25.08.2019, Sachsen, Chemnitz: Unterstützer der rechtsextremistischen Bewegung Pro Chemnitz laufen durch das Zentrum von Chemnitz, wobei Polizisten vor der Demonstration gehen. Ein Jahr nach der tödlichen Messerattacke auf dem Chemnitzer Stadtfest steht die Stadt an diesem Wochenende erneut im Fokus. Mit dem Bürgerfest «Herzschlag» wagt die Stadt einen Neuanfang. Pro Chemnitz hatte im Vorfeld zu einer Kundgebung aufgerufen.
Unterstützer der rechtsextremistischen Bewegung Pro Chemnitz / picture alliance

Chemnitz, ein Jahr danach - „Aus 'Hetze' und 'Jagd' eine 'Hetzjagd' machen, ist nicht ganz sauber“

Heute vor einem Jahr starb Daniel H. in Chemnitz an fünf Messerstichen. Warum konnte der Streit um „Hetzjagden“ die Groko in die Krise stürzen und Hans-Georg Maaßen das Amt kosten? Fragen an den Chemnitzer Investigativreporter Jens Eumann, der die Ereignisse begleitet hat

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Jens Eumann ist Reporter im Ressort Recherche der Freien Presse in Chemnitz. Er gilt als einer der besten Kenner der rechten Szene in Sachsen. Er hat über die Ausschreitungen vor einem Jahr berichtet und davor auch schon den NSU-Prozess begleitet.   

Herr Eumann, der Chefredakteur der Freien Presse hat nach den tödlichen Messerstichen auf Daniel H. vor einem Jahr in einem Editorial geschrieben, die Freie Presse habe sich bewusst entschieden, den Begriff „Hetzjagd“ nicht zu verwenden, weil er aus Ihrer Sicht nicht zutreffe. Heute hat die Süddeutsche Zeitung neue Ermittlungsergebnisse veröffentlicht, nach denen es sehr wohl Indizien für Hetzjagden gegeben habe. Waren Sie damals etwas vorschnell? 
Ich sehe nach wie vor keinen Beleg für den Begriff „Hetzjagd“. Aber mir liegen die Chatprotokolle der Terrorgruppe „Revolution Chemnitz“ auch nicht in voller Form vor. Dass es Übergriffe auf Ausländer gegeben hat, ist aber unstrittig. 

Was hat Ihre Zeitung überhaupt bewogen, in die Diskussion um diesen umstrittenen Begriff einzugreifen? 
Wir müssen als Lokalpresse ganz besonders darauf achten, dass wir eine präzise Formulierung wählen. Die Berichterstattung aus der Ferne ist manchmal ein bisschen ungenau. Ich selbst habe von „Jagdszenen“ geschrieben. 

Was ist der Unterschied zwischen einer Jagd und einer Hetzjagd?
Im brandenburgischen Guben war 1999 ein algerischer Asylbewerber von rechtsextremen Jugendlichen über mehrere 100 Meter gejagt worden. In seiner Todesangst hatte er eine Glastür aufgetreten und war verblutet. Das war eine Hetzjagd, wie sie im Buche stand. 

Wie kamen Sie zu der Ansicht, dass es solche Hetzjagend in Chemnitz nicht gegeben hatte?
Ich wollte das damals nicht ausschließen. Aber wir hatten keine Hinweise dafür. Dass es Jagdszenen gab, war hingegen unstrittig. Es wurde auch gegen Ausländer gehetzt. Aber aus „Hetze“ und „Jagd“ eine „Hetzjagd“ zu machen, ist nicht ganz sauber, wenn man keinen Beleg dafür hat.

Jens Eumann
Jens Eumann,
Freie Presse / privat

Hat die Debatte um den Begriff Hetzjagd von eigentlichen Problem abgelenkt? 
Das kann sein – aber nicht in der Weise, dass man versucht hätte, zu verwässern, dass es in Chemnitz ausschreitungsartige Szenen gegeben hat. Dass Chemnitz ein rechtes Probleme hatte und hat, ist aktenkundig. Als Beate Zschäpe im NSU-Prozess zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, haben wir eine Karte veröffentlicht, die gezeigt hat, wie dicht das Helfernetz des NSU war. 

