalen „alten weiße Männer“ verursacht.

Merke: In Zukunft werden nur diejenigen erfolgreich sein, die interkulturelle Kompetenz als Kulturkapital mitbringen.

Urban Will | Mo., 8. Juli 2019 - 22:11

Antwort auf von Gerhard Lenz

„wieder“ auf „braune Rattenfänger“ hereinfallen werden sie kaum können im Osten.
Die letzten „Rattenfänger“ waren rote und waren eigentlich auch keine, denn man hat sie ihnen vor die Nase gesetzt und die DDR - Wahlen waren wohl kaum ein „Rattenfangen“.

Wenn jemand in beschämender Weise seit zu langer Zeit schon sich im „Hereinfallen“ übt, dann eher der Westen.

Mögen sie im Osten die AfD wählen, es ist ihr demokratisches Recht. Lassen Sie die Leute doch in Ruhe mit Ihrer Oberlehrermentalität, die sind aufgeklärter als Sie denken.

Und was die Partei angeht, ja da gärt es noch gewaltig und wenn der als „Flügel“ bezeichnete rechte Rand der Partei schaden sollte, nun denn, dann werden sie daraus lernen.
Sollte er ihr nützen, nun, dann auch.

Demokratie ist so einfach.

Nur nicht immer so viel Angst haben, Massenproduktionen von Braunhemden oder glühende Panzerschmieden sind nicht auszumachen dort und – nur die Ruhe, Herr Lenz – werden auch nicht auszumachen sein.

Gerhard Lenz | Di., 9. Juli 2019 - 11:28

Antwort auf von Urban Will

der hereingefallen ist? Wer so redet, gibt sich nicht weniger oberlehrerhaft, das nur nebenbei.
Der Osten hat gewählt (hat er ja noch gar nicht), also respektieren wir das gefälligst? So wie man respektieren muss, dass auch schon mal die "Nazis" gewählt wurden, mit ihren Verbündeten zusammen von mehr als 50% der Deutschen?
Wer demokratisch gewählt wird, ist damit noch lange nicht als "demokratische Partei zertifiziert". Da gibt es genug Beispiele.
Und wie lange wollen Sie den Auftritt des Flügels noch als temporäres, "gäriges" Phänomen abtun? Genauso lange, wie man der AfD zubilligt, sich um jegliches Programm zu drücken, weil sie ja die ewige "junge" Partei ist? Nein, der Führerkult um Hoecke und die zunehmende Positionierung am rechten Rand sind eindeutig und unmissverständlich.
Demokratie ist in der Tat einfach - sie produziert aber nicht immer die besten Ergebnisse, sondern kann sich auch selbst abwählen.
Aber man muss der AfD ja nicht seine Stimme geben.

Jens Boysen | Mo., 8. Juli 2019 - 22:27

Antwort auf von Gerhard Lenz

Herr Lenz, unabhängig von Ihren notorischen Einlassungen, die unserer politischen Wirklichkeit kaum Rechnung zollen, wäre es schön, wenn Sie Hatespeech a la "Rattenfänger" unterlassen könnten; oder betrachten Sie andersdenkende Mitbürger wirklich als "Ratten"? "Braun" als Bezeichnung für alles, was nicht links ist (auch die CDU ist ja mittlerweile links), ist auch nicht sonderlich originell. Nazis sind die, die wie Nazis reden und sich so verhalten; und die stehen heute weit zahlreicher linksaußen als rechtsaußen. Sie kennen sicher den Satz: "Wenn der Faschismus zurückkehrt, dann wird er sagen: Ich bin der Antifaschismus." Und wie es scheint, werden in nicht allzu ferner Zukunft Leute wie SIE nicht sagen können, sie hätten nichts gewusst. Ich sage Ihnen das als jemand, der mit der AfD keine Verbindungen hat; ich versuche lediglich, etwas von der freiheitlichen Kultur zu retten, für die die Besten unseres Volkes (Ebert, Rathenau, Erzberger, Schumacher) gekämpft haben.

