
- Wie die Linken ihr Erbe verraten
Linkes Denken war einmal kritisches Denken. Heute meint es oft die Verherrlichung des Bestehenden. Nicht nur der Umgang mit den Kritikern des ARD-„Framing“-Handbuches zeigt diese fatale Entwicklung
Die SPD, heißt es, wolle sich stärker links positionieren. Die Linkspartei tut es unentwegt, Bündnis 90/Die Grünen nicht minder. Im Falle der Grünen bedeutet das linke Projekt eine Mischung aus Verboten und Vulgärromantik, bei der Linkspartei ein Kuscheln mit Autokraten, die SPD begnügt sich mit Steuererhöhungen, Wahlgeschenken und Migrationsförderung. Wir werden im Superwahljahr 2019 erfahren, welches linke Angebot auf die höchste Nachfrage stößt. Allen drei Varianten gemein ist eine Zutat, die bisher als keineswegs links galt: die Affirmation, die Bejahung, die Verherrlichung des Bestehenden. Linkes Denken ist derzeit ein Denken in geistigen Immobilien.
Dass man sich in den Reihen der Linkspartei stärker für den venezolanischen Diktator Maduro als für dessen geknechtetes Volk erwärmt, lieber zu China als zu den Vereinigten Staaten hält, größere Sympathien für die iranische Regierung als für die iranische Opposition empfindet, mag retrograde Schwärmerei sein, die parallel mit dem Auszehren der Wählerschaft schwinden wird. Bedenklich und streckenweise unappetitlich ist solches Vernarrtsein in den Status Quo dennoch. Wo Potentaten sich antikapitalistischer, antiamerikanischer, antiimperialistischer Rhetorik bedienen, steht die Linkspartei treu zur Macht und lässt die sonst hofierte Zivilgesellschaft buchstäblich verhungern.