Wohin steuert die Bundesrepublik? / picture alliance

Reisebericht über Deutschland - Von einer fremd gewordenen Heimat

Überbordende Bürokratie, vergiftete Debattenkultur und drohender Wohlstandsverlust: Unser Gastautor Nils Tarnow erlebte auf seiner Heimatreise im Sommer ein krisengeschütteltes Deutschland. Er fragt sich: Wohin bloß steuert die Bundesrepublik?

Autoreninfo

Nils Tarnow ist selbstständiger Unternehmensberater und wohnt in São Paulo, Brasilien. Zuvor arbeitete er über 20 Jahre in international renommierten Unternehmensberatungen in Deutschland, Japan, den USA und Brasilien.

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„Am Fuße des Leuchtturms ist es dunkel“, heißt ein japanisches Sprichwort. Und so erhellen sich auch mir, als einem noch in der alten Bundesrepublik sozialisierten Deutschen, der sein halbes Erwachsenenleben im Ausland verbracht hat, erst aus der Distanz und im Vergleich zu anderen Ländern und Kulturen die Besonderheiten und Veränderungen der eigenen Heimat. Mittlerweile hat das zu einer gewissen Entfremdung und Verwunderung über das Land der Dichter und Denker geführt.

Ich möchte weder als nörgelnder Baby-Boomer wahrgenommen werden, noch Deutschlands schöne Seiten und Stärken leugnen, ich erhebe auch keinen wissenschaftlichen Anspruch für meine Beobachtungen, sondern bin nur ein Reisender, der regelmäßig ein Land besucht, das er schon mal besser kannte. Man vergebe mir dabei die eine oder andere süffisante Bemerkung.

Ausgefallener Zug als Begrüßungsgeschenk

Jede Reise nach Deutschland beginnt heute gefühlt damit, dass entweder die Lufthansa oder die Bahn oder beide von irgendeiner Seite bestreikt werden. Ich bemühe mich um Verständnis für die mit Steuergeldern gerettete bzw. durch Steuergelder subventionierten Belegschaften quasi-monopolistischer Organisationen. „Lassen Sie ihr Gepäck nicht aus den Augen“, hallt es dann kalt durch die Flughafenlautsprecher. Das haben wir aber noch gar nicht erhalten. Die Langzeitwirkung von Corona, eine Art Long Covid, zeigt sich immer noch in langen Wartezeiten bis wir unsere Koffer wiedersehen.

Wir erreichen den nicht so gepflegten Bahnhof. Gute Nachricht, die Bahn streikt heute nicht; schlechte Nachricht, unser Zug fällt trotzdem aus. Wir telefonieren mit der Auskunft, bekommen Hinweise zum Datenschutz, unsere Sitzplatzreservierung ist hinfällig, die Internetverbindung im nächsten Zug „unverbindlich“. Mit dem Mietwagen geht es dann weiter durch Deutschland; durch viele lange Autobahnbaustellen, auf denen, umgekehrt proportional, sehr wenige Leute arbeiten. 

Klimaalarm im Stundentakt

Ja, es gibt auch in Deutschland amerikanische Lockerheit, japanische Höflichkeit, brasilianische Fröhlichkeit und italienische Lebensart, aber ein bisschen mehr könnte ja nicht schaden. Wir wollen uns in einem Gartenrestaurant von einem Tisch in der Sonne an einen im Schatten setzen. Sie habe den ersten doch schon abgewischt, wird uns von der Bedienung harsch vorgehalten. Neben vielen freundlichen Begegnungen bleibt es leider nicht die einzige Erfahrung dieser Art auf unserer Reise – der Gast als Last. Freundlichkeit generiert Freundlichkeit, denke ich mir.

Wenigstens war das Wetter schön, wohl zu schön. Mir ist Deutschland ja immer etwas zu kühl, aber schon laufen im Fernsehen Sondersendungen zur Gefahr des Hitzetodes. Ein Experte bestätigt, es ist der Klimawandel. Der Gesundheitsminister verspricht einen Hitzeschutzplan. Ein kommunaler Klimabeauftragter hat bereits einen Stadtplan erarbeitet, der zeigt, wo man Schatten finden kann. Sozialverbände fordern, Menschen über 60 anzurufen, um sie zum Trinken anzuhalten. Braucht man das, frage ich mich als Ü60, der glaubt, er könne noch selbstständig Schatten finden und trinken. Doch dann schlägt das Wetter um, es ist zu kühl, Regen, zu viel Regen. Ein Experte bestätigt, es ist der Klimawandel.   

Ja, es ist wohl wirklich der Klimawandel. Es scheint mir fahrlässig, die Datenlage zu ignorieren, auch wenn diese in Bezug auf die Zunahme der Wetterkatastrophen gar nicht so eindeutig ist, wie man meinen sollte, und ich will auch die Gefahr von Hitzschlägen nicht banalisieren. Klimaalarm im Stundentakt im deutschen Fernsehen bzw. staatliche Steuerung unseres Trinkverhaltens, empfinde ich jedoch als aufdringlich und abstumpfend.

Titanic sinkt weiter

Angesichts einer vor allem in ärmeren Ländern schnell wachsenden Weltbevölkerung, die – wer will es ihr verdenken – auch einen höheren Lebensstandard anstrebt, wirkt die hiesige Klimadiskussion auf mich manchmal wie der Versuch, auf der sinkenden Titanic die deutsche Kabine trocken zu halten: Ein Experte sagt, dafür brauche man eine neue Kabinentür. Industrieverbände fordern Subventionen, Sozialverbände fordern, die Anschaffung sozial abzufedern. Die Regierung bildet eine Kommission.

Mittlerweile ist der Kabinenboden nass. Die Kommission empfiehlt, den Wasserspiegel in der Kabine auf 2 cm zu begrenzen. Der Bund überträgt die Umsetzung den Ländern. Als höher gelegenes Land sagt Bayern, der Kabinenboden läge nicht in dessen Verantwortung. Die Opposition schlägt vor, das Wasser in andere Kabinen zu pumpen. Schließlich kauft man eine neue Tür. Sie entspricht leider nicht den Brandschutzbestimmungen. Ein Gericht stoppt den Einbau. 