Danke Herr Boysen, wir alle hier sollten bei unterschiedlichen Sichtweisen in der Politik doch nach Möglichkeit darauf verzichten, wenn es nicht Zitate sind, anders denkende Menschen und nicht "Ratten" sachinhaltlich zu begegnen und zu vermeiden, das was wir derzeit einigen Politiker zurecht vorwerfen, mit provokativen und verletztenden Begriffsverwendungen das Menschsein abzusprechen. Ihre Sicht ist auch meine.

eines offensichtlich ziemlich verwirrten italienischen Sozialisten denn irgendetwas beweisen? Sie mögen sich ja daran erbauen, für mich ist das nur Geschwätz. Im Übrigen sind es doch Leute wie sie, die alle links der AfD über einen Kamm scheren. Und was die Rhetorik von AfDlern angeht (Merkelhure, Messerimporte..) muss man wohl nicht viel sagen.

Herr Lenz, ich weiß ja nicht, wen Sie ansprechen wollen, aber ich kann es nicht sein, weil ich Ausdrücke wie die von Ihnen genannten nicht verwende, gegen niemanden. Man kann und muss sich auch bei harter inhaltlicher Auseinandersetzung zivil ausdrücken; ich hoffe, das sehen Sie genauso. Was das Über-einen-Kamm-scheren aller Parteien links der AfD betrifft: Wer hat sich denn zu einer (fast) Allparteienkoalition gegen die böse rechte AfD zusammengeschlossen und so einen Zustand herbeigeführt, in dem diese Parteien, praktisch alle Medien und eine ganze Reihe "engagierter" (Möchtegern-)Experten faktisch nur noch einen politischen Programmpunkt kennen: den "Kampf gegen rechts" (während sie zugleich das Land gegen die Wand fahren). Die Demokratie ist aber nicht links; in einer Demokratie muss es eine - gemäßigte - politische Rechte ebenso geben wie eine - ebenso gemäßigte - Linke. Ach, ich wiederhole mich. Witzig nur, dass gerade Sie von "verwirrten Sozialisten" sprechen.

Wilfried Düring | Di., 9. Juli 2019 - 00:19

Antwort auf von Gerhard Lenz

Ja, wir 'Dunkel-Deutschen' (Zitat Ex-Bundespräsident Dr. Gauck) sind halt 'rückständig' (Zitat Juli Zeh; Schriftstellerin und SPD-Landesverfassungsrichterin und 'Prominente' im Cicero-Ranking). Und wegen unserer Rückständigkeit müssen wir 'Demokratie noch üben' (Zitat Frau Dr. Junkermann; ehemals Bischöfin der ev. Kirche Mitteldeutschland).
Beim Üben passiert es halt immer wieder, dass die Rückständigen falsch wählen!
Aber wir 'üben' weiter.

Sprachlich sind Sie übrigens denen verdächtig nahe, die Sie angeblich bekämpfen. 'Rattenfänger' erinnert mich an LTI von Victor Klemperer.
Lesen Sie mal Lukas 18(9-14). Gebet des Pharisäers.

Volkmar du Puits | Di., 9. Juli 2019 - 08:27

Antwort auf von Gerhard Lenz

klar, nachdem der Höcke die Energiewende als unsozial und teuer bezeichnet hat, worin sich sein abgrundtiefes Nazitum zeigt.

wenn man sie nicht permanent seit einigen Jahren ausgegrenzt
und als "Pack" bzw. "Dunkeldeutsche" diffamiert hätte.
Das dringend notwendige Korrektiv, das die AfD im Parteienspektrum
darstellt, hätte ab 2013 sehr positiv und integrierend wirken können, wenn nicht
s o f o r t die gehässige Abwehr der Etablierten eingesetzt hätte.
S i e haben Höcke quasi gefördert!

Die Phalanx aus Politikern u. Medien gegen alle Kritik (unisono als "rechts" bzw. "rechtsradikal" bezeichnet) hat den Graben aufgerissen, der jetzt durch die gesamte Gesellschaft läuft. Wie es aussieht gehen wir wirtschaftlich schlechten Zeiten entgegen.Das ist der Nährboden, auf dem jegliche Radikalität (linke, rechte, grüne) dann wachsen kann und w i r d .
Gauck scheint begriffen zu haben, daß er in seiner Zeit als Präsident Kardinalfehler begangen u. damit seine Verantwortung nicht erfüllt hat. Er versucht jetzt, davon abzurücken. Trotzdem wird ihm im Osten niemand mehr vertrauen. Vertane Chancen kehren nicht zurück.

