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Die Umbenennung der Mohrenstraße wäre kein Untergang des Abendlandes / dpa

Umbenennungen im Nationalsozialismus - Was die Nazis gegen Mohrenstraßen und Judengassen hatten

Dass wir Namen ändern, ist gut und richtig – sonst würden wir noch in Hitler- oder Stalinstraßen leben. Doch die Geschichte der Mohrenstraßen und Judengassen in Deutschland ist keine einfache. Auch die Nationalsozialisten haderten mit den Namen.

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Autoreninfo

Dr. André Postert, geboren 1983, studierte Geschichte und Sozialwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, wo er 2013 promoviert wurde. Als Historiker ist er in der Wissenschaft und der politischen Bildung aktiv. Seine Themenfelder sind die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus und die Geschichte des Rechtsextremismus.

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„Die Mohrenstraße, Nebenstraße der Friedrichstraße, kennt jeder Berliner“, kommentierte der Reisejournalist Alfred E. Johann in einem großen Afrika-Buch 1939. Heute kennt sie nicht nur jeder Berliner, sondern die ganze Republik. Eine Umbenennung der Straße diskutiert man schon lange. Als die Berliner Verkehrsbetriebe im Juli beschlossen, zumindest der U-Bahnhof solle bald umbenannt werden, weil „Mohr“ eine rassistische Bezeichnung sei, schwappte die Debatte auf alle Städte mit gleichnamigen Straßen über. 

Die wenigsten von uns wissen, an wen oder was die Straße erinnert, die wir gerade überqueren. Noch weniger wissen, wie diese Straße vor fünfzig oder hundert Jahren geheißen hat – sofern es sie überhaupt gab. Die Namen, die uns umgeben, haben im 20. Jahrhundert andauernd gewechselt. Von Monarchie zur Demokratie, von Demokratie zur Diktatur, von Diktatur zur Diktatur und zurück zur Demokratie: Jede Transformation begleitete eine große Flurbereinigung, obwohl immer Lücken und blinde Flecken blieben.

Die Mohrenstraße widerstand den Brüchen

Wie ging der Nationalsozialismus, ein durch und durch rassistisches Regime, mit Straßen um, die Mohren- oder sogar Judenstraßen hießen? Man darf annehmen: Wer so auf die „Rassenreinheit“ fixiert ist, wie es die Nazis waren, wird alles Gegenläufige tilgen wollen.  

Die Berliner Mohrenstraße widerstand den Brüchen des 20. Jahrhunderts: Weltkriegen, Demokratien, Diktaturen, Rassenwahn, National- und Realsozialismus. Nicht weit weg liegt das sogenannte Afrikanische Viertel. Hier hatte der Zoodirektor Carl Hagenbeck Anfang des 20. Jahrhunderts einen Tier- und Menschenpark geplant. Er wurde nie gebaut, weil der Erste Weltkrieg dem deutschen Kolonialtraum ein Ende machte.

„Warum sie Mohrenstraße heißt, weiß kein Mensch“

Im Viertel gab, und gibt es teils noch immer, eine Togo-, Kameruner-, Transvaal-, Sanzibar-, Otavi-, Kongostraße und eine Schwakopmunder Straße – benannt nach einer Stadt in Namibia, damals Verkehrsknotenpunkt der Kolonie Deutsch-Südwestafrika und ein Ankunftshafen für deutsche Auswanderer.

Seit Jahren wird der Streit um die Umbenennung auch dieser Straßen geführt. Die Mohrenstraße unterscheidet sich von ihnen, weil sie viel älter ist. „Warum sie Mohrenstraße heißt, weiß kein Mensch“, urteilte der Reisejournalist Johann in seinem Afrika-Buch 1939. Mindestens vier Erklärungen haben sich bis heute halten können.

Für 6.000 Dukaten verscherbelt

Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts sollen Afrikaner in der Nähe der Straße untergekommen sein. Wobei keiner mit Gewissheit sagen kann, wer sie waren – möglicherweise Sklaven, vielleicht Musiker im Dienst Friedrich I. oder sogar eine diplomatische Gesandtschaft. Schriftsteller Johann, auch ein Mann seiner Zeit, gab 1939 der Sklaven-Version dieser Geschichte den Vorzug: Die unrentablen Besitzungen an der westafrikanischen Küste habe Friedrich I. loswerden wollen.