Und welche Rolle spielt Chemnitz dabei?
Mit 28 Einträgen ist die Stadt das am dichtesten besetzte Pflaster, noch vor Jena – der Ort, aus dem das Trio stammte.

Aber das heißt doch nicht, dass die tausenden Bürger, die vor einem Jahr in Chemnitz auf die Straße gegangen sind, alles Sympathisanten dieser Szene sind. 
Nein, einige der Demonstranten waren von außerhalb mobilisiert worden. Es waren auch viele Chemnitzer dabei, die ich nicht zu der Szene zählen würde. Aus meiner Sicht gibt es im Osten eine seltsame Unbedarftheit im Umgang mit Neonazis. Viele Leute haben keine Probleme damit, sich mit denen in eine Reihe zu stellen. Das war aber schon 2015 so, als in Chemnitz eine weitere Erstaufnahmestelle für Asylbewerber für Sachsen eingerichtet werden sollte.

Für Medien aus aller Welt war Chemnitz da schon zur Chiffre für Fremdenfeindlichkeit geworden. War das Editorial ihres Chefredakteurs der Versuch, zu retten, was nicht mehr zu retten war?
Nein, das war nicht der Punkt. Wenn Chemnitz per se fremdenfeindlich wäre, würden wir es auch so darstellen. Ich bin selber mehrfach bedroht worden, seit ich über den NSU-Prozess berichtet habe. Ich lasse mich nicht einschüchtern. Aber wir wollten uns nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass wir nicht sauber recherchiert hätten. 

Ein Jahr nach dem Tod von Daniel H. ist das Urteil gefallen. In Chemnitz gehen die Meinungen darüber auseinander. Die einen behaupten es sei zu lasch. Dagegen haben andere das Narrativ der Verteidigerin übernommen, das Gericht sei vor dem zu erwartenden Zorn des rechten Mobs eingeknickt, als sie Alaa S. trotz Mangel an Beweisen schuldig gesprochen habe. Was glauben Sie? 
Ich sehe den Mangel an Beweisen nicht. Die Richterin hat in ihrer Urteilsbegründung nochmal klargemacht, dass es vier Zeugen für die Tatbeteiligung von Alaa S. gab. Nur für die „stechenden Handbewegungen“ gab es nur einen Zeugen – den, der aus dem Fenster eines Döner-Imbisses gesehen haben will, wie Daniel H. erstochen wurde. 

Die Verteidigerin von Alaa S. hat behauptet, dieser Zeuge sei nicht glaubwürdig
Der hat seine ursprüngliche Aussage zurückgenommen, weil er Morddrohungen aus dem Umfeld des Angeklagten bekommen haben will. Er hat plötzlich behauptet, er sei missverstanden worden. Er habe „schlagen“ gemeint, als er von „stechen“ gesprochen habe. Beide Worte bedeuten im Arabischen dasselbe. Die Übersetzer wurden dann noch einmal geladen. Aus meiner Sicht haben sie lückenlos belegt, dass es kein Missverständnis gegeben hat. Alaa S. hatte ja mit stechenden Gesten gezeigt, was er meinte.

Auf den ersten Blick erscheinen die tödlichen Messerstiche auf Daniel H. wie eine Messerstecherei, wie sie in diesen Kreisen häufiger vorkommt. Wie konnte aus diesem Verbrechen eine Staatsaffäre werden, die die Bundesregierung in eine Krise gestürzt und den Chef des Verfassungsschutzes das Amt gekostet hat? 
Weil rechte Gruppen, darunter auch ein AfD-Abgeordneter, die Proteste mit einem falschen Narrativ mobilisiert haben. Es ist übrigens derselbe Mann, der mich während des NSU-Prozesses bedroht hat: Lars Franke, ein früherer Neonazi. Er hatte auf seiner Facebookseite die Lüge verbreitet, Daniel H. sei einer bedrängten Frau zur Hilfe gekommen. Unterstützt wurde die Mobilisierung auch von Martin Kohlmann von Pro Chemnitz, der als Strafverteidiger schon ein Mitglied der Terrorgruppe Freital vertreten hat. In der rechtsextremen Szene sind beide gut vernetzt. Und die Hooligan-Gruppe Kaotic konnte schnell Unterstützung aus ganz Deutschland mobilisieren. 