In Talkshows streiten Vertreter einer „Türen trennen uns“-Bewegung mit Anhängern einer „Türen verbinden uns“-Initiative. Im Fernsehen verweist ein Experte auf eine mögliche Erstickungsgefahr bei geschlossener Tür. Man hält ihm vor, es gehe um Wasser, nicht um Luft. Er wird gecancelt. Die Regierung beschließt Ausgleichsmaßnahmen für den fehlenden Brandschutz, die Tür wird nun richtig teuer und offenes Grillen in der Kabine ist jetzt verboten. Aber es gilt eine Übergangsregelung: Wer schon einen Grill hat, darf weitergrillen. Der Bundeskanzler ist zufrieden. Die Titanic sinkt weiter. 

Verstöße gegen Verbote wie das Grillen auf der Titanic können übrigens seit dem Hinweisgeberschutzgesetz nun bei tausenden neu einzurichtenden Meldestellen anonym angezeigt werden. Dahinter stecken sicher gute Absichten, wozu mir das brasilianische Sprichwort „Die Hölle ist voller Menschen mit guten Absichten“ einfällt. Angesichts unserer historischen Erfahrungen mit Denunziantentum beschleicht mich ein Unbehagen, allein schon, wenn das deutsche Fernsehen regelmäßig zusammen mit Mitarbeitern des Ordnungsamts, wohl zur Unterhaltung gesetzestreuer Bürger, grillende Mitbürger im Stadtpark stellt, Hundehalter ohne Leine jagt oder Fahrradfahrern in der Fußgängerzone auflauert.

 170 Professuren für Genderstudies an deutschen Universitäten

Oder heißt es jetzt Zufußgehendezone? Man weiß es nicht. Ich möchte mich durch meine Sprachwahl weder als Genderaktivist darstellen, noch jemandem durch den mikroaggressiven Gebrauch maskuliner Generika die Sichtbarkeit nehmen. Aber in vielen Situationen, in denen es gar nicht ums Geschlecht geht, scheint mir das Gendern die ohnehin komplizierte deutsche Sprache mit seiner begrenzten phonetischen Ästhetik weder einfacher noch schöner zu machen. Außerdem irritiert mich, dass die neuen Sprachformen sich nicht organisch entwickeln, sondern quasi „top down“ von Aktivisten und öffentlichen Institutionen und entgegen der Empfehlung des Rates für deutsche Rechtschreibung „verschrieben“ werden.  

Natürlich sind Gleichstellung und Diversität alternativlos und frauenfeindliche, rassistische oder homophobe Einstellungen inakzeptabel. Aber einer Rücksichtnahme auf identitätsspezifische Befindlichkeiten sollte auch eine zumutbare Toleranz für der eigenen Identität fremde Ausdrucks- und Umgangsformen gegenüberstehen, sonst scheint mir eine multikulturelle Gesellschaft gar nicht denkbar. 

An der Europauniversität in Flensburg wird diesen Sommer eine abstrakte Frauenskulptur entfernt, die dort 67 Jahre lang stand, weil sie für die heutige Zeit „zu breite“ Hüften hatte und sich einige Studentinnen deswegen unwohl fühlten. Ist das noch Minderheitenschutz oder schon Minderheitendiktat oder schon wieder entartete Kunst? Auch um solche Fragen zu klären, gibt es laut Wissenschaftsrat inzwischen 170 Professuren für Genderstudies an deutschen Universitäten. Es gibt da wohl noch viel zu erforschen. 

Wir sind multikulti, auch ganz ohne Ausländer

Ich erinnere mich daran, dass in meiner Kindheit eine junge linke Bewegung für Freiheit, gegen Prüderie und verkrustete Normen eines bürgerlichen Establishments kämpfte; für eine tolerante Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sein sollten. Heute wehren sich nun ältere Bürgerliche, inklusive vieler Linken von damals, gegen politisch korrekte Sprach- und Verhaltensdiktate „woker“ Weltanschauungen, die die Gesellschaft auf der Basis biologischer, sozialer oder gefühlter Identitätsmerkmale segmentiert.

Ähnlich beobachtet man im rechten Lager Gruppen, die sich als Impfgegner, Klimaleugner und auch mal wieder als Nationalisten als Opfergruppen böser Mächte sehen. Alle, links wie rechts, kämpfen für die Interessen ihres eigenen Identitätsstammes. Wir sind nicht mehr alle gleich und wollen es auch nicht sein. Wir sind multikulti, ganz ohne Ausländer. 

Gesellschaftlicher Konsens erscheint utopisch

Die Welt ist viel komplexer geworden. Früher war man Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, evangelisch oder katholisch, männlich oder weiblich, links oder rechts. Heute kämpfen Umweltschützer für oder gegen Stromleitungen, die Kirche für und gegen Homosexuelle, Unternehmer für und gegen Subventionen, Menschenrechtler für und gegen Winnetou, Friedensbewegungen für und gegen Waffenlieferungen, Linke für und gegen Marktwirtschaft und offene Grenzen sowie Rechte für und gegen Marktwirtschaft und offene Grenzen. Kapitalismus ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und Kommunismus das Gegenteil, fällt mir dazu ein. Wer nicht verwirrt ist, ist schlecht informiert. Orientierung ist schwieriger geworden, ein gesellschaftlicher Konsens über was auch immer erscheint utopisch. 

Aus meinen alljährlichen Gesprächen mit Freunden und Bekannten wird schnell eine wachsende Unzufriedenheit, Polarisierung und Politikverdrossenheit deutlich – kein auf Deutschland begrenzter Trend. Neben Klima und Gendern sind Globalisierung, Digitalisierung, Pandemien und Flüchtlingskrisen globale Themen, an denen sich fast überall in der Welt die Geister scheiden. Aber die real existierenden Folgen der Wiedervereinigung, der bis in die Kleinstädte sichtbar hohe Zustrom von Flüchtlingen, eine drohende Deindustrialisierung, eine ausufernde Bürokratie, die Bildungsmisere, ein Dauerabonnement auf die letzten Plätze beim European Song Contest, die Flugunbereitschaft deutscher Regierungsflieger und, last but not least, der Absturz des deutschen Fußballs geben der Krise eine deutsche Prägung und werfen die Frage nach lokalen, möglicherweise systemischen Ursachen auf. On top: ein Déjà-vú mit Gespenstern der Vergangenheit wie Inflation und Krieg in Europa. 