Für 6.000 Dukaten verscherbelte der König die Kolonie 1717 an die Holländer. Als Beigabe habe er dann „12 Negersklaven“ erhalten, mit denen er aber wenig anzufangen wusste. Die Berliner jedenfalls „konnten sich an diesen merkwürdigen Mohren nicht satt sehen“. Und aus diesem Grund trage die Straße diesen Namen. Sie erinnere daran, strich der Schriftsteller heraus, wie die „frühen Träume deutscher Kolonialherrlichkeit begraben“ worden seien.  

Umbenennung von 1.600 Orten

Straßennamen aus republikanischer Zeit hatten die Nazis gleich getilgt, als sie 1933 die Macht erlangten – in Berlin wie auch überall sonst in Deutschland. Für Westfalen und Lippe sind 422 Neu- und Umbenennungen allein für das Jahr 1933 nachgewiesen. Rund 64 Prozent der neuen Namen erwiesen Mitgliedern der NSDAP Ehre. In der Hansestadt Hamburg taufte man die Bebelallee in Adolf-Hitler-Straße um. Der Rathenaukanal und die Rathenaustraße wurden zu Skagerackkanal und Skagerackstraße.

Im Zuge einer Reform sollten bis 1940 rund 1.600 Orte umbenannt werden. Stein des Anstoßes von Anfang an: Namen, die der Rassendoktrin widersprachen. Der Redakteur einer Hamburger Zeitung entdeckte 1938 eine ganze Reihe: „Vor mir“, schrieb er, „liegt das […] bisher letzte Straßenverzeichnis. Es enthält noch eine Anzahl unzweifelhaft jüdischer Straßennamen“. Darunter: David-, Heine- und Mendelssohnstraße oder Fränkel- und Wolffsonweg.

Namen, die nicht ins Wahnbild passten

Die Nationalsozialisten hätten mit der Berliner Mohrenstraße verfahren können wie mit allen anderen Straßen. Es gab weiterhin etliche Namen, die nicht so recht in das Wahnbild der Rassereinheit passten. Reichsinnenminister Wilhelm Frick veröffentliche 1938 einen Erlass: Straßen, die noch immer einen jüdischen Namen trugen, sollten zügig umbenannt werden.

Bei Namen, die der Ehrung von Personen oder der historischen Erinnerung dienten, war die Vorgabe eindeutig. Mit „Judengassen“ und „Judenstraßen“ verhielt es sich anders. Die meisten stammten aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Eine Reihe war schon im 18. und 19. Jahrhundert verschwunden. Die Judengasse in Frankfurt am Main hatte ihr Ende gefunden, als das Judenghetto 1796 in Flammen aufging.

Grassierender Antisemitismus im Kaiserreich

Im Kaiserreich nach 1871 schlug dann der grassierende Antisemitismus zu. Umbenannt wurden sie nach wie vor im Hitler-Staat: Im unterfränkischen Hammelburg bekam die Judengasse 1933 den Namen Horst-Wessel-Straße. In Tübingen wurde sie 1943 zur Schotteisstraße, in Marburg 1937 zum Schloßsteig. Letztere heißt bis heute so.

In einem oberbayerischen Ort musste die Judenstraße kurz vor Kriegsende, im April 1945, weichen. Andernorts ließ man diese Straßen jedoch unangetastet. Als Deutschland Österreich 1938 annektierte, wurden beispielsweise in Wien rund 100 Orte umbenannt, die an Juden oder sogenannte „Mischlinge“ erinnerten. Die Judengasse blieb bestehen. Ebenso die zwei Mohrengassen.

Warum überlebten manche Judenstraßen?

