Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin und Landesvorsitzender, spricht während des Landesparteitages der Berliner SPD von der Bühne zu den Mitgliedern.
Michael Müller wurde mit 64,9 Prozent ohne Gegenkandidaten als Landesvorsitzender bestätigt – eine Demütigung / picture alliance

Berliner SPD - Partei der Parallelwelt

Die Berliner SPD sitzt im Umfrage-Tief – und gräbt sich immer weiter ein. Ihr Parteitag vom Wochenende zeigt, dass der Erneuerungsprozess der Sozialdemokratie das Elend sogar noch vergrößern kann. Sie ist auf dem Weg ins politische Niemandsland

Alexander Marguier

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Berlin ist auf der Suche nach einem neuen Feiertag. Es gilt das Motto: Zeit und Kohle (zum Grillen, wohlgemerkt) sind vorhanden, jetzt fehlt nur noch der passende Anlass zur Party. Für die einzige westliche Hauptstadt, die einen Negativsaldo zum jeweiligen Bruttoinlandsprodukt leistet, ist das natürlich eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, bezieht Berlin sein Image doch vor allem aus dem Nimbus als Metropole der fröhlichen Ausgelassenheit. Und da kann es nicht sein, dass man den anderen Bundesländern mit bis zu vier gesetzlichen Feiertagen hinterherhinkt. Was auch die örtliche SPD gemerkt hat, weshalb am Wochenende auf ihrem Parteitag ein entsprechender Beschluss gefasst wurde. Voraussetzung: Der zusätzliche Feiertag darf nicht religiöser Natur sein. Da ein christlicher Anlass sowieso auszuschließen gewesen wäre, muss man sich allerdings fragen, ob die explizite Nichtreligiosität des beschlossenen Ereignisses nicht doch irgendwie rassistisch ist.

Denn bei den Berliner Sozialdemokraten herrscht diesbezüglich eine hohe Sensibilität. So brachten sie es auf ihrer Versammlung unter anderem fertig, die Bundesvorsitzende Andrea Nahles der „rechten Rhetorik“ zu zeihen, weil diese mit Blick auf die aktuelle Migrationsproblematik angemerkt hatte, Deutschland könne „nicht alle aufnehmen“. Was der Bundesrepublik nicht gelingt, schafft Berlin aber allemal – das berühmt-berüchtigte Lageso hat ja auch eindrücklich seine Funktionsfähigkeit in Krisensituationen unter Beweis gestellt. Wenn der Satz gilt, dass Politik mit der Betrachtung der Wirklichkeit beginnt, dann haben zumindest die Berliner Sozialdemokraten entweder einen sehr speziellen Blick auf die Realität. Oder sie verabschieden sich langsam, aber sicher aus der Politik. Letzteres scheint objektiv der Fall zu sein: Eine Partei, die zwar den Regierenden Bürgermeister stellt, aber mit 18 Prozent Zustimmung in der Hauptstadt hinter CDU und der Linken nur noch den dritten Platz belegt, ist als Gestaltungskraft gescheitert. Anders kann man es nicht sagen.

Kein Denkzettel, sondern eine Demütigung

Der Erneuerungsprozess der SPD findet in Berlin als irrlichternde Show der Selbstreferentialität statt, bei der laut Parteitagsbeschluss die Besetzung von Häusern als „der größte organisierte zivile Ungehorsam gegen Verdrängung und Spekulation seit vielen Jahren“ begrüßt wird. Dass die betroffenen Gebäude landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften gehören, fällt da als revolutionärer Schönheitsfehler genauso wenig ins Gewicht wie die Tatsache, dass Berlin seit nicht weniger als 17 Jahren von SPD-Bürgermeistern regiert wird. Immerhin hat der amtierende Regierende Michael Müller unlängst ein Zeichen gesetzt und das dreimonatige Sabbatical von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher kritisiert. Ein wahrhaft beeindruckendes Fanal gegen den Stillstand an der Wohnungsfront, die vom rot-rot-grünen Senat bekanntlich zum Hauptkampfplatz des politischen Wirkens ausgerufen wurde.

