
- Arche Noah der Kernkraft
Mit einem innovativen Reaktorkonzept will der Berliner Kernphysiker Götz Ruprecht den wachsenden Energiehunger stillen – von Kanada aus, in Deutschland fühlt er sich nicht mehr willkommen. Denn die Idee seines Start-ups berührt ein deutsches Tabu. Gearbeitet wird an einem neuen Zeitalter der Atomenergie.
Eine seltene Mischung aus Wehmut und Aufbruchstimmung durchweht die karge Büroetage eines Backsteinbaus im Berliner Stadtteil Wedding. Während auf der Straße ein türkisches Brautpaar vor dem Dönerladen für die Handykamera posiert, tüfteln dort oben eine Handvoll kluger Köpfe an einer Idee, die ein Menschheitsproblem lösen soll. Sie sind davon überzeugt, dass es mithilfe ihrer Erfindung gelingen wird, den weltweit wachsenden Energiehunger zu stillen und sich gleichzeitig von der Verbrennung fossiler Energieträger zu verabschieden. Doch ihr Problem ist: Hierzulande finden sie dafür kaum offene Ohren.
Denn ihre Idee berührt ein deutsches Tabu. Sie arbeiten an einem neuen Zeitalter der Atomenergie.
So kommt es, dass ihr Start-up kein deutsches, sondern ein kanadisches Unternehmen ist. Der Berliner Kernphysiker Götz Ruprecht, Mitgründer und Geschäftsführer, verbrachte einige Jahre in Vancouver an einem Nuklearforschungsinstitut. „Dort herrscht ein ganz anderes Klima, die Kanadier sehen die Kernkraft als Schlüsseltechnologie der Zukunft und investieren sehr viel Geld in die Forschung“, schwärmt Ruprecht. In Deutschland hingegen, das jahrzehntelang bei Kerntechnik und Wissenschaft ganz vorne mit dabei war, seien an den Universitäten ganze Institute dichtgemacht worden.