Christian Lindner
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner gibt eine Pressekonferenz im Hans-Dietrich-Genscher-Haus / dpa

Die Ampelkoalition als Fortsetzung der „Neuen Mitte“ - Der neue Bluthund der SPD

In der „Neuen Mitte“ unter Schröder paarte sich ein rechter wirtschaftlicher Liberalismus mit einem linken gesellschaftspolitischen Liberalismus. Während Schröder selbst den wirtschaftsliberalen „Bluthund“ spielen musste, kann Scholz diese Aufgabe jetzt an die FDP outsourcen.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

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Mit Tony Blair und Gerhard Schröder gelang vor etwas mehr als 20 Jahren eine tiefgreifende Erneuerung der europäischen Sozialdemokratie. In Großbritannien unter dem Schlagwort „Dritter Weg“ und in Deutschland unter „Neue Mitte“ gewann sie die Wahlen deutlich.

Aber es waren nicht bloße Schlagworte, es war eine Reaktion auf einen bereits seit Jahrzehnten sich vollziehenden sozialen Strukturwandel. Immer mehr Menschen stiegen durch Bildung aus der traditionellen Arbeiterklasse in die Mittelklasse auf und veränderten dabei ihre Mentalitäten. Die Kinder emanzipierten sich kulturell Schritt für Schritt von ihren Eltern. Nicht mehr traditionelle Werte der Arbeiterklasse und die Angst vor sozialem Abstieg standen bei ihnen im Vordergrund, sondern Weltoffenheit, liberale Freiheitswerte und Motive individualistischer Selbstverwirklichung. Es entstand das, was der Soziologe Andreas Reckwitz heute die „Gesellschaft der Singularitäten“ nennt.

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Christoph Kuhlmann | So., 17. Oktober 2021 - 11:42

um jetzt schon qualifizierte Prognosen über die Politik einer Ampel-Koalition in so einer detaillierten Form machen zu können. Dass die Hartz IV Geschädigten, die versuchten sich eine ergänzende private Altersvorsorge aufzubauen die Gelackmeierten waren ist offensichtlich. Sie teilen dasselbe Schicksal wie alle Sparer. Seit die EZB die Niedrigzinspolitik oder sollte ich sagen 0-Zinspolitik im Interesse überschuldeter Staatshaushalte fährt. Auf der anderen Seite profitieren die Aktionäre und insbesondere Spekulanten von diesem Kurs. Nur, diese Kritik hören wir jetzt seit Jahrzehnten. Insofern sehe ich jetzt keinen Grund für eine besondere Kritik an einer Ampel-Koalition. Olaf Scholz sozialpolitische Pflöcke eingeschlagen und ist bisher nicht davon abgewichen. Dass im wesentlichen anonyme Marktkräfte über den Wohlstand entscheiden, das lässt sich auch in der sozialen Marktwirtschaft nur schwer ändern. Jedenfalls solange ein Land am Weltmarkt teilnimmt.

Tomas Poth | So., 17. Oktober 2021 - 11:59

Diese Betrachtung erscheint mir als eine sehr einseitige. Sie vergißt/unterschlägt, daß Schröder bei der letzten Wahl nur knapp gescheitert ist. Erst danach ist die SPD immer weiter in den Keller gerauscht. Erst danach hat sich die CDU, dann unter Merkel, nach oben stabilisiert.
Merkel surfte auf der Hartz4-Welle und ging eine erfolgreich Liaison mit den Medien ein, gab diesen durch regelmäßige Konsultationen das Gefühl mitregieren zu dürfen.
Die Medien dankten ihr dies mit konstant positiver Darstellung.
Wenn CumEx-Olaf, so er der Kanzler wird, Merkels Mediengeschick übernimmt könnte er das neue Hätschelkind der Medien werden.
Allerdings, die anstehenden Aufgaben und deren Bewältigung könnten ganz anderes zeitigen.

