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In seinem Buch macht es sich Precht beim Thema „Künstliche Intelligenz" schon sehr leicht. / picture-alliance

Künstliche Intelligenz - Das schiefe Bild des Richard David Precht

Als „Popstar“ unter den deutschen Philosophen ist Richard David Precht viel beschäftigt. Da bleibt zum Recherchieren nicht viel Zeit. Sein neues Buch „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ ist der beste Beweis.

Kuno Kirschfeld

Autoreninfo

Professor Dr. Kuno Kirschfeld, einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen, ist auch nach seiner Emeritierung dort tätig. Forschungsgebiet: Hirnforschung, vor allem Sehprozesse. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Academia Europaea.

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Was interessiert schon die Meinung eines Philosophen? So könnte man meinen. Aber Richard David Prechts Buch: „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens" ist seit Wochen Bestseller auf der Spiegelliste. Und zweifellos: Prechts Ansicht wirkt in weite Bereiche unserer Gesellschaft, er beeinflusst die öffentliche Meinung.

In Deutschland entwickelt sich Europas größtes Forschungskonsortium im Bereich der Künstlichen Intelligenz mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie, das sogenannte Cyber Valley. Die KI-Forschung, die dort betrieben wird, ist auf die Akzeptanz durch die Öffentlichkeit angewiesen. Diese ist bedroht in einer Zeit, in der Kritik an Wissenschaft, ja Wissenschaftsfeindlichkeit im Zunehmen begriffen sind.

Und was macht Precht?

Prechts Sicht ist zu einseitig, sein Bild von KI-Forschung so schief, dass er kritische Strömungen befördert, indem er Aussagen durch falsche Begründungen untermauert. Das soll hier dargelegt werden. Dazu werde ich ihn auch wörtlich zitieren, ungewöhnlich in einem Zeitungsartikel. Aber viele seiner Behauptungen hält man kaum für möglich; deshalb Zitate, denn sie zeigen unmissverständlich was er denkt. 

Ein erstes Zitat: 

Das Silicon Valley folgt dem Menschenbild der Kybernetik. Es sieht den Menschen als einen lernenden Organismus, der als Reflexmechanismus funktioniert, nicht anders als eine Ratte im Labor.
(Interview mit dem Spiegel vom 17. August 2020). Precht meint also, die Forscher, die im Silicon Valley arbeiten, hätten ein solches Menschenbild. 

Was ist die Kybernetik?

Schauen wir uns also an, was Kybernetik ist, was sie will. Einer der Väter der Kybernetik, Norbert Wiener, hat 1948  seine Vorstellung unter dem Titel Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine veröffentlicht. Der Ausdruck Kybernetik ist  aus dem griechischen Wort Kybernetes abgeleitet. Kybernetes bezeichnet den Steuermann, also den Kapitän eines Schiffes, der den Kurs vorgibt.

Mit dem Kompass wird die aktuelle Fahrtrichtung des Schiffes bestimmt; gibt es eine Differenz, so werden im Maschinenraum Motoren für das Ruder so gesteuert, dass der vorgegeben Kurs eingehalten wird. Dies ist ein Regelprozess, wie er auch in jedem Kühlschrank zur Konstanthaltung der Temperatur angewendet wird. 

Die gleichen Prozesse wie in lebenden Organismen

Die Erkenntnis der damaligen Zeit war, dass entsprechende Regelprozesse auch in lebenden Organismen verwirklicht sind. So wird zum Beispiel die Helligkeit des Lichtes auf der menschlichen Netzhaut durch die Pupillenweite des Auges geregelt. Der Gewinn für die Biologen war, dass sie auf die Theorie der Techniker zurückgreifen konnten, die mit Hilfe der sogenannten Systemtheorie Regelprozesse quantitativ beschreiben können. Zum Beispiel, unter welchen Bedingungen solche Prozesse instabil werden, und wie man dies verhindern kann, eine auch für die Medizin wichtige Erkenntnis.

Wiener und andere Biokybernetiker haben zwar gezeigt, dass sich bestimmte Leistungen des Menschen als Regelprozesse verstehen lassen, daraus aber den Schluss zu ziehen, dies gälte  für das gesamte Verhalten des Menschen, auf diese Idee ist noch nie jemand verfallen. Abgesehen davon, dass Regelung bereits etwas Komplizierteres ist, als der von Precht unterstellte „Reflexmechanismus“, so zeigt Precht mit seiner Unterstellung, dass er nicht verstanden hat, was Kybernetik kann und vor allem, wo ihre Grenzen liegen. 

