Deutsch-Russisches Museum in Berlin
Bürohelden am Werk: Das Deutsch-Russische Museum in Berlin heißt jetzt nur noch Museum / dpa

Der Westen und Russland - In der Sackgasse 

Die Welt steckt in einer verhängnisvollen Sackgasse. Putin hat sich mit seiner aggressiven Strategie vollständig verrannt. Selbst ein baldiger militärischer Sieg böte ihm kein Ausweg aus der verfahrenen Lage. Doch auch der Westen hat sich im Übereifer in eine Ecke manövriert, aus der er jetzt wieder herausfinden muss. Denn gut gemeint ist noch immer das Gegenteil von gut. Zeit für kühle Vernunft statt politischer Romantik. 

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Der Herr im Kreml hat sich verkalkuliert. Das zumindest kann man, bei aller gebotenen Vorsicht, nach neun Tagen Krieg in der Ukraine festhalten. Der Widerstand der ukrainischen Armee scheint deutlich stärker als von den Russen erwartet, die Bevölkerung empfängt die Eindringlinge nicht mit offenen Armen, und die westliche Welt ist nicht bereit, Putins Überfall zähneknirschend hinzunehmen. 

Der Westen hingegen handelte halbwegs schnell und halbwegs entschlossen. Was weder amerikanischen Präsidenten noch Bundeskanzlern, französischen Präsidenten und EU-Ratspräsidenten gelang, schaffte Putin: ihn zu einen. Umgehend wurden wirkungsvolle Wirtschaftssanktionen beschlossen, sogar Deutschland hat sich schließlich dazu durchgerungen, Waffen an die Ukraine zu liefern, und allerorts zeigt sich eine ungeahnte Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Alles in Butter also? 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Borchardt, Wolfgang | Sa., 5. März 2022 - 08:46

... weil sachlich. Leider ist die Vernunft in der Politik noch nie maßgebend gewesen. Die Ukraine ist verloren, weil Russland weit mächtiger. Die Auffassung, die Heizung abzudrehen, um Putin zu schaden, ist lächerlich. Dass Energie aus Windrädern neuerdings "Friedensenergie" sein soll, ganz ähnlich. Solche Parolen kenne ich aus der DDR. Bei der Abwicklung der Bundeswehr und Abschaffung der Wehrpflicht ist die Vernunft ebenso auf der Strecke geblieben. Lesetipp: Wilhelm Busch, Bewaffneter Friede.

Richard Schneider | Sa., 5. März 2022 - 09:03

Sehr geehrter Herr Grau, ich denke Sie gestalten Ihre Argumentation ebenso etwas "zu einfach".
1. Womit soll ein Gesprächsangebot des Westens begründet werden?
2. Wie werden sich die Ukrainer fühlen, wenn wir sagen: "So, jetzt habt ihr schön eure nationale Einheit gestärkt, aber jetzt bitte zurück an den diplomatischen Katzentisch, hier geht es um mehr!"
3. Auch bedenken Sie entsprechend hiervon nicht die Folgen. Ich behaupte, dass die glühende Strahlkraft des Westens in einem Mal zusammenbrechen würde.
4. Putin muss weg. Auf welchem Weg auch immer. Siegt er auf voller Linie, würde ihn das denke ich maximal stärken. Die Chinesen würden ggf. Taiwan einnehmen, Russland würde so mit Chips versorgt und die Sanktionen wegfedern. Und wenn Putin bleibt, sitzt weiterhin ein mordlustiger Irrer auf einem weltenvernichtenden Waffenarsenal.
Conclusio: Lieber würde ich persönlich an die Waffe gerufen werden, als angstvoll dem schroffen Niedergang unserer Ordnung und des Wohlstands zuzusehen.

Jens Böhme | Sa., 5. März 2022 - 14:54

Antwort auf von Richard Schneider

@Herr Schneider, niemand hält Sie ab, in die Ukraine zu fahren und sich als Freiwilliger zu melden. Es wird jeder genommen. Putin muss keineswegs weg. Das wäre so, als ob mit Hitlers Tod Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Deutschen verschwunden wären. Der Cicero-Redakteur schrieb nicht beiläufig von Romantik und Büroheldentum.

War zu erwarten. Freiwillige Krieger ohne festen Job, Ausrüstung und Ausbildung mit hochwertigem, einsatzfähigem Kriegsgerät zu vergleichen, ist sehr schlicht formuliert.