Dass Michael Müller ein schwacher Regierungschef ist, weiß er selbst. Aber die SPD wäre nicht die SPD, hätte sie ihn bei seiner Wiederwahl zum Landesvorsitzenden nicht noch einmal ausdrücklich daran erinnert: 64,9 Prozent ohne Gegenkandidaten, das ist kein Denkzettel, sondern eine Demütigung. Müller hat zwar auch überregional mit seinem Vorschlag eines „solidarischen Grundeinkommens“ oder der Idee, Martin Schulz zum Spitzenkandidaten für die Europawahl zu nominieren, konsequent auf Verlierer-Themen gesetzt. Trotzdem muss man ihm unterstellen, dass er anders wollte, wenn er denn anders könnte. Mit einer Partei jedoch, die ihre Energie für „gebührenfreie und niedrigschwellige“ Bereitstellung „feministischer Pornos“ verwendet oder die Abschiebung straffälliger Ausländer grundsätzlich verhindern will, wenn diese in Deutschland aufgewachsen sind, ist kein Staat zu machen. Eine Stadt wie Berlin alledings auch nicht.

SPD allein verantwortlich für ihre Misere

Kevin Kühnert, das angebliche sozialdemokratische Nachwuchstalent und wackerer Kämpfer gegen die Große Koalition, wird von manchen Berliner SPD-Linken übrigens schon als möglicher Müller-Nachfolger gehandelt. Das Problem ist nur: In Berlin zeigt sich, dass eine Koalition mit der CDU nicht das eigentliche Problem der SPD ist. Denn im Bündnis mit Linken und Grünen geht sie genauso unter. Nein, es sind schon die sozialdemokratischen Funktionäre selbst, die ihre politische Marginalisierung vorantreiben. Vielleicht sollten sie ja den 18. September als neuen Feiertag vorschlagen. Es könnte dieses Datum im Jahr 2016 gewesen sein, an dem bei einer Abgeordnetenhauswahl die SPD zum letzten Mal in ihrer Geschichte über 20 Prozent kam. Ein Anlass zum Feiern wäre das zwar nicht. Aber immerhin zum stillen Gedenken.

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Eduard Milke | Mo., 4. Juni 2018 - 15:11

Wäre der perfekte Nachfolger für Müller. Kevin Kühnert der ewige Student, der wohl noch nie einen einzigen Cent in die Sozialkasse bezahlt hat, aber mit erhobenen Zeigefinger dem Steuerzahlenden Bürger alles abverlangen will wie etwa die grenzenlose Zuwanderung, neu verhandeltes Zusammenleben in D, EU-Schuldenübernahme durch D, usw.).
Mir wäre es nur Recht, denn dann ist die SPD wirklich kurz vor der 5% Hürde (nach unten)und alle in der SPD würden sich wieder wundern warum die Umfragewerte so schlecht sind.

Markus Gerle | Di., 5. Juni 2018 - 18:01

Antwort auf von Eduard Milke

Nun, Sie beschreiben ein Problem, welches nicht nur die SPD hat. Auch in den anderen etablierten Parteien finden sich immer weniger Funktionäre, welche die Welt da draußen kennen gelernt haben. O. k., bei der SPD, aber auch bei den Grünen ist es schon ziemlich extrem. Vielleicht läge hier die Rettung der SPD. Wenn es der Partei gelänge, wieder Politiker zu etablieren, die schon mal was für die Gesellschaft geleistet haben, anstatt ausschließlich vom Steuerzahler alimentiert zu werden, könnte es mit der Partei vielleicht wieder was werden.

Wurian Reinhold | Mo., 4. Juni 2018 - 15:14

Bis 89 hat man dort davon gelebt, das es eine Mauer gab. Seit 89 lebt man davon, das es eine Mauer gegeben hat. Mehr ist da nicht, alles nur schoengeschrieben und -geredet. Und diese, man ist ja schon geneigt zu sagen endlich, verendende SPD hat das bestens verstanden, genutzt und gelebt. Nur regiert, das hat sie nie, denn das kann sie nicht.