Ein perfekter Sturm, der Leute zum Resignieren, Auswandern, Querdenken, an die politischen Ränder, ins Reichsbürgertum oder dazu treibt, sich auf der Straße festzukleben. In keinem anderen mir vertrauten Land spüre ich über das gesamte politische Spektrum hinweg verbundene Zukunftsängste so stark wie in Deutschland: The German Angst.

Wir besuchen die KZ-Gedenkstätte in Dachau. Mich überrascht der Ansturm der vielen, vor allem ausländischen Besucher. Gleich zu Anfang wird man an den Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Weimarer Demokratie während der tiefen Krisen der 20er und frühen 30er erinnert. Wir wissen alle, wie das ausging. Eine Wiederholung der Geschichte ist undenkbar, und doch frage ich mich, wie stabil unsere Gesellschaft angesichts heutiger Fliehkräfte eigentlich ist.

Der Kuh, die wir melken wollen, geht die Milch aus

Man braucht kein Wirtschaftsweiser zu sein, um zu erkennen, dass Deutschland nicht nur in ein konjunkturelles Sommerloch gefallen ist, sondern ernste strukturelle Probleme hat, z.B. durch das sich abzeichnende Ende des Verbrennungsmotors, die hohen Energiepreise und immensen Bürokratiekosten und dass es sich in einem veränderten, kompetitiven Umfeld gegenübersieht, z.B. durch den Wandel Chinas vom Kunden zum Konkurrenten.

Dank einer über Jahrzehnten florierenden Industrie konnten wir uns einen Sozialstaat, der in der Welt seines gleichen sucht, und einen teuren Verwaltungs- und Regierungsapparat leisten. Noch leben wir gut, aber schon seit Längerem von der Substanz. Während Sozialstaat und Regierungsapparat weiterwachsen, geht der Kuh, die wir melken wollen, die Milch aus. 

 

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Ich frage mich, ob auch für die deutsche Nachkriegsgesellschaft im Großen, wie bei vielen Unternehmerfamilien á la Buddenbrooks im Kleinen, die klassische Drei-Generationen-Regel gilt, wonach die erste Generation den Wohlstand schafft, die zweite aus ihm den größten Nutzen zieht und die dritte – in der Illusion eines anstrengungslosen Wohlstands, wie Wolfgang Reitzle es kürzlich nannte – ihn schließlich wieder verspielt.  

Viertagewoche trotz Wohlstandsverlust

Vor dem Hintergrund des sich vollziehenden Wohlstandsverlustes erinnern mich die aktuellen Forderungen nach einer Viertagewoche an den Ratschlag von Marie Antoinette: „Wenn wir kein Brot mehr haben, können wir ja Kuchen essen.“ Den muss man aber erst backen. Stattdessen scheinen wir uns in einem Wettlauf um Subventionen für fast alles und jeden zu befinden. Löhne hoch, Preise einfrieren und die Lücke mit Subventionen schließen. Klingt gut, aber ein bisschen nach Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen haben will. Und wenn jemand doch mal Kuchen backt oder backen will, wird ihm, anders als in vielen Ländern, in denen dies als ehren- und erstrebenswert gilt, der Erfolg geneidet, auch, wenn dabei viel Kuchen für andere abfällt. 

Von der Schule angefangen, sind wir eher auf Arbeiter denn auf Unternehmertum eingestellt, eher auf eine Sicherheits- und Versorgungsmentalität. Kein Mut zum Risiko. 25 Prozent der Studierenden wollen einer EY-Umfrage zufolge denn auch am liebsten in den öffentlichen Dienst. Der Kuchen kommt aus der Steckdose. Reich werden sei sowieso Glück und deshalb ungerecht, hört man in einer ZDF-Reportage, denn auch Talent sei Glück, so die Logik. 

Dazu gibt es alle Jahre wieder in der Reihe „ZDFzeit“ Sendungen, die Unternehmen wie Ikea oder Lidl an den Pranger stellen. Hinter Plastikmasken verraten Mitarbeiter, die an Kronzeugen gegen die Mafia erinnern, dass z.B. Ikea unter Scheinwerferlicht gemütliche Wohnambientes mitten in den Weg der Kunden stellt, um diese zu einem Kaufimpuls zu nötigen. Ich bin geschockt, aber wohl anders als es sich die Autoren vorgestellt haben. Wirtschaftsfreundlichkeit klingt anders. Ich gehe trotzdem immer noch gerne zu Ikea, das sich aus meiner Sicht Verdienste um die deutsche Wohnkultur erworben hat.

Öffentlich-rechtliches Fernsehen mit Erziehungsauftrag

Grundsätzlich bin ich aber froh, dass es das öffentlich-rechtliche Fernsehen gibt und halte die Deutschen von ihm für überdurchschnittlich gut über die Welt informiert, auch wenn die vielen Anstalten wahrscheinlich eine Stange Geld kosten, oder zwei. Auch von Fake News oder „alternativen Fakten“ wie man sie z.B. im russischen Staatsfernsehen oder auch bei Fox News in den USA findet, sind wir zum Glück weit entfernt.

Nicht immer, aber immer öfter, scheint sich seine Rolle aber nicht mehr auf die des Rapoteurs zu beschränken, sondern interpretiert den Informations- und Bildungsauftrag als eine Art Erziehungsauftrag, bei dem, mal mehr, mal weniger subtil, selbst in Nachrichtensendungen mitgeliefert wird, was die richtige Haltung zum jeweiligen Problem ist und wer oder was gut bzw. wer oder was böse ist – „Links, belehrend, staatsnah“, so die Neue Zürcher Zeitung.  

Viele Zuschauer mit legitimen, aber abweichenden Meinungen spüren eine Diskrepanz zwischen eigener und berichteter Perspektive, finden sich außerhalb eines sich verengenden „korrekten“ Meinungsspektrums wieder und fühlen sich ausgegrenzt. Eine Umfrage der Friedrich Ebert Stiftung kommt zu dem Schluss, dass sogar 8 Prozent der SPD-Wähler rechtsextreme Ansichten hätten. Das ist absurd. Da hat sich das Koordinatensystem verschoben. 

Wer mit dem Auto zum Einkaufen fährt und ein Schnitzel kauft und womöglich auch Bedenken gegen die Migrationspolitik äußert, gilt als rechtsextrem und soll sich schämen. Auf der anderen Seite ist es beschämend zu sehen, wie viele der sich nicht mehr ausreichend repräsentiert fühlenden Bürger, vor allem im Osten des Landes, sich von populistischen Parteien am rechten und am linken Rand in Propagandablasen fangen lassen.