Bei der Kommunalwahl im Mai konnte die AfD die Zahl der Stimmen verdreifachen. Mit 17,9 Prozent ist sie jetzt zweistärkste Partei im Rat der Stadt. Martin Kohlmann kam mit Pro Chemnitz auf 8 Prozent. Haben die beiden die Proteste gegen die tödlichen Messerstiche instrumentalisiert, um für sich Wahlkampf zu machen? 
Damit würde man denen ja unterstellen, sie hätten alles nur inszeniert. Fest steht aber, dass sie eine eigene Geschichte dazu erzählt und dieses Narrativ für sich genutzt haben. Das war der Trick. 

Wie haben die Ausschreitungen Chemnitz verändert?
Ich würde nicht sagen, dass die tödlichen Messerstiche auf Daniel H. die Gesellschaft gespalten haben. Sie haben aber die Polarisierung sichtbar gemacht, die sich in den Jahren seit 2013 vollzogen hat. 

Als Außenstehender hat man eher den Eindruck: Das Urteil hat den Graben noch vertieft
Ich denke, auch die schweigende Mehrheit hat jetzt erkannt: Es geht an die Substanz! Ich muss mich jetzt auch mal äußern – in die eine oder andere Richtung. 

Sie sind selber Chemnitzer. Wie gehen Sie damit um, dass die Stadt weltweit zur Chiffre für Fremdenfeindlichkeit wurde?
Wann immer ich damit konfrontiert werde, mache ich klar: Ja, wir haben ein Problem mit einer rechtsextremen Szene. Aber es gibt auch eine bunt schillernde Zivilgesellschaft. Es ist nicht so, dass Chemnitz das braune Loch wäre. Das ist totaler Quatsch. 

Werden die Ereignisse von Chemnitz auch bei der bevorstehenden Landtagswahl in Sachsen eine Rolle spielen? 
Ja, natürlich. Aber ich glaube, dass sich die Sympathie für die Rechten im Laufe des Jahres wieder nivelliert hat – und das liegt gar nicht an dem Gerichtsurteil gegen Alaa S. Ich glaube, viele Menschen haben erst jetzt gemerkt, wem sie da auf den Leim gegangen sind. 

Aber ein Lars Franke ist doch nicht repräsentativ für die ganze Partei. 
Nein, ich will auch gar nicht sagen, dass jeder in der AfD ein Björn Höcke sei. Es ist aber im Augenblick nicht ganz klar: Wo verläuft die Grenze zum Rechtsextremismus? Lars Franke hat früher in einer Neonazi-Band gespielt. Er steht auf der Liste derer, die Verbindungen zum NSU-Trio hatten. Jetzt hat er natürlich Kreide gefressen. Das ist bei vielen so. 

Bis vor kurzem hat der geschasste Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen für die rechtskonservative Werte-Union Wahlkampf für die CDU im Osten gemacht. Viele Christdemokraten sehen in ihm einen Hoffnungsträger. Warum eigentlich?
Na ja, Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich gerade deutlich von ihm distanziert. Die Ära Kretschmer stellt aber auch einen Bruch in der Geschichte der sächsischen CDU dar. Die war bis dahin erzkonservativ. Dass sie jemanden hofiert, der diese Tradition in einer Zeit aufrechterhält, wo die CDU in Berlin auch für SPD-Wähler wählbar geworden ist, ist doch nachvollziehbar. Man will auf beiden Seiten fischen. 

