Wladimir Putin und Xi Jinping
„Keine verbotenen Bereiche“: Wladimir Putin und Xi Jinping in Peking / dpa

Ukraine-Konflikt - Aufrichtigkeit und Realpolitik

Die jüngste Annäherung zwischen Russland und China sollte dem Westen in Bezug auf seine Ukraine-Politik zu denken geben. Eine reine Politik der Konfrontation ist dem Frieden in Europa nicht dienlich. In dieser Woche gewinnen durch die Reisen von Bundeskanzler Scholz nach Washington und Präsident Macron nach Moskau die diplomatischen Bemühungen an Fahrt.

Autoreninfo

Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking war während seiner Zeit im Auswärtigen Dienst (1980-2018) in verschiedenen Verwendungen, u.a. als stv. Beauftragter der Bundesregierung für Abrüstung und Rüstungskontrolle und Botschafter bei der OSZE, mit Fragen der Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik intensiv befasst.

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Die russisch-chinesische Erklärung, die bei dem Treffen der Präsidenten Wladimir Putin und Xi Jinping anlässlich der Eröffnung der Olympischen Winterspiele am 4. Februar veröffentlicht wurde, unterstützt die russischen Forderungen in der Ukraine-Krise und lehnt die Nato-Osterweiterung ab. Dies war zu erwarten.

Bemerkenswert ist allerdings der grundsätzliche thematisch-breite Ansatz der Erklärung, mit dem offenbar bewusst ein enger Schulterschluss der beiden Länder und eine übergreifende Gegenposition zur westlichen markiert werden soll. Unverständnis und Verärgerung in westlichen Staaten dürfte die dazu in der Erklärung enthaltene anmaßende Beanspruchung universeller Werte wie Demokratie und Freiheit auslösen. Darüber hinaus umwerben China und Russland, die von einer Änderung der weltweiten Kräfteverhältnisse und einer grundlegenden Transformation der Weltordnung ausgehen, mit einer umfassenden Entwicklungsagenda gerade auch die Staaten der Dritten Welt.

Hat sich Russland unverbrüchlich fest an China gebunden?

Soweit vielleicht nicht überraschend. Es fallen jedoch einige Formulierungen in der Erklärung auf, die nicht ganz in den üblichen Duktus diplomatischer Sprache passen. So werden die bilateralen Beziehungen zwischen China und Russland als den politischen und militärischen Allianzen des Kalten Kriegs überlegen bezeichnet und zudem ominös herausgestellt, dass die Freundschaft beider Länder keine Grenzen kenne und es in ihrer Zusammenarbeit keine „verbotenen Bereiche“ gebe. Diese Formulierungen mögen in der jetzigen Konfrontation mit der Nato von Russland taktisch motiviert sein, dennoch müssen sie aufhorchen lassen. Daran knüpft sich die Frage nach dem zukünftigen Charakter der chinesisch-russischen Beziehungen. Hat sich Russland damit schon unverbrüchlich fest an China gebunden bzw. ausgeliefert? Hat sich die „Korrelation der Kräfte“ zwischen den globalen Machtzentren nachhaltig zuungunsten der westlichen Demokratien verschoben? Dies sind Fragen, die vitale deutsche und europäische Interessen betreffen und mit denen man sich auch bei der Festlegung einer zu verfolgenden Strategie im Ukraine-Konflikt auseinandersetzen muss.

Als erstes wird dadurch die Bedeutung westlichen Zusammenhalts in der aktuellen Konfrontation mit Russland deutlich. Allerdings kann dieser Zusammenhalt nicht allein von der Empörung über die Eskalation Russlands in der Ukraine-Krise getragen sein. Die gemeinsame Position muss sich vielmehr an unseren Interessen und ihrer Durchsetzbarkeit orientieren. Trotz des inakzeptablen militärischen Aufmarsches an der Grenze zur Ukraine kann die westliche Haltung nicht allein in der Androhung massiver Gegenmaßnahmen im Falle einer russischen Invasion und Schritten bestehen, die die Konfrontation weiter anheizen und das Risiko einer kriegerischen Auseinandersetzung, die auch nicht im ukrainischen Interesse wäre, verschärfen und eine Konfrontation bzw. Ausgrenzung Russlands aus der europäischen Sicherheitsordnung zementieren.

