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Schon vor der Krise lahmte die deutsche Wirtschaft – jetzt geht es um existenzielle Weichenstellungen / picture alliance

Ökonomische Weichenstellungen nach Corona - Ein Reset für Deutschland

Anders als propagiert, rettet uns heute nicht die vergangene Politik der „schwarzen Null“ aus der Corona-Krise. Die Regierung muss jetzt reformieren, investieren und endlich der Zukunft ins Auge sehen. Denn Deutschland ist alles andere als gut vorbereitet.

Daniel Stelter

Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

So erreichen Sie Daniel Stelter:

Der Corona-Schock sitzt tief. Die Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der Corona-Epidemie haben weltweit zu einem Wirtschaftseinbruch geführt, der nur mit der Großen Depression der dreißiger Jahre zu vergleichen ist. Zwar spricht viel dafür, dass uns eine erneute große Depression erspart bleibt, weil Regierungen und Notenbanken in bisher unvorstellbarem Maße interveniert haben. Damit dürfte uns das Elend der dreißiger Jahre erspart bleiben. Zumindest in der westlichen Welt. In den Entwicklungs- und Schwellenländern hingegen droht eine nachhaltige Abkehr vom Trend der vergangenen Jahre, der die Armutsquote auf den tiefsten je gemessenen Stand gedrückt hat.

Deutschland steht nicht gut da

Dabei war es nach Auffassung unserer Politiker so gut auf die Krise vorbereitet. Es würde sich nun zeigen, so betonen es Finanz- und Wirtschaftsminister ohne Unterlass, dass die Politik der „schwarzen Null“ richtig gewesen sei und nur deshalb der Staat die finanzielle Kraft habe, entschlossen die wirtschaftlichen Folgen zu bekämpfen.

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Michaela 29 Diederichs | Sa., 6. Juni 2020 - 20:35

Ihre Beiträge lese ich immer besonders gerne. Das liegt vermutlich an Ihrer fröhlichen Ausstrahlung und dem tollen Lächeln. Im Großen und Ganzen stimme ich Ihren Ausführungen zu, möchte jedoch einen kleinen Einspruch wagen. Ältere Arbeitnehmer (ab 55) haben schlicht kaum noch eine Chance am Arbeitsmarkt. Das gilt für Geisteswissenschaftler, ITler, Arbeiter - quer durch alle Berufsgruppen. In meinem persönlichen Umfeld gibt es davon nicht Wenige, die auch Gehaltseinbußen in Kauf nehmen würden, wenn man sie denn einstellte. Es braucht auch eine Differenzierung in den Berufsgruppen. Ein Journalist kann auch noch mit 80 Jahren schreiben. Ein Dachdecker sollte in dem Alter aber nicht mehr auf Dächern herumkraxeln. Ansonsten: einer der stärksten Beiträge im insgesamt sehr lesenswerten Magazin. Ganz herzlichen Dank.

Walter Müller | So., 7. Juni 2020 - 10:34

Sehr gute Analyse der zahlreichen Versäumnisse und verantwortungslosen Experimente der Bundesregierung wie z.B. die verkorkste Energiewende. Der Artikel legt aber auch erschreckend blinde Flecken bei Wirtschaft und Politik offen: Es braucht mehr ältere Menschen im Arbeitsmarkt. Zustimmung. Aber wie soll das gehen? Meines Wissens gab es bislang nur bei einigen wenigen Großunternehmen Pilotprojekte, um ältere, vor allem hochqualifizierte Mitarbeiter mittels adäquaten Rahmenbedingungen motiviert im Arbeitsprozess zu halten. Eigentlich eine clevere Idee. Aber das sind bzw. waren Ausnahmen. Die Mehrheit der Unternehmen versucht, ältere Menschen wo und wann immer möglich loszuwerden und setzt dabei auf mehr oder weniger kreative und listige Mittel wie z.B. verdeckte Vergraulung. Die betroffenen Mitarbeiter verlieren den letzten Rest an vorhandener Motivation und wünschen sich meist sehnlich, möglichst bald und verlustarm aus der Hölle entfliehen zu können. Gibt es Fachkräftemangel?