Joachim Wittenbecher | Mo., 4. Juni 2018 - 15:35

Das Elend der SPD ist (nicht nur in Berlin) die jahrzehntelange geistige Unterwerfung unter eine virtuelle Oberherrschaft der Grünen. Dies bedeutete die Abkehr vom Normalbürger, vom Godesberger Programm, von der sozialen Marktwirtschaft, vom demokratischen Patriotismus eines Willy Brandt oder Hans-Jochen Vogel. Stattdessen Schwerpunktsetzung auf ökologische und Minderheitenthemen. Folglich Mitgliederverlust. Gleichzeitig Schwächung der seitherigen Parteibasis und automatische Stärkung des Funktionärsmittelbaues. Zunehmende "Weltfremdheit". Nicht der SPD ist die Arbeiterklasse weggebrochen, sondern die SPD hat viele Millionen Arbeitnehmer in der Gesellschaftsmitte verlassen. In weiten Teilen Süddeutschlands ist die SPD eine Diaspora-Partei geworden. Es wäre verfehlt, wenn die SPD jetzt einfach einen linkslastigen Wortradikalismus verfolgt ("Erneuerung"). Sie müsste die Kluft zur Gesellschaftsmitte versuchen zu schließen, u.a. durch ein Umsteuern in der Flüchtlingspolitik.

Wibke Nolte | Mo., 4. Juni 2018 - 16:26

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Was meint denn die SPD, wenn sie von "Erneuerung" spricht? Es reicht doch nicht aus, ein paar Personen auszutauschen, den Frauenanteil zu erhöhen und diverse Regionalkonferenzen zu veranstalten. Wenn sich inhaltlich nichts Wesentliches verändert, wird der Absturz der Partei weitergehen.

Joachim Wittenbecher | Mo., 4. Juni 2018 - 16:43

Antwort auf von Wibke Nolte

da haben Sie bestimmt recht; ansonsten droht das Schicksal der Sozialdemokraten in den Niederlanden und Frankreich. Interessant ist, dass die österr. SPÖ in Sachen Flüchtlingspolitik eine Modifizierung hin zu mehr Restriktion propagiert hat; zwar konnte Sie die Machtübernahme durch Sebastian Kurz (ÖVP) und die FPÖ nicht verhindern, blieb aber bei der Nationalratswahl wider Erwarten zweitstärkste Partei (26%, immerhin) vor der FPÖ; im Burgenland koaliert die SPÖ sogar mit der rechten FPÖ. Es wird interessant sein, diese Veränderungen weiter zu beobachten.

Yvonne Walden | Mo., 4. Juni 2018 - 16:44

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

"Gerechtere Verteilung wagen! - Mit Demokratie gegen Wirtschaftsliberalismus" heißt der Buchtitel des früheren Hamburger Wirtschaftsprofessors Dr. Herbert Schui.
Denn: Geld ist genug da, es muß nur für eine gerechtere Verteilung verfügbar gemacht werden.
Das gilbt sowohl für das Bundesland Berlin als auch für die gesamte Bundesrepublik.
Diese Finanzmittel sollten nicht zur Verteilung wie "ein warmer Regen" genutzt werden, sondern für staatliche Projekte, die allen Bürgerinnen und Bürgern zu gute kommen können.
Und genau hier liegt der Knackpunkt.
Auch eine SPD hat niemals den Mut aufgebracht, eine Steuerreform durchzuführen, die eine erkennbare Umverteilung von oben nach unten bewirkt.
Stattdessen dürfen wir Jahr für Jahr lesen und hören, daß die wirklich Reichen immer noch reicher wurden und deren Vermögen kontinuierlich weiter gewachsen sind.
Und das in einem "sozialen Bundesstaat"!
Diese Reichen haben bisher eine Wiedereinführung der Vermögenssteuern verhindert. Wie lange noch?

