Stefan Zweig
„Gerade die unverbrauchte Gläubigkeit der Völker an die einseitige Gerechtigkeit ihrer Sache wurde die größte Gefahr“: Stefan Zweig in „Die Welt von Gestern“ / dpa

Reaktionen auf den Ukraine-Krieg - Realitätsverweigerung einer verträumten Generation 

In ihrem berechtigten Entsetzen über die Gräuel des Krieges verlieren allzu viele Kommentatoren und Politiker die Realität aus dem Blick. Russland wird nicht von der Landkarte verschwinden und Putin vermutlich an der Macht bleiben. Die Sanktionen bewirken das Gegenteil dessen, was sie sollen, und der Westen verrät seine eigenen Ideale. Eine verträumte Generation bringt sich selbst in Gefahr. 

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Die Neigung zu einem überspannten Moralismus, die sich in den letzten Jahren in Deutschland als politische Leitkultur etabliert hat, erzeugt mit größter Monotonie immer wieder dieselben Reflexe. Ob Refugees-Welcome-Euphorie, Greta-Begeisterung oder Covid-Rigorismus, ob Diversity-Wahn oder Identitätseifer – die öffentliche Meinung wird dominiert von Komplexitätsverweigerung, messianischem Schwarzweißdenken, kleingeistiger Gesinnungsethik und der Unfähigkeit, ja dem Unwillen zu pragmatischen Lösungen mit Vernunft und Augenmaß. Und auch die Argumente gleichen sich ein ums andere Mal. Stets geht es um Humanität, um Demokratie und – natürlich, ganz wichtig – „unsere“ Werte.  

Konnte man die innenpolitischen Debatten der letzten Jahre noch als Petitessen einer übersatten Gesellschaft abtun, so hat die Debattenlage mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine neue Qualität bekommen. Nun geht es nicht mehr „nur“ um freie Meinungsäußerung, um Demokratieverständnis, Framing und Verbotskultur, sondern um Krieg und Frieden. Im Stakkato trommeln seit fünf Wochen fiebrige Berichte, emotionalisierende Bilder und aufpeitschende Kommentare auf die Öffentlichkeit ein und drohen die Köpfe zu vernebeln, wo kalter Verstand und nüchterne Besonnenheit erste Pflicht wären. 

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Robert Hausdorf | Sa., 9. April 2022 - 08:56

Als Vernunft und Weitsicht getarnte Feigheit und Empathielosigkeit. Da trennen sich die Wege. Grüße von der Blümchenwiese.

Bernd Windisch | Sa., 9. April 2022 - 12:01

Antwort auf von Robert Hausdorf

die mutigsten Feiglinge der deutschen Geschichte waren immer noch diejenigen die dem Kriegsgeschrei ihrer jeweils moralisch völlig verwahrlosten Führung nicht gefolgt sind. Ihre Blümchenwiese, Herr Hausdorf, ist intelektuell vermint.

Wer nach den industriellen Kriegen I und II noch von Heldenmut spricht ist für den aktuell notwendigen hoch komplexen Diskurs leider völlig verloren.

MORITZ GATHMANN (Cicero) am 6. April 2022
"Angefeuert durch Videos und Bilder der Gräueltaten des jeweils anderen, ist das Niveau des Hasses auf den Gegner inzwischen praktisch grenzenlos."

Werden in diesem Klima etwa die neuen Helden geboren?

Urban Will | Sa., 9. April 2022 - 12:07

Antwort auf von Robert Hausdorf

französische Armee nach nur 6 Wochen und gemessen an ihrer Stärke minimalen Verlusten, aber die Sinnlosigkeit bedingungslosen Weiterkämpfens wohl erkennend, kapitulierte, war das „feige“ und „empathielos“?
Als die Wehrmacht, nachdem der Wahnsinnige a d Spitze sich endlich weggeschossen hatte, am 8.5.45 kapitulierte, waren noch über 7Mio Mann unter Waffen. Hätte man, nach Ihrer Denke, die alle erst mal sterben lassen müssen? Und war auch diese Erkenntnis der Lage seitens d OKW „feige“ und „empathielos“?
Ich sage Ihnen, was passieren wird: Putin holt sich jetzt die ihm passenden Gebiete im Osten/Süden d Ukraine, dafür wird er alles zusammenschießen, was sich ihm in den Weg stellt.
Dann wird er mit Schein – Referenden diese Gebiete an Russland binden und ab dann jeden Versuch, diese zurück zu erobern als Angriff auf Russland werten. Was das bedeuten kann, können Sie sich denken.
Wir werden dann den Einsatz zumindest strategischer Atomwaffen sehen.
Aber Hauptsache, wir sind „mutig“...

Karl Kuhn | Sa., 9. April 2022 - 12:34

Antwort auf von Robert Hausdorf

Im Corona-Kontext haben genau diejenigen Appeaser, die jetzt davon sprechen, dass es ja nichts wichtigeres gibt als Menschenleben zu retten und deswegen die Ukraine bitte schleunigst kapitulieren sollte, doch (zu Recht) das Gegenteil gesagt: es gibt wichtigeres als die Bewahrung jedes einzelnen Lebens, nämlich die Menschenwürde, weswegen die Coronamaßnahmen verfassungswidrig seien. Schon vergessen, Herr Grau? Aber klar, die Abschaffung der Coronamaßnahmen kann man ohne eigenes Risiko fordern. Aber es bleibt dabei: wer die Lebensrettung zum alleinigen Staatsziel macht, schafft Freiheit und Menschenwürde ab. Ein Leben ohne Würde ist sinnlos. Und es wäre zutiefst würdelos, die Ukrainer im Stich zu lassen.

Kein schlagenden Argumente, Herr Kuhn.

Ihr Glaube, dass jeder Ukrainer hinter Selenskyj steht, wird schon allein durch die Verbote aller Oppositions-Parteien, Gleichschaltung TV-Sender in der Ukraine erschüttert. Und das teilweise schon vor dem Krieg. Es ist faktisch wie in Russland nur noch eine Informationsquelle staatstragend, allen Anderen wird Propaganda vorgeworfen.

Und dann: https://www.heute.at/s/ukraine-krieg-die-maenner-wurden-aus-den-zuegen-…

Männlichen Staatsbürger der Ukraine zwischen 18 und 60Jahren wird die Flinte in die Hand gedrückt, ob sie wollen oder nicht.

die Ukrainer im Stich zu lassen." Da schlage ich vor, dass Sie und Ihre Kinder, sofern Sie welche haben (was ich aber nicht vermute), mit gutem Beispiel vorangehen und Ihren wohlfeilen Worten Taten folgen lassen. Also würdevoll jegliche Wirtschaftsgüter, die im Zusammenhang mit Russland stehen, konsequent zu boykottieren, also kein Auto fahren kein Strom verbrauchen, nicht mehr heizen, nur noch Nahrungsmittel aus lokaler Herkunft, ... Ihrer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt! Aber vielleicht durch die Realität?

Walter Bühler | Sa., 9. April 2022 - 12:51

Antwort auf von Robert Hausdorf

Helden und mutige Kämpfer liegen zu Millionen unter den blühenden Blumenwiesen Europas. Brauchen sie wirklich Nachschub?

Die "feigen" Menschen dieser Welt, die arbeiten, brav Steuern zahlen, selbst Kinder zeugen und erziehen, die also den schmalen und konstruktiven Lebensweg gehen - die wollen keinen Krieg. Sie lassen hoffentlich ihren Verstand eingeschaltet und wehren sich hoffentlich, wenn sie wieder einmal von frommen Feldpredigern auf den breiten Trampelpfaden der Medien zur Schlacht aufgerufen werden, nicht ohne vorher als Feiglinge beschimpft worden zu sein.

Martin Falter | Sa., 9. April 2022 - 13:00

Antwort auf von Robert Hausdorf

danke perfekt auf den Punkt gebracht....!

