Zerstörter russischer Panzer nahe Kiew
Vorwärts in die Vergangenheit: Zerstörter russischer Panzer nahe Kiew / dpa

Ukraine-Krieg - Putins verblendeter Imperialismus

Seit den 90er Jahren galt Russland offiziell als Verfechter einer sogenannten multipolaren Weltordnung. Also einer, die nicht in erster Linie vom Westen, insbesondere von den USA dominiert wird. Die russische Unterstützung für eine multipolare Ordnung war aber stets mehr rhetorischer Natur. Denn die von Moskau tatsächlich angestrebte strategische Zielsetzung war und bleibt eine andere.

Autoreninfo

Dr. Alexander Dubowy ist Forscher im Bereich Internationaler Beziehungen und Sicherheitspolitik mit Schwerpunkt auf Osteuropa, Russland und GUS-Raum.

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Im Fokus der gesamten außenpolitischen Denklogik Russlands stehen seit der Auflösung der Sowjetunion die Vereinigten Staaten von Amerika. Als Rechtsnachfolger und Fortsetzerstaat der Sowjetunion erwartete Moskau die Akzeptanz des eigenen Großmachtstatus durch die USA und sehnte sich nach der Begegnung auf Augenhöhe. Dmitrij Suslow, stellvertretender Direktor des Zentrums für europäische und internationale Forschung an der Moskauer Higher School of Economics, erklärt Russlands globalen Führungswunsch am Beispiel des Consulats, des höchsten Amtes in der Römischen Republik – und damit süffisant als die Hoffnung des Kremls auf die Stellung als Zweiter Konsul unmittelbar nach dem Ersten Konsul, den USA.

Teilverzicht auf die eigene Souveränität

Während der Annäherungsphase zwischen Russland und dem Westen – unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion – wurde selbst über einen Nato-Beitritt Russlands für eine kurze Zeit diskutiert. Ähnliches gilt mit Abstrichen für die zweite intensive Annäherungsphase am Beginn der Präsidentschaft Wladimir Putins Anfang der 2000er-Jahre. Doch war aus der Sicht Moskaus die Grundvoraussetzung für einen Beitritt zur Nato die Akzeptanz des US-amerikanischen globalen Führungsanspruches und damit einhergehend ein Teilverzicht auf die eigene Souveränität.

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hermann klein | Mi., 22. Juni 2022 - 12:26

Genug ist Genug!
Nach fast einem halben Jahr Krieg in der Ukraine mit den täglich hunderten von Toten und Verletzten
sollten alle westlichen Staatsoberhäupter allmählich mit dem Ukraine- Befehlshaber SILENSKIY ernsthaft Tacheles reden.
Der Bühnenkünstler glänzt im geschützteren Präsidenten Palast und fordert unverschämt weiterhin von Deutschland stärkere Waffen, während seine Mitbürger krepieren.
Sein Präsidenten-Amt ist geschuldet als Besitzer eines eigenen Fernsehkanals, zusammen mit einem Oligarchen.
Hiermit konnte er durch einen undurchsichtigen bestens organisierten Wahlkampf ein breites Wahlvolk erreichen.
Ich möchte auf keinen Fall für den neuen Messias Hunger leiden, frieren und dadurch evtl. sterben müssen. Dann lieber wie Millionen Ukrainer nachdenkend: „Lieber Rot als Tod“.

Gerhard Lenz | Mi., 22. Juni 2022 - 13:28

Antwort auf von hermann klein

der ja keiner ist...Ist denn keiner da, der Herrn Selensky stoppen kann?

Ihm seine Waffen abnimmt, oder zumindest den Nachschub abschneidet?

Am besten die ganze (gewählte) ukrainische Regierung zum Teufel schickt, sie einsperrt, am besten Putin ausliefert?

Damit der russische Präsident endlich das bekommt, was er sich nehmen möchte!

Scheint ihm ja nach Meinung so mancher Forenschreiber zuzustehen. Denn zu Putin und dessen Imperialismus - dem eigentlichen Thema - kommt kein einziges Wort der Kritik.

Im Gegenteil: Hier wird das Feindbild "Selensky" offensichtlich immer beliebter. Putins Unterstützer und jene, die in seinem Sold schreiben, bombardieren die sozialen Foren, machen ordentlich Stimmung gegen die ukrainische Regierung.

Die gefälligst sofort, vollständig und ohne Vorbedingungen kapitulieren sollte!

Denn die Schuldigen an diesem Krieg sitzen selbstverständlich in Kiew und im Westen, aber nicht in Moskau.

Putin ist doch nur Opfer westlicher Boshaftigkeit!

"Denn zu Putin und dessen Imperialismus ... kommt kein einziges Wort der Kritik." Dazu kommt, wenn man den Artikel genau liest, auch von diesem dubiosen Autor kein einziges Wort der Kritik bzw. kein einziges Argument, sondern am Schluss nur irgendwelche blumigen Diffamierungen! Im Gegenteil, bis zur Hälfte des Artikels bestätigt er genau das Gegenteil ("Multipolare Weltordnung")! Zum korrupten Oligarchen-Zögling Zelinskyi kann man natürlich geteilter Meinung sein, allerdings wurde der seit 2019 auch von der Mainstreampresse nicht gerade als Heiliger dargestellt, was Korruption anbelangt (Pandora Papers) und seine Nähe zu Rechtsradikalen (Amnesty International)! Der Terrorkrieg der Azov Nazi Söldner im Donbass seit 2014 gegen die Zivilbevölkerung, sei hier nur ein Beispiel! Die Ukrainische Regierung wird nicht kapitulieren, aber sie wird, wie Kissinger es formuliert hat, nicht umhin kommen, Gebiete im Osten an Russland abzutreten und dann werden auch Zelinskyi's Tage gezählt sein!

