Überfordert und fordernd: die GenZ / dpa

30 Jahre GenZ - Ein kollektiver Erziehungsfehler

Alle stöhnen über die GenZ, als wären abertausende überempfindliche, fordernde und zugleich verunsicherte junge Menschen vom Himmel gefallen. Doch wer hat die 13- bis 30-Jährigen erzogen, denen es an Resilienz mangelt, aber nicht an Ego? Ihre Eltern!

Autoreninfo

Miriam Stiehler leitet eine private Vorschule sowie eine Praxis für Förderdiagnostik und Erziehungsberatung. Sie studierte Sonderpädagogik und promovierte in heilpädagogischer Psychologie. Als Dozentin befasst sie sich mit den philosophischen und wissenschaftlichen Grundlagen von Bildung, als Autorin stellt sie auf www.WissenSchaffer.de Fachtexte und systematisch erprobtes Lernmaterial zur Verfügung. Zuletzt von ihr erschienen: „AD(H)S - Erziehen statt behandeln“.

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Als die Generation Z zur Welt kam, waren mehrere Paradigmenwechsel im Gange. Der Begriff „Gehorsam“ war aufgrund einer pädagogischen Milchmädchenrechnung geächtet: Wer Gehorsam gewöhnt sei, gehorche einem Führer. Ergo: Wer niemandem gehorche, außer sich selbst, werde kein Faschist. 

Fortan stand jede Art von Verbindlichkeit und Struktur im Verdacht, Gleichschaltung zu erzeugen. Sei es das Basteln von Martinslaternen oder das Schreiben von Diktaten. So hielt der „situationsorientierte Ansatz“ Einzug in die Frühpädagogik, bei dem die Erwachsenen primär auf das reagierten, was die Kinder taten, statt Tätigkeiten zu steuern.

Humanismus und Hippie-Spiritualität

Gleichzeitig wurde in den 70er Jahren in einem Synkretismus aus Humanismus und Hippie-Spiritualität die Ganzheitlichkeit wiederentdeckt, das Holon Platons. Der Verstand wurde als kalt verachtet, die Sinne hingegen vergötzt. Der Rationalist urteilt mittels Anschauung und Verstand, der Holist jedoch schaut die Ideen qua Intuition. Nicht Kant und Popper, sondern Platon, Hegel, Marx und Husserl waren tonangebend. „Sich einfühlen“ ins Gegenüber, die wohlfeile „emotionale Intelligenz“ verhießen eine vermeintliche Demokratisierung menschlicher Beziehungen. 

Der Begriff des „urteilens“ wurde rasch mit „verurteilen“ gleichgesetzt. En vogue war stattdessen das „Ich bin ok – du bist ok“ der TZI. Nicht einmal die Naturwissenschaften blieben von holistischem Kitsch verschont, seit Millionen gerne lasen, wie der kalifornischen New-Age-Physiker Fritjof Capra bekifft am Strand saß und die Atome „schaute“, die in „Tanz Shivas“ aufeinanderprallten. Besonders in Westdeutschland setzte man dem Kollektivismus des 3. Reichs mit gutem Recht den betonten Individualismus entgegen. Leider gab man auch viele Werte auf, die verhindern, dass daraus bloßer Egoismus wird.

„Herr Doktor, was tut man gegen…?“

Völliger Individualismus ist gerade für Eltern schwer zu handhaben. Denn trotz aller Moden bestehen Regeln der Höflichkeit, Rechtschreibung usw. – und Grundwerte, die sich dem Gewissen des Einzelnen als allgemeingültig aufdrängen. Wie sollte man nun erziehen? Wie schon zur Zeit Mussolinis (Montessori) und Hitlers (Johanna Haarer) überschätzten Eltern die Halbgötter in Weiß, alias Kinderärzte, und vertrauten ihren fachfremden pädagogischen Aussagen.
 