Sie wollen also Steuererhöhungen für die "Reichen" und dann das Geld aber nicht als "warmen Regen" verteilen, sondern es "durch staatliche Projekte allen Bürgerinnen und Bürgern zu gute kommen " lassen ? Super Idee.
In HH will Ihre Partei bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen. Die Leute wollen aber nicht irgendwo in HH wohnen, sondern z.B. in HH Ottensen. Ich habe jetzt vorgeschlagen die sPd Idee zu konkretisieren : bezahlbaren Wohnraum für alle in Ottensen. Ist doch auch eine Super Idee. Oder ?
Sie und die sPd sind doch auch eine Gegnerin der Austeritätspoltik. Das könnte die sPd doch auch mal im normalen Leben vorschlagen. Die Armen machen einfach mehr Schulden, kurbeln so die Wirtschaft an und sind damit wichtig für die Wirtschaft. Das alles bei offenen Grenzen gibt ein Wahnsinnswachstum. Da braucht man die Steuern der Reichen gar nicht. Toll. Oder hab ich was übersehen ?

Mit genau dieser Denke ist Berlin schon fast zur failed City geworden. Ich weiß, wovon ich rede, ich lebe hier. Wirklich Reiche gibt es in Berlin kaum, die suchen sich andere Orte. Es ist hier eher die „Is mir ejal“-Haltung, die stoische Haltung, mit der die Berliner marode Schulen, verfehlte Wohnungspolitik, Müllprobleme, chaotische Verkehrsplanung, das BER-Desaster, ständig ausfallende U-und S-Bahnen, fehlendes Personal in Schulen, Kitas, bei Polizei etc. geduldig hinnehmen. Hier regieren SPD und Linke (Grüne seltener) seit vielen Jahren. Also genau die, die den „Reichen“ das Geld gerne abnehmen möchten. Eine eigentlich tolle Stadt, die so miserabel regiert wird! Und dieser Bürgermeister könnte sich, denke ich, nicht mal in einem Kuhkaff lange halten. Hier schon, es gibt Niemanden in der Berliner Politik, der überzeugt. Kurz und gut, die simple Erklärung, „Die Reichen sind schuld“ ist in Berlin völlig fehl am Platze und mit Sicherheit auch sonst eine etwas simple Weltsicht.

Robert Hagen | Di., 5. Juni 2018 - 00:54

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Kürzer und treffender lässt sich die Entwicklung der ältesten deutschen Partei schwerlich beschreiben. Der Text würde sich übrigens hervorragend als Prämbel für den "Erneuerungsprozess" eignen. Vorwärts!

Alfred Zielinski | Di., 5. Juni 2018 - 10:32

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Erneuerung sehe ichso, als hätte in 1991 die KPdSU darin die Lösung ihrer Probleme und die der UdSSR gesehen.

Maja Schneider | Di., 5. Juni 2018 - 17:25

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Mit dem jetztigen Personal kann man der Partei in keinem Fall zutrauen, dass sie ihre Richtung ändert. Dann müsste sie ja zugeben, dass sie etliche Jahre den falschen Weg beschritten hat. Wie schwer das fällt, hat uns gerade in den letzten Tagen Herr Stegner gezeigt, der die Schuld am Versagen des BAMF allein Frau Merkel und der Union zuweist.

Manfred Sonntag | Mo., 4. Juni 2018 - 15:54

Der erste April wäre bestimmt der SPD, ihrem Vorsitzenden und der Stadt angemessen. Als Tag des „Neusprech" würde er besonders dem unbeugsamen Willen mehrerer Zeitgenossen bei der ideologischen Optimierung des deutschen Wortschatzes würdigen. Eine treffende Losung für den Hauptstadt-Feiertag hätte ich auch noch: Orwell's Parole "Unwissenheit ist Stärke".

Manfred Sonntag | Mo., 4. Juni 2018 - 15:56

Der erste April wäre bestimmt der SPD, ihrem Vorsitzenden und der Stadt angemessen. Als Tag des „Neusprech" würde er besonders dem unbeugsamen Willen mehrerer Zeitgenossen bei der ideologischen Optimierung des deutschen Wortschatzes würdigen. Eine treffende Losung für den Hauptstadt-Feiertag hätte ich auch noch: Orwell's Parole "Unwissenheit ist Stärke".

"Unwissenheit ist Stärke" - genial. Der 1. April als "Tag des Neusprech und Doppeldenk" ist der perfekte Feiertag für Berlin. Und wenn die Italiener das Mittelmeer abriegeln, dann baut Michi Müller eine Luftbrücke für die Flüchtlinge zum neuen Berliner Flughafen.