Weitere Richtlinien gab das Reichsinnenministerium in Berlin 1939 heraus. Bestehende Namen sollten demnach „grundsätzlich nicht geändert werden“. Dies galt „vor allem für alte und historische Namen.“ Dennoch: Umbenennungen blieben in Zukunft möglich, wenn ein Name „dem nationalsozialistischen Staatsgedanken entgegensteht, ferner, wenn ein Name in weiten Kreisen der Bürgerschaft Anstoß erregt.“

Warum überlebten manche Judenstraßen? Wohl, weil sie an die historischen Judenghettos des Mittelalters erinnern konnten: „Die Geschichte der Frankfurter Judengasse“, hieß es vom Rassenpolitischen Amt der NSDAP 1937, sei Teil eines 700-jährigen Kampfs gegen die Juden gewesen, „eine typische Erscheinung, wie sie auch in anderen deutschen Städten“ noch anzutreffen war.

Hitler in Coburg

Und die Mohrenstraßen? Fügte sich ihr kolonialer Klang dem Rassismus harmonisch ein? Mohrenstraßen gab es einige: in Köln, Fürth, Wuppertal, Radebeul bei Dresden sowie in etlichen anderen Städten. Dem Nazi-Rassenwahn fiel zumindest eine dieser Straßen zum Opfer.

Eine Entscheidung, die gerade im oberfränkischen Coburg gefallen war, schien so bedeutsam, dass die staatlichen Presseagentur sie 1937 verbreitete:

„Anlässlich der 15. Wiederkehr des Tages, an dem der Führer und seine Hundertschaften in Coburg einzogen, hielten die Beigeordneten und Ratsherren […] eine Festsitzung ab, in der […] zur Kenntnis genommen wurde, dass zur Erinnerung […] die seitherige Mohrenstraße ‚Straße der SA‘ und der […] abschließende Platz […] ‚Platz der Alten Garde‘ benannt werden. Die neuen Straßenschilder sind bereits angebracht.“

Wie im Jahr 1922, nur viel pompöser, zogen am Tag darauf Hitler, zwei Gauleiter aus Pommern und Bayern mit braunem Tross durch die frühere Mohrenstraße zum Markt. Hitler hielt eine Rede. Zufall, dass es diese Straße traf?

Der Mohr als Schutzpatron

In Coburg lag die Sache anders als in Berlin. Hier ging es nicht nur um einen Straßenamen, den man, wenn man wollte, mit der Kolonialgeschichte in Verbindung bringen konnte. Es ging um die gesamte Historie der Stadt. Seit dem Mittelalter bildet das Wappen einen „Mohren“ ab. Man findet ihn überall im Stadtbild – auf Kanaldeckeln, an Häusern und Eingangspforten.

Dieser Mohr, Schutzpatron der Stadt, ist der Heilige Mauritius, ein christlicher Märtyrer, der im dritten Jahrhundert von den Römern hingerichtet worden sein soll. Man darf annehmen, dass er aus Oberägypten stammte. Weil die Menschen des Mittelalters über alles, was jenseits des Meeres lag, kaum eine Vorstellung besaßen, erst recht nicht aus eigener Reiseerfahrung, schuf der Künstler seinen christlichen Schutzpatron als Zentralafrikaner.

Statt Mohrenkopf ein Schwert mit Hakenkreuz

Typisch schienen ihm: ausgeprägte Lippen, kurze Krauselocken, exotische Ohrringe. Der stereotype „Mohrenkopf“ provozierte 1933 die Fanatiker der Diktatur, deren oberstes Gebot die Rassenreinheit war. Franz-Schwede-Coburg, Oberbürgermeister der Stadt, später Gauleiter von Pommern, gab 1933 die „Arisierung“ des über 500 Jahre alten Wappens in Auftrag. Statt auf den „Mohren“ blickte man jetzt auf ein Schwert, dessen Knauf ein kleines Hakenkreuz zierte.

Nach dem Novemberpogrom 1938 erhielten in Coburg übrigens auch die Judengasse, die Judenbrücke und der Judenberg neue Namen. Wäre der Nationalsozialismus nicht militärisch niedergerungen worden, vielleicht hätte man den „Mohrenkopf“ auch von Kanaldeckeln und Mauern entfernt. Und vielleicht wäre in der Hauptstadt Berlin, die dann Germania geheißen hätte, die Frage aufgekommen, ob eine Mohrenstraße nicht besser einen „arischen“ Namen erhalten solle.