Nato-Osterweiterung entsprach dem Jalta-Denken in Einflusszonen

Der britische Zeithistoriker Timothy Garton Ash kritisiert in Zeitungskommentaren der letzten Tage, dass der Westen anders als Putin nicht wisse, welche Ziele er in seiner Politik gegenüber Osteuropa verfolgen solle. Er greift hierzu auf eine für die Entwicklung nach dem Kalten Krieg zentrale Unterscheidung zwischen dem sogenannten „Helsinki-Modell“ und dem „Jalta-Modell“ zurück: Das erste gehe von der Schaffung gleicher, unabhängiger, demokratischer Staaten aus, die der Rechtsstaatlichkeit und friedlichen Konfliktregelung verpflichtet seien, während das zweite Modell schlicht in einer Aufteilung Europas in Einflusszonen bestehe. Garton Ash spricht sich für eine entschiedene Verfolgung des Helsinki-Modells aus, wie es auch die OSZE repräsentiert. Das ist nur folgerichtig, war dieses Modell doch auch die allgemein geteilte Zielvorstellung am Ende des Kalten Kriegs.

Die amerikanischen Präsidenten George H.W. Bush und Bill Clinton entschieden sich jedoch schon sehr früh für den Stabilitätsexport nach Osteuropa durch die Nato-Erweiterung (unter Einschluss der Beistandsgarantie nach Artkel 5 des Washingtoner Vertrages), die dem zentralen Sicherheitsinteresse der mittelosteuropäischen Staaten und auch einiger Nachfolgestaaten der Sowjetunion entgegenkam. Diese suchten durch einen Nato-Beitritt Schutz vor Russland, das sie als Gegner sahen. Im Kern entsprach damit der Erweiterungsprozess, der letztlich die europäische Sicherheitsordnung mehr als die Charta von Paris und alle anderen Grundlagendokumente der KSZE/OSZE prägte, dem Jalta-Denken in Einflusszonen.

Es ist geradezu eine Ironie, dass Russland in den 90er- und 2000er-Jahren aktiv die Ersetzung der Verteidigungsbündnisse durch ein kollektives Sicherheitssystem und damit das Helsinki-Modell propagierte, jedoch keinerlei Gehör dafür fand. Russland hat stets der Nato-Erweiterung und der dadurch wesentlich determinierten europäischen Sicherheitsordnung kritisch-ablehnend gegenübergestanden, konnte sie jedoch nicht verhindern. Jetzt sucht es durch die mit dem Truppenaufmarsch geschaffene Drohkulisse Aufmerksamkeit zu erreichen und letztlich sein Ziel der Wahrung einer eigenen Einflusszone durchzusetzen. Dies wird aus russischer Perspektive als bloße Reaktion auf die Ausdehnung der Einflusszone der Nato dargestellt. Allerdings sollte es auch Präsident Putin zu denken geben, dass Russland offenbar über keinerlei Attraktivität in den Bevölkerungen der Nachbarstaaten verfügt, das Trachten nach Etablierung einer Einflusszone eher noch geeignet ist, zu einer weiteren Entfremdung in den betreffenden Staaten zu führen.

