
- Die neue Lust an Verboten
Bei Grünen, neuen Linken und den Linksliberalen ist das Motto „Sex, Drugs und Rock’n’Roll“ endgültig Geschichte. Stattdessen dürsten sie nach immer mehr Reglementierungen. Der Philosoph Richard David Precht fordert nun offen das, wovor die Grünen aus Populismus zurückschrecken: mehr Verbote
„Die Weltgeschichte“, schrieb einst Hegel, „ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“. Wenn er sich da mal nicht getäuscht hat. Zumindest in Deutschland und insbesondere bei den Statthaltern von Modernität und Fortschritt kommt die Freiheit zunehmend aus der Mode. Ganz offen plädiert man für Verbote, ja für eine neue Verbotskultur. Unter dem Eindruck der Klimadebatte, von Feinstaub bis Greta, überbieten sich seit Monaten Organisation, Parteien und Vordenker in immer weitreichenderen Verbotsforderungen. Nach dem Motto: Am modernsten ist, wer noch mehr verbieten möchte: das Autofahren, das Fliegen, das Fleischessen, das Schnellfahren, das Rauchen, den Alkohol oder was auch immer.
Beinah komisch an dieser neuen Lust am Verbot ist, dass sie von einem politischen Lager ausgelebt wird, dass in der Tradition der Emanzipationsbewegungen der sechziger Jahre steht. Es sind Grüne, neue Linke und Linksliberale, die sich mit zunehmender Erregung in Verbotsorgien hineinfantasieren. Wo man einst im Namen von „Sex, Drugs und Rock’n’Roll“ mit allen Konventionen und Regeln brach und gegen die Autortäten aufstand, fiebert man geradezu dem Tag entgegen, an dem die Listen mit den neuen Verboten dem Volk verkündet werden.