
- Etablierte Parteien mästen die AfD
Kurz vor der Landtagswahl in Thüringen ist die AfD auch bundesweit immer noch auf Erfolgskurs. Gegen die Selbstbeschädigungen ihrer Mandatsträger sind ihre Wähler offenbar immun. Die Partei lebt von der Angebotslücke, die die anderen Parteien geschaffen haben
Die Umfragewerte der AfD zeigen derzeit stabil nach oben. Für Thüringen wird ein historischer Höchstwert von 25 Prozent aufgerufen, bundesweit sind es bis zu 16 Prozent. Bei der letzten Bundestagswahl waren es vor knapp zwei Jahren 12,6 Prozent gewesen. Offenbar sind die Wähler der AfD gegen zweierlei immun: gegen immer wiederkehrende Ausfälle und Selbstbeschädigungen der Mandatsträger – jüngst erst zerlegte sich die AfD in Bremen, die bayerische AfD hätte es fast ebenso getan –, immun aber auch gegen die Verwünschungen und Verfluchungen durch konkurrierende Parteien. Der Grund für diese doppelte Resistenz ist selten zu hören, liegt aber auf der Hand: Die AfD hält auf dem politischen Markt ein Angebot bereit, nach dem es eine stabile Nachfrage gibt. Und niemand sonst will diese Nachfrage befriedigen, will diese Wähler für sich gewinnen. Die AfD lebt von der Angebotslücke, die die anderen Parteien geschaffen haben.
AfD, die Containerpartei
Die Debatte, ob die AfD eine bürgerliche Partei sei oder nicht, ob sie demokratisch sei oder nicht, führte zu keinem Einbruch der Umfragewerte, im Gegenteil. Weil es den potentiellen und tatsächlichen Wählern der AfD egal ist? Gewiss nicht. Die AfD wird nicht für das gewählt, was sie ist, sondern für das, was die anderen Parteien nicht sind. Sie ist die Schnittmenge der programmatischen Leerstellen von CDU, CSU, SPD und FDP, vielleicht auch von Grünen und Linkspartei.