Immer die Behauptung der Profitgier

Wieder und wieder behauptet Precht, der wesentliche Grund für den Einsatz Künstlicher Intelligenz bestünde darin, Gewinne zu erzielen. Zwei Beispiele:

„Das Ziel nahezu aller künstlichen Intelligenz ist es, mehr Kontrolle zu gewinnen und größere Gewinne. Tatsächlich geht es einzig um einen ökonomischen Nutzen, um Umsatz und Gewinn".

Oder: „Treiber der technischen Entwicklung ist auch keine unbestimmte Neugier, sondern die kanalisierte Neugier auf künftige Technologie, aus der neue Geschäftsmodelle entstehen sollen. Der weitaus größte Teil aller universitären und industriellen Technikforschung entspringt diesem Motiv."

Was wird in Deutschland geforscht?

Im seinem Buch behandelt Precht ausschließlich Forschung aus den USA. Für die Zukunft Deutschlands ist vor allem die hiesige Forschung relevant. Was also wird bei uns erforscht? Dies lässt sich leicht erfahren. Einen Kristallisationspunkt bildet das Max-Planck- Institut für Intelligente Systeme (in Stuttgart und in Tübingen). Der Scientific Report 2016-2018, jedem zugänglich, beschreibt sein wissenschaftliche Konzept (Auszug, übersetzt aus dem Englischen):

„Das Institut versucht, die Prinzipien von  Wahrnehmung, Handlung und Lernen  autonomer Systeme zu verstehen, die erfolgreich mit komplexen Umgebungen interagieren. Außer zu versuchen, diese zu verstehen, ist die Absicht, mit Hilfe solcher Kenntnisse intelligente Systeme zu entwickeln, die der Menschheit nützen können."

Fachbeirat des Instituts

Dies klingt sehr abstrakt, trotzdem wird nicht erkennbar, dass das primäre Ziel ist, größere Gewinne zu erwirtschaften. Ehe ich Beispiele dieser Forschung nenne, werfen wir einen Blick auf den Fachbeirat, der die Arbeit des Institutes in regelmäßigen Abständen bewertet. 

Ihm gehören fachkundige Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt an. Außerdem gibt es ein Kuratorium, das eine Verbindung zwischen dem Institut und der Öffentlichkeit herstellt. Ihm gehören 18 Persönlichkeiten an, darunter Professoren, Oberbürgermeister, Politiker, Industrievertreter, Journalisten. 

Beispiele wissenschaftlicher Arbeiten

Jetzt also zur Forschung. Aus dem Inhalt der 735, für den genannten Zeitraum gelisteten wissenschaftlichen Arbeiten, einige  Beispiele.

Vier Arbeiten von insgesamt 10 Wissenschaftlern befassen sich mit einem Tischtennis spielenden Muskelroboter: Ein Arm mit zwei Gelenken, der auf einem Stativ vor einer Tischtennisplatte steht. Zunächst mussten künstliche, schnell agierende Muskeln entwickelt werden. 

Dann musste der Arm durch Versuch und Irrtum lernen - wie auch ein Mensch - einen realen Ball in eine bestimmte Richtung zu spielen. Seine Fähigkeiten sind noch weit von denen eines menschlichen Tischtennisspielers entfernt: Er kann sich nicht bewegen. Jedenfalls aber müssen von ihm in kürzester Zeit Entscheidungen getroffen werden, wozu komplexe Rechenoperationen notwendig sind. 

Andere Beispiele:

Mittels Hirnstimulation wird versucht, die motorische Hirnrinde von spezifisch erkrankten Patienten zu reizen. Diese Patienten müssen Bewegungen erneut lernen, und dies soll durch die Hirnstimulation erleichtert werden. Computer werden künftig immer mehr bei Entscheidungsprozessen eingesetzt. Eine Gruppe untersucht, wie erreicht werden kann, dass sie diese Entscheidungen „fair“ treffen.

Andere entwickeln Sensoren für Roboter, damit diese erkennen, wenn sie Objekte ergreifen, wie stark der Druck ist, den sie ausüben. Ist er zu hoch, zerbrechen die Objekte, falls er zu niedrig ist, fallen sie zu Boden. Auch werden Methoden entwickelt, mit deren Hilfe die Bewegungen eines sich in der Ferne befindlichen Roboters gesteuert werden können.