Für Herrn Grau und Konsorten gilt: Da kann man eh nichts machen, also machen wir weiter nichts bis Putin bei uns an der Haustür ankloppft.

Putin wird weder bei Ihnen noch Ihren Konsorten anklopfen. Was will er auch mit aufgeweichten, gewaschenen Hirnen anfangen? Ich empfehle, dass Sie selbst Maßnahmen ergreifen, anstelle wohlfeiler Worte diese von anderen zu fordern, es gibt so vieles, was Sie tun könnten, aber ich gehe jede Wette ein, frieren und hungern für die Ukraine wollen sie nicht (das sollen höchstens die anderen). Welch eine Schaumschlägerei

Dominik Roth | Sa., 9. April 2022 - 16:21

Antwort auf von Robert Hausdorf

Zu Ende gedacht laufen Herrn Graus Argumente darauf hinaus, dass sich jedes überfallene Land sofort bedingungslos ergeben und unterwerfen lassen muss während friedenserprobte Nachbarländer aus wirtschaftlichen Gründen untätig bleiben. Sorry aber das ist absurd.

hans zimmer | Sa., 9. April 2022 - 20:53

Antwort auf von Robert Hausdorf

Sie haben evtl. nicht ganz Unrecht.
Die Philosophie kann zu verkopft und damit zu herzlos sein.
Gedanken sind ja auch keine Gefühle.

Was Herr Graus aber wohl meint, ist die zu große Distanz zu unserem Mitgefühl, wenn wir anfangen uns zu sehr hinreissen zu lassen zu sehr FÜR und zu sehr GEGEN etwas zu sein.

In der Religion wird stets gelehrt und auch manchmal gelebt, dass unser Mitgefühl keinen Unterschied macht zwischen Freund und Feind. Mitgefühl wünscht keinem von Beiden Leid oder Tod.
Mitgefühl möchte immer das Leid vermeiden.

Ein Krieg kann das nicht.

Und je mehr Waffen eingesetzt werden, um so mehr Leid und Tod gibt es.
So argumentiert die Logik des Mitgefühls.

Große Vorbilder unserer Zeit wie der Dalai Lama, Jesus, Ghandi, Nelson Mandela, deren Volk schwer gelitten hatte und teilweise heute noch leidet, haben stets Mitgefühl gezeigt.
Wir sind davon immer sehr berührt und dies beeindruckt uns.

Warum soll das für diesen Krieg anders sein?

Maria Arenz | Sa., 9. April 2022 - 09:01

aber Deutschland ist auch in Sachen Ukraine-Krieg m.E. schlicht diskursunfähig - etikettieren statt argumentieren ist auch jetzt wieder angesagt und wehe dem, der sich der vom "billig und gerecht denkenden" Meinungskartell vorgegeben Haltung widersetzt. Oder auch nur nicht begeistert genug "Zeichen setzt".Gegen die bösen Russen diesmal. Auch ich frage mich zunehmend, wie sich all die Couch- und Maulhelden eigentlich die Zukunft neben diesem so schwierigen Nachbarn Rußland vorstellen, wenn das Grundübel dieses geschundenen Volkes- seine seit eh und je bestehende Armut und Rückständigeit- infolge der verhängten Sanktionen und der Dauerblockade seines einzigen Exportschlagers- fossile Energien- noch verschärft und tatsächlich auf unabsehbare Zeit fortgeschrieben wird. Wovon sollen die Russen denn dann leben? Glaubt irgendjemand wirklich, daß sie dann reumütig den heiligen Obama zu ihrem Präsidenten wählen und eine Musterdemokratie nach Schweizer Vorbild werden?

Sollte man den Angriffskrieg der Russen gelassen zur Kenntnis nehmen sollen? Business as usual, um die eigenen Wirtschaftsinteressen nicht zu gefährden?
Das bedeutet Grenzverschiebungen in Europa als gegebenes Rest des Stärkeren zu akzeptieren. Russland ist für Putin dort, zwo überwiegend Russen wohnen. Die Ukraine gehört nach seiner Ansicht zum russischen Reich. Als Nächstes müssten Moldawien und eigentlich auch die baltischen Länder eingegliedert werden.
Alles hinnehmen, um die Wirtschaftsbeziehungen nicht zu gefährden? Wer gefährdet hier wen?
Russland wusste, was es auf's Spiel setzte, als es die Ukraine überfiel. Putin nimmt keine Rücksicht darauf, wie es seinem Volk geht und wovon es leben soll. Er und seine Oligarchenclique haben ohnehin ausgesorgt.
Nach Stalin kam Chruschtschow, nach Breschnew kam Gorbatschow. Warum soll nach einem Putin nicht ein liberalerer Präsident kommen; und sei es, dass der Diktator von seinem Machtzirkel dazu gezwungen wird. Das wäre ein Neuanfang

Genau der amerikanische Präsident, der Russland seinen Status als Weltmacht
aberkannte, und das Land als „Regionalmacht“ einstufte.
Meiner Meinung nach, genau so ein Blender, wie der derzeitige französische Präsident, der sein Fähnchen auch nur in den medialen Wind hält. Und abschließend, die Aufgabe des Konservativen wie in Frankreich, Italien (und auch in Deutschland wird das angestrebt) spielt nur den Extremen von Rechts & Links in die Hände. Und da schließt sich der Kreis. Siehe Frankreich mit LePen.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Urban Will | Sa., 9. April 2022 - 09:07

in diesen wirren Zeiten ein Leuchtturm der Vernunft. Der zitierte Satz von Zweig, der zweite Teil davon, zeigt das Dilemma, in das sich der Westen unter dem Kommando der USA verrannt hat.
Und Ihr einleitender Satz ist die Übertragung dieses Dilemmas in die Gegenwart.
Man sollte dem Moral – besoffenen Westen sein infantiles Gehabe vor die Füße werfen. Die Frage stellen: Fühlt ihr euch besser, wenn in einigen Monaten Hunderttausende Ukrainer tot, viele Städte zerstört und Teile d Ukraine dauerhaft besetzt sind, Russland dauerhaft an China gebunden ist, uns Rohstoffe und Energie ausgehen, bzw. unbezahlbar sind, Putin in R beliebter ist als je zuvor, aber.... Ihr die „moralischen“ Sieger seid, weil Ihr „Haltung“ gezeigt habt?
Realitätsverweigerung als politisches Leitprinzip.
Da kann nur Mist bei heraus kommen.

Man kennt d Begriff „Sitzkrieg“ aus WK II (F und E nach d deutschen Überfall auf Polen).
Nun erleben wir den „Haltungskrieg“. Andere sterben, damit wir uns gut fühlen.

Jedes Wort, Herr Will, trifft meine Zustimmung. Danke und weiter so. Ich schrieb auch etwas in dieser Richtung, bisher aber noch in der Warteschleife... wenn überhaupt. Schönes Wochenwende + Palmsonntag.

... über den Artikel von Herrn Grau.

Diese Politiker-Generation ersäuft allzu schnell im Mediensumpf. Wer heute bei uns die Medien beherrscht, der kann scheinbar auch alles politisch durchsetzen.

Wladimir Selenski ist direkt aus dem Fernsehgeschäft in die Politik gegangen, und deswegen konzentriert er sich ganz auf die Vorherrschaft in den westlichen Medien. Da er von Biden unterstützt wird, setzen ihm die politischen Eliten des Westens keinen Widerstand entgegen, und das hat schon jetzt zum fast totalen Sieg im Propaganda-Krieg geführt, der den realen Krieg in der Ukraine begleitet.

Ich habe dabei das Gefühl, dass die Menschen von der virtuellen Welt, wie sie in Filmserien dargestellt wird, mehr fasziniert werden als von der realen Welt. Die Begeisterung für die virtuellen Helden akzeptiert keinerlei Vorsicht und schon gar keine Kritik mehr, sondern nur noch die bedingungslose Unterwerfung unter den Helden.

