Karl-Ludwig Kley / J. Marguier

Karl-Ludwig Kley im Gespräch mit Daniel Gräber - Cicero Podcast Wirtschaft: „Wirtschaftsführer folgen oft der Macht und äußern sich nicht deutlich“

Der Topmanager und Autor Karl-Ludwig Kley über die deutsche Energiewende.

Daniel Gräber

Autoreninfo

Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Seine Karriere begann der promovierte Jurist beim Chemieriesen Bayer. Dort brachte es Karl-Ludwig Kley bis zum Finanzvorstand. Dann wechselte er in die gleiche Position zur Lufthansa und führte später den Pharmakonzern Merck. Keine Frage: Kley zählt zu den wichtigsten und einflussreichsten Führungskräften der deutschen Wirtschaft.

Nun hat er ein Buch veröffentlicht, in dem er die deutsche Klima- und Energiepolitik vehement kritisiert. Der konstruktive Ton dieses Buches („Klar zur Wende – So können wir das Steuer bei Klima und Energie noch rumreißen“) kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie grundsätzlich Kleys Kritik ist. Denn er fordert darin, gleich mehrere der in Deutschland vorherrschenden Tabus zu brechen: Kernkraft, heimisches Fracking-Gas und CO2-Speicherung.

Daniel Gräber und Karl-Ludwig Kley
Daniel Gräber und Karl-Ludwig Kley in der Cicero-Redaktion

Im Cicero-Podcast erklärt Kley, der seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender des Energiekonzerns Eon im Mai 2023 aufgegeben hat, warum er sich erst jetzt so deutlich zu Wort meldet. Und er räumt selbstkritisch ein, dass Unternehmenschefs viel zu oft den Mächtigen nach dem Mund reden. „Die Wirtschaft insgesamt ist oft sehr zögerlich, wenn es darum geht, eine klare Position einzunehmen. Viele befürchten Nachteile. Gerade wenn es Unternehmen sind, die eine Nähe zum oder eine Abhängigkeit vom Staat haben“, sagt Kley im Gespräch mit Cicero-Ressortleiter Daniel Gräber. Und er fordert: „Die Wirtschaft soll den Mund aufmachen, wenn es Dinge gibt, die an der Politik zu kritisieren sind.“

Das hat Kley, der aktuell dem Aufsichtsrat der Lufthansa vorsitzt, erst jüngst getan. Als Wirtschaftsminister Robert Habeck auf unsere Enthüllungen zu seiner Atomkraft-Entscheidung reagierte, indem er den Kraftwerksbetreibern wie Eon die Verantwortung für die verhinderte Laufzeitverlängerung zuschob, warf ihm der Ex-Eon-Aufsichtsratschef in einem Interview vor, Unsinn zu verbreiten.       

Das Gespräch wurde am 15. Mai 2024 aufgezeichnet.

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Ernst-Günther Konrad | Sa., 18. Mai 2024 - 11:21

Viele sind auf den Corona- und Klima Zug aufgesprungen und leben bis heute die Klimalüge mit. Gerne wurde bei Corona und beim Klima der Politik nachgeplappert und sogar mehr gemacht als notwendig. Nicht wenige haben dann die Hände aufgehalten und tun es heute noch trotz der desolaten Energiepolitik. Angebote an eine Neubauer lassen den Verbraucher nur noch den Kopf schütteln. Bis heute wird schön geredet, relativiert, sanfte Kritik geäußert und selten Klartext geredet. Ihr habt mitgemacht beim Abriss der deutschen Wirtschaft und schwingt die Abrissbirne mit. Da nützt es nichts, das jetzt plötzlich, wie im Falle der Offenlegung der Habeckpapiere, die Atomindustrie die Wahrheit sagen und dem Lügenminister widersprechen. Die großen Wirtschaftsunternehmen machen es sich einfach und gehen ins Ausland. Und was macht der ehem. gesunde Mittelstand. Der legt sich unter das Sauerstoffzelt und dämmert im Wirtschaftshospiz in die feinstoffliche Welt hinüber. Auch ihr habt Schuld am Dilemma.