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Das nutzte seit 1993 der Schweizer Arzt Remo Largo, um seine persönliche Auffassung von Erziehung zu verbreiten. Ärzte und Pädagogen kennen die Frage: „Herr Doktor, was tut man gegen…?“ Pädagogen betrachten das als die falsche Frage, sie arbeiten nicht nur gegen den Fehler, sondern für das Fehlende. Ihre zentralen Fragen lassen sich mit medizinischen, d.h. naturalistischen Begriffen nicht beantworten. Wer es dennoch versucht, unterliegt zwangsläufig dem naturalistischen Irrtum, man könne à la Platon vom Sein auf das Sollen schließen. 

So auch Largo, der glaubte, durch „Erspüren“ könnte man aus der „Individualität des Kindes“ schließen, was gute Erziehung ist. Pädagogen sehen ein gesundes Maß für Antriebe und Stimmungen lediglich als Ausgangspunkt der Erziehung – Largo kann mit seinen naturalistischen Begriffen nicht darüber hinaus denken. Pädagogen betrachten die Entwicklung des Willens (Welchem Ideal diene ich? Wie finde ich dazu den Mut, trotz täglicher Fehler?) und des Gemüts (Welche Gehalte bringen mir tiefe Freude, Staunen, Liebe, Glauben?). Naturalistisch lassen sich diese Fragen nicht beantworten.

„Erziehung ist Beziehung“

Dr. Largo versucht es dennoch mit seinem banalen Slogan „Erziehung ist Beziehung“. Obwohl nicht die gesamte „Generation Z“ davon geprägt ist, sind die Folgen dieses Konzepts unübersehbar. Das Niveau seiner Quellen reicht nicht über Ethnokitsch wie das angeblich afrikanische Sprichwort „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht“ hinaus. 

Solche zu Herzen gehenden Trivialitäten mischt er mit medizinischen Begriffen und Rezepten. Er entlastet Eltern scheinbar, indem er Normen für überholt erklärt und behauptet, Eltern müssten sich nur in ihr Kind einfühlen und es akzeptieren, um ihre größte Aufgabe zu erfüllen: „der Individualität des Kindes gerecht zu werden“. Es geht nicht mehr darum, Können, Wille und Gemüt von Kindern zu innerem Halt aufzubauen, sie zur Selbsterziehung zu befähigen. Sie müssen nur am Ende sagen können: „Ich mag mich so wie ich bin“.

Beispielsweise bestimme der Erwachsene, was auf den Tisch kommt, das Kind müsse aber nichts davon kosten und entscheide, wieviel es isst. Mag es etwas nicht, hat der Erwachsene für gleichwertigen Ersatz zu sorgen. De facto bestimmt also das Kind. Eine ähnliche Entmachtung der Erwachsenen empfiehlt Largo in allen Lebensbereichen. Die Folge: Die GenZ erwartet selbstverständlich, nicht essen zu müssen, was auf den Tisch kommt, und nicht arbeiten zu müssen, was anliegt: Sind Arbeit oder Essen nicht nach meinem Geschmack, hat der Erwachsene für gleichwertigen Ersatz zu sorgen. Man kennt nur die Pflicht der anderen, „meiner Individualität gerecht zu werden“.

Zuerst den linken oder den rechten Schuh?

Largo rät, man solle Kindern zum Schein eine Auswahl zwischen zwei gleichwertigen Dingen bieten, um keinen Gehorsam zu fordern. Man fragt also „Willst du zuerst den linken oder den rechten Schuh anziehen?“, statt zu sagen: „Zieh die Schuhe an, wir gehen!“ Eine Folge: Arbeitssoziologen stellen heute fest, durch nichts sei der GenZler so gut zu motivieren wie durch den Glauben, er könne in der Firma mitbestimmen. Falls das Kind aber gar keine Schuhe anziehen will, empfiehlt Largo vier „Erziehungsstrategien“:

