Götz Ruprecht
Götz Ruprecht würde gern weiter in Deutschland an kompakten Kernreaktoren forschen / Maurice Weiss

Deutscher Energietüftler - Arche Noah der Kernkraft

Mit einem innovativen Reaktorkonzept will der Berliner Kernphysiker Götz Ruprecht den wachsenden Energiehunger stillen – von Kanada aus, in Deutschland fühlt er sich nicht mehr willkommen. Denn die Idee seines Start-ups berührt ein deutsches Tabu. Gearbeitet wird an einem neuen Zeitalter der Atomenergie.

Daniel Gräber

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Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Eine seltene Mischung aus Wehmut und Aufbruchstimmung durchweht die karge Büroetage eines Backsteinbaus im Berliner Stadtteil Wedding. Während auf der Straße ein türkisches Brautpaar vor dem Dönerladen für die Handykamera posiert, tüfteln dort oben eine Handvoll kluger Köpfe an einer Idee, die ein Menschheitsproblem lösen soll. Sie sind davon überzeugt, dass es mithilfe ihrer Erfindung gelingen wird, den weltweit wachsenden Energiehunger zu stillen und sich gleichzeitig von der Verbrennung fossiler Energieträger zu verabschieden. Doch ihr Problem ist: Hierzulande finden sie dafür kaum offene Ohren.

Denn ihre Idee berührt ein deutsches Tabu. Sie arbeiten an einem neuen Zeitalter der Atomenergie.
So kommt es, dass ihr Start-up kein deutsches, sondern ein kanadisches Unternehmen ist. Der Berliner Kernphysiker Götz Ruprecht, Mitgründer und Geschäftsführer, verbrachte einige Jahre in Vancouver an einem Nuklearforschungsinstitut. „Dort herrscht ein ganz anderes Klima, die Kanadier sehen die Kernkraft als Schlüsseltechnologie der Zukunft und investieren sehr viel Geld in die Forschung“, schwärmt Ruprecht. In Deutschland hingegen, das jahrzehntelang bei Kerntechnik und Wissenschaft ganz vorne mit dabei war, seien an den Universitäten ganze Institute dichtgemacht worden.

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Stefan Bauer | Di., 26. Oktober 2021 - 15:23

... mit Schäubles Ermahnung. "Atomkraft nein danke!" war schon in den 80ern die erste "Cancel Culture" ohne sinnvolles Nachdenken, gefolgt von Merkels reflexhafter Reaktion auf Fukushima.
Wobei ich da noch dachte "gut, dass wir hier keine Erdbeben und Flutwellen haben", aber das war wohl zu rational gedacht.

Greta wurde ja auch deutlich belehrt, als sie noch in ihren FfF Anfängen Atomenergie als positiv ansah. Das ging "natürlich" gar nicht.

Rob Schuberth | Di., 26. Oktober 2021 - 18:23

Es ist zum Haareraufen.
Von wegen D u. seine Ingenieure. Das war einmal.

Die zukünftige Nutzung der Kernenergie wird kaum noch Müll produzieren. Im Gegenteil. Sie kann alte Brennstäbe nutzen u. diese wirklich aufbrauchen.

Aber hier in D gilt Kernkraft als No Go...leider.

Das ausgerechnet die Physikerin Merkel das nicht anerkennen will, stimmt traurig.

Es lebe die Ideologie u. Wissen zählt nichts mehr.

Tomas Poth | Di., 26. Oktober 2021 - 19:04

Ein Streit der mich mein Berufsleben lang begleitet, mit allen Pros und Contras.
Der Dual-Fluid-Reaktor löst auf elegante Weise das große Problem der überbleibenden Reststrahlung hochradioaktiver Abfallstoffe und beschränkt die Lagerung und Kontrolle schwachstrahlender Reste auf ein überschaubaren, verantwortbaren Zeitraum.
Eine Entwicklung der man sich nicht verschließen sollte. Hier müssen viele Entscheidungsträger ihre Scheuklappen erst noch ablegen.

