
- Gerechtigkeit sticht Identität
Heute wäre John Rawls 100 Jahre alt geworden. Vor Jahrzehnten hat uns der große Philosoph der Gerechtigkeit noch ganz selbstverständlich eine Fähigkeit zugetraut, die uns in identitätspolitisch zersplitterten Zeiten verloren zu gehen droht: dass wir gemeinsam unter Gleichen, von Unterschieden absehend, die Gesellschaft verbessern.
Heute wäre Rawls, der große Philosoph der Gerechtigkeit, 100 Jahre alt geworden. John Rawls, der 1921 in Baltimore geboren wurde, ist einer der wichtigsten Theoretiker politischer Gerechtigkeit im 20. Jahrhundert. Seine Frage war: Wann ist eine gesellschaftliche, eine politisch-soziale Ordnung gerecht eingerichtet? Wann sind Regeln, die in ihr gelten sollen, oder Praktiken, die in ihr herrschen, gerecht?
„Das sieht doch jeder anders!“ – war nicht seine Antwort. Rawls hat über diese Fragen eines der berühmtesten philosophischen Bücher des vergangenen Jahrhunderts geschrieben, das magischerweise ebenfalls Geburtstag hat, fünfzigjährigen, es ist 1971 erschienen: „A Theory of Justice“, „Eine Theorie der Gerechtigkeit“.