  • Ablenken vom Unlustgefühl. „Schau mal, ein Feuerwehrauto“, und – schwupp – zaubert Papa den Schuh ans Fußi. Ablenkung zerstört Konzentration – AD(H)S folgt quasi aus der Erziehungsstrategie. – Was macht die GenZ, wenn sie Unlust empfindet? Sie lenkt sich ab, mit Essen oder Instagram. Social Media hätte keine besseren Opfer finden können als diese Generation.
  • Konflikt entzerren, z.B. den Blumentopf hochstellen, den das Kind dauernd ausleert. Anstatt einem Kind beizubringen, sich zu beherrschen und das Eigentum anderer zu respektieren, entfernt man alles, was seine Antriebe triggern könnte. – Und die GenZ? Erwartet, dass man alles aus ihrer Umgebung entfernt, was innere Regungen erzeugt, die sie nicht handhaben kann – Selbstbeherrschung und Stimmungsmanagement haben sie ja nie gelernt.
  • Ignorieren und sich nicht provozieren lassen, auch nicht von Beschimpfungen. Wer das rät, gibt Kindern keinen Halt. Kennen Sie „Deine Liebe klebt“ von Grönemeyer? „Am Anfang hielt ich's für Wärme, faszinierende Menschlichkeit / Heute weiß ich, dass du feige bist, nie zum Kampf bereit. / Glitschst wie Glibber durch die Finger, stellst dich keinem Streit…“. Es ist kein Wunder, dass die GenZ „Meinung“ nur spielt, wo man sie lässt, wie beim freitäglichen Schuleschwänzen. Möchte man fundierte Stellungnahmen zu Greta Thunbergs Antisemitismus hören, herrscht Stille. Urteilen hat man nie gelernt, nur Schreien bis zum Affektkrampf – oder ignoriert werden.
  • Verhaltensweisen loben, die Eltern als erwünscht betrachten. Das ordnete Paul Moor, der Vater der modernen Heilpädagogik, als die unterste Stufe der Erzieherliebe ein, denn um das Kind geht es dabei nicht. Die Inflation des Lobes ist mit dieser Strategie programmiert.

Die 5. Strategie wäre eigentlich verbieten und unangenehme Konsequenzen durchsetzen, aber Largo warnt im selben Atemzug, Kinder könnten sich dadurch „abgelehnt, gekränkt und entwertet“ fühlen. Lieber sollten die Eltern sich fragen, ob das Kind ihnen durch sein Fehlverhalten zeigen will, dass es „sich zu wenig geliebt fühlt“ oder „durch unsere Maßnahmen gedemütigt“. 

Doch wer Kinder auf Augenhöhe hievt, zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg. Wir müssen sie so lange erziehen, bis sie uns auf Augenhöhe erwachsen sind und sich selbst erziehen können. Der gute Pädagoge schaut dabei auf das Entwicklungsalter, nicht das Lebensalter. Ein Trost für alle, die schon über 20 sind.

 

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Norbert Heyer | So., 17. Dezember 2023 - 10:31

Zu Zeiten meines Vaters wurden „ ungehorsame“ Kinder vom Lehrer verprügelt. Ich -Jahrgang 1952- denke noch an die Backpfeifen meines Lehrers, der Hände wie ein Preisboxer hatte. Aber - zur Ehrenrettung der schlagenden Gilde - wir waren gut in Mathe, Deutsch, Geschichte, Geometrie und Sport. Wer die Volksschule nach 8 Jahren verließ, der konnte nahtlos eine Lehrstelle antreten oder eine weiterführende Schule besuchen. So wie ich, danach Industriekaufmann, Bilanzbuchalter und Ausbilder mit
Handlungsvollmacht. Heute können viele Abiturienten kein Studium beginnen, ihnen fehlen elementare Grundkenntnisse. Schuld daran sind natürlich die Eltern, Kinder orientieren sich nach Vorbild durch sie, so lernen sie Verantwortung, Zuverlässigkeit, Belastungsfähigkeit und Ehrgeiz - heute leider alles zu vernachlässigende Tugenden. Man geht lieber mit Blick auf das Handy durch die Welt und klebt sich fest, während sie in eine Zukunft gleiten, die für sie ungewohnte -lehrreiche- Entbehrungen bereithält