Christa Wallau | Mo., 4. Juni 2018 - 16:18

sagte mein Vater früher.
Ich war immer skeptisch gegenüber solchen Pauschalurteilen, muß aber inzwischen meinem Vater recht geben. Die Sozis können die Milliarden
(die ihnen die Steuerzahler zur Verfügung stellen)
immer nur mit vollen Händen aus dem Fenster werfen. Siehe Flughafen Berlin. Siehe bedingungslose Zustimmung zu Merkels Migrations-Folgekosten.
Zudem haben die neueren Sozis den Fehler begangen, sich bis zur Unkenntlichkeit mit den Grünen gemein zu machen, also deren Themen zu riesig wichtigen Ballons aufzublasen, während die
Bedürfnisse des ärmeren Teils der deutschen
Bevölkerung (ihre eigentliche Klientel!) von ihnen kaum noch unterstützt wird. Für die "Armen und Schwachen" sieht sich die Linke jetzt als zuständig an.
Kurz: Die alte, einst ehrwürdige "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" hat abgewirtschaftet und ist überflüssig!
Ihre Themen sind bei Grünen und Linken sowieso schon untergebracht, und ihr Personal reißt niemanden mehr vom Hocker. Im Gegenteil!

Nicht selten lese ich Ihre Meinung zu diversen Themen, Frau Wallau.
Daß Ihr Vater mit seiner Negativ-Einstellung zur SPD nicht unbedingt Recht hatte, dürfte auch Ihnen inzwischen aufgegangen sein.
Die SPD hängt - ebenso wie die übrigen "staatstragenden" Parteien CDU, CSU, FDP und BÜNDNISGRÜNE - an der "Nadel des großen Geldes".
Spätestens 1959 hat die SPD mit unserem kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem ihren Frieden gemacht.
Das war - im Rückblick betrachtet - ein Riesenfehler.
Denn der Kapitalismus begünstigt "das Kapital", also die Eigentümer der Produktionsmitteln, mit denen weiteres Kapital akkumuliert wird (um mit Karl Marx zu argumentieren).
Inzwischen haben die Kapital-Eigentümer allerdings bemerkt, daß sie ihre "Leistungserbringer", also uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht "zu Tode reiten dürfen", weil dann im Ergebnis keine Produkte und Dienstleistungen mehr erwirtschaftet werden - und auch keine Gewinne.
Und was macht die SPD?

Martin Lederer | Mo., 4. Juni 2018 - 16:43

Das ist doch nur linke Umverteilung. Von der SPD zu den Grünen und den Linken. Und beim nächsten mal wieder zurück. Das hat nichts zu sagen.

Mathias Trostdorf | Mo., 4. Juni 2018 - 17:07

Ich denke, daß das Schaffen eines neuen Feiertages, über den sich natürlich jeder freut, der in Berlin noch auf Seiten der uncoolen Arbeitnehmerfront befindet, ein plumper Ranwanzversuch an eben diese ist. Man will (es kostet ja nur die Geberbundesländer etwas) weitere Wohltaten verteilen, um Sympathiewerte zu steigern.
Auch weiterhin beweisen Linke, Grüne oder Sozen jeden Tag neu, daß sie ihnen das Prinzip, daß nur das ausgegeben werden kann was auch eingenommen wurde, fremd ist.

Henriette Schmitt | Mo., 4. Juni 2018 - 18:57

die am Niedergang der SPD schuld sind. Sie selbst ist es. In den Medien heute morgen: "A.Nahles lobt Merkels Äußerungen zur Europapolitik", hab ich richtig gehört?
Ohne charakterliche Substanz, fast kindlich kommen einem die Meinungen der SPD zu den verschiedenstens Themen vor. Merkel nicht unähnlich, aber diese nimmt sich ja immer wieder mal ne Auszeit nach China, Kirgisien usw. und macht so ihre Unfähigkeit vergessen, denn Altmeier regiert.