Da haben Sie aber Glück gehabt.

Sie klingen hier, was Selensky oder den von Ihnen genannten, angeblichen Nazi-Terror in der Ostukraine angeht (über den seltsamerweise nur in russischen, regierungskonformen Medien berichtet wird), zwar genauso wie ein Regierungssprecher des Kreml.

Aber die Online-Redaktion hat meine Kritik an solchem Unsinn mal wieder im digitalen Cyber-Papierkorb verschwinden lassen.

Wie gesagt, Glück gehabt!

Martin Falter | Mi., 22. Juni 2022 - 22:42

Antwort auf von hermann klein

sie haben genug vom Krieg und wollen auch nicht frieren,, ja dann.

Probieren Sie es doch mal bei dem richtigen Adressaten.

Denn ich weiß nicht ob die Ukraine freiwillig
- nur damit sie frieren im Sommer - sich hat überfallen lassen.

Aber weil Pudolf wahrscheinlich auch nicht auf sie hören will, soll halt der Selenskiy hören.

Vielleicht klappt ja?

Dominik Roth | Mi., 22. Juni 2022 - 12:52

Und so viel interessanter als die Paraphrasierung von Talkshow-Protagonisten ;)

Joachim Baumeister | Mi., 22. Juni 2022 - 13:13

Man sollte sich einfach die Geschichte Russlands ansehen. Von Iwan dem Schrecklichen über die Zaren hin bis Stalin und nun Putin. Schon immer war Russland ein Staat, der nach innen das gemeine Volks drangsaliert und unterdrückt und nach außen aggressiv auf Eroberungen aus war und derartige Kriege geführt hat. Eigentlich hätte man es wissen müssen in unseren westlichen Hauptstädten. Hoffentlich ist es nicht zu spät, knallhart zu reagieren.

Norbert Heyer | Mi., 22. Juni 2022 - 13:35

Durch die ganze Geschichte zwischen Russland und Europa zieht sich ein Band von Fehleinschätzungen: Napoleon erlebte hier bereits ein Waterloo und Hitlers Armee verlor gegen Kälte und Frost. Die Russen und Amerikaner verband nur im Krieg gegen Deutschland der gemeinsame Wille zum Sieg, direkt danach begann wieder eine Eiszeit. Die Russen wollten ebenso erfolgreich sein wie Amerika und der Westen, sie waren es aber nur militärisch und in der Weltraum-Fahrt. Glasnost erschien als Friedensprojekt, entwickelte sich aber wieder zurück zur kalten Krieg, weil der Westen - nicht nur die USA - die Russen als nicht gleichwertig wahrnahm. Das ist für mich der Auslöser: Die ständige Erniedrigung und Reduzierung der Sowjetunion als beliebige „Mittelmacht“. Die USA wollten keine Konkurrenz und haben jegliche Annäherung Deutschlands an Russland unterbunden. „Wandel durch Handel“ war richtig und gut, allerdings fand er nicht auf Augenhöhe statt. Irgendwann wird Reden dann durch Gewalt und Tod ersetzt

Sabine Lobenstein | Do., 23. Juni 2022 - 23:15

Antwort auf von Norbert Heyer

Der Autor schreibt es letztlich selbst: Die USA wollte Russland wie Polen behandeln...Und dann wundert wir uns, dass der Russe gegen die USA ist. Wenn wir in Europa Verstand hätten, würden wir uns lieber auch von dem ausschließlich eigene Interessen beachtende USA abwenden und mit Russland auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Dabei würde Europa nicht wie jetzt untergehen. Aber das scheint dem Autor ja egal zu sein. Hauptsache der Russe ist und bleibt böse und die USA gut.

Dr.Andreas Oltmann | Mi., 22. Juni 2022 - 21:34

Herr Dubowy bezeichnet sich selbst als „ erfolgreichen Forscher und Experten für Sicherheitspolitik und Osteuropäische Politik“.
Das mag so sein. Sein hier gezeichnetes Bild von Putin halte ich für sehr einseitig. Was er den USA ohne jeden Zweifel oder Kritik zubilligt, nämlich die unwidersprochen Hegemonie als Weltmacht, lehnt er für Russland genauso vehement ab: „ der sang- und klanglose Untergang imperialer Bestrebungen Russlands“. Und was meint er mit der „ausgeprägten kulturell-ideologischen Schwäche Russlands“?
Für mich ein überflüssiger, nicht erhellender Artikel, der vom Inhalt dem Westen alle Rechte zugesteht, aber Russland, trotz seiner Größe und Kultur, in seiner Existenzberechtigung missachtet. Das ist keinAnsatz für eine Beendigung des Krieges. Da bin ich ganz auf Seiten Herrn Heyers.

Hans Süßenguth-Großmann | Do., 23. Juni 2022 - 09:52

"Putins verblendeter Imperialismus erzwingt eine grundlegende Veränderung des Konzeptes der Grenze zwischen dem Westen und Russland .."
Ich konnte bisher kein Konzept in den den Beziehungen zu Russland erkennen, außer das es der böse Feind ist. Allein schon der ganze Hickhack um NS 2, eine Investition die letztlich von Russland und der Privatwirtschaft getätigt worden, war keine Förderung freundlicher Beziehungen. Die aktuellen Entwicklungen um Kaliningrad machen mich dahingehend besorgt, dass ein atomarer Schlagabtausch möglich und vielleicht auch gewollt ist.