Danke Frau Wallau für Ihren Beitrag. Ich fühle mich verstanden.
Wir machen seit 30 Jahren die folgende Erfahrung:
Wenn wir im eigenen Land Geld brauchen für Infrastruktur bzw. soziale Leistungen (Mütterrente, Erziehungsgeld, Grundrente) ist kaum Geld da. Dorfschulen und kleine Krankhäuser werden geschlossen. Die Polizei hat man kaputtgespart (vgl. Staatsanwalt Knispel bei M. Lanz). Wichtig sind ein ausgeglichener Haushalt, die 'schwarze Null', 'Sparen'. Es muß sich alles 'rechnen'. Kosteneffizienz ist wichtiger als Versorgungsnähe und Sicherheit!
Bei 'Weltrettungs'-Themen (EU-Haushalt: 1.000 Milliarden für 7 Jahre !!!, Banken- und Griechenlandrettung, Flüchtlinge, angeblicher 'Klimaschutz') spielt Geld dagegen keine Rolle. Dort sind die Milliarden, die 'gebraucht' werden, immer einfach da - egal was es kostet.
Wer auf diese Widersprüche aufmerksam macht, wird beschimpft: 'Rechtsextemist', 'Demokratie-Feind', 'Klima-Leugner'.
Ist es ein Wunder, daß sich viele Menschen abwenden?

Bernd Muhlack | Mo., 8. Juli 2019 - 16:54

Ist er nicht Geschichtslehrer?

Lassen WIR einmal die "Feinheiten" ob der Auslegung seiner Erbrechungen beiseite ("Denkmal der Schande" ist ja beileibe kein rhetorisches Alleinstellungsmerkmal), so ist er für mich gleichwohl ein brandgefährlicher Zeitgenosse!
Na klar: AfD, Konservative, Rechte; why not?
Jedoch bin ich davon überzeugt, dass hinter Herrn Höcke bereits die "Divisionen" parat stehen.
Das wird dann nicht einmal ein Höcke deckeln können; wie beim Zauberlehrling oder Pandoras Büchse.
Ich lebe bereits länger hier und meine Oma "1" sowie Muttern haben mir viel von "damals" erzählt, WIR sind Koblenzer; das war zu 95% "liquidiert!"

Höcke hat für mich dieses "Goebbels-Feeling", imitiert ihn. Diese Mimik, diese Betonung.
Von Goebbels wird ja meist der Spruch "Wollt ihr den totalen Krieg?" zitiert. Die Rede ging nach den unendlichen "HEIL"-Rufen jedoch weiter: "VOLK steh auf, Sturm brich los!" - und so ist dann ja auch gekommen! - q.e.d.

Koblenz lebt wieder: WELCOME!!!

Bestimmte Menschen verlangen immer auch nach den übergreifenden Dingen- nach dem großen Konsens- auch nach Symbolen. Das ist kulturgeschichtlich ein durchgängiges Motiv, auch wenn sich die Moderne in dieser Hinsicht eher elitär zurückhaltend gab. Der Faschismus schafft diese Symbole. Man kann ihn auch als eine Ersatzreligion definieren, eine Art Glaubensgemeinschaft mit Erlösungscharakter, die immer zurückschaut, niemals nach vorne.

Wenn laut Luhmann (wissenschaftlich betrachtet), ein soziales System nichts anderes als Kommunikation ist, dann haben wir in Deutschland ein riesen Problem. In den seltensten Fällen wird sich nämlich ein Deutscher über sich selbst klar sein. Wird er sich einmal klar sein, so wird er es nicht sagen. Wird es sagen, so wird er sich nicht verständlich machen.

In vielfältigen Kommentaren (auch hier) wird das in letzter Konsequenz durch unreflektierte Begriff und Wörter deutlich. Sie wissen eigentlich gar nicht, was sie damit anrichten.