Deutschland im allgegenwärtigen Stillstand?

Wir besuchen den Kölner Dom. Wären wir zu etwas Vergleichbarem heute noch in der Lage? Technisch ja, praktisch wohl eher nicht mehr. Wahrscheinlich würde es schon am Genehmigungsverfahren scheitern. Dabei steht der Dom nun schon ein paar Jahrhunderte, während deutlich jüngere, aber genehmigte Autobahnbrücken schon wieder abgerissen werden müssen. Schon vergleichsweise unspektakuläre Vorhaben wie ein Flughafen in Berlin oder ein Bahnhof in Stuttgart bringen unsere Gesellschaft an ihre Grenzen. 

Selbst Fabriken für die aus Klimagründen gewollten E-Autos (die beim derzeitigen Strommix übrigens sehr viel mehr CO2 erzeugen als ein moderner Diesel) werden von Umweltschützern bekämpft, die sich um den Fluss des Grundwassers durch die Pfahlgründung des Fabrikgebäudes sorgen. Und wäre nicht der „heilige“ Elon Musk selbst in Grünheide erschienen und hätte einen Baustart ohne Baugenehmigung befohlen, würden dort wahrscheinlich immer noch keine E-Autos produziert werden. Unterdessen meldet Indien, an das Deutschland Entwicklungshilfe zahlt, gerade die erfolgreiche Landung auf dem Mond. Ich möchte weder einen neuen Dom, noch auf den Mond, noch ist mir Elon Musk besonders sympathisch, aber kriegen wir noch Großes, Neues gebacken?   

Also lieber keine Großprojekte mehr, keine Biotechnologie, keine KI, geschweige denn Kernkraftwerke, denn unser Bedürfnis nach Sicherheit ist groß, wozu ich mit Erich Kästner antworten möchte: „Wirds besser? Wirds schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“ Aber vielleicht wollen wir lieber eine Art Museumsland werden, in dem sich nichts mehr groß ändert? 

Deutschland ist auf dem fünften Platz bei UNESCO-Weltkulturerbestätten, hat geschätzt über 10 Prozent aller Museen und etwa 15 Prozent aller Opernhäuser dieser Welt, deren Besuch übrigens mit hunderten von Euro pro Eintrittskarte subventioniert wird, obwohl der relativ kleine Publikumskreis auf mich den Eindruck macht, er könne sich die auch ohne Subventionen leisten.

Vielleicht verhindert dieser Fokus auf Vergangenes und Subventionen für Bestehendes, dass sich Neues entwickeln kann, nicht nur im Kulturbetrieb. Die Welt wird sich verändern, und, wie Charles Darwin sagte: „Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert.“

Immer mehr und komplizierte Gesetze und Vorschriften

Ich halte Deutschland für ein relativ gut verwaltetes Land, in dem Sinne, dass bestehende Gesetze und Vorschriften auch eingehalten werden. Aber vielleicht ist genau das das Problem. Man ist auf die juristisch einwandfreie und somit für den Entscheidungsträger risikoarme Einhaltung der Vorschriften bedacht, koste es den Staat und den betroffenen Antragsteller an Zeit und Geld, was es wolle. 

Natürlich ist in erster Linie die Politik daran schuld, die immer mehr und komplizierte Gesetze und Vorschriften erlässt, und eine Rechtsprechung, die Projektgegnern aller Art ermöglicht, Entscheidungen mit immer wieder neuen Einsprüchen schier endlos hinauszuzögern. Aber auch die Verwaltung selbst glänzt nicht gerade mit „Kundenorientierung“ und hat die Potenziale der Digitalisierung, Prozesse schneller, einfacher und billiger zu machen, nicht genutzt. Dass z.B. BAföG-Anträge zwar online eingereicht, aber dann im Amt ausgedruckt werden müssen, gleicht einem Schildbürgerstreich. 

Deutscher Datenschutz lähmt

Ich selbst habe die meisten Kontakte mit deutschen Behörden wegen eines Hauses, das ich in Deutschland besitze und in dem jetzt ukrainische Flüchtlinge wohnen. Dafür musste ich dieses Jahr die Formulare zur Grundsteuerreform ausfüllen. Es fällt auf, dass der Staat eigentlich alle Daten schon besitzt, die er mit dem Formular von mir erheben will, aber anscheinend nicht in der Lage ist, auf diese zuzugreifen. Wahrscheinlich ist es der Datenschutz, der verhindert, dass der Staat weiß, was er schon wusste. Aber die Frage will gestattet sein: Braucht man wirklich alle diese Daten für eine gerechte Bemessungsgrundlage? 

Den ukrainischen Flüchtlingen helfe ich aus der Ferne mit ihren Behördenkontakten. Eine Kommunikation mit den Behörden per E-Mail, zumindest über datenschutztechnisch nicht relevante Vorgänge, wäre ein Quantensprung, sind aber nicht möglich, denn alles ist anscheinend datenschutzrelevant. Deutschland, das Land der Faxmaschinen, die man in großen Teilen der Welt gar nicht mehr kaufen kann. Die Briefe, die man heute ja eigentlich automatisch ins Ukrainische übersetzen könnte, sind in einem Amtsdeutsch gehalten, das wahrscheinlich juristisch einwandfrei ist, aber sich auch einem Abiturienten nur schwer erschließt. Beim Ausfüllen der langen Formulare denke ich an Reinhard Mey, der den Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars besang. 

Wenn man sich aber durch den Formulardschungel gearbeitet hat, funktioniert die finanzielle Unterstützung gut. „Meine“ ukrainische Bedarfsgemeinschaft bekam knapp 2000 Euro monatlich überwiesen. Dann konnte ich dem Familienvater einen Arbeitsplatz mit einem Bruttogehalt von über 3000 Euro vermitteln. Jetzt bekommt er gut 2000 Euro monatlich. Er dachte erst, da wäre was mit seiner Gehaltsabrechnung nicht in Ordnung. Lohnt sich Arbeit noch? 