Dabei hat Maaßen mit seinen Forderungen ja eher der AfD in die Hände gespielt. War das Kalkül? 
Ich glaube, dass Maaßen das nicht macht, um der AfD in die Hände zu spielen. Er steht hinter seinen Forderungen nach einer strengeren Asylpolitik. Er hat sich aber keine Gedanken darüber gemacht, wie das taktisch wirken könnte. 

Wäre Maaßen auch dann so beliebt in Teilen der CDU, wenn er nach Chemnitz nicht als Märtyrer in die Geschichte eingegangen wäre?
Nein, mit Sicherheit nicht. Dass er über diesen Begriff „Hetzjagd“ gestolpert sei, ist ja auch nur die halbe Wahrheit. Er ist darüber gestolpert, dass er die Authentizität des Videos in Frage gestellt hat, das zeigt, wie zwei Rechte hinter einem Ausländer hinterherlaufen. Dabei hatte er dafür gar keine Anhaltspunkte. Und er ist auch darüber gestolpert, dass er in der SPD linksextremistische Tendenzen ausfindig gemacht haben will.

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Hans Jürgen Wienroth | Mo., 26. August 2019 - 19:52

1. Wurden die rechten Hetzer im Video identifiziert oder woher nimmt man die Gewissheit über die Einstellung dieser Personen? Was ist mit den Personen, die angeblich eine eidesstattliche Erklärung zu dem Video abgegeben haben (Tichys Einblick)?
2. Wenn SPD, Grüne und Linke seit an seit mit gewalttätigen Autonomen durch in Städten demonstrieren, ist das dann kein Anhalt für linksextremistische Tendenzen?

Gerhard Lenz | Di., 27. August 2019 - 08:32

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Aber ich weiss gar nicht, wie oft ich hier in diesen Kommentarspalten lesen konnte, es hätte solche nicht gegeben - und das wäre angeblich definitiv bewiesen. Muss man das weiter kommentieren?
Jetzt folgt sofort der zu erwartende, reflexartige Verweis auf "Linke" usw....als wenn dadurch das Verhalten rechtsextremer, gewalttätiger Chaoten sowie die Beteiligung führenden AfD-Personals an gemeinsamen Aufmärschen in Chemnitz restlos entschuldigt wäre.
Was mich erneut zu einer wichtigen Frage bringt: Ebenso oft lese ich hier, die AfD sei doch eine demokratische, konservative Partei, die in die Regierung gehöre und mit Gewalt nichts zu tun haben.
W i e s o, frage ich mich, fühlen sich bekennende AfDler dann eigentlich ständig dazu genötigt, den Terror rechter Extremisten - mit denen man ja rein gar nichts zu tun hat - zu entschuldigen, mindestens aber mit dem sofortigen Hinweis auf "links" zu relativieren? Warum blockiert die AfD Programme zur Bekämpfung des Rechtsextremismus?

Ich habe Hetzjagden nicht beobachten können. Ich habe Rempler gesehen, weiß nicht, ob es Rechte oder Linke waren, ob es Chemnitzer Bürger oder Zugezogene waren.
Gerade was die sog. Rechten angeht, hätte die juristische Aufarbeitung ganz bestimmt nicht auf sich warten lassen, zumal ja Merkel den Begriff Hetzjagden geformt hatte. Was wollen Sie noch, Lenz?

Volkmar du Puits | Di., 27. August 2019 - 19:18

Antwort auf von Gerhard Lenz

Oder was denken Sie - ach, ich vergaß, sie haben ja Beweise für die Hetzjagden. Nur bin ich Chemnitzer und war dabei.

Gerhard Lenz | Mi., 28. August 2019 - 13:06

Antwort auf von Volkmar du Puits

zu jeder Zeit, überall und vollständig, eine Übersicht über das, was da geschah?

