Zuppi
Der päpstliche Gesandte Kardinal Matteo Zuppi ist ein erfahrener Diplomat /dpa

Papst schickt Friedensbotschafter in die Ukraine - „Frieden kann nur mit dem Feind gemacht werden"

Papst Franziskus schickt den erfahrenen Friedensbotschafter Kardinal Matteo Zuppi nach Kiew. Heute hat er den ukrainischen Präsidenten Selenskyj getroffen. Der Vatikan will ein Ende des Krieges zwischen der Ukraine und Russland ausloten. Das klingt unrealistisch. Aber Zuppi von der Gemeinschaft Sant’Egidio ist ein Profi. In Sachen Frieden war er schon mal sehr erfolgreich.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Die Friedensinitiative des Vatikan lässt sich leicht kritisieren, ja sogar ins Lächerliche ziehen. Bekanntlich spottete schon Josef Stalin: „Wie viele Divisionen hat der Papst?“ Heute ist der von Franziskus ernannte Sondergesandte, der Italiener Kardinal Matteo Maria Zuppi, in der Ukraine. Er soll zwischen Moskau und Kiew vermitteln, Frieden stiften. Den brutalen Angriffskrieg Wladimir Putins mit Diplomatie stoppen, geht das? Das klingt tatsächlich wie eine Anmaßung, wie Hybris. 

Eigentlich bündelt sich die Kritik am päpstlichen Friedenswerben in zwei Punkten. Zum einen gilt es als aussichtslos und zum zweiten als zu „russlandnah“. Seit Beginn des Krieges wird dem Papst der Vorwurf gemacht, er habe den Aggressor des Krieges nicht deutlich genug benannt und auch Putin selbst nicht an den Pranger gestellt. Als der ukrainische Präsident Wladimir Selenskyj vor kurzem im Vatikan war, hat er dann auch die päpstliche Initiative kritisiert. Der einzige Weg zum Frieden sei der Rückzug der Russen. Alles andere sei Unterwerfung. 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 6. Juni 2023 - 16:45

erfolgreich sein wird und ich traue ihm, also der Kurie das zu, dann könnte der Papst sich mit einem Friedennobelpreis schmücken und Kardinal "Zuppi" könnte sein Nachfolger werden?
Wenn man die Katholische Kirche mit Frieden auf Erden in Verbindung bringen könnte, das wäre traumhaft.

Idealismus und Romatik, gepart mit religiösen Wahnvorstellungen - die Wurzeln des typisch deutschen Elends. Genau das hat diese Nation immer wieder irregeleitet und tut es gerade wieder, dieses "Dinge um ihrer selbst willen tun". Es führt dazu, dass man sich überhebt und endet in moralischer Überheblichkeit und Selbstüberschätzung.

Ingo Frank | Di., 6. Juni 2023 - 16:47

Wäre es für mich egal wer Frieden stiftet.
Die Hauptsache ist, dass das Sterben beendet würde ….. auf beiden Seiten.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Nur die Erfahrung ist doch, dass das Wort Frieden oder Waffenstillstand bei den "Edeldemokraten" eher als Unwort gilt und jeder der nur an diese Worte denkt mindestens ein Schwurbler, Putintroll, ein Rechter aber niemals ein aufrechter Demokrat sein kann. Ein "Edeldemokrat" plädiert mindestens für mehr Waffen und noch mehr Waffen und noch mehr Waffen damit der Endsieg wenn auch bis zum letzten Ukrainer endlich winkt was wir in zwei Kriegen nicht geschafft haben, diesmal muss es gelingen. Es scheint, dass viele diesen Traum immer noch nicht begraben haben. (Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten).

Christa Wallau | Di., 6. Juni 2023 - 16:59

freue ich mich sehr; denn ich habe schon lange darauf gewartet.
Wenn es nicht die Christen sind, die mit allen Mitteln versuchen müssen, den Frieden bzw. wenigstens einen Waffenstillstand herbeizuführen, wer soll es dann, bitte, sonst sein - außer dem Dalai Lama vielleicht?
Es muß Menschen geben, welche b e i d e n verfeindeten Parteien geduldig zuhören und zu vermitteln verstehen. Ohne sie gelingt es niemals, Konflikte zu lösen und Kriege zu beenden.
Daher wünsche ich Herrn Zuppi, Kardinal / Erzbischof von Bologna, von Herzen viele Erfolge bei all seinen Bemühungen - wenn es vielleicht auch nur kleine sind.
Ich bete für ihn.