Zweifel am Sinn von Waffenlieferungen

Timothy Garton Ash kritisiert heftig die deutsche Weigerung, Waffen an die Ukraine zu liefern. Wenn Deutschland dies aus Gründen einer pazifistischen Ideologie oder der Beschwichtigung Russlands täte, so hätte er recht. Allerdings sind angesichts der erdrückenden militärischen Überlegenheit Russlands Zweifel angebracht, ob Waffenlieferungen jetzt sinnvoll sind, ob von diesen eine abschreckende Wirkung ausgehen kann oder ob sie nicht im Gegenteil die Konfrontation weiter verschärfen und damit auch einer militärischen Eskalation durch Russland Vorschub leisten. Am Rande sei erwähnt, dass auch praktische Gründe wie das Erfordernis der Einplanung zeitlicher Vorläufe für die Ausbildung an gelieferten Waffensystemen und deren wirksame Einfügung in das vorhandene Verteidigungsdispositiv Berücksichtigung finden müssen.

Aktuell wird die Bereitschaft zu Waffenlieferungen an die Ukraine zum Testfall für die Verlässlichkeit Deutschlands als Partner der Ukraine stilisiert und Deutschland zu Unrecht auf die Anklagebank gesetzt. Es geht letztlich – so hart das klingen mag – nicht um die Befleißigung um letztlich symbolische Maßnahmen und Gesten der Solidarität. Man mag über den Wert von Waffenlieferungen zum jetzigen Zeitpunkt streiten; unredlich ist jedoch die Diskreditierung derjenigen, die sie aus realpolitischen Erwägungen ablehnen. Aufgeregtheit und moralisierend-entrüstete Diskussionen helfen bei der Erreichung des zentralen Ziels, der Verhinderung eines Krieges und der Einbindung Russlands in die europäische Sicherheitsarchitektur, nicht weiter. Das ist, worum es aktuell vordringlich gehen muss.

In dieser Woche gewinnen durch die Reisen von Bundeskanzler Scholz nach Washington und Präsident Macron nach Moskau die diplomatischen Bemühungen an Fahrt. Die Bundesregierung und insbesondere der Bundeskanzler sind aktuell wegen angeblicher Passivität und verspäteten persönlichen Engagements heftiger Kritik ausgesetzt. Selbst wenn in der jetzigen gefährlichen Situation die Zeit eher stiller Diplomatie ist, so fallen die Zurückhaltung und das angestrengte Bemühen auf, Einigkeit mit der wesentlich von den USA vorgegebenen Linie zu demonstrieren. Und – das sollte allen Beteiligten bewusst sein – es gibt eine klare Position der USA und der Nato nicht nur in der Verurteilung der russischen Drohgebärden, sondern auch in der Frage, dass eine russische Invasion in der Ukraine massive Gegenmaßnahmen auslösen würde.

Geschlossenheit heißt nicht blinde Gefolgschaft

Allerdings vertreten USA und Nato bisher eine harte Haltung, die mit Ausnahme von rüstungskontrollpolitischen Fragen wenig Spielraum für Verhandlungen eröffnet. Dabei muss es doch jetzt gerade darum gehen, den Weg für ernsthafte Verhandlungen mit Russland zu ebnen. Selbstgerechtes oder gar überhebliches Verharren in einer als prinzipienfest beschriebenen Haltung und der Verzicht auf eine selbstkritische Überprüfung der eigenen Positionen sind ebenso falsch wie ein Lavieren oder Mitschwimmen im Geleitzug einer von westlichen Partnern wie auch einflussreichen deutschen Medien propagierten kompromisslosen Position.

Es geht zwar um Wahrung von Geschlossenheit, nicht jedoch um blinde Gefolgschaft. Es geht um eine nüchterne und umsichtige Realpolitik, die nichts mit Gefühlen oder Neigungen zu tun hat. Für sie im Rahmen des Bündnisses und in den USA einzutreten, erfordert nicht nur Überzeugungskraft, sondern auch Mut und Konsequenz. Allzu schnell und eilfertig werden abwegige Pauschalvorwürfe des Defätismus, der Schwäche und der Beschwichtigung Russlands erhoben. Die Argumente für einen realpolitischen Ansatz habe ich an anderer Stelle bereits dargelegt. Nur um es krass beispielhaft darzulegen: Die Nato wird nicht um einen Interessenausgleich mit Russland herumkommen; dabei wäre gegebenenfalls der Ukraine mit einer abgesicherten und garantierten Neutralität mehr gedient als mit einer fortgesetzten Konfrontation, bei der sie – sei es mit oder ohne russische Intervention – der ständigen Bedrohung durch Russland ausgesetzt wäre oder unter Kuratel Russlands stünde.