Büroheldentum impliziert ferner Maulheldentum. Mir ist bereits aufgefallen, dass die gegenwärtige deutsche Gesellschaft nicht nur große Lust an gelenkter Freiheit hat, sondern auch sehr stark zu Bequemlichkeit und Feigheit neigt. Allerfeinster Hummus für alle Putins, Xis und wie sie alle heißen.

Herr Böhme, so wurde ich nicht erzogen. Es gibt sie noch, die alten Werte. Vielleicht nicht in Ihrem Umfeld, jedoch in meinem.

Helmut Bachmann | Mo., 7. März 2022 - 15:03

Antwort auf von Richard Schneider

Genau das ist es, was Herr Grau zurecht anprangert. Dieses "lieber den dritten Weltkrieg riskieren, als "Strahlkraft" zu verlieren, jemanden Gefühle zu verletzen, oder vom hohen Moralross zu steigen.
Am Ende geht es um Realismus und Vermeidung von Eskalation. Der politische Romantismus hat uns in zwei Weltkriege und zwei Diktaturen geführt und vielleicht bald in die dritten Runden. Also, wenn sie wollen: auf in die Ukraine.

Gerhard Hellriegel | Sa., 5. März 2022 - 09:28

Genau so sehe ich das auch. Mehr noch: als würde nur Moskau in Einflusszonen denken, Washington und Brüssel sei das fremd. Als würde nur Moskau die Souveränität eines anderen Staates mit Füßen treten. Da haben auch die USA eine lange Liste zu bieten, beginnend mit Iran 1953.
Nein, das rechtfertigt gar nichts, aber kleinere verbale Brötchen wären schon angemessen.

Hans Jürgen Wienroth | Sa., 5. März 2022 - 09:34

Der Krieg in der Ukraine ist eine vertrackte Situation, insbesondere wenn die Diplomatie medial in der Öffentlichkeit zelebriert wird und beide Seiten ihre Maximalforderungen bekanntgeben. Dann werden Kompromisse schnell zum Gesichtsverlust.
Es heißt daher: Diplomatie findet im Geheimen statt. Daran sollten sich alle Politiker erinnern. Wer jetzt glaubt, durch Ausgrenzung Stärke zu zeigen, der kann nicht vermitteln. Er schadet sich und anderen. Daher meine volle Zustimmung.
Wenn westliche Politiker sich zunächst als Weltpolizisten aufspielen, rhetorisch aufrüsten, um den anderen an den Verhandlungstisch zu zwingen, dann wird daraus schnell ein Krieg. Wie jetzt mit der Ukraine als Opfer. Aber gehört zur Selbstbestimmung nicht auch die freie Entscheidung eines Landes, sich statt Selbstaufgabe durch einen Waffengang zu wehren? Wer weiß, wie Putins Machthunger weitergeht, wenn die Ukraine kampflos aufgibt? Wer kommt als Nächstes dran, wann geben auch wir auf?

Rolf Jost | Sa., 5. März 2022 - 09:37

Herr Grau,
ein ganz hervorragender Kommentar, der die Situation auf den Punkt bringt. Ich unterschreibe jedes Wort.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 5. März 2022 - 09:55

Eine der wenigen realistischen Einschätzungen der äußerst unerfreulichen Lage. Und diese Lage gebietet es, den nächsten Krisenherd nüchtern einzuschätzen: Taiwan.

Gerhard Fiedler | Sa., 5. März 2022 - 10:06

Nur so wird es gehen , nur mit einer solchen Einstellung, wie Sie diese hier zum Ausdruck bringen, lieber Herr Grau! Auch wenn es doch allenorts zu dieser Einsicht kommen würde, bei Politik, Medien und Öffentlichkeit. Der Realität ins Auge zu schauen, heißt das Gebot der Stunde, auch wenn dies schwerfällt, soll das Sterben sich nicht endlos hinziehen. Sich in den Gegner hineinversetzen und ihm Brücken bauen! Anders geht das nicht. Keine weiteren Sanktionen des Westens, keine Waffenlieferungen, noch Beteiligung am Kriegsgeschehen und sei dies nur indirekt! Und eine Erklärung des Westen zum Verzicht auf Osterweiterung, dem eigentlichen Auslöser des Krieges, würde am meisten bringen. Worauf warten wir noch?

hermann klein | Sa., 5. März 2022 - 10:06

Eine Aufnahme der Ukraine als Mitglied in der EU - wie es die Präsidentin der Europäischen Kommission immer wieder fordert – macht uns schmerzlich bewusst, mit welchem völlig wirklichkeitsfremden politischen Eliten wir es in Brüssel zu tun haben. Einem völlig überforderten Personal das den Ernstfall weder denkt noch ihm gewachsen scheint.
Ein Beitritt der Ukraine wird Putin niemals beipflichten und ein Welt-Atomkrieg wird authentisch folgen.