Ja, das ist infantile Heldenverehrung.

Es ist gruselig, was da abgeht.

hört man Argumente im Sinne von: Wenn wir jetzt mit Putin verhandeln, steht er morgen vor Berlin. Oder: dann müsste jedes Land, das angegriffen wird, sofort kapitulieren, könnte jeder Staat m Atomwaffen machen, was er möchte...
Das ist Nonsens.
Wäre es so, warum hat Putin nicht schon vor 20 J Krieg geführt warum holt sich Kim Jong-Un nicht, was er möchte?
Jeder Konflikt, jeder Krieg hat seine Ursachen. Und niemand riskiert einfach so seine Auslöschung.
Der Moral – besoffene Westen kann nicht mal mehr unterscheiden zwischen Erklärung und Entschuldigung, verweigert sich jeder Diskussion über evtl. begangene Fehler d letzten 20 J. Fakt ist: Putin hat 20 J lang Politik gemacht, er blieb erfolglos, wurde gedemütigt.
Es gibt viele Spekulationen über Putins Absichten (Ukr. auslöschen, etc.), aber niemand kennt sie.
Wer angesichts schon des Scheiterns d Einnahme Kiews wirklich glaubt, Putin wolle nun nach d gesamten Ukraine noch d Baltikum, Polen, etc. überrollen, sollte mal nachdenken...

"Es gibt viele Spekulationen über Putins Absichten" viele der abwegigsten davon konnte man bisher v.a. bei Ihnen lesen. Erst haben Sie uns monatelang erklärt, dass Putin niemals die Ukraine angreifen wolle, er wolle nur 'Respekt', und als er auf Kiew marschierte & Krankenhäuser, Theater & Schulen bombardierte, wussten Sie immer noch, dass er aber eigentl. 'nur Respekt' wolle. Putin hat uns allen im letzten Juli ausführlich erläutert, was er wirklich will - und dann noch mal am Vorabend seines Krieges - und dann hat er das gemacht, was er gesagt hat: Und das hat alles nichts mit Ihren Phantasien zu tun. Ersparen Sie uns bitte weitere kontrafaktische 'Erklärungen' dieser Qualität.
Auch sonst: Sie konstatieren, dass Putin mit seinem Versuch, Kiew einzunehmen (& die Regierung auszutauschen) erst mal gescheitert ist, meinen aber immer noch, die Ukrainer hätten sich nicht verteidigen dürfen? Sehr viel irrationaler geht es doch wohl nicht, oder?

Norbert Heyer | Sa., 9. April 2022 - 09:19

Genau das ist meine Befürchtung - in den 1.WK ist man "hineingestolpert" - man wollte Weihnachten wieder zuhause sein. War man auch - allerdings 4 Jahre später und wenn man mit Glück überlebt hat. Danach war diese Generation geläutert - aber nur für gut 20 Jahre, dann kam der vermeintliche "Heiland", um Deutschland wieder zum "über alles in der Welt" zu machen. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt. Jetzt haben wir einen Krieg - verursacht durch Russland - gegen die Ukraine und wieder fangen die moralischen Gralshüter an, lebensgefährliche Vorstellungen zu entwickeln. Unsere BW ist nach Experten-Aussage "blank", das ist noch einmal eine Stufe unter "bedingt verteidigungsfähig". Wir helfen der Ukraine humanitär, erhalten dafür aber nichts anderes als Aufforderungen zum aktiven Eingreifen in diesen Krieg. Schon Waffenlieferungen sind grenzwertig. Ich möchte es nicht, aber die Reaktionen der Beführworter von aktivem Handeln wären interessant, wenn die Russen entsprechend reagieren würden.

Klaus Funke | Sa., 9. April 2022 - 09:25

Noch scheint CICERO nicht verloren, solange Artikel wie der von Herr Grau erscheinen. Ich hab´ mir gleich ´ne große Wurstsemmel genehmigt, mit viel Butter und viel tierischem Fett, und dazu ´nen Pott Kaffee aus Kolumbien. Ja, Herr Grau, Sie haben de Daumen genau auf die Stelle gelegt, die nackt und bloß ist. Nach Deutschland, auch nach Westeuropa, aber ganz besonders nach Deutschland, ist die gute alte Romantik zurückgekehrt. Das heißt, sie war nie ganz weg und wurde gelegentlich mit Widerstand verwechselt. Die Romantik - man lese mal bei Ricarda Huch nach - ist den Deutschen wesenseigen. Sie war und ist das Produkt deutscher Geschichte. Selbst der Nationalsozialismus war eine Spielart dieser falsch verstandenen Hinwendung. Während andere Nationen uns längst überholt haben, wuseln wir immer noch im Kleinklein und wähnen etwas Besonderes zu sein. Dies ist der deutsche Grundirrtum mit den Merkmalen, die Thomas Mann schon benannt hat. Danke, Herr Grau, mein Wochenende ist gerettet.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 9. April 2022 - 09:35

Nur wann wird das sein? Meine Befürchtungen sind, dass wir in einen Weltkrieg schliddern werden, den der Westen mit seiner bornierten Denkart selbst mitverursacht hat. Inzwischen haben wir einen derart hohen Realitätsverlust, das selbst die Kämpfer für Demokratie und Freiheit mit genau den Mitteln bekämpfen , die sie selbst kritisieren und anderen als diktatorisch unterstellen, aber die eigenen Maßnahmen damit begründen. Alle verurteilen den Krieg völlig zurecht, nur keiner hegt die Emotionen und ihre verlogenen Moralvorstellungen ein. Von Putin kein Gas, von Katar ja. Wo ist der Unterschied? Stimmt. Katar führt keinen Krieg. Die permanenten Sanktionsandrohungen und auch Umsetzungen haben was bewirkt? Richtig. Die Waffen sprechen weiter. Und ich sehe derzeit niemand am Horizont, der mit nüchterner Analyse und Weitsicht einen diplomatischen Weg skizziert und einen Anfang macht, mit Russland ernsthaft zu reden. Und mit Russland reden heißt, mit Putin reden. Ob man will oder nicht.

gabriele bondzio | Sa., 9. April 2022 - 09:40

sich in immer neuen Verdammungsurteilen, zieht in einen Weltwirtschaftskrieg mit verheerenden Folgen und kokettiert auf unverantwortliche Weise mit einem Weltenbrand.“

Das sehe ich auch, Herr Grau. Und auch den Fakt, wie immer neue Waffenlieferungen (siehe auch USA) dazu beitragen sollten, einen Krieg zu beenden??? Den die Bevölkerung der Ukraine (in rechtsfreien Räumen) ausbaden muss, nicht die Scharfmacher und Moralbesoffenen. Auf der russischen bzw. ukrainischen Seite und in deutschen Landen.

Siehe auch hier: https://www.basel-express.ch/redaktion/geopolitik/67-gehackte-e-mails-g…
In diesem Artikel, wird eine von vielen geostrategischen Gründen sichtbar.

Auch habe ich einen realistischen Artikel gelesen unter:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=82765

In dem der Schweizer Oberstleutnant, Ralph Bosshard, die derzeit-militärische Lage in der Ukraine analysiert.