Petra Horn | Mo., 18. Oktober 2021 - 00:21

Antwort auf von Tomas Poth

daß Scholz bereits der Liebling der Medien ist.
Die Medien wollten die lukrative und prestigeträchtige Partnerschaft mit gegenseitiger Abhängigkeit, die sie mit Merkel aufgebaut hatten, mit Bärbock fortführen, doch diese wurde für leicht befunden. Da schwenkte man ganz schnell und erfolgreich - cumex, was ist das? - auf Scholz um. Die Raute ist wieder da!

Bettina Jung | So., 17. Oktober 2021 - 12:57

Danke, Herr Brotkorb für diese Unverschämtheit, es entlarvt Ihren Pseudo-Intellekt und ihr fehlendes Demokratie Verständnis. Bildung tut Not.

Brodkorb | Mo., 18. Oktober 2021 - 12:04

Antwort auf von Bettina Jung

Guten Tag,

worin genau sehen Sie denn eine "Unverschämtheit"?

Gruß

Hans Jürgen Wienroth | So., 17. Oktober 2021 - 13:34

Die Neue Mitte Schröders, Zitat: „Die Kinder emanzipierten sich … von ihren Eltern. Nicht mehr trad. Werte der Arbeiterklasse und die Angst vor sozialem Abstieg standen bei ihnen im Vordergrund, sondern Weltoffenheit, liberale Freiheitswerte und Motive individualistischer Selbstverwirklichung. Es entstand … die „Gesellschaft der Singularitäten“ ..“.
„Auch die Ampelkoalition arbeitet … an der Entfaltung der Marktmächte und den Einzelnen, abgesehen von einer staatlichen Mindestsicherung…. Kombiniert …, mit einem … wärmenden gesellschaftspolitischen Liberalismus“.
Bei all den Vorhaben (sogen. Klimaneutralität) – auch den gesellschaftspolitischen (z. B. Zuwanderung) – sollte sich die Generation der „gepamperten“ Jugend Sorgen um ihre Zukunft machen. Das auflagenfreie Bürgergeld, teure Energie und hohe Löhne (mit hohen Abzügen) machen Produkte auf dem Weltmarkt teuer und unattraktiv. Dazu kommen Lifestyleanspruch und Leistungsunlust. Wo sind da Innovationen für den Weltmarkt zu erwarten?

Klaus Funke | So., 17. Oktober 2021 - 13:37

sich den politischen Hals brechen. Wer das Ampel-Programm gelesen hat, kann sich nur die Bettdecke übern Kopf ziehen. Keine Ursachenanalyse. Merkel verschwindet wie sie gekommen ist, heimlich und still. Und keiner arbeitet ihre Fehler auf. Laschet übernimmt die Alleinschuld. Bravo! Lindner wird scheitern. Er muss scheiten, weil die nebulösen Ampelpläne unfinanzierbar sind und ins perfekte Chaos führen. Und Lindner weiß das auch. Was muss ihn nur geritten haben, sich und seine Partei für diese Spinner zu opfern? Ist es nur das hohe Amt? Wenn ja - wie klein er doch ist! Diese Koalition wird grandios scheitern und ein ganzes Volk ins Elend und in soziale Verwerfungen reißen. "Wenn der letzte Diesel-LKW abgeschafft ist, wird man sehen, das man mit Lastenfahrrädern nicht in die Zukunft fahren kann". Das kommt davon, wenn man ein Land von Schul- und Studienabbrechern und von Phantasten regieren lässt. Und nun wünsche ich mir eine Erwiderung von Lenz & Genossen...

Ronald Lehmann | Mo., 18. Oktober 2021 - 12:28

Antwort auf von Enka Hein

Sodom & Gomorrha lässt grüßen.
Demokratie, Inhalte, Werte oder "Zum Wohle des Volkes" - WAS IST DAS?

Alles nur noch Wörter & Phrasen & der Gestank wird von Tag zu Tag schlimmer.