Tomas Poth | Di., 6. Juni 2023 - 17:07

Vielleicht hätte der Papst schon 2014 diesen Besuch veranlassen sollen, als die Ukrainische Armee in den Gebieten Luhansk und Donezk die eigene Bevölkerung zusammengeschossen hat?
Gut das ist jetzt alter Kaffee und Geschichte.

Aber wo soll der Verhandlungsspielraum sein, wenn sich Kiew gesetzlich festgelegt hat, nicht zu verhandeln.

Ronald Lehmann | Di., 6. Juni 2023 - 17:19

Da haben sie mehr als zu tun.

Zumal jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen nach dem Spruch: "Hätte, hätte, Fahrradkette"

Und Lösungsorientiert arbeiten zu wollen & dies nur mit einer Partei-Seite statt zu dritt mit Putin? - ist wie ein Blauderstündchen in der Karibik,
wie unsere d. Politik
Bla-Bla-Bla (SORRY)

Walter Bühler | Di., 6. Juni 2023 - 17:34

dieses abgegriffene Wort!- echten Respekt habe ich vor jedem, vor einem Christen oder vor einem Nichtchristen, der versucht, irgendwie diesen blutigen Bruderkrieg zu beenden.

Respekt habe ich also vor dem Papst, der das, was unmöglich zu sein scheint, dennoch versuchen will - um des Friedens willen.

Enttäuscht bin ich dagegen von den grüngefärbten, LGBTQIA-nahen Amtsträgern der evangelischen Kirche, die das Gebot "Liebet eure Feinde" komplett ignorieren, als ob es nie ausgesprochen worden wäre, und wieder einmal fleißig die Waffen segnen. Das ist mehr als traurig.

Henri Lassalle | Di., 6. Juni 2023 - 17:36

ich denke, selbst beste Absichten werden Putin nicht bekehren. Er war und ist fanatisch entschlossen, die Ukraine in den russischen Einflussbereich zu integrieren. Er versucht, die ukrainische Zivilbevölkerung mürbe zu machen, zu demoralisieren und spielt auf Zeit. Es ist bekannt, dass er das alte zaristische Imperium mit seinen damaligen Grenzen wiederherstellen will. Daher war es höchste Zeit, auch Finnland in NATO aufzunehmen. Russland war schon immer ein Imperium und daher expansiv.

Robert Hans Stein | Di., 6. Juni 2023 - 17:55

Indessen, die Botschaft hör ich wohl....
Zu befürchten steht, dass am Ende Kiew als schuldig am Scheitern dasteht, weil es einen inakzeptablen Frieden ablehnen wird. Aha, werden da die Pazifisten frohlocken, kann Frieden überhaupt inakzeptabel sein? Ja, wäre zu entgegnen, nämlich dann, wenn der Angegriffene, der Verletzte den Aggressor noch mit Zugeständnissen belohnen soll. Für mich ist klar: Frieden erst, wenn Putin für alle Welt offenkundig gescheitert ist.

Klaus Funke | Di., 6. Juni 2023 - 18:23

Mehr ist es nicht. Der Papst hat ja schon verkündet, auf wessen Seite er steht. Also, was soll das? Gesichtswahrung ist es.

Urban Will | Di., 6. Juni 2023 - 21:01

Unabhängiger – diesen Anspruch wird er sich nicht nehmen lassen - und wirklich zuhört. Und das nach über einem Jahr.
Und er wird dann etwas zu hören bekommen, das vielleicht eine Erklärung für das ist, was im Februar '22 eskalierte.
Denn er wird vielleicht erklärt bekommen, was aus Sicht der Russen in den letzten ca. 20 Jahren alles falsch lief.
Alles Dinge, die man im Westen so bisher nicht mal mehr diskutiert hat, was auch daran liegt dass der Westen das Diskutieren längst verlernt hat. Denn - der Kreis schließt sich - zum Diskutieren gehört „zuhören können“. Schon daran scheitert der moralbesoffene Westen offensichtlich, bzw. die knallhart kalkulierenden Amerikaner scheinbar. Letztere wissen nämlich genau, warum es diesen Krieg gibt.
Sollte Zuppi etwas liefern, was den Moralbesoffenen nicht passt, dann wird seine Reise vergeblich gewesen sein. Außer: die Amis haben inzwischen gewählt und der Neue im WhiteHouse hat keine Lust mehr auf noch mehr Krieg.