Ingo Frank | Sa., 9. April 2022 - 09:42

in der deutschen Gesellschaft. Das ist richtig! Aber worin liegt dieses Denken begründet? Ich behaupte, neben der 16 jährigen alternativlosen
Herrschaft Merkels gepaart mit einem Bildungssystem, dass eine Breitenbildung für alle favorisiert, nach dem Motto alle lernen gleich in einer Schulformen, ist das komplexe Denken um Lösungen, schlicht und ergreifend abhanden gekommen. Wenn ich mir z.B. deutsche Wissenschaftler ansehe, wo arbeiten diese und feiern ihre Erfolge? Die wenigsten in D. Bestes Beispiel: Energiewende für die vorhandene Bausubstanz in EFH od. kleineren MFH gibt es derzeit keine praktikable Lösung Öl od. Gas zu ersetzen. In der Altbausubstanz wird überwiegend mit hohen Vorlauftemperaturen geheizt. Fassadendämmung ist ebenso ein „heißes Eisen“ Sondermüll als Dämmung einzusetzen (Styropor) erscheint mir ebenso als keine befriedigende Lösung. Wo sind die Bauphysiker, Baustoffverfahrenstechniker, Bauingenieure an Hochschulen und Uni‘s?
Wo d. Innovative Industrie?
M f G

Karl-Heinz Weiß | Sa., 9. April 2022 - 09:46

Deutschland verweigerte sich über viele Jahre der Realität: Putin hat seine Vorstellungen von Groß-Russland klar benannt. Und China löscht die Identität der Uiguren konsequent aus.
Geschichte geschieht, während wir Handel betreiben wollen und von einem US-Schutzschirm ohne Konsequenzen träumen-wie der Autor.

Jan Kreppel | Sa., 9. April 2022 - 10:00

Herr Grau, ihr Artikel ist, wie immer, gut geschrieben und trifft zum Teil ins Schwarze. Zum Teil schießen Sie aber auch über das Ziel hinaus. Das Problem mit Russland war ja in der Vergangenheit eben nicht ein überschießender Moralismus sondern das genaue Gegenteil: die Tolerierung der Unmoral um des eigenen Vorteils willen. Trotzdem haben Sie Recht: Jetzt geht es um besonnenes Handeln und genaues Abwägen und nicht darum, sich an der eigenen moralischen Überlegenheit zu berauschen.

Gerhard Fiedler | Sa., 9. April 2022 - 10:00

volle Zustimmung! Sie beschreiben den Zustand unseres Landes haargenau, besser geht es nicht. Moral ist zu Deutschlands Leitkultur geworden. Realitätsfern wird sich empört, entrüstet, verurteilt, erzogen, solidarisiert, gecancelt und zu allem Haltung gezeigt. Alles wird zu Menschenrechten erklärt, nun das auch zu Kindern. Wer versucht, sich da zu einer Sache, ob zu Migration, Klimawandel, Genderwahn, Corona etc. eine eigene Meinung zu bilden, macht sich verdächtig und wird zum Abschuß freigegeben. Einer Todsünde kommt es derzeit gleich, nach den Hintergründen des Ukrainekonflikts zu fragen. Und wer gar Sanktionen und Waffenliegferungen ablehnt, wird zum Putin-Versteher oder Budscha-Leugner erklärt. Jenes "Ab 5:45 Uhr wird zurückgeschossen" ist wieder modern geworden. Das Menschenleben vieler spielt da keine Rolle, bestenfalls die zweite Geige. Nichts hat man dazugelernt, die den letzten Weltkrieg nicht erlebt haben, schon garnicht. Jede Generation muss wohl ihre eigenen Fehler machen.

Gerhard Lenz | Sa., 9. April 2022 - 10:12

Grau, nein düster ist sie, wenn man den darwinistischen Ansatz des Herrn Grau teilt.
Stärke, d. einzig zählende "Tugend" in einem hoffnungslos pessimistischen Gedankenkonstrukt, machtlose Träumer jene, die den Glauben an moralische Mindeststandards noch nicht wegen der Furcht vor kalten Füßen geopfert haben? Der Mensch ist nur zur Selbstzerstörung fähig, kann nicht dazulernen? Misanthropie als finale Philosophen-Wahrheit?

Tagesaktuell bedeutet das nichts anderes, als dass man Putin doch machen lasse, den Klimawandel akzeptiere usw.
Wer noch auf Besseres hofft, der unterliegt einer weltfremden Gesinnungsethik?

Herr Grau ist möglicherweise kein Putin-Versteher, aber er argumentiert ganz in deren Sinne. Die Krim sei "natürlich" russisch, der Donbass auch, die Ukraine sei gut beraten, sich sobald wie möglich zu ergeben und Putin freie Hand zu lassen. Und wenn der Westen Putin verurteilt, schürt er bloß den Krieg.

Ist das die "Liebe zur Wahrheit"?

Eine höchst subjektive, ja einseitige..

Wenn linke Stalinisten von Prawda schwafeln, wenn man Kinder und verblödete Alte dazu abrichtet, verhetzt, nur noch eine Wahrheit gelten zu lassen, egal, ob es um das Drecksschwein Putin, den neuen Hitler geht, oder um den Klimaschwindel und die CO2-Phobie, um die Corona-Pandemie und die Vereinnahmung der Intensivbetten, um die Verhökerung deutscher Interessen an eine demokratiefeindliche EU und übergriffige NGOs, die Infantilisierung und Kretinisierung des Bundestags und der deutschen Politik, dann ist es wieder mal höchste Zeit entweder aufzustehen und Paroli zu bieten, oder aber, wenn alle um dich herum nur noch kakophon und schrill schreien und hetzen, das Land zu verlassen und es wieder mal den Barbaren, den Wölfen zu überlassen. So viel zu den deutschen Tugenden einer Köterrasse.

Klimaschwindel und der CO2-Phobie, demokratiefeindlichen EU oder übergriffigen NGOs schwurbeln, Corona verharmlosen, gewählte Volksvertreter diffamieren und - mal wieder - vom Widerstand träumen...

Wenn sie, im Cicero-Forum oder alternativen Hetz-Medien öffentlich, ansonsten zur Zeit hinter vorgehaltener Hand, den Kriegsverbrecher Putin noch immer hoch leben lassen,

ist das nicht mehr als der übliche, rechtsrandige Alltag.

Doch der "aufrechte Kämpfer, der z.B. den "Ausverkauf nationaler Interessen" beweint, fällt - zumindest abseits Dunkeldeutschlands - bei Wahlen beständig auf die Nase.

So z.B. jüngst im Saarland: rechtsextremistische AfD 5,7%, Schwurbelpartei Basis 1,4%, NPD ferner liefen.

Vorbei war's mit der innigen Liebe zum deutschen (Heimat-)Volk. Dumm und doof ist er plötzlich, der Michel.

So, wie die Deutschen - zunächst auserwähltes Volk, dann Kriegsverlierer - schließlich doch eines "Führers" unwürdig waren.

Bleibt wohl nur, das Land zu verlassen. Russland ruft!

Rolf Jost | Sa., 9. April 2022 - 10:21

Werter Herr Grau,
danke für die klaren Worte. Ich unterschreibe jedes Wort.

Christa Wallau | Sa., 9. April 2022 - 10:28

an die einseitige Gerechtigkeit ihrer Sache" -

besser kann man es nicht ausdrücken!
Es ist erschreckend, wie sich Stefan Zweigs Worte in unserer Zeit erneut bewahrheiten. Ich danke Ihnen, lieber Herr Grau, für dieses Zitat u. Ihren wertvollen Kommentar.
Ja, es ist der gleiche überspannte Moralismus, gepaart mit blindem Aktionismus, der sich jetzt in den Reaktionen auf diesen Krieg austobt, welcher vorher bereits die Themen Migration, Klima u. "Kampf gegen Rechts" bestimmte. Es gibt nur noch Schwarz u. Weiß. Wehe, man steht auf der "falschen" Seite; dann ist es aus mit der Freundschaft!
Täglich wird die Hysterie mit immer neuen Botschaften u. Bildern angeheizt. Statt a l l e
Möglichkeiten zu suchen, mit Putin ins Gespräch zu kommen, um dem grausamen Töten ein Ende zu bereiten -zunächst mit einem Waffenstillstand- fährt die Repräsentantin der EU (zur Abwechslung nicht mit eingefrorenem Dauerlächeln, sondern mit aufgesetzter Trauermine) in die Ukraine u. verspricht weitere Waffen.