Strategische Autonomie ist nötig

Und um auf die chinesisch-russische Erklärung zurückzukommen: Es liegt nicht im Interesse des Westens, Russland in die Arme Chinas zu treiben, was die globalen Machtverhältnisse weiter zu Lasten der demokratisch verfassten westlichen Staaten verändern würde. Der durch die Erklärung markierte Weg ist nicht unumkehrbar; Russland will als sich europäisch definierende Macht nicht in die Rolle des Juniorpartners Chinas gedrängt werden. Trotz der Ablehnung des zunehmend autoritär und außenpolitisch-aggressiv agierenden Putin-Regimes – dies ist letztlich nicht Ausdruck der inneren Stärke, sondern Schwäche – sollte deshalb jetzt alles daran gesetzt werden, Russland auch durch attraktive ökonomische Angebote nachhaltig in die europäische Sicherheitsarchitektur einzubinden und damit auch die Voraussetzung eines „Wandels durch Annäherung“ zu schaffen.

Und es wird vor dem Hintergrund der sich verändernden globalen Mächtekonstellation und einem absehbar rauheren Sicherheitsumfeld, in dem auch den USA zunehmend Grenzen gesetzt sind, darauf ankommen, die EU zur Selbstbehauptung unter den Großmächten zu befähigen. Hierzu bedarf es der „strategischen Autonomie“. Das damit auf breiter politischer Front zu verwirklichende Ziel, dass die EU eigenständig und unabhängig Entscheidungen trifft und auch umzusetzen vermag, ist zwar viel beschworen worden, bleibt jedoch weitgehend abstrakt. Hier könnte Deutschland gemeinsam mit Frankreich eine entscheidende Führungsrolle innerhalb der EU übernehmen.

Gerade auch das militärische Zusammenwachsen der EU ist realpolitisch unumgänglich. Die darauf gerichteten Bemühungen sind über erste Ansätze bisher kaum hinausgekommen. Dabei wird es für Deutschland wie für die anderen Mitgliedstaaten darum gehen, die bestehenden eklatanten Fähigkeits- und Ausrüstungsdefizite ihrer Streitkräfte entschlossen und schnellstmöglich zu beseitigen. Dies ist die realpolitisch anzugehende Herausforderung, die letztlich auch über die Chancen und Einflussmöglichkeiten einer wertebasierten Außenpolitik entscheiden wird. Deshalb sollte auch hier Deutschland Vorreiter sein, was der Schlüssigkeit und Glaubwürdigkeit seiner Außenpolitik zugutekäme.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 7. Februar 2022 - 13:39

der jüngsten Entwicklung des chinesischen Films, überhaupt dem reichen Kulturschatz der Chinesen, dem Helmut Schmidt ja wohl sehr zugeneigt war, niemand mehr damit punkten kann, China, aber auch Russland ins Land des "Bösen" zu verweisen.
Die USA müssen meines Erachtens noch viel lernen, unter anderem, dass die Erde rund ist und ihren Ausgangspunkt m.E. nicht in Washington DC nahm.
Auch der amerikanische Kontinent ist reich an kulturellen Schätzen, damit begann ich eigentlich, da es mir wie Wolfgang Neuss ging, sie hatten gewonnen!
Ich begann also in Amerika und landete erst spät wieder in Europa.
Entscheidend dafür, ob ich in Kritik, selbst an mir, einstimme, ist das Niveau der Sprechenden, der Ort, von dem aus sie sprechen und der, wohin sie wollen und nicht zuletzt, ob sie sich ihrer eigenen Prozessualität und Vernetzung überhaupt bewußt sind. Mich begeistert kein Spruch wie Seht her, ICH BIN DER MENSCH.
Ansonsten will ich kennenlernen , verstehen und helfen ... mir helfen lassen.