Aber nach nunmehr eineinhalb Jahren warten die Ukrainer immer noch auf ihren Deutschkurs. Obwohl sie erklärtermaßen kein Wort Deutsch sprachen als sie nach Deutschland kamen, mussten sie sich erstmal für einen Einstufungstest anmelden, schon dafür gab es monatelange Wartezeiten. Dann stellte man amtlich fest, dass sie wirklich kein Wort Deutsch sprachen, aber nun gibt es keine Kurse, denn die dürfen nur von ausgebildeten Deutschlehrern gehalten werden. Und die sind knapp. Es wäre ja fatal, wenn eine volontierende Aushilfskraft den Konjunktiv im Futur 2 falsch konjugieren würde. Dann lieber gar kein Deutsch.

Kapazitätsgrenzen in der Flüchtlingspolitik sind erreicht

Bei einem Spaziergang durch meine kleine Heimatstadt fallen mir die inzwischen vielen Flüchtlinge auf, die sich an den Straßenecken langweilen und entweder nicht arbeiten dürfen oder können. Um hierher zu kommen, mussten viele von ihnen einen Triathlon aus durch die Wüste laufen, durchs Mittelmeer schwimmen und nach Deutschland fahren bestehen. Das erklärt, warum so viele junge Männer dabei sind. Frauen mit Kindern oder Kranke und Alte würden das gar nicht schaffen. Die können dann auch keinen Asylantrag stellen. Das scheint mir kein gerechter Selektionsprozess zu sein. 

36 Prozent aller Flüchtlinge, die in die EU kommen, landen letztlich in Deutschland. Etwa 50 Prozent davon bekommen Asyl, die anderen bleiben aber meist auch, denn Rückführungen dieser Größenordnung sind kaum möglich. Wir brauchen ja Leute für den Arbeitsmarkt, heißt es. Aber ob der „Rest“ die Qualifikationen besitzt, die wir brauchen, z.B. für den IT-Sektor oder auch nur die Werte, die wir teilen, scheint fraglich. Wäre ich eine qualifizierte Arbeitskraft mit hohen Ambitionen würde ich wohl lieber in die USA gehen. Bin ich dagegen mittel- und arbeitslos erscheint die Aussicht auf Bürgergeld, das um ein Mehrfaches höher ist als das Durchschnittsgehalt in meinem Heimatland, wie ein Magnet, der mich nach Deutschland zieht.   

Zumindest in meiner Stadt sind nun aber die Kapazitätsgrenzen erreicht und es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch zig Millionen Flüchtlinge kommen wollen. Wenn wir die breite Akzeptanz der Bevölkerung für Flüchtlinge behalten und das Erstarken von Populisten, die aus der Situation Kapital schlagen, eindämmen wollen, muss sich spürbar etwas ändern. Andere Länder, z.B. im liberalen Skandinavien, haben das erkannt.

„Früher war mehr Lametta“

Während ich diese Zeilen schreibe, geht die Leichtathletik-WM in Budapest zu Ende. Die deutschen Athleten haben ihr Bestes gegeben, dafür verdienen sie Anerkennung. Aber Deutschland ist Historisches gelungen: Wir haben nicht eine einzige Medaille gewonnen. Wir gehören nicht mehr zur Weltspitze. Weil wir es nicht mehr können oder weil wir es nicht mehr wollen? Der Deutsche-Fußball-Bund schafft gerade in der F-und G-Jugend das Gewinnen und Verlieren ab, es gibt zukünftig keine Tabellen mehr, keinen Meister – „um den Leistungsdruck zu minimieren“. Ist Sport nicht auch dafür gut, genau damit umgehen zu lernen

Nein, beim Sackhüpfen auf deutschen Kindergeburtstagen sind jetzt alle Sieger und „wer heute in der Schule falsch rechnet, rechnet ja nicht falsch“, höre ich Dieter Nuhr spotten, „er rechnet nur anders“. Selbst an deutschen Universitäten, der Spitze unserer Bildungspyramide, an denen es einen Exzellenzwettbewerb geben soll, der wiederum sicherstellen soll, dass Deutschland den Anschluss an die Spitzenforschung hält, ist Exzellenz nicht unumstritten. Es schade den nicht so Exzellenten, wird von Gegnern befürchtet. Also lieber Durchschnitt als Durchbruch in der Forschung? Lieber Mediocracy als Meritocracy in der deutschen Gesellschaft? 

Dank Namen wie Beethoven, Benz, Born, Böll, Beuys und Beckenbauer hat sich Deutschland Respekt in der Welt verschafft, wenn auch keine Liebe. Aber die Welt dreht sich weiter. Noch haben wir den Ballermann, doch die Movers und Shakers dieser Welt kommen heute selten aus Deutschland.

Wir fliegen nachhause. Es war wieder schön in Deutschland, aber es bleibt das Gefühl: „Früher war mehr Lametta“. Ein Land im Niedergang? Dann passiert es, Deutschland ist Weltmeister im Basketball geworden. Vielleicht geht ja noch was. 

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wenn ich das Wort "Heimat" nur höre.
Es gibt sie realiter nicht mehr für mich.
Gott-sei-Dank habe ich noch eine geistige Heimat, die mir n i e m a n d nehmen kann!

Merkel hat das trojanische Pferd ins Land gezogen und nun entfaltet sich die verhärende Macht des Inneren.

Sogar schon vor 30 Jahren haben namhafte Leute davor gewarnt die Migration ungezügelt sich entfalten zu lassen.
Nun rächt sich, dass Unterstützungsleistungen bedingungslos gezahlt werden und nicht von erfolgreich besuchten Integrationskursen abhängig sind.
Bis heute gibt es das noch nicht.

Früher wurden Länder mit Waffen erobert, heute von innenheraus durch gesellschaftliche Zerstörung erobert.

Albert Schultheis | Mi., 25. Oktober 2023 - 10:41

"Ich halte Deutschland für ein relativ gut verwaltetes Land, in dem Sinne, dass bestehende Gesetze und Vorschriften auch eingehalten werden. Aber vielleicht ist genau das das Problem." - Genau, wenn man aus Sao Paulo kommt, ... Keine Sorge, alles im RotGrünen Bereich, Herr Tarnow, es wird schon noch mit der deutsch-penetranten Einhaltung von kleinkarierten Vorschriften! Vielleicht nicht so sehr Sao Paulo, dafür mehr Kalkutta, oder sagen wir, um genauer zu sein: Beirut. Es gibt übrigens wieder sowas wie Judenverfolgung in Deutschland, wenn auch noch keine Pogrome. Diesmal sind die Nazis RotGrün-lackiert und sie grölen mit den Nazis von der Hamas. Keiner da, der sich vor die Juden stellt wie '38. Aber demnächst sind wir dran, die penetrant odnungsliebenden Bürger und fleißigen Arbeiter, Herr Tarnow. Aber dann wird kein Jude mehr da sein, der sich vor uns stellt.

