EZB-Gebäude in Frankfurt am Main
Entscheidung mit Fallhöhe: Die EZB wandert mit der Zinswende auf dem schmalen Grat zwischen Inflation und Rezession / dpa

EZB: Von der lockeren Geldpolitik zur Zinswende - Der Weg aus dem Schlamassel wird zur gefährlichen Gratwanderung

Aufgrund der Rekord-Inflation im Euroraum sieht sich die Europäische Zentralbank jetzt gezwungen, die Zinsen anzuheben. Im Juli sollen die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte steigen. Mutmaßlich ist es nicht der letzte Zinsschritt der Notenbank. Aber hat die Zinswende überhaupt den erwünschten Effekt? Eine Einschätzung des Cicero-Finanzexperten Daniel Stelter.

Daniel Stelter

Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Nach nunmehr zehn Jahren der ultralockeren Geldpolitik hat die EZB erklärt, ab kommenden Monat die milliardenschweren und umstrittenen Anleihekäufe einzustellen und die Leitzinsen in einem ersten Schritt um einen Viertelprozentpunkt zu erhöhen. Damit bleiben die Einlagenzinsen für Banken trotz einer Rekordinflation im negativen Bereich.

Inflation hat viele Erklärungen

Überhaupt die Inflation: die EZB und ihr nahestehende Ökonomen werden nicht müde zu betonen, dass die Notenbank nichts dafür kann, wenn Lieferketten gestört, Öl knapp ist, schon gar nicht etwas für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Insofern könne die Notenbank auch wenig tun, außer eine ohnehin schon fragile Wirtschaft in die Rezession zu zwingen, um über den Umweg von Arbeitslosigkeit und Nachfragerückgang den Preisanstieg zu dämpfen. In der Tat eine Argumentation, die nicht von der Hand zu weisen ist.

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Karl-Heinz Weiß | Fr., 10. Juni 2022 - 13:03

Zu Recht wird auf das zentrale Problem der exorbitanten Immobilienpreissteigerungen hingewiesen. Zu viel Geld sucht knappe Güter-so einfach ist es gelegentlich. Aber nicht für junge Paare in der Familiengründungsphase. Wie war das noch mal mit der Generationengerechtigkeit ?

Selbst in der Ökonomie des Sozialismus wurde zart von den Professoren darauf hingewiesen, dass Preise sich durch den techn.-wissenschaflichen Fortschritt erhöhen müssen, sonst bekommt man eine indirekte Geldentwertung z.B. über Inflation. Muss dazu anmerken, das eine Clique um Honecker war, die an den Festpreisen von Brot (Grundnahrungsmittel) & den Mieten 1960=1989 als Fundament des Sozialismus sahen.
Aber damals wie heute (egal welche Flagge), wenn Führer(in) sagt & befiehlt

KEIN NO - KEIN HALT - KEIN WENN & ABER

von allen Handlangern in der Macht, egal ob groß oder klein. Maximal die ausgesorgt haben, machen ihr Maul auf.

Aber alle die, die im Hafen der Macht ihr Arbeitsschiff geankert haben, werden weiter wählen wie bisher & eine Mundmaske mit Markenklamotten tragen, alles ohne wenn & aber.

Und Herr Weiß, was wollen wir mit Familie. Denken Sie an Eva Hermann & wie man ihren Familiensinn bei Kerner betrachtete.

Außerdem denken sie bitte an die lange Warteschlange in Afrika ?

Christoph Kuhlmann | Fr., 10. Juni 2022 - 13:29

Die deutsche Industrie kann wegen unterbrochener Lieferketten nicht liefern und in den Häfen stauen sich die Containerschiffe. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone musste von 4% auf 2,7% gesenkt werden. Hinzu kommt, dass der Iran munter atomwaffenfähiges Plutonium anreichert während Russland und andere Länder bei den internationalen Verhandlungen zur Beendigung des Boykotts auf der Bremse stehen. Eine Million Barrel am Tag, die auch Europa bestellen könnte wäre schon hilfreich im Kampf gegen die Inflation. Der Irak und Libyen produzieren seit dem War against Terror und dem anschließenden Bürgerkrieg auch nur eingeschränkt. Es sind jede Menge von Ölförderländern durch Kriege und Sanktionen des Westens aus dem Spiel. Bald auch noch Russland. Da kann La Garde bremsen wie sie will, wer das Angebot in der Inflation kurzfristig noch verknappt muss auch die Verantwortung für deren Höhe und Dauer tragen.

lassen Sie sich von den unsäglichen Wortschöpfungen unsere politisch moralisch korrekt für sich in erster Linie selbst sorgenden führenden Kaste anstecken? Sondervermögen ein eigentlich zusammengesetztes Substantiv aus Sonder und Vermögen. Sind aber Schulden die gemacht werden. Nichts mit Vermögen. Minuswachstum ein „Wachstum „ welches ins - fällt sinkt und aus die Maus. Wir sollen mit solchen Begriffen nur weiter verblödet werden. Sonst nichts.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Günter Johannsen | Fr., 10. Juni 2022 - 15:17

1. Viel zu spät und
2. viel zu lieblos und ernsthaft.
3. Die Inflation wird uns spalten und der EU ein Ende setzen?
Wenn die EZB nicht jetzt endlich die Geld- und Schuldenumschichtung beendet, wird das IHR Ende sein!
Dass wir die Schulden anderer Länder mit übernehmen, war nie und nimmer vereinbart!