... unendlich traurig und enttäuscht über die "Habgier" der USA/Biden und der kindischen und gleichzeitig mörderischen "Trotz-Reaktion" der Russen/Putin!
Jedes Kleinkind hätte sich besser verhalten!!!

Gerhard Schwedes | Sa., 5. März 2022 - 10:14

Sehr geehrter Herr Grau! Sie haben oft brillante Artikel geschrieben, die man bewundern musste. Aber dieses Mal haben Sie sich Gedankengänge geleistet, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Wer sitzt hier eigentlich hinter dem Schreibtisch? Das sind doch Sie, die Sie mit Zinnsoldaten spielen und sich die Politik zurechtlogeln. Putin ist nicht der "böse Bube", wie sie verharmlosend, "kühl bis ans Herz hinan" und in einem unüberbietbaren Zynismus schreiben, sondern ein brutaler Verbrecher. Genauso hätte man nach dem Polenfeldzug eines Hitler die Meinung vertreten können, dass man mit dem "bösen Buben" nun wohl oder übel verhandeln müsse. Putin hat die rote Linie überschritten und davon gibt es keine Wiederkehr mehr. Ich bin absolut für Realpolitik. Aber genau aus diesem Grunde muss der Westen dieses Russland solange boykottieren, bis es im letzten russischen Dorf zu spüren ist, was für einen Blutsäufer sich da die Russen ins Boot geholt haben. Überdenken Sie bitte ihre Postition!

Cornelia Karopka | Sa., 5. März 2022 - 10:15

Vielen Dank für diese endlich mal nüchterne Bestandsaufnahme. Der Hass, der in den letzten Tagen aus vielen Artikeln und Kommentaren triefte, hat mich mehr als erschreckt. Von den sozialen Medien will ich gar nicht reden, was da abging war teilweise unerträglich.

gabriele bondzio | Sa., 5. März 2022 - 10:20

…ich stehe da ganz hinter ihren Satz: „Auch die wortgewaltigste Verdammung des Wladimir Putin und seines Handelns, auch die eifrigste Empörung wird an der Situation nichts ändern."

Angesichts des „gewaltigen Gefahrenpotentials“ dieses Krieges. Der durch irgendeine, unkalkulierbare Situation schnell zum Flächenbrand in Europa führen könnte.
Sehe ich auch die Äußerungen von Selenskyj nicht als Heldentum. Es mag sein, dass ihm die Emotionalität (über das Schicksal seines Landes) überwältigt. Doch angesichts der russischen Übermacht, wäre es eher angebracht, beruhigend auf sein Volk einzuwirken. Und er könnte damit seinerseits viele sinnlose Opfer unter der Bevölkerung vermeiden.

Auch sollte er, als Staatsoberhaupt wissen, welche Konsequenzen anderen Staaten, aus seinen unüberlegten Forderungen, welche selbst die NATO abgelehnt hat, drohen.
...
Über Gräbern weht der Wind
Wann wird man je versteh'n
Wann wird man je versteh'n...(M. Dietrich)

Christa Wallau | Sa., 5. März 2022 - 10:26

lieber Herr Grau, hat gerade in Deutschland die geringste Chance auf Verwirklichung.
Hier regieren seit langem Illusionismus, Gesinnungsethik (statt Verantwortungsethik) und Gefühlsduselei, wie wir ja wissen.
Also bleibt uns Deutschen nur die Hoffnung, daß die übrige westl. Welt (V. allem die anderen Europäer; denn die USA sind weit weg vom Schuß u. können in Ruhe zuschauen!) bald zur Venunft zurückkehren und sich mit aller Kraft darum bemühen, auf mögliche Lösungen des Konfliktes hinzuarbeiten, statt die
Konfrontion mit Putin noch weiter anzuheizen.
Empörungs- u. Abscheubekundungen und Verurteilungen sind wohlfeil, helfen aber nicht.

Es stimmt:
Im Interesse des ukrainischen Volkes wäre ein rascher Waffenstilstand weitaus besser als ein langer Krieg. Darauf muß hingearbeitet werden, wenn es nicht zu Massen von Toten und einem total zerstörten Land kommen soll.
Wem würde das auch letzlich nützen bzw. welches gute Ziel würde damit erreicht?
Und wie könnte es danach weitergehen?