Edwin Gaza | So., 17. Dezember 2023 - 10:51

Die APO hat den Weg in die Instanzen gewonnen.
Alle Bildungsreformen hatten nur ein Ziel, wie bekommt man mehr Abiturienten und Studenten für brotlose Künste, ohne
Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz, weil das macht in Zukunft der Computer.
Und Kopfnoten sind Diskriminierung.
Jetzt haben wir den Salat.
Und wie es weitergeht? Der Bildungsrat meint:
Chancengleichheit, eine Umstrukturierung der Lehrpläne, lebensnahes Lernen sowie Demokratie und Teilhabe an den Schulen. Hinzu kommen die individuelle Förderung der Lernenden sowie Voraussetzungen für digitale Lehre zu schaffen.
Kein Ende in Sicht.

Hanno Woitek | So., 17. Dezember 2023 - 11:06

man muss sich nur die Eltern und Kinder in der Haynstr. in Eppendorf und Umgebung angucken. Die kleinen Lieben noch mit 3 - 4 Jahren nur im lstenrad - können die schon laufen - und Omamaoder Papa auf dem Sattel, immer mit dem I Phone quatschend. haben die schon malmt den Eltern gesprochen? können die schon sprechen? Und wenn sie was sagen, bzw. stammeln hört sich das immer an wie: „ Mama, Papa, ich will...“ Antwort meist, eigentlich immer: „kriegst du mein kleiner/kleines!!“ wobei man nicht weiss, ob sie ihren Gesprächspartner am Handy oder irgendwelche Fussgänger meinen, sieht man die Richtung in die sie dann sprechen. Und die kleinen grüßen im Treppenhaus nicht Malaie Nachbarn, dafür zeigen ihnen die Eltern aber wie man den Müll entsorgt. Nämlich neben den Tonnen. Man freut sich schon, wie diese Kleinstidioten dann zu den Grünen laufen und unser Land weiter kaputt machen.

Stefan Bauer | So., 17. Dezember 2023 - 11:30

Die Eltern sind's doch nicht alleine. Wenn der Respekt vor dem Bildungssystem durch Überreglementierung und "Stärkung" (meint: Übertreibung) der Rechte der Eltern und Kinder zerstört wird, ist's kein Wunder.
Ebenso, wenn jedwede Gewalt gegen Kinder im übertriebenen Maße gesetzlich bestraft wird.

Natürlich ist andererseits Gewalt gegen Kinder ein Problem, unbestritten!

Aber eine milde Ohrfeige zur rechten Zeit MUSS erlaubt sein, Kinder sind schließlich auch gewalttätig und müssen "eingenordet" werden.

Ich habe in meiner Jugend genau 3 Ohrfeigen von meinen Eltern bekommen (2 davon von meiner Mutter), und alle waren mehr als angemessen.

Eine (milde) habe ich im spontanen Reflex von einer Lehrerin bekommen, die danach schreckerstarrt den Rest der Stunde mit Gedanken an ihr Karriereende verbracht hat, bis ich in der Pause zu ihr hinging und mich für meine freche Bemerkung entschuldigte.

Hat mir alles letztlich gutgetan. Mehr wäre natürlich übel gewesen.

Gerhard Lenz | So., 17. Dezember 2023 - 12:15

Da hat die werte Heilpädagogin wohl in den falschen Medien geschnuppert. Es sind Mitglieder der älteren Generationen, die, so wie nun mal üblich, beanspruchen, es besser zu wissen. Da werden die eigene Lebensleistung und Erfahrung hochgehalten, die allerdings, bei genauem Hinschauen, oft genug ihre Dellen hat. Was nun mal zur menschlichen Existenz gehört. Gerade wir Deutschen wissen doch, dass frühere Generationen auch jede Menge Schaden angerichtet haben?
In Zeiten, in denen die Autorität, die Frau Stiehler in Teilen, wenn auch sicher anders geartet wieder einfordert, noch dominierte.