Volkmar du Puits | Mi., 28. August 2019 - 17:18

Antwort auf von Gerhard Lenz

Lieber Herr Lenz, Ihre Frage legt nahe, daß sie bei einer stattgefundenen Hetzjagd dabei waren. Das vereinfacht doch alles: Wann und wo und schon ist Ruhe und ich entschuldige mich bei Ihnen.

Bekennende Afd-ler fühlen sich deshalb genötigt, den Terror rechter Extremisten--mit denen man ja rein gernichts zu tun hat--zu entschuldigen,weil es Menschen wie Sie, Herr Gerhard Lenz gibt, der permanent, so kann ich es fast täglich hier im CICERO lesen, auf die AfD herumhackt. Ich frage Sie :warum eigentlich? Kennen Sie das Wort:"Toleranz?"

Gerhard Lenz | Di., 27. August 2019 - 15:48

Antwort auf von Jutta Wölk

Prima seien wir tolerant. Gegenüber den "Demokraten, den Systemparteien, Linken, Sozialdemokraten, Grünen, Migranten. Reden wir nicht mehr von der Lügenpresse, von Volksverrätern, der angeblichen Umvolkung, von Messerimporten. Oder denken Sie, gegenüber diesen Menschen ist Toleranz überflüssig?

Martina Rothe | Di., 27. August 2019 - 17:43

Antwort auf von Gerhard Lenz

Aber sowas von.Meinen sie etwa,das die von ihnen genannten Gruppen mit anderen Toleranz ausüben?

Heinz Maier | Di., 27. August 2019 - 17:56

Antwort auf von Gerhard Lenz

Keine Toleranz den Intoleranten. ?

welcher AfD Politiker entschuldigt wie welchen Terror welcher rechter Extremisten?
Welche Programme (von wem) zur Bekämpfung des RE bekämpft die AfD? Wie genau tut sie das? Bitte nicht nur Allgemeinplätze aus einschlägigen Medien wiederholen. Nehmen Sie einfach einmal zur Kenntnis, dass die SPD Politikerin Schwesig als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Extremismusklausel ihrer Vorgängerin Chr. Schröder aufgehoben hat. Muss man das weiter kommentieren? Ich bin sicher, auf Ihre linksblinden und absolut einseitigen, ideologisch einstudierten, aber vor allem unfundierten Kommentare können in diesem Forum viele verzichten. Zum Thema Aufmärsche: immer wieder gerne für Leute wie Sie aufgeführt-Claudia Roth, ungeniert bei Aufmärschen hinter dem Schwarzen Block mit Bannern wie Deutschland verrecke oder Deutschland Du mieses Stück Sch...Für Sie kein Problem, sind ja die Richtigen. Ihre Beiträge dienen ausschließlich der Provokation.
MfG Armin Latell

Chris Groll | Di., 27. August 2019 - 15:37

Antwort auf von Armin Latell

Danke für diesen Kommentar.

Gerhard Lenz | Di., 27. August 2019 - 15:59

Antwort auf von Armin Latell

Linksblind oder ähnlich sind nach Ihrer Meinung und der der "vielen", an die Sie wohl denken, wahrscheinlich alle diejenigen, die die AfD kritisieren. Da verstehe ich, dass Sie solche Kritik hier lieber nicht lesen möchten - aber noch ist der Cicero, trotz starker AfD-Dominanz, eben noch kein gesäubertes AfD-Organ.
Sollte es Sie wirklich interessieren, würden Sie mühelos Aufrufe der AfD finden, in denen eine Kürzung der Mittel gegen den rechten Extremismus gefordert wird - man solle sich doch lieber mit linken Extremisten befassen. Die Antonio-Amadeu-Stiftung beispielsweise dürfte auf der Liste der am meisten gehassten Organisationen ganz oben stehen, auch bei AfDlern hier im Forum. Und was Frau Roth angeht: Da müssen Sie ja regelrecht dankbar sein, dass die einst - fahrlässigerweise - hinter einem solchen Plakat herlief. Was nichts daran ändert, dass führendes Personal mit rechten Extremisten, die mittlerweile überwacht werden (ProCheminitz) in bester Eintracht aufmarschierte.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 27. August 2019 - 18:25