Christa Wallau | Mo., 8. Juli 2019 - 17:07

Und dann?
Glaubt etwa irgendjemand, daß sich die vielen begeisterten Anhänger Höckes in Luft auflösen?
Tief verwurzelte Gefühle werden stärker, nicht schwächer, wenn sie bekämpft werden bzw. wenn sie keine Ventile finden, die ihnen ein Ausbrechen ermöglichen.
Viele Menschen im Osten unseres Landes haben auf ein starkes, solidarisches Vaterland (Deutschland) ihre Hoffnung gesetzt und wahrscheinlich nur deshalb die harten Umbrüche
und Einbußen ausgehalten, die ihnen nach der Wende zugemutet wurden. Sie wurden bitter enttäuscht. Die Westdeutschen bevorzugen multikulturelle "Vielfalt" und sind sogar bereit, dafür Messerstechereien (die in D praktisch ausgestorben waren) wieder in Kauf zu nehmen. Umweltschutz scheint ihnen wichtiger zu sein als sichere und bezahlbare Ernergieversorgung, und für ihre Landsleute im Osten haben sie nur Verachtung übrig.
D a s ist die Realität im Deutschland von 2019.
Diese dürfte nicht nur die AfD zerreißen, sondern unser gesamtes Land!

...die vermehrt AfD wählen, tun das also, weil sie eigentlich auf ein starkes, solidarisches Vaterland (Deutschland) ihre Hoffnung gesetzt haben, aber letztendlich enttäuscht wurden? So klingt verstärktes Lob für diejenigen, die die AfD wenigstens im Osten bereits als Volkspartei etabliert sehen wollen.

Die Menschen im Osten haben bei der ersten demokratischen Wahl 1989 diejenigen gewählt, die schnellen und flächendeckenden Wohlstand versprachen - Herrn Kohl und die CDU, aber diejenigen, die zuerst auf die Straße gingen, die Bürgerrechtler des Neuen Forums, zur Splitterpartei degradiert. Hat man damals mit Menschen in der DDR geredet, so freute man sich auf Reisefreiheit und hoffte, so schnell wie möglich den Lebensstandard, den man im Westen vermutete, erreichen zu können. Demokratie, Meinungsfreiheit? War schon damals nicht erstrangig, was die Bedürfnisse der Menschen anging - glaubt man diversen Umfragen ist das heute nicht viel anders, was es für die AfD leicht macht.

Man erinnere sich: Bereits vor Beginn der "Flüchtlingskrise" sah man NPD oder DVU als normale Parteien an, und wählte sie in verschiedenen Bundesländern in die Landtage. Der Protest, der sich früher bei der Linken sammelte, macht heute die AfD stark - obwohl die Partei keinerlei Renten- oder Sozialpolitik anbietet; sie dient vielmehr als Projektionsfläche für alle Unzufriedenen und diejenigen Extremisten, denen NPD und andere rechte Sektierer einfach zu schmuddelig sind. Demokratie ist den Menschen im Osten nicht so wichtig wie die vermeintliche Ungerechtigkeit, hinter dem Westen als Benachteiligte "zurückzustehen".
Die, die zurückbleiben mussten, wählen jetzt vermehrt AfD. Wer konnte, zog in den Westen, oftmals in Metropolen mit hohem Ausländeranteil, in denen die AfD dann regelmässig miese Ergebnisse einfährt. Und das trotz angeblicher Gefahr von "Messerstechereien" - so der typische AfD-Jargon in bester Hoecke-Manier....

Ein undifferenzierter und intellektuell schlichter Blick auf uns ca. 16 Millionen Ostdeutsche.
Es ist bedauerlich, dass es nach dreißig Jahren solche Meinungen gibt. Mehr Antwort ist dieser Kommentar nicht wert.

es macht doch immer wieder Laune, als Mensch aus dem Osten von Ihnen erklärt zu bekommen, wer man eigentlich ist!

