Demonstrant mit Megafon während einer linken Demo in den USA / dpa

Empörungskultur - „Dummheit ist eine Entscheidung“

In einer Mediendemokratie setzen sich zumeist die empörten Schreihälse durch. Im Interview empfiehlt die Autorin Sineb El Masrar weniger diskursive Lautstärke – und auch Extremisten richtig zuzuhören.

Autoreninfo

Christine Zinner studierte Sozialwissenschaften und Literaturwissenschaft und ist freie Journalistin.

So erreichen Sie Christine Zinner:

Sineb El Masrar ist Autorin und Moderatorin. Zu ihren Schwerpunkten gehören die Themen Radikalisierung, Medien, Migration und Antisemitismus. Vor einigen Tagen ist ihr neues Buch „Heult leise, Habibis! Wie Ignoranz und Dauerempörung unsere Gesellschaft spalten“ erschienen. Darin unterscheidet sie die sogenannten vernünftigen Stillen von den lauten Polarisierern.

Frau El Masrar, in Ihrer Hoffnung auf eine weniger gespaltete Gesellschaft setzen Sie auf die „vernünftigen Stillen“. Was zeichnet diese Gruppe aus?

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Urban Will | Mi., 3. April 2024 - 08:40

einseitig, wenn sie bei der Aufzählung der Gruppen, die „nie verschleiert haben, um was es ihnen geht“ vergisst, die Linksextremen mit zu benennen.
Trotzdem trifft sie mit diesem Satz den Kern der Sache. Sie redet von den Nazis, deren eigentliches „Programm“ Hitler in „Mein Kampf“ ausführlich formulierte und später dann brutalst umzusetzen versuchte.
Indirekt kommt sie damit – in Bezug auf die Tatsache, dass die LinksGrünen nicht müde werden, die Blauen mit den Braunen gleichzusetzen – auf ihren weiter oben sehr treffend formulierten Satz: „Dummheit definiert sich vor allem durch das wohlwissentliche Ignorieren von Fakten und Tatsachen.“ zurück, denn nichts anderes erleben wir seit Jahren in diesem Lande in Richtung „Rechts“.
Ich denke, es wird nicht gelingen, die Marktschreier zu etwas mehr Ruhe zu bewegen. Umgekehrt müssen wohl die Ruhigeren etwas lauter werden.
Ich bin mir sicher: Viele folgen dem Mainstream aus Feigheit, aber mit geballter Faust in der Tasche.

Ich bin auch der Meinung, dass die bisher schweigende Mehrheit aus ihrer Passivität und Duldung heraus mehr in eine aktivere und gestaltendere, aber auch deutliche Grenzen setzende Haltung kommen muss. Eben weil die Lauten auf einer ganz unmittelbaren und nicht intellektuellen Ebene mehr Energie mobilisieren und sich allein dadurch auf einer Konkurrenzebene durchsetzen werden, wenn es da keinen spürbaren Gegenpol abweichender und begrenzender anderer Meinungen gibt. Und das nutzen die Lauten aus, um ihre eigene Weltsicht relativ plump durchzusetzen. Dabei bin ich auch der Meinung, dass aber genau dieses ignorante und "dumme" sich Durchsetzen gerade von der aktuellen links-grünen Szene ziemlich exzessiv und gleichzeitig blind für den eigenen Balken im Auge betrieben wird. Eben indem eine völlig einseitige Politik autoritär von oben durch gedrückt wird ohne dafür offen zu sein, ob diese Politik von der schweigenden Mehrheit überhaupt gewollt wird oder mit der Realität vereinbar ist.

Jens Böhme | Mi., 3. April 2024 - 09:19

Die Kultur läuft ganz woanders lang. Eine Meinung äußern, ist eine Meinung über eine Sache. Heutige Diskussion beginnt mit dem Angriff auf die meinende Person und den infantilen Verriss seiner Meinung (Kontaktschuld, weil mal irgendwo mit wem gesehen; "Sie haben keine Ahnung", "Sie spinnen", "Sie wollen doch nicht erzählen, dass..." usw.). Das setzt voraus, dass man gegenläufige Meinungen als die eigene gar nicht mehr an sich heranlässt. Das hat weder was mit still oder laut zu tun. Man sieht sich selbst unfehlbar und müsse die Welt vor Dummheit oder Ignoranz retten. Ich sage, der Krieg in der Ukraine darf nicht mit einem Sieg des Aggressors enden. Andere möchten, dass die Ukraine in Friedensverhandlungen teilkapituliert. Deshalb teere und federe ich solche Meinung aber nicht. Entscheiden tut eh die Ukraine und nicht die friedensbeseelte Welt außerhalb der Ukraine, die nicht täglich unter Beschuss liegt. Ebenso müssen die Palästinenser entscheiden, ob Israelhass den Frieden bringt.