Es werden Kunststofflinsen für Röntgenmikroskope entwickelt, die eine höhere Auflösung erreichen als Lichtmikroskope. Programme werden entwickelt, mit deren Hilfe Computer aus dem Verhalten und der Mimik von Personen auf deren Emotionen schließen können.Durch das Abtasten eines Objektes mit der Hand eines Roboters, lernt er, um was für ein Objekt es sich handelt.

Es wird an einem biologischen Mikroschwimmer gearbeitet: In ein rotes Blutkörperchen werden ein Krebsmedikament und Eisen-Nanopartikel eingebracht. An die Blutkörperchen wird als Antrieb ein Bakterium angedockt. Mittels eines Magnetfeldes kann der Mikroschwimmer mit dem Medikament dann zum Beispiel in eine Krebszelle dirigiert werden.

Mischung aus Grundlagenforschung und ökonomischen Interessen

Dies alles sind spannende wissenschaftliche Probleme, bei denen es nicht primär um ökonomischen Nutzen à la Precht geht. Natürlich wird auch Forschung im Cyber Valley betrieben, um ökonomische Gewinne zu erzielen. Und Daimler, BMW, Porsche und Amazon, ebenfalls zum Cyber Valley gehörig, werden vermutlich an Themen arbeiten, die Innovationen bei ihren Produkten versprechen. 

Aber dies ist doch dringend notwendig, wenn Europa zwischen USA und China nicht zerrieben werden will. Cyber Valley soll auch Brücken zwischen aus Neugier getriebener Grundlagenforschung und angewandter Forschung schlagen und ein ideales Umfeld für Spinoffs schaffen.

Precht macht es sich zu leicht

Precht macht dem ganzen Gebiet der Künstlichen Intelligenz einen schwerwiegenden Vorwurf (114): Der Philosoph Günther Anders hat in seinem berühmten Buch „Die Antiquiertheit des Menschen" folgende Mahnung formuliert: „Wir glauben, das was wir können, auch zu dürfen, nein zu sollen, nein zu müssen."

Dies zu hinterfragen ist natürlich unumgänglich. Aber, so Precht, diese Mahnung hätten die Apostel der Superintelligenz nicht vernommen. Auch hier irrt er.

Das Cyber Valley hat längst einen Ethikbeirat. Er soll ethische und gesellschaftliche Folgen der Projekte prüfen, die dort erforscht werden. In diesen Beirat wurden unabhängige Wissenschaftler berufen, zum Beispiel auch ein Vertreter von Fridays for Future.

Was denn nun?

Am Ende des Buches erlebt man auf den letzten zehn Seiten noch eine Überraschung. Dort schreibt Precht:

„Selbstverständlich spricht nichts dagegen, dass KI bei produzierenden Unternehmen Maschinen automatisiert wartet. [...] In der Medizin ist ihr Einsatz [...] in gleichem Maße zu begrüßen."

Was denn nun? Dient sie dort womöglich dem Wohle der Menschheit und ist nicht nur auf Profit aus? Precht begründet, warum er im ganzen Buch diese positiven Einsatzfelder nur gelegentlich gestreift hat: „…weil sie die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht berühren."

Der Sinn des Lebens

Und dann sagt er explizit, worin der Sinn des Lebens besteht: „Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, aber nicht im biologischen, sondern im existenziellen Sinn." So lässt uns Precht am Ende das Buches wissen, worauf man nach der Ankündigung im Titel schon immer gewartet hat, was denn der Sinn unseres Lebens sei. Ob es einen Leser gibt, dem Prechts Erkenntnis über den Sinn des Lebens weiterhilft?

Fazit

Fazit: Das Buch liest sich spannend. Es regt zum Nachdenken an, aber auch zum Widerspruch, wie diesem Kommentar. Der Haupttitel des Buches ist: Künstliche Intelligenz. Precht befasst sich aber vor allem mit Vorstellungen der IT-Visionäre, also dem Silicon Valley. Künstliche Intelligenz (KI) - Forschung ist aber nicht identisch mit Informations (IT) -Technik, sondern nur ein Teilgebiet hiervon. Und Firmen wie Apple, Google, Facebook, mit denen Precht sich befasst, gehören zwar zum Bereich IT, nicht aber zu KI. Precht weist zurecht auf die Gefahren hin, die sich durch das Abschöpfen von persönlichen Daten ohne detaillierte Zustimmung der Betroffenen ergeben. Dieses Abschöpfung von Daten ist aber Firmen wie Google geschuldet, die nicht zum Bereich KI gehören. 