Eine andere Work-Life-Balance? Drückebergerei! Damals musste man noch was leisten. Wusste schon Ekel Alfed.

Zurück zur Sache: ADHS ein reines Verhaltensproblem, als Konsequenz falscher Erziehung? Eine abenteuerliche, weil längst korrigierte Feststellung, die sich aber einfügt in der Forderung, nur mehr elterlicher "Strenge" bringe positive Ergebnisse. Jede(r) ist halt Produkt ihrer/seiner Erziehung.

Urban Will | So., 17. Dezember 2023 - 12:47

mir!") Generation, sie ist auch die wehrloseste, schwächste von allen. Das dümmliche Festkleben, Christbäume mit Farbe besprühen oder Schule schwänzen ist alles andere als „wehrhaft“, es ist Gratismut in Reinstform.
Diese Generation, ein Produkt der Merkelzeit, als das gesamte Land auf Links–Grün gepolt wurde, ist den kommenden Zeiten kaum gewachsen.
Ihre Schwäche übertüncht sie mit komplett falscher „Toleranz“ gegenüber all dem, das zu bekämpfen sie nicht imstande ist und „Canceln“ all dessen, was ihr den Spiegel vorhält.
Sie unterwirft sich der aufkommenden intoleranten, frauenfeindlichen, gewaltbereiten, in Massen importierten islamischen Kultur, so dass man davon ausgehen kann, dass, wenn diese Generation dann aufgrund der alternden Vorgängergeneration „das Ruder in die Hand“ nehmen muss (eigentlich hat sie davor Angst, da es verbunden ist mit Leistung bringen), dieses Land sich selbst hergeben wird.
Man wird sehen, was in einigen Jahren dann als „Generation A“ hervorkommen wird.

Naumanna | So., 17. Dezember 2023 - 13:56

Genauso ist es. Das Ende von Erziehung. Führt letztlich zu Menschen, die erklärtermaßen - kein Witz - 8 Stunden Arbeit am Tag als Zumutung empfinden. Also sie denken , das wäre zu viel, nicht etwa zu wenig.
Man hat das "Kind mit dem Bade ausgeschüttet" - natürlich ist Individualität wichtig und blinder Gehorsam schädlich. Aber wir haben jetzt eine junge Generation, die zu 70% nichts mehr zu leisten imstande ist. Man muss auch mal "über seinen Schatten springen" können, an seine Grenzen geführt werden, um weiter zu kommen.
Kinder müssen kämpfen lernen - sie wollen das normalerweise auch. Verhätscheln ist genauso schädlich, wie zu hart behandeln. Mit beiden Methoden werden MONSTER entwickelt - aber keine Menschen.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 17. Dezember 2023 - 15:48

nicht so sehr verkehrt, gerade als Ergänzung zum Thema "Erziehung zur Mündigkeit".
Ich habe verhandelt, also eher einem reziproken Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen vertraut.
Ich habe meine Kinder an meinem Leben teilhaben lassen, wie ich mich als Teil des ihren empfand.
Eigentlich freute ich mich über die Stimmen der Kinder und Jugendlichen und möchte das gerne wieder tun.
"Auswüchse" hat es schon immer und überall gegeben.