Man hat dort auch die PDS für normal gehalten und sie deutlich gewählt. Später ist dann sogar einer Ministerpräsident geworden. Sollte jemals die Linkspartei alleine bestimmen dürfen, wäre das der wirtschaftliche Untergang. Die Situation scheint mir bezüglich der AFD nicht anders zu sein. Offenbar ist man im Osten da freier als im Westen. Vielleicht hat das auch Vorteile? Was jetzt in Berlin kommt, kennt man bspw. aus Portugal. Dort sind die Innenstädte verkommen, weil keiner mehr investierte und wer einen billigen Mietvertrag hatte vermiete die Wohnung teuer weiter, z.B. an Touristen, während man selber in besseren Wohnungen anderswo lebte. Was eine AfD-Regierung für einen Unsinn machen würde, weis man noch nicht. Aber sicher sähe das anders aus als in der NS-Zeit.

Heidemarie Heim | Mo., 8. Juli 2019 - 17:14

Zunächst meinen Dank an Herr Wilk für seine freie, will heißen, ohne die üblichen Wertungen und Klischee bedienende Berichterstattung! Doch erinnern mich diese Machtkämpfe auch an einen Artikel hier, wo man die Frage stellte, ob die AfD eigentlich auf dem Weg zu einer Stino-Partei wäre, da sie sich immer weniger von den internen Auseinandersetzungen der Etablierten unterscheide. Nur das es insbesondere im Ostflügel;) der Parteiführung mehr Schwierigkeiten bereite, die Tonlage aufmüpfiger Partien zu dämpfen oder gar zum schweigenden Gehorsam zu bringen, wie man es aus der Union zum Beispiel kennt. Von 5-minütigen Standing Ovations wie dort üblich nebst Bayern-Marsch und blau-weissem Fahnenmeer wie für Frau Dr.Merkel kann ein Herr Gauland denn auch nur träumen.
Was Personalrochaden und den Verschleiß an der Spitze betreffen,so ist die AfD bis jetzt noch weit von der anderen GroKo-Partei entfernt.Persönlich mag ich Höcke und Gleichen nicht,aber in engem Maß toleriere ich sie noch.

Kurt Walther | Mo., 8. Juli 2019 - 20:11

Ein sehr lobenswerter, sachorientierter Artikel von Jannik Wilk über die AfD und ihren "Flügel". Ich hoffe, dass man den Wortlaut der Höcke-Rede auf dem Kyffhäusertreffen in Leinefelde irgendwann lesen oder hören kann, um die Rede Wort für Wort und Satz für Satz beurteilen zu können.
Höckes Ton ist zweifellos schrill. Er benutzt mitunter auch bewusst oder unbewusst Nazi-Terminologie. Daraus zu schlussfolgern, er stehe der Naziideologie nahe, ist aber sehr gewagt. Jedenfalls kann ich aus seinen, mir bekannten Einlassungen, weder Rassismus noch übertriebenen, gefährlichen Nationalismus entdecken bzw. ableiten. Im Übrigen ist für Links-Grüne jeder, der nicht ihrer Meinung ist, sofort ein "Nazi". Auch schlechtes Wetter ist "Nazi". Hier kommt das mangelhafte Geschichtswissen der jüngeren Deutschen deutlich zum Vorschein. Im Übrigen: Björn Höcke ist (westdeutscher) Geschichtslehrer. Ich hoffe doch, er weiß eine Menge über die Nazi-Verbrechen in den Jahren 1933-45.

Hallo Herr Walther, Sie können auf youtube die Reden der Herren Gauland und Höcke und evtl. Kalbitz nachhören. Stichwort: <Kyffhäusertreffen>.
Ich habe es - auszugsweise - getan. Als jemand der Herrn Gauland und seine 'nach-denk-lichen' Reden schätzt, möchte ich sagen: sachliche Kritik an Teilen der AfD und des Teilen des 'Flügels' halte ich für berechtigt. Es braucht eine gehörige Chuzpe und Unverfrorenheit in Gegenwart des eingeladenen Parteivorsitzenden (der wieder eine gute Rede gehalten hat) einerseits ständig von 'Einheit' und 'Einigkeit' zu reden, und andererseits Bundesvorstands-mitglieder öffentlich anzugreifen und deren 'Abwahl 'anzukündigen. Es hilft nichts, Höcke hat genau das getan! In der AfD gibt zu viele destruktive Leute: eitel, illoyal, undiszipliniert. Einer überall zerstrittenen AfD (BW, SH, NRW) könnte nichts schlimmeres passieren, als das ein CDU-Landesverband sie zu konstruktiver Mitarbeit auffordert. Leider ist es fraglich, ob die AfD dazu aktuell fähig wäre.