Dimitri Gales | Mo., 4. Juni 2018 - 20:48

auch im Ansatz nicht. Ex-Kanzlers Schröders Coup, nämlich seine Marketingstrategie mit dem Ziel der Gewinnung der "Neuen Mitte", ist zum Rohrkrepierer geworden. Die sich wandelnde "Neue Mitte" ist jetzt woanders, so dass sich die siechende SPD in einem Niemandsland befindet. Selbst schuld. Sie hat einen Grossteil ihrer Wählerschaft und Anhänger unter anderem durch die Hartz-Reformen vergrault und diese Schäfchen kommen nicht wieder - wenn erst einmal das Vertrauen verloren ist. Ausserdem scheint Berlin ein politisch schwieriges Labor zu sein, die SPD schafft es dort erst recht nicht, weil zu schwach, zu orientierungslos.

Akira Ozawa | Mo., 4. Juni 2018 - 21:17

"Die SPD, die mit 18% Zustimmung in Berlin nur noch den dritten Platz belegt, ist als Gestaltungskraft gescheitert."

Wer eine verfehlte Integrations-, Flüchtlings- & Migrantenpolitik aus seiner Agenda so krampfhaft mit nahezu belanglosen füllenden Ersatz-Nebenthemen ausklammert, der verabschiedet sich von seinen Wählern und der politischen Bühne, definitiv.

Die Genossen sollten dennoch sich die Maxime ihrer Parteiführerin A. Nahles zu Herzen und zu Sinnen nehmen.
Das dafür nötige theoretische Rüstzeug, ihren wahnsinnig großen Studien-Erfahrungsschatz hat sie sich bereits sehr erfolgreich mit ihrer Magisterarbeit zum Thema "Funktion von Katastrophen im Serien-Liebesroman" angeeignet.
Und in Katastrophen scheinen sie sich in der SPD mittlerweile sehr gut auszukennen!

Sie begreifen es einfach nicht - Die aktuelle SPD-Bewertung:
Es ist, als ob ein Verein von Stellmachern versuchen würde, mit Hilfe ihrer Holztechnik unbeirrt und beratungsresistent den Weltraum zu erobern.

Bernhard K. Kopp | Mo., 4. Juni 2018 - 21:22

Wahrscheinlich nicht morgen oder übermorgen, aber in absehbarer Zeit wird es eine bürgerliche Mehrheit, mit AfD, in Berlin geben.

Klaus Dittrich | Di., 5. Juni 2018 - 10:44

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

Ich muss Ihnen - leider - widersprechen: Berlin wird wohl das letzte Bundesland sein, in dem sich eine bürgerliche Mehrheit mit der AfD bildet. Da müssten Sie schon die Bevölkerungsstruktur komplett umwandeln. Wer in Berlin von der SPD die Nase voll hat, wechselt eben zu den Linken (wie derzeit).

Reiner Kraa | Mo., 4. Juni 2018 - 22:00

In Berlin ist ja auch die Parallelwelt konzentriert, wozu auch Merkel, ihr Tross und große Teile der Parteischranzen des Bundestages zählen, die sich aus Eigennutz aus der Welt des deutschen Normalbürgers verabschiedet haben. Da ist es kein Wunder, dass die SPD den Bürgermeister stellen konnte.

Klaus Dittrich | Mo., 4. Juni 2018 - 23:14

„Wenn der Satz gilt, dass Politik mit der Betrachtung der Wirklichkeit beginnt, dann haben zumindest die Berliner Sozialdemokraten entweder einen sehr speziellen Blick auf die Realität.“
Dem stimme ich als Berliner natürlich zu. Hinzufügen muss ich allerdings, dass die SPD sich dafür die „perfekten“ Partner in Gestalt von Grünen und Linken geholt hat. Alle drei Parteien eint der gleiche Blick – nicht auf die Wirklichkeit der Mehrzahl der Arbeitnehmer, sondern auf die Wirklichkeit des gehobenen jüngeren Mittelstandes, des höheren Öffentlichen Dienstes und natürlich der vielen Studierenden (bes. Grüne und Linke). Kurz, alle Koalitionäre vereinen sich in ihrer Klientelpolitik.
Anmerken möchte ich aber auch, dass die Berliner Senate bei aller Unfähigkeit, reale Probleme zu lösen, immer einen kompetenten Finanzsenator hatten. Die „Luschen“ sitzen in anderen Positionen.