Volker Naumann | Mi., 3. April 2024 - 09:51

Wo kommt nur der ganze Dung her, auf dem solche Pflanzen wachsen?

Es soll angeblich einen altgriechischen Helden gegeben haben, der in seiner 5. Aufgabe ein ähnlich gelagertes Problem gelöst hat.

Ich weiss es nicht, wir sind aber eher hoffnungslos verloren, befürchte ich.

MfG

H. Stellbrink | Mi., 3. April 2024 - 11:18

Ist das nicht ein bisschen simpel gedacht? Persönliche Kränkung als Ursache des Glaubens an "Verschwörungstheorien" und rechte Enstellung? Diese "persönliche Kränkung" ist in vielen Fällen die Folge von Beschimpfungen, Marginalisierung, Stigmatisierung und Redeverboten. Und die Verschwörungstheorien von heute sind häufig die Wahrheiten von morgen, wie aktuell bei Corona.
Nein, die Gegner der Regierungspolitik brauchen keine Psychotherapie oder Sozialarbeit, sie brauchen eine bessere Politik und den Verzicht auf die aktiv betriebene Spaltung und Ausgrenzung durch die politische Linke, die Angst um ihre gesellschaftliche Dominanz hat.

Jens | Mi., 3. April 2024 - 14:23

Antwort auf von H. Stellbrink

Ich glaube, diese bessere Politik wird aber leider einfach nicht kommen ohne dass diese sehr aktiv eingefordert und mitgestaltet wird. Das ist glaube ich die Schwelle, an der die schweigende Mehrheit bisher passiv steht und sich nicht traut, diese zu überschreiten. Und da ist jeder einzelne auf sich selbst zurück geworfen und muss schauen, warum er da zögert und passiv bleibt. Oft sind das tatsächlich tiefer liegende eigene Gefühle von Kränkung und Ohnmacht, die zu passiven Überzeugungen wie "Die da oben müssen es richten" führen. Wir leben nur leider in einer Zeit, in der genau das nicht mehr funktioniert, weil das politische Personal dazu selbst nicht mehr in der Lage ist. Und dieses Dilemma lässt sich nur durch Selbstermächtigung und das heraus Wachsen aus den eigenen Ohnmachtsgefühlen lösen. Das ist aber unangenehm, weil man sich dafür seinem eigenen verdrängten und verleugneten "Schatten" (von eigener Kränkung und Ohnmacht) stellen muss. Genau das ist aber die einzige Lösung.

Rainer Mrochen | Mi., 3. April 2024 - 11:54

Soviel Oberflächlichkeit ( bekannte Plattitüden) gibt es zu hauf. Ok, Buchbewerbung gehört zum Geschäft. Ein literarisches Quartett käme sicherlich zu der Erkenntnis: Gehört zu den 98% Ausschuss auf dem Büchermarkt.
An den Schlagworten Verschwörungstheorie, Diskussionskultur, gesellschaftliche Spaltung, Fakten, Tatsachen ist doch weniger die grosse Gemeinschaft in die Verantwortung zu nehmen, als vielmehr eine oktroyierende Kleinsttruppe die die Diskurshoheit für sich beansprucht. Ein Bsp. für wenig Durchdachtes: "Sie organisieren sich dann vielleicht oder schließen sich Ideologien an, die letztendlich Demokratien abschaffen." Das Adverb >vielleicht< stellt hier lediglich eine Behauptung dar. Tatsache ist jedoch das Ideologie, im Kontext heutigen, politischen Geschehens, die Ideologen eben jener Kleinsttruppe entspringen die die Demokratie aushölt. Einen kontrollierenden Obrigkeitsstaat wird sich übergrosse Masse der "vernünftigen Stillen" nicht wünschen. Spaltung? Wo verläuft die?

Gerhard Lenz | Mi., 3. April 2024 - 14:53

werden, die Leisen etwas lauter, und schon ist die politische oder gesellschaftliche Auseinandersetzung ein wenig disziplinierter. So einfach ist das?
Mein Tipp an Frau El Masrar: Bleiben Sie eine Zeit in diesem Forum, und Sie werden lernen, wie nützlich oder naiv Ihre Ratschläge sind!
Sicher ist Ihre Analyse richtig: Es gibt auch hier genug Menschen, denen es materiell wahrscheinlich nicht schlecht geht (z.B. ehemalige Beamte im Höheren bzw. Gehobenen Dienst), gerne von eigenen Verdiensten, gelungenen Kindern usw. berichten, aber vor Frust kaum ruhig sitzen können. Woran liegt es? Wieso leben die Einen trotz zweifelfrei vorhandener Mängel (die es auch anderswo gibt) gerne in diesem Land, wieso taumeln die andere als ständige Opfer durchs Leben, und verehren auch noch einen Kriegsverbrecher wie Putin? Um dann in Foren wie diesem Ihren Frust in die Welt hinauszubrüllen, wobei sie von anderen - ebenfalls Frustrierten (?) auch noch bestätigt werden?
Zuhören als Mittel gegen Projektion?

das ist alles untersucht worden. Es sind Verhaltensmerkmale des Kleinbürgertums (der Angestellten der unteren und mittleren Ebene).