Naumanna | Mi., 25. Oktober 2023 - 11:03

Ein erfrischender Artikel. Allerdings möchte ich meinem Ärger darüber Ausdruck verleihen, dass der Autor meint, das Klientel, "das Theater und Opern besucht könne sich die Eintrittskarten auch ohne Subventionen leisten". Noch zynischer und unverschämter geht es kaum noch. Dem möchte ich hier vehement widersprechen. Das KLientel, das Opern und Theater besucht, sind Menschen, die sich eben KEINE 200 € pro Eintrittskarte leisten können - der Autor hat offensichtlich NULL Ahnung davon, was die Produktion einer Theater oder Opernaufführung kostet. Wir können in Deutschland stolz darauf sein, dass wir tragfähigste Kulturlandschaft der Welt haben. Jugendliche bekommen jetzt sogar Gratiskarten für Theater usw - bis zu einem gewissen Jahreslimit. WUNDERBAR!
Das öfffentlich rechtliche Fernsehen findet der Autor gut - in Wahrheit ist es eine Katastrophe. Ein Selbstbedienungsladen für die Nichtskönner, die es produzieren. Niemand schaut sich das mehr an, aber alle müssen die Zwangsgebühren zahlen.

klingt russisch, Ihr Name, oder sind Sie ein Herr, dann Pardon, werter Herr Naumanna.
Ja, ich mag es, wenn man weiß oder erkennt, dass man es (noch) mit einer Frau oder einem Mann zu tun hat -denn für Aliens, Chimären und Trans*en verfüge ich nicht über die angemessenen gesellschaftlichen Umgangsformen, weder der Sprache noch der Haltung.
Verzeihen Sie mir, aber ich wage, Ihnen mit aller Vehemenz zu widersprechen: Nein! Kultur muss natürlich nicht subventioniert werden! Und sie sollte es auch nicht. Ich sage das als langjähriger Vorsitzender eines kleinen, ehemals feinen Kleinkunsttheaters. Denn da wo sie subventioniert wird, ist sie blutleer, anbiedernd, schulmeisterlich, pseudo-rebellisch, oder eben staatstragendes leeres Stroh. Ich will nicht wissen, was Sie mit Ihrer subventionierten Theaterkarte im Wert von 200 € alles mitfinanzieren - außer der Hamas. Ein nicht-subventioniertes Theater wird sich notgedrungen auf das konzentrieren, was Eigentlich ist - oder eben verschwinden.

Christa Wallau | Mi., 25. Oktober 2023 - 11:28

ist traurige Realitätim heutigen Deutschland.

J e d e r , der Augen im Kopf und noch den Rest eines gesunden Menschenverstandes hat, kann das sehen und erkennen.
Herr Sarrazin hat es schon 2010 auf die Kurzfassung gebracht:
DEUTSCHLAND SCHAFFT SICH AB .

Und natürlich dreht sich die Welt weiter ...
Die hat sich auch nach dem Untergang des römischen Reiches weitergedreht.
Für Hochkultur und sichere Staats- und Rechtsstrukturen war da in vielen Regionen der alten Welt aber erst mal Schluß mit lustig.

Markus Michaelis | Mi., 25. Oktober 2023 - 11:28

Was ich anders sehe, ist die Sache mit dem Leuchtturm: ich finde auch direkt unter und im Leuchtturm sieht man die Dinge ziemlich gut. Mir ist das Land, wie es denkt, redet und handelt, auch in einigem fremd geworden - mitten im Leuchtturm drin.

hermann klein | Mi., 25. Oktober 2023 - 12:11

„Wohin bloß steuert die Bundesrepublik“, die Endlösung der Frage rückt immer näher.
Wer wissen will wie Deutschland in zwanzig Jahren aussieht, braucht sich nur Spielplätze und Schulhöfe anschauen. Die Warnungen wurden von allen Multi- Kulti- Fanatiker als Horrorszenario abgetan.
Demographisch gehört die Zukunft einer extrem wachsenden Unterschicht mangelhaft integrierter Asylsuchender, verursacht durch den Lobbydruck des organisierten Gutmenschentums mit dem bekannten nationalen Selbsthass.
Angelockt von der Aussicht aufsteigendes Ersatzeinkommen, durch gigantische Sozialleistungen fühlen sich die auf dem Arbeitsmarkt überforderten Asylanten zur Fortpflanzung ermuntert - die eigenen Kinder sind ihr größtes Vermögen.
Kanada u. Australen haben es vorgemacht was Integrationspolitik bedeutetet. Dort angekommen empfangt man nicht den Migranten mit Integrationshelfer.
Hier wird an den Grenzen ihre Leistungsfähigkeit genau überprüft.

Walter Bühler | Mi., 25. Oktober 2023 - 12:14

.. werden den sehr schön geschriebenen Artikel sofort nachvollziehen können.

Die wahrhaft akrobatische Selbstfesselung unserer staatlichen Organe und unserer wissenschaftlichen Institutionen ist vermutlich weltweite Spitze.

Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Selbstfesselung jenes dolce far niente produziert, das heute die Arbeit im ÖD so attraktiv macht und unter der Herrschaft der inkompetenten Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre zur wahren Perfektion gebracht worden ist.

Der deutsche ideologieselige Provinzialismus, der auch die Universitäten fest im Griff hat, ist naturgemäß leistungsfeindlich und somit auch logischerweise wissenschaftsfeindlich, wenigstens was die echten Wissenschaften angeht. Das Herr von modischen Pseudo-Wissenschaften wie z. B. die "Gender-Wissenschaft" gaukelt einen Betrieb im vollkommen sinnfreien Leerlauf vor.

Ja, das haben wir aus unserem Land gemacht.