Lieber Herr Walther,

es antwortet Ihnen der Autor:

Erst einmal vielen Dank für Ihr Lob, ich freue mich, dass der Artikel Ihnen zusagt. Tatsächlich können Sie das gesamte Kyffhäusertreffen so oft sie mögen ansehen, dabei pausieren oder vor- und zurückspulen. Das Treffen wurde auf der Facebookseite des "Flügels" live gestreamt. Dieses Video findet man nach wie vor auf der Seite. Die Veranstaltung in Leinefelde war nicht öffentlich. Das heißt, es war auch keine Presse zugelassen. Für den Artikel habe ich also den Livestream verfolgt. 

Zu Höcke: Höcke ist, wie sie richtig festhalten, ein Geschichtslehrer. Ihm sind die Begrifflichkeiten der Nationalsozialisten und zahlreicher anderer geschichtlichen Begebenheiten bekannt. Dieses Wissen nutzt er auch in seinen Reden. Man sieht an der kalbitzschen Sonnenmetapher, dass man sehr wohl weiß, was man da in der AfD alles sagt.

Beste Grüße,
Jannik Wilk

Gisela Fimiani | Mo., 8. Juli 2019 - 20:27

Es steht zu hoffen, dass die Ereignisse in der NRW AfD Partei flächendeckend Schule machen.

Carola Schommer | Di., 9. Juli 2019 - 08:14

könnte es wirklich so kommen, dass die liberalen und sonstigen AfDler ins Hintertreffen geraten. Es war Gaulands Fehler, die schützende Hand über Höcke zu halten. Konnte man Höcke zunächst wohlwollend für einen "Nationalromantiker" halten, so wird einem bei diesem Mann langsam mulmig. Soll die AfD überleben, müssen diese verkappten NPDler dringend aus der AfD herausgedrängt werden. Was Höcke nicht klar zu sein scheint: Seine ganze Person, seine Wortwahl und sein Duktus sind nicht dazu angetan aus der AfD eine in ganz Deutschland akzeptierte Volkspartei zu machen. Er riecht zu sehr nach Nazi.

..ist leicht zu erklären. Einerseits ist bei Gauland eine kontinuierliche Selbstradikalisierung zu beobachten, ähnlich wie z.B. bei Frau Steinbach oder anderen Politiker(inne)n, die früher Mitglied demokratischer Parteien waren. Diese "Radikalisierung" als Ergebnis später "Sozialisierung" ist sicher durch eine Umgebung bedingt, die ständig radikale(re) Auftritte und Aussagen fordert und begrüßt. Ohne solche Radikalität kann in der AfD niemand etwas werden - es wird sozusagen "von der Partei erwartet" - die AfD ist schliesslich DIE Partei der Wut und des Widerstandes...
Andererseits sieht Gauland in Hoecke wohl den Mann, der er selbst gerne geworden wäre, und merkt gar nicht, dass hinter Hoeckes veschwurbelter, klebriger Deutschtümelei ein ultrarechtes Weltbild verborgen ist. Gauland sieht nur (noch) das, was er sehen will...
Aber das macht Gauland auch zum Gejagten - die Rückkehr ins bürgerliche, konservative Lager ist auf alle Zeit unmöglich. Da würde ihn keiner mehr wollen.

Verstehen Sie unter „ultrarechtes Weltbild“ das Weltbild von Stauffenberg oder von Hitler? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen, denn Sie zeigten damit, dass Sie in der Lage wären politisch zu differenzieren, welches eine Form des Nachdenkens ist.

die Tragik der AfD, dass sie sich- in Teilen-von einer kompetenten euro -und migrationskritischen Partei weit nach rechts bewegt hat. Für alle ehemaligen CDU/CSU und auch viele SPD Wähler, eine Riesenenttäuschung und leider auch wieder keine politische Heimat . Um glaubwürdig ( und wählbar) zu bleiben ,müssen sich wohl die äußerst rechten Strömungen der AfD von der Mutterpartei abtrennen .Das entsprechende Gedankengut und die zu diesem führenden Probleme bleiben aber bestehen.