Reinhard Oldemeier | Sa., 9. April 2022 - 10:30

Herr Grau versteckt sich hinter dem Biedermeier, in unserer Gesellschaft. Alles etwas noch abgeschmeckt mit etwas links Grünen Bashing und fertig ist der Artikel. Viele Leser des Cicero werden nun sagen; großartig; Bravo; genau meine Meinung.
Ich frage mich ganz ehrlich worum geht es hier? Es geht in der Gesellschaft, um Besitzstandswahrung, möglichst keine Veränderung, alles noch schöner noch gemütlicher als vorher. Mir doch egal wenn Andere dafür leiden müssen.
Ob das die Ukraine ist, die zur Zeit im Fokus der Öffentlichkeit steht, oder Nordafrika wo in Gummibooten Menschen absaufen. Immer wenn die Not an unsere Tür hämmert, sind alle betroffen. Wenn es zum Schwur kommt, wird gesagt; Flüchtling um Gottes Willen, wir haben keinen Platz, oder die passen nicht zu uns. Bei der AFD ist das sogar ein Parteischlager und immerhin machen je nach Erregungsgrad bis zu 20% da mit.
In 2 Punkten gebe ich Ihnen Recht Wir müssen mit Russland weiter leben. 2. die Hysterie führt nicht zum Ziel.

Han Huber | Sa., 9. April 2022 - 10:37

Ein wohltuender Artikel eines intelligenten Menschen - sollte Pflichtlektüre für die hyperventilierenden Moralisten in- und außerhalb der Redaktionsstuben - sein. Und nicht nur der deutschen …

Günter Johannsen | Sa., 9. April 2022 - 10:41

" ... die unverbrauchte Gläubigkeit der Völker an die einseitige Gerechtigkeit ihrer Sache wurde die größte Gefahr.“ Aber:
Wir leben nicht in einem cocon, sondern in Zusammenhängen und einer vielfältig verbandelten Welt. Die Realität: Ein sich überschätzender Diktator, der den Realitätssinn offensichtlich verloren hat, stürzt die Welt in eine Situation der Angst und der Panik. Die Welt reagiert und wird das Morden eines wahnsinnig gewordenen KGB-Mannes (der Putin ohne Zweifel heute noch ist) nicht zulassen. Und ja, man hat im Punkt Diplomatie im Vorfeld vieles falsch gemacht, aber soll man jetzt tatenlos zuschauen, wie die Welt Stück für Stück einer bösartig-menschenverachtenden Ideologie unterworfen wird ... denn Putin wird ohne Grenzsetzung nicht Halt machen. Zumal er China - einen kommunistischen Komplizen - an seiner Seite wähnt, der ebenfalls imperialistische Interessen zeigt und nach Weltmacht strebt. Die Gewaltspirale wird man mit Diplomatie alleine nicht mehr unterbrechen!

Welche Grenzen wollen Sie jetzt noch setzen, Vorschläge! Mehr Waffen?
Wurden noch nicht genug eingesetzt? Bevor die zum Einsatz kommen würden, werden Raketen und Bomben P. Werk vollenden. Es helfen nur noch Gespräche, um eine Ausbreitung des Konfliktes zu vermeiden.

Martin Falter | Sa., 9. April 2022 - 11:11

fassungsloser Herr Grau.
Nachdem sie alle die, die Maßnahmen gegen Putin befürworten, auf die Blümchenwiese verbannt haben, bringen sie keinen Vorschlag, ausser Diplomatie, was jetzt zu tun wäre.

Gerade hier zeigt sich aber das Diplomatie nicht funktioniert, wenn nur einer nicht mitspielt.
Wer das ist, sollte selbst Ihnen klar sein.

Mir kommt manchmal vor das die Traumtänzer - die oft zu Recht kritisiert werden - hier mehr an der Realität sind, als sie es jemals sein werden.

Dr.Andreas Oltmann | Sa., 9. April 2022 - 11:15

Danke, Herr Grau, für Ihren Kommentar. Ich kann jedes Wort unterschreiben. Und danke an Cicero, Ihre Artikel zu veröffentlichen.
Diese Generation ist durch die weltpolitische Entwicklung und die Realität so sehr in ihrem Weltbild enttäuscht, dass sie sich ins Gegenteil dessen, was sie noch vor 3 Monaten verkündet hat, gewandelt hat. Waffen, Waffen, Waffen - Wut auf sich selbst lässt sie blind werden. Angeheizt von dem Demagogen Silenskij lassen wir uns die Sicht vernebeln und das Denken verbieten.

hermann klein | Sa., 9. April 2022 - 11:55

Vielleicht sollten wir abseits der politischen Korrektheit einfach einmal inne halten und tief durchatmen Die Realität da draußen deutet hin zu einem dritten Weltkrieg.
Die angebrochene „Zeitenwende“ kommt da unseren Klimaaktivisten/Baumbesetzer und grünen Medien gar nicht so ungelegen, ihr Ansinnen von der Energiewende zu bewältigen, denn unbeirrt von jeglicher Realität setzen sie ihren Weg in die Sackgasse der Energiewende mit gleichzeitigem Atom- und Kohleausstieg fort.
Um ihre Daseinsberechtigung zu untermauern, war es immer im Interesse der sogenannten Weltretter ungeheuerliche Horrorszenarien und Katastrophen durch den Klimawandel heraufzubeschwören.
Sie leben nach wie vor in ihrer eigenen Volksbeglückungs-Kosmos. Draußen, in der weiten Welt ist das internationale Klimaschutzabkommen nach der Ukraine-Katastrophe so gut wie tot.
Nicht aber in Deutschland.

Werner Strauß | Sa., 9. April 2022 - 12:13

Herr Grau, ich frage mich nur, wer hier auf der Blümchenwiese sitzt. Sie argumentieren aus Ihrem beschaulichen philosophischen Elfenbeinturm. Als Politiker wären Sie völlig ungeeignet.
"..., denn nichts fördert die Verständigung zwischen den Völkern nachhaltiger als wirtschaftlicher ... Austausch. ..." Willkommen im Land der Ahnungslosen!

Bernd Windisch | Sa., 9. April 2022 - 12:19

Kleiner Widerspruch:

"Und – böse Botschaft – auch Putin wird vermutlich nicht verschwinden."

Doch! Putin wird veschwinden! Putin ist 69 Jahre alt. Sleeping Joe zählt 79 Lenze. Beide haben ihre Zukunft längst hinter sich.

Bernhard Marquardt | Sa., 9. April 2022 - 12:23

dieser geschichtslosen Ignoranten, Verblödeten und Empathie-Versoffenen.
Ist es nicht ein Segen, wenigsten die erkenntniserweiternden Ergüsse des einzig verbliebenen weisen Weltverstehers dieser Republik entgegen nehmen zu dürfen?
Soll man dem Putin doch seine Welt lassen, welchen Sinn macht da Widerstand.
Wer will einem promovierten, selbstverliebten Philosophen schon widersprechen?
Pardon, ich.
Ein akademischer Elfenbeinturm ist noch lange kein Garant für geistige Überlegenheit.
Schon eher für Selbstüberschätzung.

Hanno Woitek | Sa., 9. April 2022 - 12:32

sehr geehrter Herr Grau.
Das Problem besonderer Art ist aber, dass es vor allem einen Verlag, den Springerverlag mit vor allem Bild, der primitiv-Variante und Welt, der intellektuell verkleisterten, gibt , der jeden Tag Karies besoffen mit Lügen, Halbwahrheiten und gefälschten, gestellten Fotos Hass verbreitet und Kriegslüsternheit erzeugt und das wohl auch muss. Schreit doch sein Chef, Herr Döpfner, förmlich nach einer Kriegsbeteiligung der Nato, voran mit uns, lauthals danach. Und deren Leerkopf-Leser scheinen auch danach zu gieren. Beide Titel gehen schon soweit, dass sie fast unserer Regierung, ist ja auch SPD geführt, eine Komplizenschaft mit Putin unterstellen.