Norbert Heyer | So., 7. Juni 2020 - 16:01

Corona macht aus einer schleichenden Krise eine spürbare. Ein Staat, dem große Steuerausfälle drohen bei gleichzeitig stark ansteigenden Ausgaben im Sozialbereich muss zwingend seine Ausrichtung total neu justieren. Wir haben den Sozialbereich ausgebaut, eine Energiewende angestoßen, die Unsummen verschlingt ohne die erhofften Effekte. Wir finanzieren zum großen Teil die EU, stützen Rettungsschirme und haben Exporterfolge, die wir selbst über Target-Konten vorfinanzieren. Jetzt wurde noch ein Wiederaufbau-Programm auf Wunsch der Mittelmeerländer aufgelegt. Wir haben Rückstände in der Infrastruktur und der Bildung, ausländische Investoren meiden uns seit Jahren. Sollen Arbeitnehmer mit noch längerer Lebensarbeitszeit die Kohlen aus dem Feuer holen? Soll die Kostenbelastung der Bürger noch weiter steigen? Irgendwann wird auch der Deutsche merken, dass die EU ihn als willige Melkkuh ansieht, die am Ende immer den Bierdeckel für die Fete bezahlt. Wie lange können wir das denn noch stemmen?

Reinhard Benditte | So., 7. Juni 2020 - 17:32

Sie vergessen einen Punkt: Die EZB hat Geld wie verrückt gedruckt und und druckt Geld wie verrückt und die momentanen Maßnahmen werden noch weiter Geld in dem Markt hineinschiessen. Diesem Geld stehen in der Realwirtschaft keine Güter gegenüber und deshalb wird diese Politik der Geldgenerierung ohne Grenzen zwangsläufig zu einer Inflation führen, die sich dann auf einer zweistelligen Prozentsatz zu bewegen wird. Ob es irgendwann zu einer Hyperinflation wie in der Zeit der Weimarer Republik kommen wird, ist sicherlich schwer zu sagen. In jedem Fall ist es wert das Buch von Prof. Constantino Bresciani-Turroni „The Economics of Inflation“ zu lesen. Prof. Bresciani-Turroni hat in der damaligen Zeit in Berlin in verschiedenen Funktionen gearbeitet: Abteilung Reparationszahlung, Abteilung Export Kontrolle Und Volkswirtschaftlicher Berater für den zuständigen Staatssekretär für Reparationszahlungen!

heute erschien ein Artikel in der Wirtschaftswoche, Titel: "Inflation - Sie ist wieder da"! Zitat: "In der Euro-Zone schoss die Geldmenge M1 im April um 11,9 Prozent nach oben, die Geldmenge M3 kletterte um 8,3 Prozent...... Weil das viele Geld auf ein krisenbedingt schrumpfendes Güterangebot trifft, hat sich ein enormer Geldüberhang gebildet".

Mit der bestehenden Aktion der EZB, die Gelddruckorgie weiter laufen zu lassen, und die Aktionen des Staates den Effekt Ihrer mehr oder weniger nutzlosen Maßnahmen eines Lockdowns durch wahnsinnige Geldprogramme zu übertünchen, wird die Inflation angeheizt. Meine Befürchtung ist, daß aufgrund der Verschuldung der Staaten und die Hilflosigkeit der Regierung, eine vernünftige, Bürger orientierte Politik zu fahren und die Verschuldung auszubremsen sowie die Gelddruckmaschine der EZB zu stoppen. laesst man der Inflation freien Lauf, in der Hoffnung, die Schulden weg zu inflationieren. Der Effekt: Der Wert der Sparleistungen geht gegen Null!