Typisch "Alternative für Russland"?

Zitat: Also bleibt uns Deutschen nur die Hoffnung, daß die übrige westl. Welt (V. allem die anderen Europäer.... bald zur Vernunft zurückkehren...

Da liegt also die Lösung des Problems. Die Europäer müssen "wieder vernünftig werden", damit dieser Krieg ein Ende findet.

Stehen eigentlich europäische Truppen vor Kiew? Sind das europäische Bomben, die unschuldige Zivilisten töten, Städte zerstören, Millionen von Menschen zur Flucht zwingen?

Aber die Europäer sollen zur Vernunft zurückkehren...

Und dann? Vor Putin buckeln, ihm alle Wünsche erfüllen, vielleicht die Balten noch "hinterherwerfen"?

Mal wieder: Kein Wort der Kritik an einem kriegstreibenden "Massenmörder", aber die bis zum Abwinken bekannte Fundamentalkritik an unserem demokratischen Land.

Aber vielleicht können die Putin-Versteher in der "Alternative für Russland" ja auf ihren Halbgott einwirken?

Ach nein: Es ist ja Sache der Europäer, russische Waffen zum Schweigen zu bringen.

Putin ist nicht nur ein Kriegsverbrecher und krimineller Mafiosi, er lügt wenn er den Mund aufmacht. Sein bedauernswertes Volk wird unterdrückt und ausgeraubt. Putin versteht nur Härte und die muß er auch bekommen.

Sehr geehrter Herr Lenz,
ich unterstreiche zwar das, was Herr Grau geschrieben hat, kann aber auch andere Meinungen zu diesem unseligen Konflikt akzeptieren. Wenn Sie einen konstruktiven Vorschlag zur Beendigung dieses Grauens haben, wäre ich dafür sehr dankbar. Ich denke, wir sind uns einig, dass auch Sie keinen möglicherweise atomaren Krieg in Mitteleuropa riskieren möchten. Was ist also Ihr Vorschlag?

Reinhard Oldemeier | Sa., 5. März 2022 - 10:46

Eigentlich braucht man zu diesem Artikel von Herrn Grau eigentlich keinen Kommentar zu schreiben. Nur einige Anmerkungen.
Herr Scholz ist zur Zeit einzigste der Politiker der die Ruhe bewahrt. Durch seine sparsame Wortwahl, was viele Medien ihm vorwarfen, kommt nun eine Art Entschlossenheit zum Vorschein, die Ihm keiner zugetraut hat.
Wir müssen den Tatsachen ins Auge schauen, die russische Zivilgesellschaft und auch viele russische Journalisten und Intelektuelle mussten dank Putin in den Untergrund gehen, oder sind im Gulag und das lange bevor der Ukrainekonflikt begann. Es ist zwar in Russland Tradition dort hinzugelangen, wer mit den Regierenden nicht einverstanden ist, aber man sollte Ihnen Dank schulden für Ihren Mut.
Doch viel wichtiger ist, den Russen und auch den Menschen die Ihre Wurzeln dort haben, nicht zu diskriminieren, sondern auch Ihre Solidarität zu zeigen.
Denn im Krieg ist das erste Opfer immer die Wahrheit.

Norbert Heyer | Sa., 5. März 2022 - 10:50

Dieser Kommentar ist Wasser auf den Mühlen der Scharfmacher und Säbelrassler, die vollmundig in sicherer Umgebung Heldenmut fordern und persönlichen Einsatz vermeiden. Auch halte ich Waffenlieferungen für den
falschen Weg, dadurch wird Leid und Tod nur verlängert. Putin hat eine unverzeihliche Untat begangen und sich -wohl- in der Reaktion der Ukrainer verschätzt. Er wird und muss diesen Krieg bis zur Kapitulation der Ukraine durchziehen, seine politische Position ist jetzt schon sehr geschwächt. Der Westen hat Sanktionen verhängt, die den russischen Bürger stark einschränken und wenn der Druck der Straße zunimmt, gerät Putin zwischen alle Fronten. Trotzdem, jetzt bei uns schon von EU- und NATO-Mitgliedschaft der Ukraine zu reden, ist hochgefährlicher
Blödsinn. Wenn die Kampfhandlungen beendet sind, wird man wieder miteinander sprechen müssen - es sei denn, man möchte wieder zum Gegeneinander der System zurückkehren, was die allerschlechteste Folge dieses unseligen Krieges wäre.