Klaus Funke | Mo., 7. Februar 2022 - 14:15

Realpolitik geht anders. Durch die Politik vornehmlich der USA wird Russland immer mehr in die Arme China getrieben. Die USA wollen Europa komplett als Markt und Einflusssphäre. Da stört Russland. Und Europa ist dumm und schwach genug, den "Lockungen" der USA zu erliegen. Aber: Die USA sind als Globalplayer zunehmend in Bedrängnis. Die Rolle als Weltmacht Nr. 1 ist zu Ende. Abgelöst durch China. Aber, die Weltzentren wechseln. Deutschland hat sich selber kastriert. Wir beschäftigen uns, von den Grünen (und damit von der CIA) gesteuert mit Lastenfahrrädern, Windkraft und Gendersprech. Wir haben keine Armee mehr und demnächst wird uns auch das Geld ausgehen. Macron liegt nahe der Wahrheit, was Russland angeht. Seine Ansichten sind denen des gefeuerten Vizeadmirals gleich. Frankreich wird im Umgang mit Russland unsere Rolle übernehmen. Wir sind Out. Und im Herbst ist für die Ampel der Strom ausgegangen. Dann wird Merz wieder mit der CDU am Ruder sein. Fines lacrimarum.

sozialdemokratische Politik zu streiten?
Wir brauchen einen höheren Mindestlohn und lieber Aktienüberlegungen in bezug auf die Rente durch SPD und FDP, als durch die CDU mit Friedrich Merz,
Ja, der versteht viel von Finanzkapital, ich wäre eigentlich gerade jetzt auch gerne in einer Koalition mit der CDU/CSU, aber die CDU/CSU mit Frau Merkel hat m.E. viel Porzellan zerschlagen, auch in Bezug auf alle anderen Parteien.
Merkel schien mir nie für die FDP, immer dann für SPD, wenn es für die um nichts Grundsätzliches ging, aber noch passte zum sozialen Profil der CDU.
Den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernenergie hätte sie evtl. jetzt zurückgefahren, kurz mir leuchtete ein, was einmal Herr Schwennicke von ihr sagte, in etwa, sie habe ihm gesagt, dass sie andere gerne als Schachfiguren setze.
Ich halte von derlei Politik gar nichts und schütze keinen König, keine Dame.
Kurz, ich mag kein Schach.
Könige/Damen haben "umgekehrt" Bauern, Türme, Springer und Läufer zu schützen, von vorne!

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 7. Februar 2022 - 14:15

Ich kann das im letzten Kapitel geschr. nur unterstreichen. Mit Biden ist die Konfrontation gegenüber Russland (neben China) zurückgekehrt. Dabei weiß jeder, dass man keine 2-Fronten-Konflikte beginnt (Gegner verbünden sich). Mit den (richtigen!) neuen Bündnissen im Pazifik haben die USA gg. China militärisch aufgeholt. In Europa jedoch hat man militärisch schwache Partner, den schwächsten im pazifistischen D. Hinzu kommt, dass die NATO-Ost-Erw. mit Geld und wirtsch. Vorteilen erkauft wurde.
Allerdings ist das westl. Bündnis nicht nur militär. sondern auch wirtschaftl. schwach. Fehlende Chips, med. Grundstoffe und Masken sind nur einige Beispiele. Der Westen hat sich auf unzuverlässige Partner verlassen, als großzügiger „Onkel“ agiert, in der Hoffnung auf dankbare „Neffen“. Die sind jedoch erwachsen geworden und verfolgen eigene Ziele.
Der Westen ist aktuell weder wirtschaftl. noch militär. stark. Der unter Druck stehende Biden setzt auf Erfolge im Ausland. Das ist gefährlich.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 7. Februar 2022 - 14:37

