Bundestag berät über Neubau : Neues NS-Dokumentationszentrum in Berlin: glückliche Schuld Während die Ukraine um Hilfe gegen russische Angriffe bittet, plant die Bundesregierung ein riesiges Dokumentationszentrum zur Besatzungspolitik der Wehrmacht mitten in Berlin. Mit knapp 15.000 Quadratmetern soll das Zentrum der mit Abstand größte Neubau in Deutschland zum Gedenken an NS-Verfolgte werden. Die Kosten des Projektes sprengen alles bisher Dagewesene, aber auch inhaltlich ist das Konzept in vielerlei Hinsicht problematisch. VON HUBERTUS KNABE
Cancel Culture : Hans Carossa: Entsorgung eines Namenspatrons Das Hans-Carossa-Gymnasium in Berlin-Spandau will sich seines Namenspatrons entledigen - weil er, obwohl selbst kein Nazi, in der Zeit des Nationalsozialismus publiziert hat. Widersprüchliche Persönlichkeiten sind als Namensgeber nicht mehr gerne gesehen, weil sie dem Reinheitsgebot heutiger Moral widersprechen. VON RAINER WERNER
Die Hohenzollern und die Nazis : Geschichte einer Kollaboration? Der Historiker Stephan Malinowski reüssierte im vergangenen Jahr mit seiner Monographie über die Kollaboration des Hauses Hohenzollern mit den Nazis. Doch das Buch wird der seinem Autor zugeschriebenen wissenschaftlichen Autorität nicht gerecht. Ein kritischer Zwischenruf von einem Fachkollegen, der sich ebenfalls mit der Rolle der Hohenzollern in der NS-Zeit befasst hat. VON LOTHAR MACHTAN
80 Jahre Wannseekonferenz : Töten als Verfahrensangelegenheit Am 20. Januar 1942 kamen in einer Villa am Berliner Wannsee Repräsentanten von staatlichen Institutionen und Nazi-Organisationen zusammen, um über die Ermordung der europäischen Juden zu beratschlagen. Ein Gedenkprojekt des Historikers Julien Reitzenstein findet eine zeitgemäße Form des Erinnerns. VON JOHANN MICHAEL MÖLLER
Nationalsozialistische Architektur : Rassenideologie aus Stein Wie soll man mit den Überresten monumentaler Nazibauten umgehen - etwa dem Nürnberger Parteitagsgelände oder dem Münchner Haus der Kunst? Eine originalgetreue Rekonstruktion zeugt von Geschichtsvergessenheit. Aber ebenso der Versuch, die architektonischen Zeugen zu „entnazifizieren“. VON MAGNUS BRECHTKEN
Debatte um den Großen Zapfenstreich : Faktenwidrig und geschichtsvergessen Politiker und Bürger kritisieren den Großen Zapfenstreich der Bundeswehr. Doch handelt es sich dabei, anders als der Grünen-Politiker Ströbele behauptet, nicht um ein „militaristisches Ritual aus Preußen und NS-Zeit“. Es ist eine Tradition, die europäische Armeen schon pflegten, bevor es Könige von Preußen gab. VON JULIEN REITZENSTEIN
Hitlers Lieblingskünstler : 1945 gab es keine Stunde Null in der Kultur „Gottbegnadete“ im Nationalsozialismus: Hitlers Lieblingskünstler waren auch in der jungen Bundesrepublik erfolgreich, wie eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin zeigt. Hatten sich die meisten deutschen Künstler 1933 schlagartig angepasst, so schmiegten sie sich nach 1945 ebenso rasch dem abermals gewandelten Zeitgeist an. VON JULIEN REITZENSTEIN
Gedenken an Massaker von Babyn Jar : „Hier in diesem Höllenschlund“ Es war das größte einzelne Massaker des Zweiten Weltkriegs. Heute wird Bundespräsident Steinmeier an einer Gedenkveranstaltung für die ermordeten Juden von Babyn Jar teilnehmen. Vor 80 Jahren hatten deutsche Polizisten, SS-Männer und Soldaten binnen zweier Tage nahe Kiew mehr als 33.000 Jüdinnen und Juden erschossen. VON ULRIKE MOSER
Jüdisches Leben in Deutschland : Wir Juden gehören dazu Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren in Deutschland. Dennoch werden sie noch immer als Fremde, als Opfer, als Israelis wahrgenommen. Mit anderen Worten: als Exoten. VON RAFAEL SELIGMANN
100. Geburtstag von Sophie Scholl : Eine nahbare Heldin An diesem Sonntag vor 100 Jahren kam Sophie Scholl zur Welt. Lange Zeit wurde das Mitglied der „Weißen Rose“ zur Heldenfigur verklärt. Dabei war sie vor ihrem Widerstand gegen das NS-Regime selbst glühende Nationalsozialistin. Dennoch bleibt sie ein Vorbild und eine Ausnahmeerscheinung. VON ULRIKE MOSER
Erich Fried zum 100. Geburtstag : „Lieber Michael Kühnen …“ Heute wäre Erich Fried 100 Jahre alt geworden. Was kaum jemand weiß: In den 80er Jahren pflegte der dem Holocaust entkommene Dichter eine Brieffreundschaft mit dem Neonazi Michael Kühnen. Das lehrt uns Wichtiges für unsere heutige Debattenkultur. VON MORITZ GATHMANN
Laschet und Olympia 2036 : Vergangenheit ist kein Ausschlusskriterium Mit seinem Vorstoß einer Bewerbung für Olympia 2036 erzeugte Armin Laschet schnell Widerspruch. Sommerspiele 100 Jahre nach denen der Nazis, das mag zunächst befremden. Doch mit einem geschichtsbewussten Konzept wären sie nicht ganz abwegig. EIN GASTBEITRAG VON ANDRÉ POSTERT
Restitutionsdebatte um den Welfenschatz : Der umstrittene Schatz Der amerikanische Supreme Court entscheidet demnächst über die Zuständigkeit von US-Gerichten für Rückforderungen von NS-Raubkunst. Der Fall, der sich am sogenannten Welfenschatz festmacht, offenbart die Nachlässigkeit der deutschen Politik. VON JULIEN REITZENSTEIN
„Querdenker“-Proteste gegen Corona-Maßnahmen : Widerstand in einer Demokratie? Sophie Scholl, Graf Stauffenberg und andere Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime gelten zu Recht als Helden. Doch ist der Widerstand gegen eine mörderische Diktatur vergleichbar mit Corona-Protesten in einer Demokratie? Über den Denkfehler der „Querdenker“. EIN GASTBEITRAG VON ANDRÉ POSTERT
Braune Esoterik : Der Spuk der Vandalen In den letzten Wochen wurden in Berlin, Wewelsburg und Potsdam drei Fälle von Vandalismus in bedeutenden Gedenk- und Ausstellungshäusern bekannt. Der Verdacht drängt sich auf, dass hinter den zerstörerischen Taten das gefährliche Gedankengut rechter Esoteriker schlummern könnte. VON RALF HANSELLE