Keine Herabwürdigung

Es wäre ignorant, würde man behaupten, der Begriff „Mohr“ sei ein unschuldiger oder habe mit Rassismus nichts zu tun. Sicher, das Argument ist nicht grundfalsch: Dem fernen Ursprung nach ist der „Mohr“ eine exotisch-klischeehafte, aber keine rassistische Figur.

Wie beim Heiligen Mauritius vom Coburger Stadtwappen erhielten viele „Mohren-Apotheken“ nicht deshalb diesen Namen, weil man Menschen herabwürdigen wollte. Im Gegenteil: Wissen und Waren aus dem Orient und Nordafrika waren in Europa und Deutschland von großem Wert.

Die rassistische Konnotation kam später

Nannte sich ein Gasthof „Zu den drei Mohren“, so rekurrierte dies oft auf die Heiligen Drei Könige. Bekanntlich sollen sie dem Jesuskind Geschenke gebracht haben. „Mohr“ meinte Menschen, die nicht weiß waren – nicht nur Völker des afrikanischen Kontinents, auch Araber, Mauren, später sogar Inder und Asiaten.

Doch Sklaverei, Kolonialismus und Imperialismus veränderten den Begriff und seine Verwendung seit dem 17. Jahrhundert kontinuierlich. Hinzu traten zuletzt die modernen Rassenlehren. Im 19. und 20. Jahrhundert hatte der „Mohr“ längst eine rassistische Konnotation und war vom etwas jüngeren Begriff „Neger“ schließlich nicht mehr zu trennen.

Weiße Überheblichkeit

Die „Berliner Familien-Zeitung“ erzählte 1925 die Legende, wie eine Süßigkeit der sogenannten Hottentotten an einen deutschen Missionar und dann als „Mohrenkopf“ (später „Negerkuss“) nach Deutschland kam – ein Kolonialmärchen, das die Autorin mit weißer Überheblichkeit zu Papier brachte, in welchem sich „Mohr“ und „Neger“ beliebig abwechselten.

Die Berliner Volkszeitung wollte 1929 mit dem Foto eines in Baumwolle gehüllten Afroamerikaners amüsieren: „Mohrenkopf mit Schlagsahne oder Niggerboy mit Baumwolle“, fragte das auflagenstarke Blatt die Leserinnen und Leser. 

Kein Diktat der politischen Korrektheit

Seit Jahren wird über mögliche Umbenennungen gestritten. Mindestens 18 Mohrenstraßen gibt es in Deutschland, drei Mohrenplätze und drei Mohrenwege, 17 Mohrengassen. Es gibt gute Gründe, warum sie nicht mehr so heißen sollten. Es ist kein Diktat der politischen Korrektheit, sollte ihr Name ausgetauscht werden. Kein Untergang des Abendlandes.

Die Umbenennung von Straßen und Plätzen, Gebäuden und Städten – es sei Karl-Marx-Stadt erwähnt – ist eine fortdauernde Tatsache. Gelangt eine Gesellschaft, zumal wenn sie demokratisch darüber gestritten hat, zu dem Schluss, dass ein Name nicht mehr zeitgemäß ist, dass er herabwürdigt und ausgrenzt oder dass er dem Falschen Ehre macht, dann soll sie ihn selbstverständlich ändern dürfen.

Etwas Ehrfurcht schadet nicht

Andererseits: Wenn eine Apotheke schon seit Jahrhunderten „Mohr“ im Namen trägt, soll es ein Ding der Unmöglichkeit sein, ihre Geschichte zu erzählen? Wenn die Nationalsozialisten ein Stadtwappen und eine Straße aus rassistischen Gründen änderten, sollte man aus anti-rassistischen Gründen genau dort dasselbe tun? Was für Berlin gilt, muss nicht für Coburg gelten. Was für eine Straße gilt, muss nicht für ein Hotel oder eine Apotheke gelten.