Wolfgang Luf | Sa., 5. März 2022 - 11:08

Sehr geehrter Herr Grau, Ihrer Einschätzung kann man nur zustimmen und hoffen, dass Ihr Artikel auch von unseren "klugen" Politikern gelesen wird.
Eine Anmerkung habe ich dennoch: Das Verhalten von Herrn Selenskyj in der gegenwärtigen Situation würde ich nicht als bewundernswerten Mut bezeichnen.

Hans Süßenguth-Großmann | Sa., 5. März 2022 - 11:22

Ich stimme dem voll zu. Putin wird nicht ohne "Erfolg" abziehen und wenn er den letzten "vor Maidan" Präsidenten wieder einsetzt.
Was Hoffnung gibt; die Armee wird nach diesem Sieg an der Basis demoralisiert sein, die Soldaten verstehen die Flüche die gegen sie gerichtet sind ganz genau und die Wirtschaftslage wird nicht zur Begeisterung für Putin beitragen. Aber vielleicht wird eine irgendeine Volkserhebung nötig sein um den "Pseudozarismus" in Russland zu beenden. Putin verehrt Alexander III, aber der ist durch ein Attentat umgekommen.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 5. März 2022 - 11:59

Mein Reden von Anbeginn an des Krieges. Es sind Spekulationen, ob Putin bleibt oder durch den Krieg und seine Folgen gestürzt werden könnte, wobei ich das letztere nicht glauben kann. Die Kriegsrhetorik und die eskalierte Berichterstattung und Sprache hemmt jeden Ansatz von Diplomatie.
Wie will man mit jemand reden, wenn man ihn offen und unversöhnlich mit allen möglichen Verbalinjurien überzieht. Wenn BILD ein Fahndungsfoto von Putin veröffentlicht, wonach ein Oligarch 1 Mio. Kopfgeld aussetzt ist das genauso verwerflich, wie Böhmermanns "Ziegenficker". Ja, man muss Putin für diesen Krieg offen verantwortlich machen und sein Handeln veruteilen. Nur ist der derzeitge Umgang von Politik und Medien mit diesem Krieg nicht der Weg, der irgendwann zu Gesprächen führt. Derzeit ist alles auf Sturm gestellt. Doch egal wied as Ganze ausgeht, wer wird auch im Westen der erste sein, dem Putin zuhören wird und der auch ihm endlich mal zuhört. Mein Apell von Anfang an. Reden und zuhören.

Urban Will | Sa., 5. März 2022 - 12:13

und über nichts anderes schreibe ich hier seit Beginn des Krieges. Die Naivität und moralische Besoffenheit, mit der der Westen von Beginn an an diese Sache heran ging, gibt einem zu denken.
Niemand zweifelt an der Widerwärtigkeit dieses Angriffs, aber ebenso weiß niemand wirklich, warum Putin ihn befahl.
Nun alles Russische in Sippenhaft zu nehmen ist kein Aushängeschild für stabile Demokratie, es ist kindisch.
Ebenso das künstliche Verlängern dieses Krieges mit Waffenlieferungen, verbunden mit der Hoffnung, Putin schlagen zu können.
Ich hoffe, es gibt direkte Kanäle zw. Biden und Putin, wo die wirklich wichtigen Dinge geklärt werden, den Europäern ist in ihrer Naivität zuzutrauen, sogar einen atomaren Gegenschlag d Russen zu provozieren.
Putin wird nicht ewig regieren, aber derzeit gibt es f d Ukr. keine Alternative zu Neutralität und Entmilitarisierung. Alles immer noch viel besser als Zerstörung.
Dieser Preis sollte gezahlt werden.

Maria Arenz | Sa., 5. März 2022 - 12:18

für Ihre Stimme der Vernunft, die sich so wohltuend abhebt von all dem Couch-Heldentum einschließlich des hirnlosen Lamentos unser Außenministerin über Putins "Menschenverachtung", das so offensichtlich nur ihrer persönlicher Imagepflege an der Heimatfront dient. Da man Rußland samt siener chronisch autokratischen Herren nunmal nicht auf den Mond schießen kann, müssen wir einen Weg finden, um dieses mit einern Heil-losen udn bis heute nicht einmal ansatzweise verarbeiteten Geschichte geschlagene Land samt seiner auf absehbare Zeit nicht behebbaren Demokratie-Unfähigeit zu ertragen. Die Grenze zwischen Rußland und Europa war eben noch nie ein ruhiger Fluß, den man mit mäglichst vielen Brücken und Fährverbindungen überwinden kann, sondern hat sich als veritabler St. Andreas-Graben herausgestellt, mit dem wir leben müssen, ohne an seiner Tektonik etwas ändern zu können.