Ronald Lehmann | Mi., 27. Oktober 2021 - 14:29

Antwort auf von Tomas Poth

Herr Poth, Danke für ihren Vortrag. Hatte mal einen ähnlichen Vortrag mir auf YouTube angehört, wo es genau um diese Probleme/ Lösungen ging. Und das die bisherigen Abfälle ein weiterer Energieblock sein können bis zur Lösung von neuen & vor allem effizienten Energiequellen.

Hauptproblem hier auf Erden für Wirtschaften ist jedoch die Tatsache der verlustarmen Energiespeicherung & der Trinkwasserspeicherung, wo man viel mehr Öffentlichkeit, Interesse, Aufmerksamkeit & Prämien einsetzen sollte.

Wo ich gedanklich nicht weiter komme ist folgende Tatsache:
Beim impfen mit mRNA-Impfstoffen hat man international von Regierungsseiten keine bedenken, dass dies nach hinten los gehen könnte.
Aber man hat bedenken mit Atomenergie, obwohl diese nun wirklich CO2 Neutral ist, wenn auch ... Und man hat auch international keine Bedenken bei den aber Millionen Atomsprengköpfen, die in dieser Welt lagern & wo weiter stillschweigend bei ALLEN aufgerüstet wird.
Die Macht wird eine Gefahr für sich selbst

Ich denke all die Widersprüchlichkeiten die man sieht lassen sich nicht rationell auflösen.
Der Mensch wird in die Welt geboren und versucht einfach nur zu überleben. Dazu gehört es auch Regeln aufzustellen, die aber schnell über den Haufen geworfen werden, wenn es der eigenen Überlebenschance Vorteile verschafft.
So oder ähnlich.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 27. Oktober 2021 - 07:03

Ich verstehe nichts von Atomkraft bis auf die wenigen Erkenntnisse aus meiner Schulzeit. Deshalb kann ich dazu fachlich auch nicht argumentieren. Allerdings braucht es kein physikalisches Wissen zu erkennen, dass die Menschheit nicht weniger, sondern mehr Strom/Energie braucht, um die sog. technische Modernität zu meistern. Wir alle wissen bei klarem Verstand, wozu wir inzwischen alles Strom nutzen, ob direkt oder indirekt. Da DE sich innovativer Ideen und Forschung auf diesem Sektor entzieht und den Atomstrom verteufelt, wird uns allen noch mal auf die Füße fallen. Ich habe da eine Idee. Abschaffung sämtlicher Genderlehrstühle und zugehörige NGOS und schon bräuchte die Wissenschaftler nicht ins Ausland, geschweige für eine andere Nation zu forschen. Ups. Bin ich jetzt nationalistisch?
Nein, nur bei klarem Verstand.

Rob Schuberth | Mi., 27. Oktober 2021 - 12:12

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Ihre Idee die Genderlehrstühle abzuschaffen (u. am besten durch MINT Fächer zu ersetzen, Anm. meinerseits) schließe ich mich an.

Die Schüler, die dazu noch fähig sind werden aber seltener.

In D sinkt der Bildungsgrad immer weiter ab.

Ein*e Mensch*in war schuld, dass wir uns heute mit atomarer Energiegewinnung rumschlagen müssen anstatt paradiesische Energie im Überfluss zu genießen. Das heißt aber nicht, dass die Genderlehrstühle überflüssig wären. Im Gegenteil-nur so ist wissenschaftlich garantiert, dass es neben maskulinen Menschen auch feminine Menschinnen gibt. Allerdings ist es absolut gegen Menschenrechte verstoßend, die Bürde von Schwangerschaften ausschließlich den femininen Menschinnen aufzubürden. Nachdem es den wissenschaftsfreien Moralisten gelungen ist eine CO2 freie Energieerzeugung zu beenden, muss auch wissenschaftsfrei und gendergerecht für eine ausgeglichene Lastentragung bei der Fortpflanzung der Mensch*innen*heit in grünen Demonstrationen gekämpft werden. Nur so kann Gerechtigkeit hergestellt werden.

