
- Wer darf überhaupt noch was?
Das allseits gefeierte Gedicht von Amanda Gorman wird zur Zeit in viele Sprachen übersetzt. Auch ins Holländische. Doch die schwarze Aktivistin Janice Deul äußerte sich empört darüber, dass eine weiße Autorin das Gedicht übertragen sollte. Grotesk.
Die Auswüchse dessen, was man „Identitätspolitik“ nennt, nehmen täglich groteskere Ausmaße an. Positiv betrachtet, mag das ein Zeichen sein, dass die Sache zu kippen beginnt. Denn auch das Unverständnis über diese Auswüchse wächst – bis hin zu Orten in der Medienlandschaft, wo einen das noch überrascht: in taz, ZEIT oder Spiegel.
Der neueste Fall betrifft die seit Joe Bidens Amtseinführung berühmte Amanda Gorman, die junge schwarze Dichterin mit dem gelben Mantel. Ihr allseits gefeiertes Gedicht wird gerade überall auf der Welt übersetzt. Auch ins Holländische. Das sollte eigentlich die 29 Jahre alte, weiße Autorin Marieke Lucas Rijneveld tun, selbst gerade Booker-Preisträgerin. Eine Entscheidung, über die Amanda Gorman sich sehr erfreut gezeigt hatte. Dann aber erschien in einer holländischen Tageszeitung ein Artikel der schwarzen Aktivistin Janice Deul, die diese Wahl skandalös fand, weil die Übersetzerin weiß sei und auch in anderen Merkmalen nicht mit Amanda Gorman übereinstimme, wie etwa der Geschlechtsidentität – Marieke Lucas Rijeneveld ist „nicht-binär“.