Ronald Lehmann | Sa., 18. Mai 2024 - 12:12

um den Anforderungen des 2. Jahrtausend gerecht zu werden?

Als erstes Chapeau 👍👏 für dieses hervorragende Interview beider Seiten. Danke

Fmp. liegt das Haupt-Problem der Ineffizienz in den Personen von Politik & Wirtschafts-Führung

Politik lassen wir mal weg, weil jeder weiß
> Kinderbuchautor & Wirtschaftsminister sind wie Feuer & Wasser

aber fmp. sind die ganz großen Chefs mir zu sehr Politiker mit ökonomischen Hintergrund geworden

während der allerwichtigste Teil des progressiven Zeitgeistes fehlt

DIE WAHRE WISSENSCHAFT & FORSCHERGEIST

auf den Fundamenten von REALITÄTS-SINN
wo Ziele interessant sind wie Ferne Galaxien

wo das geistige Fundament
OFFENHEIT & freier Blick eine Doktrin ist

wo egal welche Hierarchie sich einer bewegt
man offen, leidenschaftlich & vor allem Lösungsorientiert
DISKUTIEREN & DEBATTIEREN
kann & will

unabhängig politischer Ausrichtungen & erst Recht nicht
PLANWIRTSCHAFTS-ZIELE

denn diese gehen wie in der DDR voll daneben

PLAN erfüllt > Ziel verfehlt
> MANGEL😠

S. Kaiser | Sa., 18. Mai 2024 - 12:26

betreiben, aber der Anspruch ‚sachlich‘ durchzukommen. Träumen Sie weiter, möchte man sagen. Man merkt Herrn Kley auf der einen Seite das Verantwortungsgefühl an, hier 'rettend' einzugreifen, aber auf der anderen Seite doch auch den Wunsch weiterhin gesellschaftsfähig und konziliant zu sein. Dennoch, als Kley just in Antwort auf diese Frage, ob die Wirtschaft sich nicht schon immer aufgrund von Abhängigkeiten an den Mächtigen orientiert habe, auf die düstere Zeit von vor 80 Jahren zu sprechen kommt (gg. Minute 10), zeigt das 2 Dinge: 1. dass die Lage momentan äußerst prekär ist, wie sie es in jüngerer Vergangenheit lange nicht mehr war (denn es gab in den letzten Jahrzehnten durchaus immer wieder mal wirtschaftl. herausfordernde Zeiten), und 2. – und das ist bemerkenswert – dass die aktuelle Epoche mit ihrem grün dominierten Zeitgeist unbewusst die Gedankenassoziation (nicht der direkte Vergleich!) zu einem totalitären Staat weckt, der keine offenen Debatten und kein Ausscheren duldet.

Brigitte Miller | Sa., 18. Mai 2024 - 17:42

die Frage um, ob CO2 wirklich der Übeltäter ist und der Kampf dagegen inkl. CO2 -Abscheider das Richtige ist.

Bernd Briele | Sa., 18. Mai 2024 - 23:34

Ja die Damen und Herren Wirtschaftslenker - zumindst der großen Dax-Konzerne - haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bis zum heutigen Tage jeden wirtschaftspolitischen und gesellschaftspolitischen Unsinn der letzten Regierungsjahre klaglos mitgetragen, denn schliesslich wollte und will man ja nicht unangenehm auffallen.
Und ausserdem bestand ja immer noch Hoffnung, dass man von der massenhaften Armutsmigration (= billige Arbeitskräfte) irgendwie schon profitieren werde und sich am Ende alles irgendwie doch zum Guten wende. Volkswirtschaftliche Aspekte (welche ja auch eher das Wirtschaftsministerium zu interessieren haben) spielten da überhaupt keine Rolle - allein individuelle betriebswirtschaftliche Aspekte zählten.
Jetzt, wo sich zur Migrationskrise noch die Energiekrise und der Ukrainekrieg gesellt hat und das Haus Deutschland lichterloh in Flammen steht, erkennt man plötzlich, dass ein guter Ausgang kaum noch zu erwarten ist.