Klaus Funke | Di., 9. Juli 2019 - 08:19

Es herrscht zu viel (künstliche) Aufregung um einen wie Herrn Höcke. Medien und Politik machen ungewollt (?) zu viel Rummel um diesen Mann. Er wird mit Goebbels verglichen! Er ahme ihn nach. Aber Hallo - das erzeugt Aufmerksamkeit. Und dann die laufende Empörung über ihn. Ein sogenanntes "Zentrum für politische Schönheit" agiert auf seinem Nachbargrundstück.Dabei sollte doch jeder wissen: "Empörung war und ist immer das beste Marketinginstrument!" Warum diesen Mann größer machen als er in Wahrheit ist? All diese Aufregung nützt ihm doch nur. Er ist inzwischen der bekannteste AfD-Politiker. Ich plädiere für Zurückhaltung und auch für Schweigen. Das Schweigen ist das schärfste Schwert jedes Rezensenten und jedes Kritikers. Es gibt das Wort vom "totschweigen". Warum sind die Medien und die Politik so strunzdumm und bieten diesem Möchtegernpolitiker ständig eine Bühne?? Wenn über ihn nicht mehr berichtet würde - ja, das würde ihm wirklich schaden. Es ist wie mit der Motte und dem Licht...

Gerhard Hecht | Di., 9. Juli 2019 - 11:13

Höcke und die anderen von der AFD sind ganz böse! Das ist was wir alle wissen!
Frage wann wurde denn mal eine Rede dieser bösen Jungs im Fernsehen, in den Medien von Anfang bis Ende wiedergegeben. Auszüge in der heute-show oder bei phoenix sind für mich nicht representativ. Die Volkstribunale der diversen Talk-Show's auch nicht.
Die AFD bekommt keine Sendezeit, aber man weiß die sind ganz böse! Absurdes Theater!

Ernst-Günther Konrad | Di., 9. Juli 2019 - 11:29

Bis auf die Grünen finden derzeit und eigentlich schon immer, mal öffentlicher und mal weniger wahrnehmbar sog. Flügelkämpfe statt. Es gehört also zum Parteileben dazu, dass sich extrem linke, mit gemäßigten über politische Sichtweisen und Lösungswege streiten. Was ist das also besonderes, wenn das auch in der AFD stattfindet?
Die Merkelianer und die "konservativen" in der CDU liefern sich auch den ein oder anderen Schlagabtausch. Gleiches in der SPD. Insofern auch bei der AFD nichts anderes, als in den anderen Parteien. Die Grünen können sich derzeit zufrieden zurück lehnen, weil sie bislang geschickt jeder klaren, konkreten inhaltlich prägnanten politischen Aussage aus dem Weg gegangen sind. Schlagwörter, hysterische Forderungen mit Verboten, mehr ist da nicht.
Mir ist Herr Höcke absolut nicht symphatisch, seine Wortwahl ist nicht die meine, nur vermisse ich in dem Artikel, wo und an welcher Stelle es sachinhaltliche Reibereien gibt. Sicher in der Art und Weise der Darstellung.

Ernst-Günther Konrad | Di., 9. Juli 2019 - 11:43

Ja, schon klar. In der Rheotrik und bewussten Außendarstellung des Herrn Höcke erkennt jeder einen Unterschied zu anderen Teilen der AFD. Das meine ich auch nicht. Ich würde gerne mal eine Analyse lesen, der ich entnehmen kann, wo die inhaltlichen Auseinandersetzungen der sog. Flügel beschrieben sind. Nur weil AFD-Anhänger zu Höcke kommen, da war ja auch Gauland, heisst das nicht, dass es nur Höcke-Anhänger sind oder?
Wer zur CDU kommt, mag AM vielleicht nicht, kommt aber zur Merz oder einer/m anderen?
Der Umgang mit der AFD und dem Thema Landesliste könnte gerade für die anderen Parteien zum Problem werden. Zweifler könnten aufgrund dieses Vorganges gerade und jetzt erst recht AFD wählen. Vielleicht gewinnen die soviel Direktmandate aufgrund dieses Vorganges, dass die Listenplätze reichen? Möglicherweise wird die Wahl angefochten? Ein Urteil gegen die Landeswahlleitung und gegen die Wahl selbst wäre das Wasser auf die Mühlen einer AFD, das man doch gerade nicht vergießen wollte.

