
- Wir Juden gehören dazu
Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren in Deutschland. Dennoch werden sie noch immer als Fremde, als Opfer, als Israelis wahrgenommen. Mit anderen Worten: als Exoten.
Deutschland zelebriert derzeit 1700 Jahre jüdische Geschichte. Altbekannte Vorbildhebräer werden aufgerufen: Heinrich Heine, Albert Einstein, Max Liebermann, Fritz Haber, Samuel Fischer, Regina Jonas, Nelly Sachs, Hannah Arendt. Kein Zufall, dass sie allesamt tot sind. In Bezug auf ihre Juden gleichen die Deutschen Schmetterlingssammlern. Sie sind fasziniert von dem Objekt ihres Interesses, haben alles Wissen darüber zusammengetragen. Doch sie gehen damit am besten um, sobald die Spezies fixiert, also tot ist.
Die heutigen Deutschen betrauern die jüdischen Opfer ihrer Großeltern. Ihre harsche Kritik richtet sich indessen gegen die Israelis als Besatzer Palästinas. Die Solidarität der bußwilligen Deutschen gilt den Palästinensern. Sie werden als gegenwärtige Opfer der einstigen jüdischen Opfer angesehen. Quasi als „moderne Juden“. Über diese politisch korrekte Umwertung aller Werte – auch jene des gesunden Menschenverstands – wird vielfach übersehen, dass in Deutschland ein Dreivierteljahrhundert nach Ende des Völkermords jüdisches Leben wieder aufblüht.