Kaputte Schuhe
An solche Bilder denkt man, wenn man das Wort „Kinderarmut“ hört. Aber die Wirklichkeit in Deutschland sieht anders aus / dpa

Lisa Paus startet Nationalen Aktionsplan  - Kinderarmut ist keine Schande, sondern ein statistischer Effekt 

Familienministerin Lisa Paus startet einen Aktionsplan gegen Kinderarmut. Ihr zufolge ist jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen. Doch ihre Definition von Armut bezieht sich lediglich auf Einkommensungleichheit, nicht auf tatsächliche materielle Entbehrung. Was die Bundesregierung vorhat, würde überdies die Situation wirklich armer Familien eher verschlechtern.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:

Vor wenigen Tagen hat die neue Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) einen nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut ins Leben gerufen. Dass diese Tatsache in der medialen Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wurde, liegt dabei nicht nur am Krieg in der Ukraine. Sondern auch am Ministerium selbst. 

Genau genommen scheint der Aktionsplan auch eher ein Geheimplan zu sein. Auf der Internetseite des Ministeriums jedenfalls findet man das Dokument nicht. Auch Anrufe in der Pressestelle, um die Herausgabe des Dokumentes zu erbitten, schlagen fehl. Zwar versichern Mitarbeiter höflich, sie würden sich kümmern. Sie sagen nur nicht wann. 

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Karl-Heinz Weiß | So., 8. Mai 2022 - 09:38

Dank an den Autor, dass er Frau Paus als neue Ankündigungsministerin enttarnt. Dabei erfüllt er die Ausschlusskriterien für eine ampelgesteuerte Debatte: männliches SPD-Mitglied aus MV. Aber auch dank Frau Nahles und Herrn Heil wird die Zeitenwende hin zu einer realistischen Familienpolitik noch auf sich warten lassen.

Walter Bühler | So., 8. Mai 2022 - 10:09

Die Abbildung der Wirklichkeit durch mathematische Modelle ist für das Funktionieren moderner Staaten außerordentlich wichtig. Und daher müsste jede politische Führungskraft solche Modellbildungen inhaltlich eben so gut nachvollziehen, interpretieren und kritisieren können, wie es Herr Brodkorb in diesem Artikel vormacht.

Leider stützt sich der moderne Durchschnittspolitiker nur noch selten auf eigenen Sachverstand. In der Regel hört er auf Experten, natürlich aus einem "befreundeten" Netzwerk. Und die liefern brav, was ihr Auftraggeber vermutlich hören will. Die Talfahrt der Bildung in Deutschland ist so von unzähligen "Gutachten" der Bertelsmann-Stiftung unterstützt worden. Es überrascht nicht, dass diese Stiftung auch beim Thema "Kinderarmut" wieder auftaucht. Im Übrigen ist die Lobby der deutschen Sozialindustrie nicht nur zahlenmäßig groß, sondern auch sehr einflussreich.

Für unser Land wäre es wunderbar, wenn es mehr Politiker mit eigener Denkfähigkeit geben würde.

Martin Falter | So., 8. Mai 2022 - 11:31

groß erwarten von einer Familienministerin, deren einzige Qualifikation zu seien scheint, Frau zu sein.

Ratlosigkeit | So., 8. Mai 2022 - 11:49

Sehr guter Artikel. Inzwischen glaube ich, viele Politiker und Journalisten verstehen die einfachen statistischen Relationen schlicht nicht, deshalb bleibt man ganz ungestört in den ideologischen Mustern stecken (sie lügen nicht, sie haben einfach keine Ahnung)
Verwunderlich ist nur, dass Union und FDP das nicht viel offener ansprechen (haben die auch keine Ahnung?).
Deshalb ein besonderes Lob an Herrn Brodkorb, der wohl wegen dieser Vernunftorientierung seine politische Karriere nicht fortsetzen konnte oder wollte.

aber die hassen die Tatsache, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen Chancengleichheit und Ergebnisgleichheit.

