
- Spaghetti alla Carbonara: Schinken und Sahne sind verboten
Unser Koch-Kolumnist kann sich noch gut an allerlei kulinarische Merkwürdigkeiten aus seiner Vergangenheit erinnern. Dazu gehörten regelmäßig auch vollkommen missratene „Spaghetti alla Carbonara“ beim „Italiener um die Ecke“. Inzwischen hat er eine ganz eigene Interpretation des Fake-Klassikers entwickelt.
Für einen Genusskolumnisten, der mit Exotismus, Geschmacksglobalisierung und Distinktinktionsgetue rein gar nichts am Hut hat, sollte die kulinarische Realität in deutschen Einkaufstaschen und Küchen – auch die Defizite! - einer der Maßstäbe sein. 44 Mal ist diese Kolumne bereits erschienen, aber bislang gab es nur zwei Pastagerichte: Spaghetti aglio e olio und Spaghetti mit Pesto. Angesichts der Tatsache, dass zwei Drittel aller Deutschen regelmäßig Nudelgerichte zu sich nehmen, ist das ein krasses Missverhältnis, das nunmehr ein wenig korrigiert wird.
Carbonara des Grauens in den 70er Jahren
Spaghetti alla Carbonara gehörte neben Bolognese und Pizza zu den Eckpfeilern meiner kulinarischen Sozialisation in alten Berliner Wohngemeinschaftszeiten. Man ging zusammen zum Italiener um die Ecke, futterte Pizza oder Pasta, trank dazu schlechten Rotwein, redete dummes Zeug und zum Schluss gab‘s noch einen nach Maschinenöl riechenden Grappa auf‘s Haus. Kulinarische Feinheiten spielten da kaum eine Rolle – Hauptsache heiß, viel und billig, lautete die Devise. Und unsere häuslichen Nachkochversuche waren auch nicht besser.