Alexander Mazurek | Di., 5. Juni 2018 - 00:43

… das Volk, den Souverän verraten? Die Sozialdemokraten, die "früher" ehrenwerten. Geht nun bitte unter, je geräuschloser, um so besser für euren (konstruierten wie gutgemeinten) Nachruf. Was für eine Tragödie! Und doch -leider- so wahr, das es weh tut. Nicht erst seit heute.

Gerdi Franke | Di., 5. Juni 2018 - 10:25

Da werden Uralt-SPD-Themen immer wieder neu durchdiskutiert. Zeitnahe Probleme und Bürgerinteressen kommen nicht in Betracht. Mit Persnalrochaden meint man den Wählerinteressen gerecht zu werden.

Wolfgang Dubbel | Di., 5. Juni 2018 - 10:43

tatsächlich vorbei,
wir brauchen heute keine christliche, liberale, sozialdemokratische Politik mehr, alles erreicht. Was nötig ist, ist knallharte Sachpolitik und Ausgewogenheit zw. Eigenverantwortung und Solidarität.

Peter Lieser | Di., 5. Juni 2018 - 11:25

Um sich ein Bild von der Bundeshauptstadt zu machen, empfehle ich den Selbstversuch, einen Besuch in Berlin und einen nächtlichen Spaziergang über den Alex und mit einer fröhlichen U-Bahnfahrt in der Zeit nach Einbruch der Dunkelheit. Wir haben dieses Abenteuer vorige Woche gewagt, einmal und nie wieder. Dagegen war bei Heimreise das Frankfurter Bahnhofsviertel ein Kindergeburtstag , mal fühlte hier "ziemlich sicher" !

Gottfried Meier | Di., 5. Juni 2018 - 15:45

Die SPD macht doch Politik an den normalen Bürgern vorbei. Die brauchen sich nicht zu wundern,
dass sie außer linksideologisierten Lehrern und Soziologen keiner mehr wählt. Wenn jetzt dann auch noch die ganzen roten Bürgermeister in den Großstädten kippen und die letzten SPD-geführten Länderregierungen, dann ist es eh aus mit der SPD.
Obwohl ich früher SPD-Mitglied war, weine ich dieser SPD keine Träne nach.

Wilhelm Gebken | Di., 5. Juni 2018 - 17:07

SPD Traditionsvereine gibt. Das sind die unteren SPD-Verbände die irgendwann einmal in der Geschichte aus speziellen Arbeitermilieus oder aus religiösen Gründen in protestantischen Gebieten entstanden sind, sehr viel geleistet haben und die immer noch als Rückrat ihres Habitats fungieren. Auch diese Strukturen bröckeln. Sobald diese verschwunden sind, kann sie keine Macht der Welt zurückholen. Dann ist endgültig Ende im Gelände für die SPD.

Michael Sauer | Di., 5. Juni 2018 - 17:56

Es war der größte Fehler der Westalliierten, besonders der Amerikaner, 40% des Territoriums der späteren DDR, das sie schon besetzt hatten, gegen West-Berlin einzutauschen. Man hätte die Vereinbarungen über die Zonen einfach vorerst nicht umgesetzt und dann? Bei der Potsdamer Konferenz gab es schon große Spannungen zwischen den Westalliierten und Stalin. Vermutlich hat der Tod Roosevels im April 45 einen anderen Verlauf verhindert. Sein Nachfolger Truman war stark auf den Pazifik fokussiert. Uns und Thüringern usw. wäre viel erspart geblieben.

Joost Verveen | Di., 5. Juni 2018 - 19:02

Die Niederländische PvdA und die französische PS sind bereits weg. Beide wegen Immigrationspolitik, bzw dafür, das sie die Interessen der Araber/Afrikaner über die des eigenen Volkes stellten. Die PS hat neulich bereits ihr Hauptquartier in Paris verkauft. Zu teuer und zu gross für eine 7% Partei. Das wird der SPD auch passieren. Ganz sicher.