Juliana Keppelen | Sa., 5. März 2022 - 12:42

für diesen Kommentar. Es zeigt es gibt sie noch die Menschen mit Verstand und Mut. Denn der mediale Scheiterhaufen droht schnell und man braucht heute schon Mut den Mainstream zu verlassen und sachlich über das was ist und nicht was gewünscht wird zu schreiben.

Heidemarie Heim | Sa., 5. März 2022 - 13:05

Jedoch Sie haben recht werter Herr Dr.Grau! Zu dem Begriff "Büroheldentum" kamen mir, warum auch immer, sofort "Schreibtischtäter" und der sich hinter seinen überproportionalen Tischen verbarrikadierte Zar Putin in den Sinn. Machtsymbolik mit Tischen sozusagen. Danach die Aussage, wahrscheinlich einer ebenso unerträglichen Situation geschuldet, der ehemaligen Außenministerin Madeleine Albright USA , Kennzeichen Brosche, die davon sprach, das man auch nach begangenen Gräueltaten im Notfall mit "Bestien" reden muss und dies einer Prüfung der eigenen Stärke gleichkomme. Auch einer immer mit hartkantiger Handtasche bewaffneten M. Thatcher wäre Putin wahrscheinlich nur mit einer 50m-Spezialanfertigung des Möbels einer Attacke entkommen. Denn diese zwei waren alles andere als romantisch veranlagt;)Wir haben zwar, wohl zu spät die Samthandschuhe ausgezogen, indes ob und wie wir die Endrunde erreichen bzw weiteres Leid verhindern, macht kein Opfer Putins und seiner Politik wieder lebendig. MfG

Dr.Andreas Oltmann | Sa., 5. März 2022 - 14:37

Danke, Herr Grau für Ihren Kommentar! Und, neben vielen anderen, den treffenden von Frau Heim! Eine faszinierende Vorstellung, Putin und die Handtaschen-bewaffnete Margret an einem Tisch! Und auch von Wilhelm Busch habe ich Neues gelernt.
Hinzufügen möchte ich noch, wie erschreckend ich die persönliche Diskriminierung von Menschen russischer Abstammung finde, ohne dass sie direkt mit Putin zu tun hätten. Unwürdig einer liberalen und offenen Gesellschaft! Man stelle sich vor, alle Menschen mit arabischen Pässen, oder afrikanischen, würden derart diffamiert! In unserer hypermoralisierenden Medien-und Poltiklandschaft wäre das ein Kapitalverbrechen!Womit sich die die Moral selbst als verlogen entlarvt.

Jon Doe | Sa., 5. März 2022 - 16:45

Danke, lieber Herr Grau, für die nüchterne und sachliche Analyse eines erwachsenen Menschen, der fähig ist eine Folgeabschätzung von Handlungen vorzunehmen.

Bei vielen Ihrer Kollegen, insbesondere aber auch bei zahlreichen Verantwortlichen in der Politik, Sie nannten bspw. Herrn Reiter aus München, hat man diesen Eindruck leider nicht.

Sie möchten in erster Linie sich selbst gefallen.

Danke Herr Grau für Ihren hervorragenden Artikel und Dank an Cicero´ Mut, diesen hier zu veröffentlichen. Nur hier erleben wir noch die Freiheit der Medien. Wir brauchen sie.

Was wir nicht brauchen ist ein Bundespräsident Steinmeier. Vor zwei Wochen verschickte er Geburtsglückwünsche an die bedeutesten Vorkämpferinnen, Vordenkerinnen und Vorbilder in der Weltgeschichte Rita Süßmuth und Gudrun Essling. Das Präsidialamt entschuldigte sich. Wen wird er nächstens gratulieren? Seinem Parteifreund und nach wie vor Ehrenmitglied der SPD Schröder? Wäre es nicht Steinmeier´Pflicht und Aufgabe, Ukraines Präsident Selenskyis ungeheuerliche Anschuldigung "jeder tote Ukrainer ist die Schuld der Nato" zurückzunehmen?

Wer ist dieser ständig den Westen herausfordender Präsident S.? Die Antwort gibt die Bundeszentrale für politische Bildung -bpb- des Bundesinnen-ministeriums Innenministerin Faeser. BpB schreibt: "Dokumentation: "Offshore-Geschäfte. Selenskyi und Kolomojsky in den Pandora-Papers

Die Verwicklung des ukrainschen Präsident S. in dem neuen Offshore-Skandal. Zu lesen auch in der Washington Post, Le Monde, ZEIT... mehr. Nur wir wissen das nicht. Neue Perspektive und mehr.