Das meine ich gar nicht polemisch- sprengt aber an dieser Stelle den Rahmen.

Gerhard Weißenberger | Mi., 3. April 2024 - 15:16

Der Titel biedert sich bei der Jugend an (Habibi ist Jugendjargon), die Thematik erstreckt sich aber über die gesellschaftliche Spaltung.
Die verwendeten Begriffe sind der Verfasserin nicht ganz klar.
Dummheit als ideologiegesteuertes Nichtwissen wollen oder aus Ignoranz sind zwei Paar Schuhe. Der Begriff Subversion scheint ihr fremd zu sein, obwohl gerade diese hinter dem Auftreten der Lautstarken steckt.
Versammlungen zu sprengen, auf die Pulte zu steigen und alle niederzubrüllen, war schon die Methode der 68er, die den Systemwechsel wollten.
Auch der Unterschied zwischen politisch extrem und radikal ist ihr nicht klar. Die AfD ist nicht rechtsextrem (unstürzlerisch), sonst wäre sie schon lange verboten.

Ronald Lehmann | Mi., 3. April 2024 - 17:47

Aber ich habe leider die Erfahrung selbst in der Verwandtschaft gemacht
diejenigen, die sich am wenigsten mit einen bestimmten Problem befasst haben, egal wie,

sind diejenigen, die am lautesten/intensivsten Streiten, aber ohne auf die Argumente des anderen einzugehen

hinzu, es gibt selten einfache Lösungen
aber
Dumpfbacken, Extremisten, Ereiferer
neigen immer zu

EINFACHEN PAROLEN & zum KAMPF
linke sagen dazu Klassen-Kampf

statt andere Meinungen wie bei Putin auszuhalten, OHNE dass man seine Seele verkauft, Willenlos & stromlinienförmig angepasst wird
> WO IST MEINE ROTE LINIE auf Derben & Verdeih?

hinzu erkennen diese nicht
das Gott die Welt perfekt gemacht hat & wir Menschen es sind

wie z.B. unsere extreme Vermehrung
welches nicht Herr Lenz der weiße Mann ist
sondern die Gier nach irgend etwas
nach mehr - viel mehr

also KEINE innere Zufriedenheit & Glückseligkeit

& dadurch ist das Gleichgewicht des Erden-Lebens mit all seinen Problemen für den Menschen behaftet

ABER DIESE NO LÖSUNG🙄

Brigitte Miller | Mi., 3. April 2024 - 19:06

den Linken und Linksextremen, die auch sehr deutlich machen, was sie wollen und in welche Richtung es gehen soll?
Und dass "Corona-und Coronamassnahmen", resp. das, man als Verschwörungstheorien desavouiert hat , sich jeden Tag mehr als Realität entpuppt und man eher mit den Vertretern des mainstream " nicht mehr auf der sachlichen Ebene reden und sie erreichen "konnte ist ebenfalls Fakt.

Bernhard Kaiser | Do., 4. April 2024 - 05:43

.. überflüssiger Artikel! Erstens interessiert es eh keinen, die "Lauten" werden weiterhin laut sein und die "Leisen" weiterhin leise und zweitens werden die Ursachen nicht benannt und die liegen bei der Politik und deren struktureller Gewalt (spätestens seit COVID aber auch schon vorher), die die Menschen komplett in die Enge treibt (Existenzvernichtung durch COVID-Maßnahmen und/oder durch die aktuelle desaströse Wirtschaftspolitik) oder sie massiv ausgrenzt ("Impfgegner", "Verschwörungstheoretiker", "Klimaleugner", "Nazis", ...) und sie gegeneinander aufhetzt! Unterstützt durch gleichgeschaltete, willfährige Medien! Die "Sozialen Medien" sind nur das Ventil, um den Frust abzulassen, nicht die Ursache! Sachliche, ausgewogene Diskussionen und Meinungsfreiheit sind dabei von den Herrschenden nicht erwünscht!

Brigitte Miller | Do., 4. April 2024 - 08:28

mit den Corona-Massnahmen und den heutigen Erkenntnissen noch von Verschwörungstheoretikern zu sprechen, an die man nicht "herankam" und mit denen man nicht sachlich sprechen konnte, spricht nicht für Informiertheit, sondern seinerseits für Ignoranz.