
- „Sehr viele würden sich sofort hinter ihn stellen“
Nach der komplett vergeigten Bundestagswahl sucht die CDU einen neuen Vorsitzenden. Wahrscheinlich läuft es auf zwei altbekannte Kandidaten hinaus: Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Die Begeisterung in der Partei hält sich allerdings in Grenzen, zur Debatte steht eine Interimslösung. Es sei denn, da kommt noch jemand aus dem Osten.
Die CDU sucht (mal wieder) einen Vorsitzenden – und geht dafür neue Wege. Eine Mitgliederbefragung soll dafür sorgen, dass die Basis darüber entscheidet, wer die Partei in eine möglichst gedeihliche Zukunft führt und die Christdemokraten zu alter Stärke finden lässt. Dass der noch amtierende CDU-Chef Armin Laschet kein überzeugter Anhänger des nun gewählten Verfahrens ist, zeigt sich allerdings schon in der Wortwahl des Konrad-Adenauer-Hauses: „Die Bundespartei will dies einmalig so machen, dass wir die Mitglieder befragen, wie die Neuaufstellung erfolgen soll“, zitiert ihn das Hauptquartier. Klar sei aber auch: „Abgestimmt wird nur über die Vorsitzende oder den Vorsitzenden.“ Das klingt eher so, als dürften renitente Kinder im Familienrat mit über das nächste Urlaubsziel entscheiden – aber nur ausnahmsweise und nur für die Herbstferien.
Der Frust bei den einfachen Mitgliedern über die vergeigte Bundestagswahl mit einem von den Funktionären berufenen Kanzlerkandidaten, der für eine maximale Demobilisierung sogar innerhalb der eigenen Partei gesorgt hatte, war einfach zu groß, um weiterhin die Auswahl des Spitzenpersonals den Gremien und Delegierten zu überlassen. Jetzt wird es stattdessen mit Basisdemokratie versucht. Also: Methode SPD. Da die Sozialdemokraten mit Norbert Walter-Borjans demnächst zumindest einen ihrer beiden von der Basis gekürten Vorsitzenden austauschen müssen (und das trotz gewonnener Bundestagswahl), kann von einem über jeden Zweifel erhabenen Verfahren zwar keine Rede sein. Aber die CDU-Elite sitzt angesichts eines Zweitstimmenanteils von 18,9 Prozent (ohne die bayerischen CSU-Stimmen) bei der zurückliegenden Bundestagswahl schlicht in der Falle. Da kann Laschet noch so oft beteuern, „dass repräsentative Demokratie das beste Mittel ist, um politische Entscheidungen herbeizuführen“. Die Kreisvorsitzenden sahen das am vergangenen Wochenende eben anders.