Antwort auf von Gerhard Lenz

nicht weil ich sie für glaubhafter halte als andere, sondern weil Ihr Standpunkt im Forum sonst so gut wie nicht auftaucht.
Wenn Sie aber in der DDR sozialisiert worden wären, wie ja auch andere Kommentatoren ganz offen von sich sagen, dann hätte ich zumindest das Gefühl, dass hier im Forum auch noch die "Kampfrhetorik" der DDR aufblitzt.
Es geht hier nicht um das letzte Gefecht so oder so, sondern um politische Kultur?

...oder glauben Sie nicht? Was macht uns zu dem, was wir sind? Gene, oder Umwelt, sprich Erziehung und Sozialisation? Nehmen wir Letzteres, wird ein Mensch, der in der DDR aufgewachsen ist, anders denken und empfinden, als ein Westler. Wenn es zum Alltag gehört, vorsichtig zu sein mit dem, was man sagt, wird er diese Haltung verinnerlichern - ist er nicht zu Verhaltensänderungen fähig, wenn die Umgebung eine andere ist, wird er diese Haltung auch dann noch beibehalten - und als richtig verteidigen - wenn sie überflüssig geworden ist.
Warum trauen so viele Ossis noch immer nicht denen da oben? Weil sie es "mit der Muttermilch eingesogen haben", dass von oben nur Unterdrückung, im harmlosesten Fall "Benachteiligung" kommt?
Es liegt nicht an mir, irgendjemanden zu erziehen oder zu belehren - aber es liegt an mir, westliche Werte, sprich Demokratie, gegen anerzogenes Mißtrauen und eingeübte Opferrolle - und damit das in frage stellen unserer Demokratie zu verteidigen.

Armin Latell | Di., 27. August 2019 - 20:24

Antwort auf von Gerhard Lenz

wenn Sie gackern, müssen Sie auch das Ei legen und nicht wie in hinlänglich bekannter Manier, die Arbeit anderen überlassen. Position der AfD ist, Extremismus jeglicher Art zu bekämpfen. H.Maas übrigens ist bei ähnlichen Demonstrationen dabei gewesen, ein Stegner will das Personal der AfD angreifen, ein Kahrs hält unwidersprochen durch den BTPen blanke Hassreden im Bundestag. Dass der CICERO auch Meinungen Ihrer Couleur veröffentlicht finde ich prinzipiell sehr gut, denn wie soll man sonst erfahren, wie Leute wie Sie ticken? Ich bleibe aber in Ihrem Fall dabei: Ihre Intention ist die Provokation, nicht der sachliche Diskurs. An einer Persönlichkeit Sarah Wagenknecht deren Ansichten ich bestimmt nicht unbedingt teile, können Sie sich ein perfektes Beispiel nehmen.
MfG Armin Latell

Gerhard Lenz | Mi., 28. August 2019 - 13:10

Antwort auf von Armin Latell

...wenn Sie abweichende Meinung generell als Provokation ansehen. Müsste ich dann den Großteil der Meinungen hier als Provokation ansehen? Folge ich Ihren Schlüssen, durchaus.

Und nur weil Sarah Wagenknecht in der Migrationsfrage eine Position einnimmt, mit der auch Leute wie Sie leben, schliessen Sie daraus, dass es sich dann um einen sachlichen Diskurs handelt?

Red' mir ein wenig nach dem Mund, und schon nehm' ich Dich ernst? Aber lieber Herr Latell....