Eine realistische Einschätzung der Lage. Die Konflikte im Irak, in Libyen und zuletzt in Afghanistan haben gezeigt, dass amerikanische Politik oft nicht vom Ende her gedacht wird. Die Erfahrungen, die andere Staaten mit dem Seidenstraßen-Projekt gemacht haben, werden Russland wohl kaum zur Vasallenrolle im Bezug auf China ermuntern. Und der Ussuri-Konflikt wurde auch nur in einer Phase russischer Schwäche beigelegt. Mit stiller Diplomatie ist Kanzler Scholz auf dem richtigen Weg und Friedrich Merz schon am Anfang auf dem Holzweg.

Hanno Woitek | Mo., 7. Februar 2022 - 14:39

sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit - Bundesrepublik, Frankreich, UK, USA und Polen... zu einigen auf:
Verzicht auf Aufnahme der Ukraine in die Nato wenn Russland seine Streitkräfte 1000 km hinter die Ostgrenze der Ukraine zurückzieht - gezogen hat - . Aber sofortige Aufnahme der Ukraine in die Nato, wenn Russland wieder nach Westen rückt.
Dies Modell wird erst nach Zustimmung aller Parteien bekannt gegeben.

Joachim Kopic | Mo., 7. Februar 2022 - 15:32

USA und (Rest-)Europa haben Russland in den letzten 20 Jahren ausgetrickst ... bleibt nur noch China, um sich nicht überall in die Zange nehmen zu lassen oder selbst Droh-Aufstellungen (Kuba etc.) zu machen ... da ist mir China noch lieber!

Ernst-Günther Konrad | Mo., 7. Februar 2022 - 16:09

eine unentschlossene NATO, welche die Hand Putins, die er einst ausstreckte arrogant übersah und glaubte mit dem großen Bruder USA im Rücken und dem Lockmittel EU-Beitritt und Geld von Merkel alles einkaufen zu können was geht. Merkel hat wohl geglaubt, wenn es NS2 gibt, wird Moskau schon stillhalten. Das war und ist der große Irrtum. Putin hat lange gewartet und zugeschaut und wären nicht schon die anderen ehem. Ostblockstaaten alle eingekauft worden, hätte er auch nicht die Krim gebraucht. Aber so war er zum Handeln gezwungen, hat sich den Zugang zum Meer verschafft und lässt das Damokles Schwert über der Ukraine baumeln. Ich bin sehr gespannt, welche Worthülsen sich Scholz einfallen lässt, wenn er auf Sleepy Joe trifft. Da sind die zwei richtigen zusammen. Jeder neigt in entscheidenden Moment an Amnesie zu leiden. Biden altersbedingte Vergesslichkeit und Scholz bewusstes vergessen, um sein Amt zu retten, dass wegen des Verdachts krimineller Machenschaften in Gefahr ist.

Dr.Andreas Oltmann | Mo., 7. Februar 2022 - 18:57

In meinen Augen steht der ehemalige Botschafter voll in der Tradition der Merkel´schen Außenpolitik. Einerseits, Konflkte mit dem Scheckbuch zu lösen, andererseits die wirtschaftlichen Eigeninteressen als das Wichtigste zu betrachten. Die derzeitige Koalition hat viel davon geredet, europäische Institutionen zu stärken. Ihr Verhalten steht für das Gegenteil. Sie schwächt die Stellung der Europäer, fördert den Dissens, erweist den Nachbarn in Ost und West keine Solidarität, sorgt nicht für ein Zusammenstehen und einen starken Gegenpol gegen die russischen Ansprüche. So können wir den Herausforderungen nicht auf Augenhöhe begegnen. Die EU sitzt, dank Deutschland, am Katzentisch ( sehr schön und treffend die Karikatur dazu im Cicero).

