
- Der Stimulant
Die Macht von Donald Trump, mit seinen Ansagen die Stimmung im Land zu beeinflussen, gleicht bisweilen der einer Droge. Doch etwas ist noch stärker als seine Schnellschüsse in Worten. Denn was als Zahlen-Echo aus der Wirtschaft jetzt real zurückschallt, ist ein ohrenbetäubender Hilfeschrei.
Einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen hat Donald Trump die US-Wirtschaft in einen Schock-Zustand versetzt. Ob er sich darüber vorab im Klaren war, ist unbekannt. Fakt jedoch ist, dass seine öffentliche Äußerung, er werde bis zur Wahl in vier Wochen keinen weiteren Cent Corona-Staatshilfen für Firmen und Bürger bewilligen, ließ die US-Börse rasant einbrechen. Auch, dass der amtierende US-Präsident in Aussicht stellte, direkt nach der Entscheidung im November werde es weitere massive Hilfen geben, konnte daran nichts ändern. Donald Trump weiß, dass er mit jedem Tweet die Macht besitzt, als Stimulant in chief die wirtschaftliche Stimmung im Land zu lenken. Und er spielt mit dieser Macht – wie eine Katze mit einem Wollknäuel oder wie mit einer gerade noch so lebenden Maus.
Zwar bleibt es Spekulation, was seine Beweggründe dieses Mal waren. Es liegt aber im Bereich des Wahrscheinlichen, dass er aus wahltaktischen Gründen die Demokraten als Schuldige einer vollkommen überzogenen 2,2-Billionen-US-Dollar-Forderung präsentieren will. Druck aufbauen und hoch Pokern sind sein Stil und seine Strategie. Tatsächlich hätten die Demokraten das 1,6-Billionen-Dollar-Angebot der Republikaner auch einfach annehmen können. Aber so funktioniert Politik nicht, schon gar nicht vier Wochen vor dieser Wahl und ganz besonders nicht in Zeiten von Corona. Doch sollte all dies Trumps Plan gewesen sein, so ging er gründlich daneben. Börsen-Realität ist gnadenlos. In Sekundenschnelle repräsentieren die fallenden Kurse, was Analysten und Anleger befürchten – und das war nicht weniger als ein weiterer drastischer Einbruch der Wirtschaft durch private Pleiten, Armut und Insolvenzen.