Gerhard Lenz | Di., 27. August 2019 - 16:04

Antwort auf von Armin Latell

Ich kenne übrigens Ihre "Kommentare" aus dem Mannheimer Morgen, als jemand der auf Linie der üblichen "AfD-Propaganden" schärfstens die Welt ausserhalb des AfD-Universums attackiert.
Aber dort bekommen Sie regelmäßig Ihr Fett weg. Hier ist, zugegeben, das Risiko geringer.

ist relativ. Genau so muss es auch sein. Nennt man auch vornehm "Diskurs", der trotz Ihnen noch teilweise möglich ist. Mit dem Risiko mögen Sie Recht haben-wir haben hier, wie Sie sicher wissen, eine aktive Antifa Population. Das tut aber alles nichts zur Sache. Fakt ist, ich lebe im Universum der täglich arbeitenden, Steuern zahlenden Menschen und ich bilde mir meine Meinung auf Basis verschiedener Medien (früher auch dem MM), insbesondere auf Basis von nachprüfbaren Fakten und nicht auf Basis von Meinungsmachern und Denunzianten. Das sehe ich als Ihr Problem: Realität, die nicht in das Raster passt, wird ausgefiltert. Irgendwie beneide ich Sie um diese Fähigkeit.
MfG Armin Latell

Gerhard Lenz | Mi., 28. August 2019 - 12:44

Antwort auf von Armin Latell

Ich gebe Ihnen sogar Recht: Diskurs ist nützlich. Nur meinen manche, sie müssten persönlich beleidigend werden, um ihrer Meinung dadurch wohl mehr Gewicht zu verschaffen.
Da geht es dann nicht mehr um Meinungsaustausch, um Argumentation, um Diskurs.
Da wird jede Realität, die nicht ins Raster passt - wie Sie so schön schreiben - als Antifa-Denunziation "identifiziert", und derjenige, der zu solchem in der Lage ist, hat nicht einfach nur eine andere Meinung, nein er ist auch einziger in der Realität befindlich, während der Andersdenkende ja nur Opfer von Manipulation ist und diese nun unbekümmert weitergibt.
Vielleicht denken Sie mal in einer ruhigen Stunde darüber nach, ob alles das, was Sie anderen vorwerfen, vielleicht eher auf Sie selbst zutrifft?

Tatsächlich können Sie sich Ihre Märchen sparen, selbst in BT-Drucksachen ist mittlerweile dokumentiert dass Kanzlerin und ihr hörige Medien bewußt wahrheitswidrige Aussagen wiederholt an die Öffentlichkeit gebracht haben.
Natürlich muss man weiterhin kommentieren das Sie fortgesetzt offenkundige Lügen stützen.

Manfred Sonntag | Di., 27. August 2019 - 15:33

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Das Thema ist verfahren und die entsprechenden Ideologien beherrschen den Diskurs. Für mich als Aussenstehendem stellt sich mir die Lage folgend dar:
-ein Chemnitzer wird auf dem Stadtfest ermordet
-eine Demo von Bürgern und ideologisch aufgerüsteten Politenthusiasten gedenkt den Toten mit teilweise bedenklichen Mitteln. Die Polizei ist vor Ort. Die Urheber des einzigen bekannten Videos werden ermittelt und Seiters damit der Lüge überführt. Hände wurden bei der Gedenkdemonstration auch von Linken zum verbotenen Gruß gehoben. Ein Jahr danach erfolgte zum Glück die Verurteilung.
-in Zusammenhang mit der Ermordung des Chemnitzer Bürgers wird kurz danach in unmittelbarer Nähe zum Tatort ein Fest mit viel Musik und ebenfalls extremistischen Teilnehmern (z.B.: FSF) veranstaltet.
In meiner Erziehung habe ich gelernt, dass bei Todesfällen, egal ob Mord, Unglück oder anderes, jeglicher Trubel zu vermeiden ist. Erst recht Musik und Tanz!