Dass wir Namen ändern, ist gut und richtig – sonst würden wir noch in Hitler- oder Stalinstraßen leben. Als die US-Amerikaner im April 1945 Coburg besetzten, hing kurz darauf das alte Schild „Mohrenstraße“ wieder. Etwas Ehrfurcht schadet nicht. Die Namen, die uns umgeben, sind ohnehin schon flüchtig. Wer umbenennt, obgleich mit guten Gründen, wischt immer auch Erinnerung beiseite.

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Tomas Poth | So., 9. August 2020 - 17:18

Umfangreicher, guter Beitrag zur Diskussion ständiger Umbenennungen geografischer Orte.
Mein Fazit, im Gegensatz zum Autor, es geht dennoch, wie die Beispiele politisch gewollter Umbenennungen hier zeigen, um politische Korrektheit!
Das ist die auch Intention der Umbenennungs-Stürmer!

gerhard hellriegel | So., 9. August 2020 - 19:13

Im prinzip einig. Nur unterschätzt der autor wie alle die flexibilität von konnotationen.
Die erbauer der walhalla haben das bestimmt verehrend gemeint. Hat deswegen der autor eine ahnung von meinen gefühlen beim einmaligen besuch? Wollen wir jetzt die walhalla schleifen?
Die abwertung der anderen geht meist mit der aufwertung der eigenen einher: "Ich bin stolz, ein deutscher zu sein."
Denotationen sind das konstante, konnotationen das flexible ende der bedeutung.
Deswegen geht wort-etymologie zwar in ordnung, ist aber kein argument.
Das tilgen von namen ist geschichtsklitterung.
Warum lassen wir nicht die anwohner entscheiden?

gabriele bondzio | Mo., 10. August 2020 - 08:15

aber keine rassistische Figur ...genauso sehe ich es auch. Interessant ist der Artikel allemal bei der Frage: „Wenn die Nationalsozialisten ein Stadtwappen und eine Straße aus rassistischen Gründen änderten, sollte man aus anti-rassistischen Gründen genau dort dasselbe tun?“
Hier sieht man die Nähe zwischen angeblich anti-rassistischen und rassistischen Gründen.

Bruno Beater | Mo., 10. August 2020 - 09:51

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Postert,
sie liefern einen sehr interessanten Artikel, anlässlich der geplanten Umbennenung der U-Bahnstation Mohrenstr. in Berlin. Zutreffend ist der Ausgangspunkt, nämlich dass im Zuge von gesellschaftlichen Umbrüchen, also etwa beim Systemwechsel von Diktatur zur Demokratie es vermehrt zur Umbenennung von Straßen und Plätzen kommt. Erfasst sind aber auch die Demontage und Montage von Denkmälern, Bezeichnung von Institutionen. Für mich entsteht die Frage, an welchem Punkt des gesellschaftlichen Wechsels wir derzeit stehen. Bisher war ja davon auszugehen, dass in der Bundesrepublik eine Demokratie existierte ....
Die Richtung, in welche die Entwicklung geht, könnte man daran bestimmen, dass auch der Name des U-Bhf "Onkel Toms Hütte" in der Kritik steht. Denkmäler von Bismarck, Churchill, Kant werden angegriffen, dafür aber solche von Lenin (in Gelsenkirchen) oder Marx errichtet. Mit freundlichen Grüßen Stefan Gerber

Albert Schultheis | Mo., 10. August 2020 - 13:20

Ein sehr vernünftiger Beitrag, Herr Postert, in einer kakophonen Zeit! Besonders angeheizt durch infantilisierte Medien, pardon: "Qualitätsmedien"! Zentral ist m.E. ihr Punkt: "Gelangt eine Gesellschaft, zumal wenn sie demokratisch darüber gestritten hat, zu dem Schluss, dass ..." - Ich möchte betonen, es braucht die demokratische Legitimierung, sonst bestimmen vorlaute Rabauken, Besserwisser und selbsternannte pseudo-intellektuelle Progressive, wie sich unsere Gesellschaft zu entwickeln hat. Eigentlich sollte man die Bewohner der betreffenden Straße fragen, ob sie den jeweiligen Namen beibehalten oder ändern wollen - denn sie müssen schließlich darin wohnen!