Wolfgang Henning | Sa., 9. April 2022 - 12:33

Sehr geehrter Herr Will, vielleicht war es nur ein Druckfehler Ihrerseits, aber im Kriegsbeginn zum 2. Weltkrieg sprach man vom "Blitzkrieg". Das ist genau das, was Putin auch im Sinn stand, als er die Ukraine überfiel.
Hätten wir uns wirklich besser gefühlt, wenn es "nur" 50-tausend Tote und lediglich Kiew, Charkiw, Mariupol und Odessa zerstörst worden wären?
Wir hätten weiter unser Einkommen und könnten Putin zu seinem "Sieg" gratulieren.

ursula keuck | Sa., 9. April 2022 - 12:42

Ich schaue mir gerne Life-Webcams bei Skyline an,
So zum Beispiel Webcam: St. Petersburg, Newski-Allee.
Dort fahren überwiegend deutsche Autos - Mercedes, Audi, BMW, VW. Porsche.
Wie lange noch?
Sanktionen, sinnvoll? Keine Ahnung!

Peter Sommerhalder | Sa., 9. April 2022 - 13:02

ist der jahrelange Krieg im Jemen eigentlich für die Medien so uninteressant?
Weil er ein bisschen weiter weg ist? Weil es ja nur eine andere Rasse betrifft?

Auch Katar unterstützt diesen Krieg.
Aber betteln um Gas aus Katar ist trotzdem kein Problem.
Mich stört einfach dieses mit zweierlei Mass messen.

Krieg ist immer unfassbar tragisch, egal wo er stattfindet...

Dieter Schimanek | Sa., 9. April 2022 - 13:06

...jetzt wird unsere Freiheit auch in der Ukraine verteidigt. Es geht weiter mit dem grünen wirtschaftlichen Selbstmord. Nicht nur alles abschalten, sondern auch Energie Importe stoppen. Statt Putins Krieg werden wir in Zukunft den islamischen Terrorismus pampern, natürlich zu angemessenen Preisen. Flinten Uschi hat angekündet, dass wir in Zukunft die Ukraine wieder aufbauen. Danach werden sich die 15 Billionen Schulden u. Verbindlichkeiten die uns Mutti hinterlassen hat, leicht verdoppelt haben. Mein Tip: Geht schon mal in den Wald um Holz zu sammeln, der nächste Winter kommt bestimmt.

Tomas Poth | Sa., 9. April 2022 - 13:08

Die "Zwanghaft Gutseinwollenden" sind letztendlich die die alles in die Grütze fahren. Man denke an das Jakobinertum während der franz. Revolution.
Es sei hier an die Kleist Novelle des Michael Kohlhaas erinnert. Wenn die gerechte Gegenwehr zur Selbstzerstörung führt, was ist für den "Helden" gewonnen?
Die Ukrainer kämpfen heldenhaft, leider nur für ihre Oligarchen, an der politischen Spitze der korrupte Selenkij, der am Gängelband des Oligarchen Kolomoiski und der US-Unterstützer läuft.
Wem nutzt dieser Konflikt am Ende? Nicht den Opfern, nur denen die sich aus dem Bombenhagel heraushalten, diesen aber von ihren Sofas aus dirigieren, egal auf welcher Seite des Konflikts sie stehen.
Ihre Off-Shore Konten geben ihnen auch ein warmes Bett, falls sie später zu den Verlierern zählen.
Vamos, laßt euch ruhig für die Interessen anderer abschlachten.

Sind sich die vielen Hurra-Armleuchter eigentlich bewußt, daß sie uns mit ihrem Kriegsgeschrei in eine atomare Eskalation treiben?
Der Krieg kann nur über eine Verhandlungslösung beendet werden oder durch die Niederwerfung Russlands. Putins Kopf allein wird nicht reichen. Die Interessen Russlands bestehen auch ohne Putin!

Albert Schultheis | Sa., 9. April 2022 - 13:28

Kann es sein, dass wir uns - genötigt von unseren transatlantischen ziemlich besten Freunden - wieder einmal dem falschen Freund an den Hals geschmissen haben? Im Irak war Schröder mutig und klug genug, sich den Zumutungen der USA zu widersetzen - sogar damals gegen die Hetze von Merkel und der CDU. In Syrien haben wir die Propaganda und Hetze der von den USA und Großbritannien gesponsorten islamistischen Weißhelme gegen den einzigen halbwegs rationalen Herrscher im Nahen Osten, Assad, 1:1 übernommen und für bare Münze gehandelt. Mit dem Erfolg, dass Syrien heute beinahe von Assad befriedet und die islamistischen Terroristen sich in Deutschland als "Flüchtlinge" eingenistet haben. In der Ukraine folgen wir wieder dem US-Narrativ, vom unprovozierten Überfall der Russen auf die Ukraine. So als hätte es niemals den gewaltsamen Putsch in Kiew gegeben, der von Obama mit herbeigeführt worden war, niemals den Krieg und die etnischen Säuberungen gegen russlandstämmige Staatsbürger im Osten.

Reinhard Benditte | Sa., 9. April 2022 - 13:29

Ein Punkt sollte man M.E. herausstellen: eine Ursachenanalyse, warum es so ist, wie es ist. Warum sind die Menschen 1914 so begeistert in den Krieg gezogen? Weil Ihnen etwas vorgegaukelt und gehetzt wurde! Warum waren die Amerikaner bereit, in den WWII einzusteigen? Weil Ihnen etwas vorgegaukelt und gehetzt wurde. Warum hat Deutschland sich an der Bombardierung Jugoslawiens beteiligt? Weil Ihnen etwas vorgegaukelt und gehetzt wurde - Joschka Fischer lässt grüßen! Warum wirft man heute alles über Bord und schwingt die Moralkeule und verdammt alles Russische? Weil uns wieder etwas vorgegaukelt und gehetzt wird! Leider hat sich in den letzten 100 Jahren nichts geändert und die Menschen fallen auf die gleichen Rattenfänger herein! Und in diesem unwürdigen Spiel spielen die Mainstream Medien und der ÖRR die erste Geige! Sie bringen weder Fakten noch umfassende Informationen, sie sind die Propagandamaschine der sog. Mächtigen!

Robert Hans Stein | Sa., 9. April 2022 - 13:30

Der Politikmodus unserer links-grünen oder von Links-grünen getriebenen Regierungen ist kindisch, vielleicht auch feministisch ;-). Bei einigen Schlüssen, die Sie, geehrter Herr Grau, dann ziehen, kann ich nicht ohne weiteres folgen. Natürlich müssen wir die Welt nehmen wie sie ist. Das bedeutet aber auch, wir müssen dafür Sorge tragen, dass sie nicht wird, wie wir sie nicht haben wollen - und das, solange man Macht und Mittel dazu hat. Der Moralprediger war immer eine lächerliche Figur, insbesondere als Schwächling. Indes, es nützt nichts, versäumten Gelegenheiten nachzutrauern. Jetzt haben wir die Suppe auszulöffeln. In D wird wohl es funktionieren, den Wahlmichel "mitzunehmen", wie es heute so euphemistisch heißt. Zitat U. Wickert, heute, t-online "Kaufkraft heißt eben auch "schöner Leben". In Deutschland könnte man damit nicht werben, in Frankreich geht das." Schau mer mal, ob Macron Président bleibt.