Dennis Staudmann | Mo., 26. August 2019 - 23:11

über ein gutes Timing. Wenige Tage vor den Landtagswahlen werden Ermittlungsergebnisse bekannt gegeben, die dem möglicherweise noch zweifelndem Wähler sagen, das der Rechtsterrorismus hinter jeder Ecke lauert und er dessen politischen Arm, die AfD, nicht wählen darf. Gleichzeitig wird Maaßen grandios widerlegt. Nun wissen wir, es fanden Hetzjagden statt, weil die rechten Protagonisten diese digital planten. Selbstverständlich kennen die Bürger nicht den vollständigen Chatverlauf der Rechten und niemand kann so wirklich wissen, ob dieser überhaupt existiert. Die meisten Tageszeitungen veröffentlichten heute lediglich Wortfetzen, die teilweise mit redaktionellen Anmerkungen versehen wurden, worauf sich einzelne Formulierungen beziehen. Kann man hier also wirklich von Fakten sprechen? In anderen Fällen hört man von den "Guten" wenig: https://www.freiepresse.de/chemnitz/bild-von-linkem-ging-um-die-welt-pr…

kommt endlich die Wahrheit ans Licht dank eines unerschrockenen Investigators, der die chatProtokolle der Terrorgruppe mit dem Luftgewehr auszugsweise las. Journalismus vom Feinsten.

Christian van der Ploeg | Di., 27. August 2019 - 05:32

Obwohl ich Herrn Eumann tendenziell eher links der Mitte verorte, hat er eine sehr nüchterne und objektive Art. Sehr angenehm einfach mal Fakten zu lesen und zu versuchen, Dinge in den richtigen Rahmen einzuordnen.
Und auch mal ein Kompliment an Frau Hildebrandt:
Ich gehe nicht immer mit ihren Artikeln konform, aber ich finde dass sie sehr gute Fragen in den Interviews stellt, und Leute nicht so leicht von der Angel lässt. Klares Nachfragen, kein bullsh... oder nonsense. Am Ende des Interviews weiss man in der Regel mehr als vorher. Das kann man nicht von allen Interviews sagen (s. die unsäglichen Sommer-Interviews mit Politikern).
Bitte weiter so.

Herr Eumann kommentiert sehr umsichtig und differenziert. Äußerst bedauerlich und wenig überraschend, dass das die meisten hier nicht zu würdigen wissen.

Helmut Bachmann | Di., 27. August 2019 - 12:53

Wer das behauptet, sollte es auch beweisen können. Die schwächlichen Belege, die jetzt ein Jahr danach auftauchen, lenken nur die üblichen Verdächtigen ab, die keiner mehr ernstnimmt.
Schade, dass es mittlerweile genügt zu behaupten, Maaßen würde der AfD nutzen. Über die Sache wird nicht mehr debattiert, die Person soll vernichtet werden. Wie üblich.

Hätten nicht eher diejenigen, die von Hetzjagden sprachen, Belege dafür bringen sollen. Und das eine kurze Video von Zeckenbiss, dessen Herkunft ist ja geklärt und keineswegs ein schwächlicher Beleg.

Gerhard Hecht | Do., 29. August 2019 - 09:57

Antwort auf von Brigitte Miller

In Zeiten wo jeder ein Handy in der Tasche hat, gibt's ein einziges Video. Urheber "Zeckenbiss"
Von den Vorkommnissen in Hamburg kann ich mir bei Youtube ein ganzes Wochenprogramm zusammenstellen.
Noch Fragen!?

Jürgen Sterz | Di., 27. August 2019 - 15:43

Es gab und gibt immer wieder ein einziges Video zu sehen, das als Beweis für rechte Hetzjagden in Deutschland um die ganze Welt ging. Darauf ist zu sehen wie ein Mann und ein Hase sich mit einem Ausländer anbrüllen und sich drohen, auch ein paar Schritte laufen. Immer wieder dieses harmlose Video, bei dem man auch nicht weiß, was der Anlass zu der Auseinandersetzung war. Jeder hat ein Handy dabei. Hätte es wirklich Hetzjagden gegeben, hätte es hunderte von Videos gegeben. Stattdessen muss immer wieder dieses alberne Video als Beweis für böse Hetzjagden herhalten. Erstaunlich dass es den Medien nicht selbst peinlich ist.

Gerd Kistner | Di., 27. August 2019 - 21:54

Was ist mit einer bunt schillernden Zivilgesellschaft gemeint? Hat das noch etwas mit civis zu tun?