Albert Schultheis | Mi., 7. Juni 2023 - 00:07

Das ist das einzige Pulver, das der Vatikan zum Verschießen hat und er kommt genau zum richtigen Zeitpunkt! Die Frühjahrsoffensive Selenskyjs hat kaum begonnen, da ist sie bereits gescheitert, der Joe im Oval Office ist stinksauer - all die schönen teuren Waffen! Jetzt werden verzweifelte Wahnsinnsattacken weit jenseits aller Roten Linien einer Nato-Beteiligung lanciert, um den Feind zu der ersehnten Wahnsinnstat zu provozieren, Angriffe von angeblich russischen Freischärlern auf Belgorod, Zerstörung des Dnepr-Staudamms - aber der Russe im Kreml bleibt stoisch, seine Panzer mahlen sich vorwärts durch den ukrainischen Matsch. Das Problem der Vatikan-Emissäre: man hat den Putin schon einmal auf's Kreuz gelegt mit Minsk II - ein zweitesmal geht der nicht mehr dem verlogenen Westen auf den Leim. Eigentlich bleibt Putin gar nichts anderes übrig, als seine Panzer weitermahlen zu lassen bis an die Grenze Polens. Aber wer weiß, vielleicht erwischen die Emissäre ihn an einem schwachen Tag!

Ernst-Günther Konrad | Mi., 7. Juni 2023 - 07:56

Und wenn die Kirche es hinbringt, dass die Waffen wenigstens schweigen und Diplomatie Einzug hält ist jeder Versuch zu unterstützen und zu begrüßen. Ich habe das Gefühl, dass keiner vor allem aber derzeit UA und USA überhaupt ein Interesse haben, in Friedensverhandlungen einzusteigen. Selenskij fordert für sich das Maximum, Russen raus, Krim wieder zurück und darunter geht nichts. Ob die Kirche in der Lage ist beide Parteien an den Tisch zu bringen ist natürlich fraglich. Aber genau in ein einer solchen Rolle muss Kirche wirken, Krieg nach Möglichkeit zu beenden.
Ob der Papst und sein Amt noch diese Autorität verkörpert in der heutigen Zeit ist nicht nur vor dem Hintergrund von Kindesmissbrauch fraglich. Zu viele Menschen haben sich von der Amtskirche abgewandt, weil sie ihre Gläubigen zu oft vor den Kopf gestoßen und sich einseitig politisch instrumentalisieren haben lassen.
Dennoch wünsche ich dem Gesandten jeden Erfolg, den es braucht, die Waffen zum Schweigen zu bringen.

Gerade weil es so aussichtslos erscheint, wünsche ich der Friedensmission des Pabstes Erfolg. Es ist einfach eine schwere niederdrückende Bürde von Weitem miterleben zu müssen, was den jungen Burschen - egal ob sie Wladimir oder Wolodymyr heißen - in den Schützengräben der Ukraine auferlegt wird. Ich war selber Wehrdienst-Soldat und mir sind die vielen eindringlichen Erzählungen meines Vaters aus seinen jungen Jahren in den Schützengräben der Wehrmacht in Russland so gegenwärtig, als hätte ich sie selber erlebt. Oder die Schilderungen des grausamen Leidenswegs junger Männer auf beiden Seiten im Buch des englischen Historikers Antony Beevor "Stalingrad", sowie das himmelschreiende Versagen ihrer Befehlshaber. Ach, wie ich diese nichtswürdige evangelische Kirche verachte, die sich den RotGrünGelben und Schwarzen Kriegshetzern und "Pflugschare zu Schwertern"-Schwadroneuren angeschlossen haben! Nicht nur verblödete ex-Kriegsdienstverweigerer sondern auch waffengeile, moralbesoffene Weiber!

Gerhard Fiedler | Mi., 7. Juni 2023 - 17:50

Die Friedensoffensive des Vatikans ist nicht verkehrt. Ob sie von Erfolg gekrönt sein wird, ist allerdings zu bezweifeln. Dennoch ist Verhandeln der einzige Weg, der zu Waffenstillstand und letztlich auch Frieden führen kann. Wer wagt, kann gewinnen, gilt auch hier. Auch die Vorgehensweise ist richtig, zunächst allen am Krieg Beteiligten zuzuhören und sich dabei jeder Art von Vorverurteilungen zu enthalten. Und zu den am Krieg Beteiligten gehören sicher auch die USA und die Nato. Davon liest man im Beitrag von Herrn Resing jedoch nichts. Papst und Kardinal werden dabei auch erfahren - wenn sie es nicht schon wissen – wann, wodurch und auf welche Weise der Ukrainekrieg tatsächlich seinen Anfang nahm und welche Absichten, Interessen und Furcht dahinterstecken. Dass sich dabei die USA und Nato ins „Handwerk“ werden fuschen lassen, glaube ich kaum. Dies wird am ehesten ein Scheitern zur Folge haben. Dennoch sei dem Vatikan Dank für den Versuch, Frieden zu stiften. Ich wünsche ihm Erfolg.