... wunderbar auf den Punkt gebracht! Ich kann Ihrem Kommentar absolut beipflichten. Es macht einen ratlos, wie ein Land, das vor noch gar nicht allzu langer Zeit technische Spitzenleistungen erzielt hat, und in der weiter zurückliegenden Vergangenheit auch eine künstlerische Hochkultur hatte, sich an allen Fronten dermaßen runterwirtschaftet. Das versetzt auch ausländische Reisende, die noch das alte Bild von Dtschl vor Augen haben, in Erstaunen.

Frank Klaus | Mi., 25. Oktober 2023 - 12:15

"Natürlich sind Gleichstellung und Diversität alternativlos und frauenfeindliche, rassistische oder homophobe Einstellungen inakzeptabel."

Bei diesem Satz wurde ich stutzig, hielt ihm aber noch eine gewisse Ironie zugute.

"Auf der anderen Seite ist es beschämend zu sehen, wie viele der sich nicht mehr ausreichend repräsentiert fühlenden Bürger, vor allem im Osten des Landes, sich von populistischen Parteien am rechten und am linken Rand in Propagandablasen fangen lassen."

Nach diesem Satz bin ich dann allerdings aus der Lektüre ausgestiegen. Schade, denn bis dahin enthielt der Artikel treffende Beobachtungen. Aber der Autor schaut wohl doch zu viel ÖRR, wenn er im Ausland ist.
Zur Ihrer Aufklärung, Herr Tarnow: Der ÖRR betreibt mittlerweile weitgehend faktenbefreite Dauerpropaganda bis hin zu Hass und Hetze, und die Parteien zwischen den "populistischen Rändern" sind nicht einmal im Ansatz gewillt, die Probleme überhaupt zu erkennen.

Hans-Hasso Stamer | Mi., 25. Oktober 2023 - 12:36

... was Sie hier vorgefunden haben, ist das westlichste Land des Nahen Ostens nach Übernahme durch die DDR.

In der DDR spotteten wir, was passiert, wenn die Mauer aufgeht? Der letzte macht das Licht aus. Er hieß allerdings nicht Honecker, sondern Habeck.

Deutschland hat einfach kein Glück mit Politikern mit Anfangsbuchstaben "H.". Das war schon vor 90 Jahren so.

Im Moment vergisst eine ganze Generation, was die Grundlage von Erfolg und Wohlstand ist. Schon die DDR ist daran gescheitert, dass sie die innovativen Triebkräfte der Gesellschaft lahmgelegt hat. Aber jetzt ist nicht mehr nur die DDR, sondern ganz Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig. Die Regierung schüttet die Defizite mit Subventionen zu. Aber Subventionen sind Schulden und damit ungedeckte Schecks auf die Zukunft. Aber was solls, chillt mal, feixen die Jungen.

Deshalb haben wir 170 Genderprofessoren, die mit Faxgeräten kommunizieren und unter deren Schreibtischen die Ratten wuseln.

Romuald Veselic | Mi., 25. Oktober 2023 - 13:00

Welt erklären will, mit seinem ständig "progressiven" Zeichensetzen - Richtung Untergang, als Klimaretter.
Die Deutschen haben niemals jemanden befreit. Sie können nur trennen: Gut vs Böse. Selektion Rampe vs Mülltrennung. AKW vs Windräder. Vegetarianer vs Steakfresser. A-Sexuell vs Sexist. D ist "Leprakolonie" geworden.

Z Ich möchte weder als nörgelnder Baby-Boomer wahrgenommen werden. Wieso nicht? Seit wann soll jemand nach Geburtsdatum beurteilt werden?
Freundlichkeit generiert Freundlichkeit, denke ich mir. Falsch: Es gibt Kulturen die Freundlichkeit als Schwäche definieren.
Wer mit dem Auto zum Einkaufen fährt und ein Schnitzel kauft und womöglich auch Bedenken gegen die Migrationspolitik äußert, gilt als rechtsextrem und soll sich schämen. Ich nicht. Ich werde mir niemals schämen.
Die frigiden Anti-CO2-Quotenfrauen o phallische Lastenfahrrad-Kumpane aus Bob's Wärmepumpenecke, werden nie über meine Lebensart entscheiden. Es geht sie nichts an, wie "falsch" ich lebe, rede o denke

Henri Lassalle | Mi., 25. Oktober 2023 - 15:10

den vielfältigen, neuartigen Problemstellungen überfordert. Zu lange hat man sich auf einer Insel der Seligen geglaubt; Ex-Kanzlerin Merkel hat dieses Gefühl verstärken lassen, ohne die kommenden Probleme zu antizipieren. So schwafelte sie damals von einer Zusammenarbeit mit "Gücksforschern", um die Deutschen noch glücklicher zu machen, während sich in Syrien und anderswo katastrophale Wanderbewegungen vorbereiteten. Das ist ein typisches Beispiel.

Was die Digitalisierung der Verwaltungen angeht: Manches klappt, anderes ist und bleibt wahrscheinlich noch lange hoffnungslos veraltet. Die Verwaltungen sind gewohnt komplex, kompliziert und sehr zähflüssig. Und die Menschen kommen nicht immer mit: Man stellt ihnen moderne digitale Mittel zur Verfügung, aber sie haben nicht gelernt, wie man sie effizient einsetzt. Ich sehe trotz allem nicht schwarz für Deutschland - was hat das Land nicht alles überlebt ! Aber es wird für alle unbequeme Veränderungen geben, das wird unvermeidlich sein.

Heidemarie Heim | Mi., 25. Oktober 2023 - 16:04

Früher fiel mir das über sich selbst lachen deutlich schwerer geehrter Herr Tarnow! Diesbezügliche Defizite wurden besonders durch die auch bei Ihnen hier aufblitzende, durch Humor unterlegte Beobachtungsgabe, ähnlich der meines von mir heiß geliebten Loriots längstens beseitigt;). Ähnliche "Selbstreflektionen" humoristischer Art fand ich auch in Büchern und Geschichten des jüdischen Autoren Ephraim Kishon, welcher heutzutage wie Loriot wahrscheinlich der cancel-Leidenschaft, bzw. des Antisemitismus bezichtigt zum Opfer fallen würde. Mea culpa, hiermit erstatte ich Selbstanzeige wegen vielfachen unerlaubten Lachens! Obendrauf kommen die Schmunzler beim Lesen Ihres Beitrags werter Herr Tarnow! You made my day!😍

Ronald Lehmann | Mi., 25. Oktober 2023 - 16:14

& JA, Deutschland & fmp. nicht nur D., sondern auch OT, FR & IT gehen den Weg in die Bedeutungslosigkeit wie es einstmals mit großen Reichen geschah

Was mich mehr als traurig macht, ist folgende Tatsache:

Eine kleine Minderheits-Terroristen-Partei, die kriminell unter den Deckmantel der Demokratie, der Moral, des Glaubens & vorgegaukelter Werte wie das Wohl von Tier, Pflanze & Natur

innerhalb kürzester Zeit eine Vernichtungs-Cleaner in Gang gesetzt wurde,
die ihresgleichen in den zukünftlichen Auswirkungen sucht!