Bernd Schiebener | Di., 9. Juli 2019 - 11:45

Nur mal so nebenbei ! Wenn es meine Zeit zu läßt, besuche ich politische Veranstaltungen und die laufen überall so ähnlich wie bei Höcke ab. Nur andere Fahnen, Schilder und Lieder und Einmarsch der Akteure. Zum Beispiel Merkel BTW in GG : Merkel + Bouffier flankiert von ihren Vertrauten. Langsam bahnen sie sich ihren Weg zur Bühne, schütteln links und rechts Hände, lächeln, sonnen sich im Jubel. Und statt rechtem, halt linkes Geschwätz.

Susi West | Di., 9. Juli 2019 - 13:21

Antwort auf von Bernd Schiebener

und deshalb werden im Osten noch mehr AfD wählen! Der Wahlzirkus in Sachsen zeigt doch, wie gemauschelt wird. In Görlitz fing es an und bei der Landtagswahl geht es weiter.

Jürgen Keil | Di., 9. Juli 2019 - 13:30

Ich bin weder Höcke- Fan, noch AFD- Mitglied. Ich versuche mir eine eigene Meinung u.a. an Hand von Primärliteratur zu bilden. Man lese doch einmal, vorurteilsfrei, das Buch "Nie zweimal in demselben Fluss" von Höcke/Hennig. Ich habe das Buch zweimal gelesen, habe dort aber keinen Nazi Höcke gefunden. Einen national-romantischen Konservativen schon. Mir zu spinnert, nicht mein Ding. Er wird offensichtlich bewusst zum rechten Schreckmann aufgeblasen.

Klaus Peitzmeier | Di., 9. Juli 2019 - 19:12

Die einen treffen sich am Kyffhäuser und die anderen kiffen eine Woche am Kölner Dom oder im Hambacher Forst.
Lächerlich peinliche Leute einerseits, die die Zeit mit Fahnenschwingen und der Verteilung von Blechorden zurückdrehen wollen. Die anderen preisen Juteklamotten und hoffen, dass bald jedes Dorf sein Wolfsrudel beheimatet. Der Strom soll aus der Steckdose kommen, aber nicht aus Kohle-, Öl-, Gas- oder Atomkraftwerken. Dafür aus Windanlagen, die aber nicht zu nah an Siedlungen stehen sollen, keine Schlagschatten werfen und keine Vögel zerhacken dürfen. Also sich eigentlich gar nicht drehen sollten. Und natürlich aus Sonnenenergie. Allerdings nicht zuviel, weil das ja das Klima erwärmt.
Wieso sind Maß und Mitte und gesunder Menschenverstand momentan so verpönt? Geht es dem Esel zu gut? Wie kann jemand glauben, daß der AfD BH-Flügel Investitionen und Arbeit ins Land bringt? Im Gegenteil. Das was da ist, wird das Weite suchen. Wer will denn mit so etwas zu tun haben?

Wolf-Dieter Hohe | Mi., 10. Juli 2019 - 00:11

...was beim Lesen der weit überwiegend bedenkenswerte Kommentare regelmäßig meine Contenance gefährdet, sind
a) Ihre >von mir< meist als sich "ereifernd" empfundenen Vorträge und
b) dass es für Wert empfunden wird auf Ihre dieserartigen Einlassungen auch noch inhaltlich einzugehen was ebenso regelmäßig
c) zum Lattenabwurf beim Ihrem nächsten Sprung führt.
Zur Einordnung des Unterzeichnenden:
Was mich betrifft, Herr Lenz, ich benutze inzwischen, in brauner Tube, braune Zahnpasta damit die Kleckse nicht auffallen - auf meinen braunen Hemden.
Aber mit Farben ist es ohnehin so ´ne Sache.
Wie kommts, dass Braunkohle Hände schwarz macht. Irgendwie verwirrend.
Ist die Farbe womöglich doch nicht die, die zu sehen Sehende überzeugt sind?
Nichts für Ungut Herr Lenz.