Gisela Fimiani | Fr., 10. Juni 2022 - 17:07

Die EZB steht beispielhaft, aber nicht allein, für die Abkehr Ideologie getriebener „Sozialingenieure“ von ihren „Kernaufgaben“. Jeder Kontrolle und jeder „Verantwortungsethik“ entzogen, Verträge und Gesetze mißachtend, handeln sie nach technokratisch-diktatorischem Gusto, das sich keinem Souverän mehr verpflichtet fühlt - in enger Anschmiegung an eine demokratisch nicht legitimierte EU Kommission. Statt durch Demut und Zweifel zeichnen sich die hochmütigen Technokraten durch die Bürger verachtende Arroganz derer aus, die vorgeben, die Weisheit mit Löffeln konsumiert zu haben. Es wird an verschiedensten Schrauben gedreht, ohne die Folgen solchen Handels erkennen zu können, oder zu wollen. Es präsentiert sich die umfassende Korrumpierung umfassender Macht.

Und genauso schwarz sind die Aussichten für uns Bürger, die wir von den
Entscheidungen der "hochmütigen Technokraten" bei der EZB, bei der EU in Brüssel u. im Bundestag in Berlin abhängig sind und konstant drangsaliert werden.
K e i n e r von denen vertritt noch u n s e r e wahren Interessen.
Gesetze mißachtend, arrogant und ideologisch verblendet nutzen sie die ihnen nur auf Zeit übertragene Macht aus, um das hart erarbeitete Geld der Steuerzahler für jede Menge Unsinn auszugeben und sich selbst einen gehörigen Anteil daran auf Lebenszeit zu sichern .

Motto: Was kümmert uns das Morgen?
Und was gehen uns die Sorgen der
Bürger an?
Hauptsache, uns geht's gut.
Und sollte es wirklich zum "Knall" kommen, dann lassen sich genügend Sündenböcke finden, die an allem schuld sind (globale Verwerfungen,Corona, Ukraine-Krieg, die AfD...).
Madame Lagarde, Mme. von der Leyen, Mme. Merkel, Monsieur Scholz,
M. Habeck etc. sind s e l b s t v e r s t ä n d l i c h für nichts verantwortlich!

Als ein weiterer Sündenbock, liebe Frau Wallau, wird dann der böse Kapitalismus herhalten müssen. Herr Schwab sagte es offen: >>Sie werden nichts besitzen und glücklich sein.<< Allerdings können wir seit Orwell wissen, dass >>manche Schweine gleicher sind als andere<< - Sie und ich werden zu den „anderen Schweinen“ gehören. Wie heißt es so treffend: die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Wieder erleben wir Ideologie getriebene Machtanmaßung - der menschliche Hochmut, sowie seine „Faulbett“ Bequemlichkeit scheinen unausrottbar. Es ist schwer geworden, Optimist zu bleiben. Bleiben Sie tapfer!

Jochen Rollwagen | Fr., 10. Juni 2022 - 17:42

Wenn man sich den Wortlaut der EZB-Presseerklärung ansieht weiß man, was kommt. Das Schlüsselwort in jedem zweiten Satz ist "Flexibilität", m.a.W., was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Außerdem wird unmissverständlich klar gemacht, daß im Fall von "Streß" - also explodierende Zinsunterschiede zwischen den Südländern und Deutschland - natürlich wieder alle Instrumente aus der Kiste geholt werden, wobei das einzige Instrument der EZB die Euro-Druckpresse ist. Die Spreads steigen weiter, das zerreißt die Eurozone und wird vom Markt genutzt (billig in Deutschland Euros leihen - teuer an die Südländer verleihen) bis die EZB umkippt. Außerdem treibt das die hoffnungslos überschuldeten Südländer und Frankreich ( Schuldenstand 360% zum BIP) in den Staatsbankrott. Das wird die EZB und Madame Lagarde nicht zulassen. Das nächste "Rettungsprogramm" für die Südländer und Frankreich steht vor der Tür, der Euro ist am Ende. Wie sagte Herr Schäuble in weiser Voraussicht: Isch over.

Sabine Lobenstein | Fr., 10. Juni 2022 - 23:04

Meine Prognose ist dass wir in den nächsten 1 bis max. 2 Jahre eine Hyperflation mit extrem hoher Arbeitslosigkeit bekommen und in Europa erst mal die Lichter komplett ausgehen. EUR wird entweder extrem abgewertet oder neue Währung (bevorzugt digital) wird bei Enteignung des Mittelstands eingeführt. Wer bis dahin nicht verhungert ist, kann dann versuchen aus dem Nichts wieder etwas zu erschaffen. Die Rentnerproblematik hat sich erledigt, da es für alle pauschal eine Hartz4 Rente gibt und medizinische Versorgung eh zusammengebrochen ist. USA wird mit grosser Freude erneut sich am Aufbau Deutschlands zu den Bedingungen der USA beteiligen und wieder Profit daraus schlagen. Die Position "grösste Weltmacht" hat sich die USA durch deren Zinspolitik wieder gesichert, da China daran zu Grunde gehen wird. Und Russland haben wir Europäer ja noch im Auftrag der USA brav mit Sanktionen geschwächt. Perfekt. Ursache?? Meistens der der profitiert, die USA

Hurra, welch‘ ein Glück, dass Frau Lobenstein wieder alles voraussehen kann! Aber wie immer: Schuld an allem natürlich die Amis! Es muss schlimm sein, eine Phobie zu haben.
Mal sehen, ob wir alle in 1 bis 2 Jahren noch dabei sind, um zu sehen, ob die von Frau Lobenstein vorhergesagte Apokalypse eintritt.