Ja, wir stecken in einer Sackgasse und erleben den Beginn eines russischen Rassismus. "Russen raus". Entsprechende Erklärungen werden gefordert. Holt uns unsere Vergangenheit ein?

MP Söder und Münchens OB Reiter gehen der Frage nach "Wenn das Studium plötzlich politisch wird". Zählt es schon zu kriegsrelevanter Spitzen-technologie wenn ein bayerischer und ein russischer Mathematiker an einer gemeinsamen Formel arbeiten? Sollten Stipendien für junge russische Wissenschaftler nun gestrichen werden? Gemeinsame Mammutsausgra-bungen in Sibirien. Einstellung und Entwicklung eines Marsstudiums. Ein Verlust der Jahre zurückwirft.

Eine Frage: Warum schützt, fördert und finanziert D. DITIB? Erdogan verherrlichende Türken dürfen in der deutschen National-Mannschaft spielen.

Blatt 3 folgt

"Wir brauchen eine goldene Brücke" schreibt Alexander Grau. Sie muß erneut gebaut, vergoldet werden. Was steht noch in unserer Macht?

Der weltweite Boykottaufruf russischer Festivals, Opern, muß gestoppt werden.
Unsere gemeinsamen Kulturen verlangen nach Dialogen. Müssen, wie ich bereits schrieb, dürfen die nach Kultur, Wissenschaften, Kunst in diesem barbarischen Krieg Suchenden nicht noch bestraft und enttäuscht werden. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit dieses Entzugs? Wir brauchen unsere - auch gedankliche - Freiheit. Freiheit für unsere Meinungsfreiheit.

René Maçon | Sa., 5. März 2022 - 17:56

Waffenlieferungen im Vorfeld der Invasion wären sinnvoll gewesen, weil sie auf Putin abschreckend gewirkt hätten. Jetzt sind sie gefährlich und vor allem kriegs- und damit elendsverlängernd. Aber in der deutschen Politik geht es nie um die Ergebnisse sondern um die zur Schau gestellte Gesinnung.

Man hätte der Ukraine erst ein Angebot zum NATO-Beitritt machen dürfen, nachdem die Vorbereitungen dazu im Geheimen abgeschlossen worden wären. Dass das 2008 so gründlich falsch gelaufen ist, war sicherlich auch Merkelt schuld.

Aber auch Selenesky wäre gut beraten gewesen, in der Öffentlichkeit nicht ständig einen NATO-Beitritt zu fordern. Wozu Putin bereit ist, war in Syrien zu beobachten. Er hat sich bei der UN die Koordinaten von Krankenhäusern besorgt, angeblich um die Krankenhäuser zu schützen. Dann hat er sie aber bombardiert, um die syrische Bevölkerung zu demoralisieren. Kann man alles nachlesen.

Andreas Johanning | Sa., 5. März 2022 - 22:58

Bei ihnen Herr Grau ist sie es wohl schon. Lt. von Clausewitz beginnt ein Krieg erst dann, wenn der Angegriffene sich verteidigt. Hier wäre es wohl nach ihrer Ansicht nach friedensfördernd die Ukraine zu entmutigen, ihr Waffen zu verweigern und ihr die bedingungslose Unterwerfung anzuempfehlen. Das beste dabei, es kostet uns (erstmal) nichts. Die USA haben den Fehler gemacht militärisch voll in Vietnam aktiv zu werden, die Sowjetunion hat den gleichen Fehler in Afghanistan gemacht und der Westen hat am selben Ort den Fehler noch mal wiederholt. Die Entkolonisierung wurde herbeigeführt durch teils brutal geführte Kriege. Auch als nicht betroffener "Sesselkrieger" ist es statthaft darauf hinzuweisen, dass die Bereitschaft hohe eigene Opfer zu bringen, auch einen auf den ersten Blick weit überlegenen Gegner auf die Dauer in die Knie zwingen kann.
Ja, es gibt "Sesselkrieger", aber auch "Sesselpazifisten". Beide haben etwas gemeinsam. Sie benötigen den gemütlichen Sessel.

gabriele bondzio | So., 6. März 2022 - 08:38

aber auch "Sesselpazifisten".

Wobei aber die letztere Gattung...den weit aus harmloseren Teil der Menschheit stellen dürfte.

Denn schon Marcus Tullius Cicero (106-43), röm. Redner u. Schriftsteller wusste:

"Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg."