Und es wird das Übel so sehr zunehmen, dass AM zum Schluss mit ihren Art fast wie ein Engel zum Vergleich aller Nachfolgenden Übel am Horizont abgebildet wird.

HANDELNDE POLITIK - der momentan effektivste & erfolgreichste SELBSTBEDIENUNGSLADEN der westlichen Hemisphäre.

leider nicht der erwünschte Lenz, sondern eher ein Gleichgesinnter ?

Danke für Ihren Kommentar, ich bin ganz bei Ihnen. Der weise Franz Joseph Strauß warnte vor vielen Jahren, als die Politik in diesem Land noch nicht konsensfähig, links, gemeinsam, ökologisch sein mußte, davor die „….langweilige bürgerliche Vernunft und ihre Tugenden“ in der Politik zu verlassen und ins „buntgeschmückte Narrenschiff Utopia“ mit „einem Grünen und zwei Roten“ „Faschingskommandanten" einzusteigen!

Leider ist genau das passiert, wir haben die Vernunft verlassen und sitzen in dem Narrenschiff „Utopia“ und es wird uns vom ÖRR als das rettende Schiff in der Not verkauft, obwohl es morsch bis in den letzten Balken ist und die Kapitäne nicht wissen was sie machen. Nur eines ist sicher, das was sie machen wird nicht zum Wohle der deutschen Bevölkerung sein.

Traurig, daß die FDP sich so bereitwillig mit ins Narrenschiff setzt, ist wird ihr sicheres und verdientes Ende sein, davon bin ich überzeugt.

Rob Schuberth | So., 17. Oktober 2021 - 17:33

Sorry, aber dieser smarte Typ ist dochganz bestimmt kein Bluthund.

Aber als ich nach dem Autor dieses Artikels gesehen habe, wurde mir schnell klar warum da so abwertend geschrieben wurde.

Der SPDler Brodkorb wurde mal wieder von der Leine gelassen, pardon, durfte sich ausko....

Die FDP wird, so meine Hoffnung, ein Korrektiv für die ausufernden Utopien des linken Flügels der SPD u. der Grünen insges. sein.

Und das ist auch gut so.

Bluthund....also wirklich...gehts nicht noch 'ne Nr. tiefer?

Urban Will | Mo., 18. Oktober 2021 - 08:03

Artikel zu schreiben. Und noch mehr Arroganz, bzw. Überheblichkeit.
Aber dazu weiter unten.

Herr Brodkorb.
Eine „Neue Mitte“ gibt es schon deshalb nicht mehr, da seit Beginn eines zu Schröders Zeit so nicht dagewesenen „Kampf gegen Rechts“ - Wahns es eben Rechts und Links nicht mehr gibt.
Die von Ihnen hier propagierte neue „Neue Mitte“ ist das allgegenwärtige „Links“ im vielleicht neuen Gewande.
Es wird eine Verteilungs – und Gängelungs- Arie losgetreten werden, wie es sie noch nie gab. Lindner wird schon viel Phantasie aufbringen und Lügengeschichten auftischen müssen, um die an allen Ecken und Enden steigenden Sondersteuern und Abgaben für den Bürger zu verschleiern.

Und lassen Sie es sein, Menschen, die Ihre politischen Ansichten nicht teilen, die sich Parteien zuwenden, die Ihnen nicht gefallen, als UNTERKLASSE zu bezeichnen.
Oder wollen Sie zurück ins 19. Jhdt?
Das war beschämend für jemanden, der sich „Sozialdemokrat“ nennt.
MfG aus der "Unterklasse".