Christoph Kuhlmann | Sa., 9. April 2022 - 13:54

bei den moralisierenden Schreihälsen mit ihren Forderungen, welche die Existenz dieses Landes gefährden. Was die Waffen betrifft, sie entscheiden wer stirbt die angreifenden Soldaten oder die Zivilisten in den besetzten Gebieten. Wenn uns schon die Verbrechen in den Vororten von Kiew erschüttern, wie groß wäre das Grauen erst wenn Kiew gefallen wäre? Das haben einzig und allein die Menschen in Kiew mit der Waffe in der Hand verhindert. Wer ihnen die Waffen verweigert, der schickt sie in den Tod. Wer Raketen auf Bahnhöfe voll fliehender Zivilisten schießt, der will so viele Menschen wie möglich töten. Da helfen nur moderne, schwere Waffen für den Sieg der Ukraine. Sicher wird Russland nicht von der Landkarte verschwinden, aber solange es große Teile seiner Deviseneinnahmen in die Rüstung steckt und von der Herrschaft über die eurasische Landmasse von Wladiwostok bis Portugal träumt, wie Medvedev, der Putin Spezi, solange verkauft man den Strick an dem man aufgehängt wird.

Gisela Fimiani | Sa., 9. April 2022 - 14:20

Die Ahnungslosigkeit, die „unverbrauchte Gläubigkeit“ sind die Merkmale einer Gesellschaft, die sich mit Zähnen und Klauen dagegen wehrt, die „Blümchenwiese“ hinter sich zu lassen und dem Erwachsenen-Leben zu stellen. „The world is my oyster“, glaubt das Kind. Den infantilen Unerwachsenen schwant, dass ihnen die Vertreibung aus dem Austern-Paradies droht. Die Konfrontation mit der Wirklichkeit fordert die Einsicht in: Es ist, was nicht sein darf. Panik, Hysterie , kindliche blind!-wütige Verweigerungshaltung stürzen nun die gesamte Gesellschaft in höllische Abgründe. Eine Katastrophe, verursacht durch, bereits länger im „Geschäft“ tätige, Politiker, deren schändliches Desinteresse, deren menschenverachtende, feudalistische Attitüde gegenüber dem Volk sich nun entlarvt. Die „Faulbett“-bequeme Verantwortungslosigkeit unserer narzisstisch verbildeten, bildungsfernen Ochlokraten lassen die Verse: „Kinder an die Macht, denn sie wissen nicht, was sie tun“, wahr werden. D mir graut vor dir.

Heidemarie Heim | Sa., 9. April 2022 - 14:20

Das kann man so und so sehen. Ich versuche mir z.B. gerade vorzustellen, wie man diplomatische Gespräche führte mit einem deutschen Führer in idyllischer Kulisse mit Alpenpanorama während dessen Schergen unbekümmert seinen Befehlen in Auschwitz oder irgend einem vermeintlichen Partisanendorf in Italien oder ähnlich weiter nachgehen mit deutscher Gründlichkeit und Präzision. Gut, das wir darüber gesprochen haben! Augen zu und durch, wir schaffen das!
Wie man dies bewerkstelligt kann man sich auch in unseren heimischen Gefilden abschauen bei nicht wenigen Mitbürgern, die ihren alten Heimaten oder ehemaligen Besatzungsmächten nach wie vor sehr verbunden sind. Nichts leichter als das, oder?
Und nun bestelle ich mir zur moralischen Unterstützung diese 3 berühmten Äffchen und platziere sie neben meiner goldenen Winke-Katze! MfG

Stefan Forbrig | Sa., 9. April 2022 - 14:29

Hier wieder einige Fakten und Fragen, die sich stellen:

Die Ukraine ist der sechstgrößte Erdgasverbraucher der Welt. Sie hat drei Bezugsquellen: 1. Eigene Förderung (25%), 2. Import aus Russland (35%), 3. Import aus Turkmenistan über russische Leitungen (40%). Ein Großteil des russischen Gases für Europa strömt durch ukrainische Leitungen.

Hat die Ukraine eigentlich selbst schon ihren Gasimport aus dem Land des Aggressors gestoppt? Der Aggressor hat den Ukrainern auch im März während des Krieges nicht das Gas abgedreht. Für die Durchleitung des Gases nach Europa bekommt die Ukraine, soweit ich weiß, von Putin eine Kommission über rund 3 Milliarden USD/Jahr (Info CNews, frz. Sender).

Warum fängt Selenskyj nicht bei der Ukraine selbst mit dem Verzicht an? Warum stoppt er nicht die Durchleitung russischen Gases nach Westen und erzwingt damit die Zahlungseinstellung europäischer Staaten an Russland wegen nicht-gelieferten Gases? Er hätte die Macht dazu, Vorreiter und Vorbild zu sein.

Klaus Damert | Sa., 9. April 2022 - 14:33

Man sollte sich eingestehen, dass wir von hier aus die Zustände in der Ukraine nicht recht beurteilen können. Wenn man erst jetzt zur Kenntnis bekommt, dass die russische Sprache dort offiziell benachteiligt bis unterdrückt wird, zweifelt man an dem einfachen Schwarz-Weiß-Bild. Dass die Russen einen ungerechtfertigten Angriffskrieg führen, ist unbestritten. Wir sollten den Angegriffenen auch unterstützen. Allerdings sollten wir uns nicht selbst durch ein Gasstopp deindustrialisieren und bedenken, dass Russland bleiben wird, wie auch andere undemokratische Länder wie Iran, Katar u.A. Es wird also auch mit solchen Ländern immer wirtschaftliche Beziehungen geben. Vielleicht ist es sogar sinnvoll, NS 2 eine Chance für langfristigen Gasbezug aus Russland zu geben - Russland findet so oder so auch andere Abnehmer. Nur ein wirtschaftlicher Selbstmörder kann seine Handlungen alleine einer "Moral" unterordnen. Russland und die Ukraine werden sich einigen müssen - ohne einseitigen Sieger.

Clara Schwarze | Sa., 9. April 2022 - 14:53

Ein ganz hervorragender Kommentar. Der allerdings über eins hinweg geht. Wie in vielen Fällen ist eins der Hauptprobleme hier auch einfach Lobbyismus.
V.a. in den Medien haben wir eine enorme transatlantische Vernetzung - dazu viele Journalisten, die sich einfach als Anwälte der Ukraine oder er russischen Liberalen begreifen. So etwas wie deutsche oder west-europäische Interessen sind de facto nicht organisiert. Wenn überhaupt gibt es eher noch ein einfach Kreml-nahes Lager.
Und dieser Konflikt um Deutungshoheit trifft eine naive deutsche Öffentlichkeit, die darauf überhaupt nicht vorbereitet ist, mit moralischen Triggern-Wörtern zu instrumentalisieren und die auch Konflikte dieser Art gar nicht kennt.
Keine guten Aussichten.

Juliana Keppelen | Sa., 9. April 2022 - 15:27

und trifft den Punkt.
Um es einfach verständlich zu machen, was haben die ukrainischen Menschen davon wenn wir Waffen liefern oder Russland so scharf wie möglich sanktionieren oder keinen Handel besonders Energiehandel mit Russland betreiben? Geht es dem ukrainischen Volk dann besser? Was haben die Menschen davon wenn russische Yachten beschlagnahmt werden? Wenn es durch den Handelskrieg uns schlechter geht nützt das den Ukrainern? Besonders bei den EU Vertretern scheint der Verstand vollkommen abhanden gekommen zu sein obwohl ein kleiner Lichtblick gab es, gestern hat die irische Abgeodnete Claire Daley eine kurze aber sehr bemerkenswerte Rede gehalten der ich nur zustimmen kann zu sehen auf YouTub Titel " Ich habe die Nase voll von der vorgetäuschten Sympathie für die Ukraine....." (man beachte die Reaktion des Herrn Nr. 155). Bin mal gespannt wann das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlägt.

Sie basteln aus Frau Daleys Aussage eine Kritik an der Ukraine. Das war sie aber ganz und gar nicht.

Aber man kennt ja Ihren Standpunkt. Für Sie ist Putin noch immer ein "Idol".