& ALLE haben 🙈🙉🙊 oder wie Merkel Öl ins 🔥
oder Tatkräftig unterschützt😠

ARD/ZDF & ihre Landesrundfunkanstalten
=> welche fmp. die Hauptschuldigen😈 für diese Entwicklung sind!

BVerfG => H. Harbarth/Maaßen wegen Aufrecht-Haltung medial hingerichtet/entsorgt
BGH => Geiß/Hirsch/Tolksdorf/Fr. Limberg
CDU => Altmaier/Laschet/Schäuple/Karrenbauer/v d Leyen/Spahn/Merz
CSU => Seehofer/Söder
FDP => Frau Teuteberg/Lindner
SPD => Maas/Gabriel/Scholz/Faeser
&&& abertausende Lakaien

Dr. Rolf Lindner | Mi., 25. Oktober 2023 - 17:32

Wird Deutschland ein verfluchter Ort?

Was ist mit Deutschland nur geschehen,
dass rotrotgrüne Wahnideen
herrschen im gesamten Land,
statt gesunder Menschenverstand.
Setzt die Entwicklung sich so fort,
wird Deutschland ein verfluchter Ort.

Die heute sitzen noch ganz oben,
wie Geisteskranke sie jetzt toben,
sie können es niemals verstehen,
wenn immer mehr die Wahrheit sehen,
dass Rotgrüne ins Chaos führen,
solange die das Land regieren.

Lasst euch nicht mehr betören
von denen, die das Land zerstören.
Denkt daran, die ihr jetzt schweigt,
dass eure Zukunft ihr vergeigt,
denkt auch, die ihr noch Kinder habt,
ihr deren Zukunft mitbegrabt.

Je mehr die Rotrotgrünen hetzen,
sollten sich zusammensetzen,
die sich nicht mehr verblöden lassen
von denen, die die Freiheit hassen,
steht auf, denn sonst ist abgebrannt
das einst fast freie Vaterland.

Dr. Herbert Schultz-Gora | Mi., 25. Oktober 2023 - 20:02

..."ent-wickelt" sich in einem sich selbst steuernden Prozeß, der keiner Systematik folgt und dem keine Hierarchie innewohnt.
Schmunzeln mußte ich schon zu Beginn des Artikels, als der Autor seine Reise-Erfahrungen mit Flugzeug und Bahn schilderte...
Habe leicht reden, weil ich schon "ewig" nicht mehr geflogen bin... und auch die Bahn benutze ich schon lange nicht mehr.
Mir ist das "Zeug" zu "überdreht"... schon der Erwerb einer "Fahrkarte" bzw. eines Tickets macht keine Freude... d.h. wenn man gerne "spontan" reist statt "lange vorausgeplant", verderben einem die gestaffelten Preise das Vergnügen.

Also ich benutze für längere Strecken mein Auto und für mittlere auch mal das Motorrad und Kurzstrecke geht mit Fahrrad bzw. Ebike.

Noch ein Gedanke zu diesem gut geschriebenen Artikel: Viele Menschen und Gesellschaften verfolgen als Ziel, daß es ihnen "gut geht".
Den Deutschen geht es schon lange gut... ggf. auch ZU GUT...!
Das konnte ein Grund sein für den vom Autor beschriebenen Zustand.

Bernd Windisch | Do., 26. Oktober 2023 - 00:26

Bei einem Spaziergang durch meine kleine Heimatstadt fallen mir die inzwischen vielen Flüchtlinge auf, die sich an den Straßenecken langweilen und entweder nicht arbeiten dürfen oder können.

Fast zwei Drittel aller erwerbsfähigen Syrer in Deutschland lebt ganz oder teilweise von Hartz IV. Mich deucht die wollen nicht arbeiten.

Im übrigen komme ich gerade von einer kleineren Deutschlandreise zurück. Das Land ist wunderschön und bevölkert mit wunderbaren Menschen. Wir haben es richtig gut. Das sollte bei der täglichen Jammerei über die Ampel nicht vergessen werden.

Ernst-Günther Konrad | Do., 26. Oktober 2023 - 09:01

Ihr Beispiel mit der Titanic trifft es ganz gut. Vor allem aber, das selbst ein "Reisender", inzwischen den gleichen Eindruck hat, wie wir "sesshaften Deutschen", ist Beleg für mich dafür, dass wir nicht nur kleinlich kritisieren, sondern durchaus auf dem richtigen Weg sind. Während man tagtäglich den politischen Wahnsinn erleben muss, könne Sie Herr Tarnow durchaus humorvoll und mit dem nötigen Abstand dieses Land beschrieben. Wenn ich ihre Geschichte richtig deute, kommt ihnen ihre Heimat zunehmend als fremd vor und auch da sind sie nicht allein. Auch wird der nicht dauerhaft hier lebende ein ums andere Mal mit dem Kopf schütteln, wenn er miterleben muss, wie sich dieses Land "transformiert". Und noch immer machen zu viele Bürger das mit.

Chris Groll | Do., 26. Oktober 2023 - 09:45

In dieser "fremdgewordenen Heimat" werden mittlerweile Wohnungen und Häuser beschlagnahmt (Nachroth-Wiblingwerde). Senioren werden aus Altenheimen geworfen, Menschen mit geringem Einkommen müssen aus Sozialwohnungen ausziehen.
Das alles nur, damit die neuen Eroberer genug Raum und Platz haben, um sich weiter auszubreiten. Und es kommen täglich tausende neue hinzu. Es bleibt dann abzuwarten, wann jeder Bürger Einquartierungen bekommt.
allahu akbar – Allah ist groß
und hilft bestimmt

Osvaldo | Do., 26. Oktober 2023 - 12:31

treffend, humorvoll, gut beobachtet. Ein Lesegenuss. Danke dafür.