Christoph Kuhlmann | So., 6. März 2022 - 19:00

zigtausend Menschen über die Klinge springen, ohne einen Sturm der Entrüstung mit entsprechenden Boykotts auszulösen. Jedenfalls nicht in Europa wenn die schwarz-weiß Logik der Moral in diesem Falle funktioniert. In Syrien z.B. funktionierte sie nicht. (Zu kompliziert) Zudem, bringt es die Demokratie offenbar mit sich, dass Politiker bevorzugt mit den Wölfen heulen. Siehe Merkel, die Politik kurzfristig nach der Stimmung in den Medien machte. Wie heißt es doch, wer den Frieden will, der muss den Krieg vorbereiten. Insofern wäre Putin ein Friedensfürst, wenn er nicht angeblich der Logik eines Hinterhofschlägers folgen würde. Die finden immer eine Legitimation für Gewalt. Außerdem kann man 42 Millionen Ukrainern nicht zumuten in einer von Unterdrückung und Mangel geprägten Gesellschaft zu leben und nach der Pfeife eines Diktators zu tanzen. Wer für die Freiheit tötet und stirbt, dessen Volk hat sie verdient. Das Opfer der Ukrainer verpflichtet jeden Demokraten zur Solidarität.

M. Bernstein | So., 6. März 2022 - 19:04

Ein Angriffskrieg ist durch nichts zu rechtfertigen, aber ein Krieg hat auch komplexe Ursachen und nur, wenn die Ursachen betrachtet werden, dann wird es auch eine Lösung geben können.
Aber Lösungen will der Westen ganz offensichtlich nicht. Der Westen benutzt die Ukraine nur, um Rußland vorführen zu können. Kein Krieg bedeutet nur weniger Sanktionen und Ausschluss für Rußland, was in der Ostukraine seit Jahren passiert interessiert nicht. Es sollte einem doch zu denken geben, dass praktisch nur vom Westen (NATO, EU, Staaten in der EU und den USA) sowie Rußland gesprochen und geschrieben wird, die Ukraine hat hier gar keine eigenen Interessen zu haben und gefragt wird sie weder vom Westen noch von Rußland. Wie will man ein Problem lösen, dass so verleugnet wird?

Hanno Woitek | Mo., 7. März 2022 - 12:20

aber. Der Bundeskanzler geht doch diesen Weg der klaren Kante und bereitet Dialogschritte, klugerweise über den israelischen Ministerpräsidenten, hervor. Wäre da nicht diese unselige Außenministerin mit ihrer, zugegebener Weise verständlichen, aber eben dummen Gefühlshudelei. Die nur ein Ziel hat, sich in die Seele von Wählerinnen zu schleichen, ansonsten aber Haß auf allen Seiten aufpeitscht. Sie ist nicht zu dumm, das zu kapieren, sie ist wild auf Wählerstimmen. Und der Wirtschaftsminister? eiert verblödet mit seiner erneuerbaren Energie rum, Staat Putin sein Oel, Erdgas und die Kohle ins Gesicht zu schmeißen und die Kernenergie in Gang zu halten. Übrigens der klügste Weg zum Klimaziel. Bei den Beiden mit ihren albernen Grünen Mitgliedern ist alle kluge Kante von Scholz und Lindner wohl vergeblich.

Klaus Funke | Di., 8. März 2022 - 16:33

Ich kapiere nicht, warum die CICERO-Redaktion einen Kommentar von mir unterdrückt hat, in dem Vorschläge zur Beendigung des Blutvergießens in der Ukraine gemacht wurden. Fast meint man, wenn man diverse Artikel hier liest, dass ein Interesse daran besteht, kriegsverlängernde und fanatische Durchhalteparolen zu favorisieren, wie bestimmte Aufrufe ukrainischer Politiker von Selenski bis Klitschko oder die Einlassungen des gefeuerten Herrn Reichelt. Ich hatte vorgeschlagen, die ukrainische Regierung solle sich ergeben, weil ohnehin nichts mehr zu gewinnen sei, außer vielen Tote und Zerstörungen und dass ein respektvoller Frieden Wladimir Putin in größere Verlegenheit brächte als die Fortsetzung des Krieges. Scheinbar ist solch ein Gedanke derzeit nicht willkommen. Unsere Medien aber, CICERO eingeschlossen, befürworten einen bedingungslosen Endkampf, Wie sowas ausgeht hat man in den letzten Tagen des WK II gesehen. Der Ukraine nützt nur Frieden und zwar ein sofortiger und nicht der Krieg!