Norbert Heyer | Di., 8. Februar 2022 - 06:55

Besser, die EU sitzt am Katzentisch als mittendrin im Schlamassel. Die USA und GB befeuern den Ukraine-Konflikt. Sie wollen die EU komplett auf Konfrontation mit Russland trimmen, um beiden Parteien nachhaltig zu schaden. Nichts ist schlimmer für die USA als ein friedliches Zusammenleben der Völker auf diesem Kontinent. Wenn jetzt auch noch China sich mit Russland verbündet, sehen sie ihre Felle als Weltmacht Nr. 1 davonschwimmen. Deutschland als Wirtschaftsmacht und Russland als unerschöpflicher Energielieferant - der Albtraum schlechthin für die USA. Die grüne Bewegung in Deutschland mit dem freiwillig gewählten Niedergang und deutsche Provokationen gegenüber Russland, das entspricht viel mehr den gewünschten Vorstellungen. Afghanistan sollte uns eine Lehre sein, die USA kennen im Endeffekt keine Freunde, sondern ausschließlich nützliche Idioten zur Zenentierung ihrer Macht. Hoffentlich lässt der Bundeskanzler sich nicht von den falschen Freunden zu unüberlegtem Handeln verführen.

Gerhard Lenz | Di., 8. Februar 2022 - 16:43

und sich unverbrüchlich an das marode Putin-Russland binden.

China wird Russlands Anbiederung für seine Zwecke nutzen, um Druck auf den Westen auszuüben. Ob das dem Diktator im Kreml nutzt, wird den Chinesen in letzter Konsequenz so wichtig sein, wie uns der berühmte Sack in der chinesischen Einöde interessiert.

Es ist auch keineswegs ausgeschlossen, dass die Chinesen ganz plötzlich die Seiten wechseln.

China ist - wahrscheinlich - morgen die Weltmacht Nummer 1, Putin dagegen ist ein simpler Kämpfer von gestern, der den Kalten Krieg doch noch gewinnen will, mit zunehmenden Alter aber an wachsendem Größenwahn und Realitätsverlust leidet. Aber natürlich ist Russland stark genug, in einem Krieg Europa in Schutt und Asche zu legen. Was allerdings im Gegenzug eine Katastrophe für Russland und das Ende der Putin'schen Diktatur bedeuten würde.

Und das wird selbst der Gernegroß im Kreml wohl wissen. Dessen Stärke darin besteht, kleine und schwächere Nachbarstaaten einzuschüchtern.

wäre im Gegenzug auch eine Katastrophe für Russland".
Wenn wir in Schutt und Asche liegen gibt es keinen Gegenzug aber ein Trost bleibt uns dann als Asche, wir haben es den Russen mal wieder so richtig gezeigt (Goebbels wäre stolz auf uns).

Anmerkung: Größenwahn und Realitätsverlust nehme ich eher in großem Maße in den Kommentarspalten und in Teilen der Schreibstuben wahr.

Christoph Kuhlmann | Mi., 9. Februar 2022 - 07:04

wird uns noch einige Kopfzerbrechen bereiten. Die aggressive Außenpolitik mit der die mangelnde Attraktivität der autokratischen Oligarchie in Russland kompensiert werden soll stellt den Westen vor ein Dilemma. Handelt man mit Russland setzt es große Teile der Profite zum Ausbau seines militärischen Potenzials ein. Gerade beim Technologieexport ist das problematisch. Lässt man es wird es mehr und mehr mit China und anderen Diktaturen kooperieren. Die Beseitigung der militärischen Fähigkeitslücken in Deutschland ist sehr teuer. Die Regierung möchte diese Ressourcen für die Dekarbonisierung und Bewältigung der Altersarmut und des Problems der Working Poor verwenden. Insofern werden wir die Schwäche Russlands noch finanziell zu spüren bekommen.