Stattdessen, zur Richtigstellung:

Während er (Daleys Parteikollege Wallace) gegen die Resolution (im EP) gestimmt habe, hätten seine Kollegin Clare Daly und er konsequent den Krieg verurteilt.

„Wir werden uns weiterhin sowohl der russischen Aggression als auch der Militarisierung Europas widersetzen, die nicht im Interesse der Ukrainer, Russen, Europäer oder sonst wem sind“.

https://de.euronews.com/my-europe/2022/03/03/wer-waren-die-nein-sager-z…

Über den zweiten Teil (die angebliche Militarisierung, die sich auf Waffenlieferungen an die Ukraine bezog) kann man natürlich diskutieren.

Die Verurteilung Putins ist jedoch EINDEUTIG.

Auch wenn Sie es hier anders darstellen.

Johannes Rausch | Sa., 9. April 2022 - 15:45

Die gleichen patentierten "Gutmenschen", die noch vor Wochen in der Coronadebatte Gesundheit für viel wichtiger als Freiheit des Einzelnen erklärt haben, beten nun die Urkainer an, denen Freiheit sogar wichtiger ist als der Tad. Die Schizophrenität dieses Standpunktes erschließt sich ihnen nicht.

Thorwald Franke | Sa., 9. April 2022 - 22:46

Warum sollten wir mit Russland Handel treiben? Müssen wir das? Nein. Gut, wir sollten vielleicht nicht sofort den Gashahn zudrehen, weil wir uns damit mehr schaden würden, als den Ukrainern zu nützen. Aber langfristig müssen wir gar nichts.

Müssen wir das Freiheitsstreben der Weißrussen oder der Ukrainer ignorieren? Nein. Es ist doch eine wunderbare Gelegenheit, die Sphäre der Demokratie weiter auszudehnen. Die Ukrainer wollen es selbst, sie sind sehr entschlossen. Wir betrügen sie nicht, wenn wir ihren Freiheitswillen unterstützen. Wenn es nur um die Verlängerung eines aussichtslosen Krieges ginge, wäre es etwas anderes. Aber das ist es ja nicht.

Müssen wir Verständnis für die Gegner unseres unverbrüchlichen Bündnisses mit der angelsächsischen Welt haben? Nein, das müssen wir nicht. Wer immer die USA gegen Russland oder China als Hegemon tauschen will, oder gar Phantasien von "Augenhöhe" mit Weltmächten predigt, ist gefährlich.

Ceterum censeo Russiam esse democraticandam.

Walter Bühler | So., 10. April 2022 - 10:24

Antwort auf von Thorwald Franke

"democraticanda" ist natürlich viel besser als das ursprüngliche "delenda". Beide Ratschläge richten sich an einen oder mehrere Sieger, wie er oder sie nach gewonnenem Krieg mit dem Besiegten umgehen soll.

Der Ratschlag "Germaniam esse democraticandam" ist nur deswegen einigermaßen wirksam geworden, weil Deutschland bedingungslos kapituliert hat.

Herr Franke, Russland und die Ukraine haben sich ja selbst schon längst für die Demokratie entschieden, nämlich für die parteigebundene (und am Geldbesitz ausgerichtete) Präsidialdemokratie nach dem Vorbild der USA. Die europäische Parteiendemokratie ist zu wenig handlungsfähig für so große und heterogene Länder, und für die britische Monarchie in ihrer Pracht fehlte jeweils eine Herrscherdynastie. Sowohl in Moskau wie in Kiew gibt es aber eine Vorliebe für monarchischen Pomp.

NB: "Russiam esse democraticandam" - war das nicht das Ziel all der NGO's, Stiftungen und Geheimdienste, die in Russland mit geringem Erfolg aktiv waren?

Zu den NGOs: War Demokratisierung wirklich immer deren Ziel? Und: Der russische Bürgersinn ist offenbar erwachter als noch vor 30 Jahren. Es gibt viele Widerstände und Verweigerungen. Es gibt Erfolge.

Zu Deutschland: D wurde nicht deshalb demokratisch, weil es bedingungslos kapituliert hätte, sondern D war schon vor 1933 demokratisch, und durfte 1949 dorthin wieder zurückkehren. Ich meine auch, dass D 1945 nicht etwa "kapitulierte", sondern schlicht vollkommen besiegt und am Ende war.

Ich sehe nicht, dass Russland sich für die Demokratie entschieden hätte, wie Sie behaupten.

Ich meine auch nicht, dass ein militärischer Sieg der einzige Weg zur Demokratisierung ist. Deutschland ist nicht durch einen Sieger zur Demokratie gemacht worden, sondern durch eigene gesellschaftliche Prozesse.

Ich glaube auch nicht, dass die Größe eines Landes bestimmte Regierungsformen erzwingt.

Sie sind völlig auf dem Holzweg.

Gerhard Fiedler | So., 10. April 2022 - 12:10

Kann alle gut verstehen, - auch jene hier im Forum -, die es als unerträglich empfinden, sich nicht gegen einen Agressor zur Wehr zu setzen und diesem kampflos das Feld zu überlassen. Umgekehrt sieht es Putin allerdings auch so, ob berechtigt oder nicht. Für ihn sind die USA, die Nato und der Westen die Agressoren. Auch mit Waffenlieferungen machen sich Länder zu Kriegsteilnehmern. Das sollte auch unserem Land klar sein. Ein in die Enge getriebenes Russland könnte diesen gegenüber durchaus zurückschlagen. Was hieße dies dann wohl? Ganz klar, der 3. Weltkrieg, diesmal mit Atomwaffen. Sollte, kann und darf dies aus Solidarität gegenüber der Ukraine riskiert werden, liebe Teilnehmer hier im Forum? Hätte Europa samt der Ukraine etwas davon? Ich sage nein. Auch einer besetzten Ukraine kann die Zeit die Wunden heilen, wenn man an die Politik von Brandt und Bahr zurückdenkt. Sehen wir doch der Realität ins Auge! Mir liegt daran, dies zu bedenkern und vor einer Katastrophe zu warnen.

Jost Bender | So., 10. April 2022 - 17:33

Es ist ja nicht so selten, dass jemand gerade die Fehler begeht, die ihn bei anderen bes. stören (s. Mtth. 7,3), aber das Ausmaß, in dem sich in den letzten Kolumnen von A. Grau genau die Denkfehler finden, die er zuvor bei anderen diagnostizierte, erstaunt doch:
Von der Ambivalenzverweigerung über Differenzierungsverlust bis zu gesinnungsethischem Moralismus kommt hier & in den letzten Kolumnen alles in exemplarischer Mustergültigkeit vor:
Die Pazifismusforderung ggn. dem Opfer einer Aggression war z.B. das perfekte Exempel für eine problem. Gesinnungsethik: Das zynische daran: Die (v.A.Grau ignorierten) Konsequenzen müssen nat. andere tragen.
Überhaupt hat eine Ethik, die sich dazu aufschwingt, den Leidtragenden einer katastrophischen Gewalterfahrung mit gesinnungsethischen Ratschlägen 'aufzuhelfen' e. bigotten Zug.
& bei aller Freude an Ambivalenzen: Ein Angriffskrieg ist weder ambivalent noch symmetrisch & unsere liberale Gesellschaft gibt's nur, weil sie bis 45 erkämpft wurde...

Armin Latell | Mo., 11. April 2022 - 09:36

jahrzehntelange Volksverdummung durch mediale Gehirnwäsche haben zu diesem Zustand geführt. Realität wird für böse und falsch erklärt, "Probleme" die wir haben, gibt es nur auf der grünen Wiese, bedeutungslos für das echte Leben, utopische Halluzinationen "regieren" die westlichen Gesellschaften. Herbeigeführt, gespeist, gefördert durch kriminelle wirtschaftliche und politische, sich selbst inthronisierte, "Eliten".