Guten Tag,
Ihr Kommentar ist für mich doch überraschend. "Unterklasse" ist eine in der Soziologie völlig wertfreie und sehr Jahrzehnten etablierte theoretische Kategorie. Ebenso wie "Mittelklasse" und "Oberklasse". Davon können Sie sich zum Beispiel hier überzeugen, wenn Sie mögen.

https://taz.de/Soziologe-ueber-die-neue-Mittelklasse/!5523416/

Gruß

Urban Will | Mo., 18. Oktober 2021 - 15:20

Antwort auf von Brodkorb

selbst wenn diese Klassen – Theorie, wie Sie sie hier verlinkt haben, zutrifft, erstaunt es mich doch, dass Sie diesen Begriff der „Unterklasse“, zweifelsohne kein löblicher, ausschließlich für Wähler von AfD oder Linke verwenden.
Ob d i e Unterklasse in ihrer Gesamtheit zu den beiden Parteien abgewandert ist, halte ich für höchst spekulativ.

Was die von mir derzeit präferierte Partei angeht (AfD): ich kenne niemanden, der sie wählt und den ich zur „Unterklasse“ zählen würde. Alles Menschen mit gutem Einkommen, Akademiker, Polizisten, etc.

Was mich selbst betrifft, möchte ich mich zurückhalten in Bezug auf berufliche Tätigkeit, Einkommen, etc., aber Sie können mir glauben, dass auch hier das „Unterklassenprinzip“ mitnichten zutrifft.

So wie Sie es hier formulierten, war es eine klare Abwertung der Wähler dieser beiden Parteien.
Und somit bleibe ich bei meinem Urteil: es wirkte hochnäsig und arrogant.

Sollten Sie dies nicht so gemeint haben, dann entschuldige ich mich hiermit.

Rob Schuberth | Mo., 18. Oktober 2021 - 18:03

Antwort auf von Brodkorb

...sondern das was die TAZ daraus für sich gemacht hat.
Ein Prof. der im Interview gegüb. der TAZ seine Thesen darlegt, das ist doch nun wirklich nicht der allgemeine wissenschaftliche Konsens. Wollen Sie allen ernstes weiterhin auf diesem einen Beleg für Ihre Verwendung des Begriffs Unterklasse festhalten?

Hier steht es deutlicher:
https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Klasse
Übrigens der Begriff "Unterklasse" steht dort gar nicht.

Korrekt wäre also:
- die Bourgeoisie (die sich in zwei weitere Gruppen unterteilt)
- das Kleinbürgertum (auch als Mittelklasse bez.) und
- die Arbeiterklasse (auch als die beherrschte Klasse bez.)

Das schon seit 1953 der Begriff der Klassen als überholt gilt, haben Sie entweder noch nicht mitbekommen, oder bewusst ignoriert.
Sie werden es uns sicher noch sagen.

Sie könnten sich nat. auch auf diese Quelle beziehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Unterklasse_(Soziolo
Dann würde deutlich wen Sie wirklich mit Ihrem Artikel meinten.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 18. Oktober 2021 - 10:48

Naja, das mit dem Bluthund erscheint mir doch eher übertrieben. Bislang hat jeder der drei Parteien doch nur allgemeine Aussagen darüber getätigt, was wer will und worüber man sich grundsätzlich einig ist, im Detail zu verhandeln. Ob dieser Verhandlungen zum Ziel führen, bleibt abzuwarten, wenn es um die detaillierte Beschreibung der einzelnen Punkte geht. Nein, ich sehe in der Ampel bei weitem keine Mitte Herr Brodkorb. Ich sehe derzeit nur Lindners Versuch, diese Ampel zunächst irgendwie in Gang zu bringen, denn wichtige Fragen wurden ja noch gar nicht geklärt. Jetzt schon diese mögliche Koalition zu bewerten, bevor da etwas wirklich Greifbares gesagt wird, erscheint mir verfrüht. Eines ist für mich aber schon mal erkennbar, die lassen alle Federn und werden ihre eigene Prinzipien verraten und das alles für die Ampel. Ich sage nochmal, für mich wahrscheinlich kommt die Ampel, aber zeitlich befristet. Ein vorzeitiger Ausstieg ist für die FDP immer möglich und wird auch kommen.