Christa Wallau | So., 8. Mai 2022 - 11:50

schreiben, Herr Brodkorb, dann muß man leider die letzte Hoffnung fahren lassen, daß in Deutschland in absehbarer Zeit jemals Vernunft o. zumindest gesunder Menschenverstand wieder Einzug halten werden.
Der Grundgedanke der Ideologie des Sozialismus, nämlich Glück u. Frieden auf Erden durch GLEICHMACHEREI beherrscht inzwischen
alles!
So eben auch die Definition von ARMUT:
Arm ist, wer nicht mindestens 60% des mittleren Einkommens der deutschen Bürger netto verdient - unabhängig davon, wie hoch der Lebensstandard u. die Sozialleistungen sind."
Das kann man nur als hirnverbrannt bezeichnen.
Zig Millionen von Menschen auf dieser Erde können von einer derartigen Armut nur träumen, u. sie würden alles tun, um hart dafür zu arbeiten, so "arm" sein zu dürfen!
Die Leitung des Irrenhauses Deutschland verwendet im übrigen inzwischen alle Kraft darauf, dem Haus das Wasser von außen abzugraben, indem sie immer mehr Insassen einziehen läßt, die an unserer deutschen "Armut" teilhaben wollen.

Ingo Frank | So., 8. Mai 2022 - 15:24

Artikels abgebrochen:
„….. hoher moralischer Ton der Ministerin …..
Unterirdisch & unterbelichtet, unfähig komplex zu denken. Sich auf der richtigen Seite stehend, denkend die Weisheit gepachtet zu haben, von nichts eine Ahnung aber seine Meinung durchdrücken wollen. Und das schlimme ist, wer nicht ihren Ansichtungen und Auffassungen folgt, ist unsolidarisch und war ein Nazi, der im neugrünen linken Sprech jetzt ein Putin- Versteher ist.
Wenn ich nicht so alt wäre, würde ich dieses Land und Europa verlassen. 1989 wäre eine gute Zeit gewesen. Mann konnte es nicht ahnen …..
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Edgar Timm | So., 8. Mai 2022 - 16:00

„Qualitätsstandards in der Kindertagesbetreuung“ klingt großartig - es wäre allerdings schon vielen Müttern und Vätern geholfen, wenn es eine zuverlässige Betreuung gäbe. Erst wollten die Sozis die "Lufthoheit über den Kinderbetten erobern" (Scholz 2002) und heute streiken die rot-grünen Verdi-Frauen unangekündigt für "mehr Anerkennung" (vulgo: Geld). Und berufstätige Mütter "unpässlicher" Kinder müssen am Arbeitsplatz alles stehen und liegen lassen, wenn es den Betreuerinnen so gefällt.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 9. Mai 2022 - 09:55

denen fehlt es teilweise an Erziehung, Bildung, Empathie, Vorbildern und Perspektiven in die Zukunft. Materiell arm war man früher, wenn man kaum etwas zu essen hatte, die Kleidung fast tägliche die gleiche war, die Klamotten der Geschwister auftragen musste, kein Taschengeld bei Klassenfahrten hatte, krank war, wenn solche Fahrten anstanden und die Eltern sich schämten aufs Amt zu gehen, wenn sie es denn wussten. Wer dennoch in intakter Familie, gerne auch Großfamilie aufwuchs, Zuwendung und konsequente Erziehung genossen hatte, machte seinen Weg mit erlernten Erfahrungen und elterlicher Empathie. Aber heute erziehen die Tagesmütter, Kitas, Ganztagsschulen die Kinder, weil Eltern beide arbeiten müssen, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Und der Rest, weiß das System gülden auszunutzen und kennt seine sozialen Rechte dem Staat gegenüber. Also wer ist arm in Deutschland? Frau Paus sollte mal in die Kieze gehen und genau nachschauen. Ein Dolmetscher dabei wäre nicht schlecht.

Tomas Poth | Mo., 9. Mai 2022 - 21:32

Entscheidend ist, wieviele Haushalte mit wieviel Personen über ein ausreichendes Einkommen aus eigener Arbeitsleistung verfügen können!
Sobald Sozialsysteme oder Steuermittel dazugebuttert werden müssen, beginnt die Armut, selbst dann wenn es für das Überleben reichen sollte.
In 2017 erhielten insgesamt ca, 7,6 Mio Personen Leistungen der sozialen Mindestsicherung, bei einer Bevölkerung von rd. 82 Mio!! Noch fragen, an die 10%!!
2022 dürften es mehr geworden sein (Corona) und dann noch die vielen Haushalte die am Rande zur Sozialleistung herumkrebsen.
Deutschland ist ein armes Land, nur die Regierungspropaganda verschleiert es!