Jochen Rollwagen | Mi., 27. Oktober 2021 - 08:55

während er noch forscht haben die Chinesen das Ding schon gebaut und gehen jetzt in den Betrieb.

https://snanews.de/20210915/chinesischer-thoriumreaktor-3589706.html

Und die Russen sind auch fleißig am Basteln.

https://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/russland-baubeginn-fu…

So ist das halt, wenn man in Deutschland ist. Der Rest der Welt ist da 10-20 Jahre voraus wenn's um Technik geht. Egal welche.

Aber gender-mäßig: super.

H.v. Weissensand | Mi., 27. Oktober 2021 - 17:49

Zu spät, die Jungs sind schon weg:)))
https://dual-fluid.com/de/news/
@ Cicero bitte mehr solcher Beispiele.
Es muss der letzte verstehen, dass natur- und ingenieurwissenschaftliche Probleme nicht mit Ideologien zu lösen sind. Ich bin in der DDR aufgewachsen, da hat man Regierung und Medien sabbeln lassen, die Ingenieure haben versucht Lösungen für Probleme zu finden, so gut es unter den Bedingungen eben ging. Achtung vor der Natur und der Schöpfung sowie ressourcenschonender Umgang mit der Umwelt sollte jetzt selbstverständlich sein.
Bitte! werdet Eurer Verantwortung als 4. Gewalt im Staat gerecht und nicht mit irgendwem gemein. Macht der Regierung und Opposition Feuer unters Hemd genauso wie NGO’s und sonstigen Verbänden, die meinen, die Regierung ersetzen zu wollen. Wir benötigen ehrlichen Streit und Wettbewerb über jedes Problem, jede Lösung.

Detlev Bargatzky | Do., 28. Oktober 2021 - 12:26

Ich erinnere mich, dass das auch mal über die bereits gebauten AKWs gesagt wurde.
In D gab es zwar keinen GAU, dafür aber Störfälle, die dann in Zusammenarbeit von AKW-Betreibern und Aufsichtsbehörden verharmlost wurden. War auch kein Problem für jene Bundesbürger, die weit genug von einem solchen Kraftwerk entfernt wohnen. Der Rest waren im Wesentlichen Querulanten.
Ich bin ja mal auf die Reaktionen gespannt, wenn die ersten potenziellen Standorte benannt werden. Ob dann die Begeisterung in der lokalen Bevölkerung auch den Grad der Begeisterung der genannten Forscher und Investitionswilligen erreicht?
Ich kann nicht so recht daran glauben.

Hallo Bargatzky, Sie haben sicher berechtigte Zweifel, auch wenn es sich auf der Website anders liest, werden aufgrund fehlender Erfahrung Bedenken bleiben.

Der Punkt ist doch der, wie geht unsere Gesellschaft mit Forschung, Technik und Wirtschaft um? Sagen wir das ist alles Teufelszeug oder spannen wir alle ein für bestimmte Probleme Lösungen zu finden. Anders aus jetziger Sicht gesprochen:
Atomkraft: Sichert unabhängige Energie und ist sauber
Problem: AKW sind unsicher, weil störanfällig, keine Lösung für Endlager.
Lösungsansatz: Wettbewerb für Lösung des Problems.
Ein Lösungsvorschlag: siehe Text
Weiteres Vorgehen? Testen---> etwaige Konkurrenten suchen auch nach Lösungen--->Die Verfahren werden noch besser--- und oder die Firma von Daual Fluid haben die beste Lösung.
Jedenfalls wäre das für mich der besser Ansatz mit Problemen unserer Zeit umzugehen und die lösen wir nicht mit Angst und falscher Ideologie. Da war man doch im Mittelalter weiter und da drohte der Scheiterhaufen:)