Günter Johannsen | So., 17. Dezember 2023 - 15:57

"Vor .. Wochen saß ich mit meiner Partnerin beim Vietnamesen ... An der Wand .. hängt ein Poster, auf dem ein „Bonsai-Baum“ zu sehen ist. Irgendwie hat mich dieser .. Baum traurig berührt. Zu Hause habe ich dann Bonsai-Baum gegoogelt. Nun wurde mit klar, warum ich so ein merkwürdig bedrückendes Gefühl hatte. Ich las da etwas, das in mir Assoziationen wach rief und mich aufschrecken ließ: Mit Drähten bringt man die Äste der heranwachsenden Pflanze in die gewünschte Form – die jungen Wurzeln werden
ständig beschnitten und in einen zu engen Topf gezwängt, damit sie sich nicht ausbreiten können. Man muss .. die Form korrigieren und eine .. Wuchsrichtung vorgeben. .. Assoziationen drängten sich mir .. auf: Die Pädagogen der
DDR-Volksbildung mussten seinerzeit in genau derselben Weise unsere .. Wurzeln beschneiden .. Unsere jungen Wurzeln durften sich nicht ausbreiten, deshalb zwängte man uns in ein enges Korsett .." (aus "Als das Rote Meer Grüne Welle hatte" GHV)

Jens Böhme | So., 17. Dezember 2023 - 16:48

"Arbeitssoziologen stellen heute fest, durch nichts sei der GenZler so gut zu motivieren wie durch den Glauben, er könne in der Firma mitbestimmen." - Diese Mitbestimmung kommt dem volkseigenen Betrieb sehr nahe. Wobei auch im volkseigenen Betrieb kein Kollege was mitbestimmte, weil gar kein Überblick. Desweiteren wurde die Work-Life-Balance erfunden: nicht durch Arbeit krank werden (sondern nur durch was? durch Griff am Einkaufswagen? bei Großmuttern?). Die Konkurrenz im globalen Markt ist unerbittlich. Die sensible Grundhaltung des deutschen Nachwuchs führt nicht in das Paradies, auch nicht mit korrektem ökologischen Fußabdruck.

Christa Wallau | So., 17. Dezember 2023 - 17:57

... zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg,"
Das stimmt! Was der Schweizer Kinderarzt Largo u. andere im Hinblick auf die Kindererziehung verbreitet haben, ist gefährlicher, schädlicher Schwachsinn.
Wenn man Kindern nur hilft, sich selbst in einer möglichst schonenden Umgebung zu entfalten, dann reduziert man sie auf ein Minimum ihrer Möglichkeiten u. stärkt ihre negativen Veranlagungen.

Dabei ist es die Aufgabe der Eltern u. Lehrer bzw. aller Erwachsener, Kinder zu l e h r e n, wie sie mit allen Anforderungen des Lebens, v. a. auch des späteren Erwachsenen-Lebens, fertig werden können.
Und dies geht eben nicht nur auf angenehme Weise.
Besonders der zivilisierte Umgang mit Konfliktsituationen u. Problemen muß meist mühe- u. schmerzvoll erlernt werden. Daran führt kein Weg vorbei.
Selbstbeherrschung, sozialverträgliches Verhalten, Arbeitsmoral, das Ertragen von Niederlagen u. Kritik usw. fallen bei den wenigsten Kindern vom Himmel, sondern sind Ergebnis des Erziehungsprozesses.

Henri Lassalle | So., 17. Dezember 2023 - 19:36

so problematisch sein soll: Das Rezept ist simpel. Das Kind fordert seine Erzieher indirekt dazu auf, ihm Grenzen aufzuzeigen und die Einhaltung der Grenzen zu kontrollieren. Simultan muss ihm aber auch bewiesen werden, dass es geliebt wird und zwar ohne Bedigungen daran zu knüpfen. In diesem Rahmen kann es zu schweren Fehverhalten seitens der Eltern kommen.
Schuld an psychischen Fehlentwicklungen von Kindern ist unter anderem der Geist von 1968, nach dem Motto "es ist verboten zu verbieten" und viele andere Slogans in dieser Richtung. Es spielte auch die Bequehmlichkeit und Faulheit der ideologisch konditionierten Erzieher eine Rolle; Erziehung kann anstrengend und anspruchsvoll sein, und bedarf eines klaren Blickes auf die Realitäten des Lebens.
Freiheit ist ein hohes Gut, aber ohne eine adäquate Erziehung kann man die Freiheit nicht geniessen - man bleibt ansonsten Gefangene(r) der von den Erzieherin induzierten Unfreiheiten.