Von dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz vermittelt Precht eine einseitige Sicht, bezieht sich nur auf Silicon Valley (USA). Zwar ist verständlich, dass ein Autor, der einen Bestseller nach dem andern schreibt, und der damit, wie man in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen kann, zum „Popstar“ unter den deutschen Philosophen wurde, dass solch ein Autor nicht gründlich recherchieren kann. Dass er aber in Deutschland über Künstliche Intelligenz schreibt, und dabei nicht merkt, dass es hier ein  Zentrum gibt, das Cyber Valley, das nicht nur international Aufmerksamkeit bei Wissenschaftlern erregt, sondern in dem sich auch Spitzenpolitiker bis hin zur Bundeskanzlerin die Klinke in die Hand geben, ist kaum zu verstehen.

Bedauerlich ist, dass Prechts Buch mit dieser weitgehend unzutreffenden und deswegen vorwiegend negativen Bewertung von Künstlicher Intelligenz in einer Zeit erschienen ist, in der die kritische, ja feindliche Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber Wissenschaft im Zunehmen begriffen ist (Impfen, Gentechnik, Tierversuche). Er liefert Wasser auf die Mühlen dieser Leute. 

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Christian Schacherreiter | So., 6. Dezember 2020 - 16:23

Danke für diese fundierte Kritik an Precht. Sie überrascht mich nicht. Bei KI bin ich zwar nur interessierter Laie, aber die Einwände sind für mich überzeugend. Wenn sich Precht in Sachen Bildung zu Wort meldet, wo ich mich auskenne, bin ich oft befremdet über seine plakativen Sager, die dann unter dem Ehrentitel "Schulkritik" verkauft werden. "Popstar" sagt ja eh schon alles, irgendwer - war es Sloterdijk? - hat ihn einmal die Helene Fischer der deutschen Philosophie genannt.

Wohlbehütet und sozial begütert aufgewachsen, möchte auch der bürgerliche Philosoph keine ernsthafte Umverteilung des Reichtums, von ganz oben nach unten (zu den rund 50 Prozent der unteren Bevölkerungshälfte) zumal er persönlich davon materiell und sozial profitiert.

Nicht umsonst wird er auf den vorgeblich sozialen Medien herumgereicht und darf seine klugen Vorstellungen auf öffentlich-rechtlichen Manipulationsmedien unters gehorsame Volk verbreiten.

Allenfalls präsentiert es sich als Zuhalter mit sozialem und ideologischen Tratsch für die Verschönerung der bestehenden Gesellschaftsordnung, der Macht und Herrlichkeit der wirtschaftlichen Eliten und deren politischen Administration.

So kann man Prechts philosophisches Wirken durchaus verstehen. Er hat es geschafft, Philosophie, die in Verbindung zu einem aktuellen Thema zu verstehen ist, unter das gemeine Volk zu bringen. Andere Hohe Priester der Zunft verbarrikadieren sich lieber in Wolkenkuckucksheimen, um dann abfällig über jene zu reden, die sich dem gemeinen Volk nähern.
KI ist ein höchst komplexes Thema. Dass sich Wissenschaftler nicht gerne von Philosophen reinreden lassen, erstaunt nicht. Auch wenn Philosophen gar nicht den Anspruch wissenschaftlicher Absolutheit erheben. Man muss ja, sofern man inhaltlich überhaupt folgen kann, Herrn Precht nicht zustimmen. Allerdings geht es manchem Kritiker wohl eher um die Demontage der "Person Precht". Und das ist lächerlich.
Sloterdijk, Weltmeister im Schwurbeln, bei Konservativen und denen, die sich gerne als Konservative ausgeben, durchaus beliebt, hat kürzlich Querdenker mit Klerikern des 17. Jahrhunderts verglichen. Wahr, aber geschwurbelt.

Yvonne Stange | So., 6. Dezember 2020 - 16:34

.. mich eindeutig zu "diesen" Leuten.. ich bin sowohl gegen Impfen (bis auf lebenswichtige Sachen, Tetanus etc.), ich bin strikt gegen Gentechnik und ich bin genauso strikt gegen bestialische Tierversuche, die in Deutschland in Massen vorgenommen werden, leider.
Was tut man nun mit mir, der renitenten, alten, weißen Frau? Ich stehe auch der KI sehr sehr kritisch gegenüber, vor allem, da ich Videos aus den USA gesehen habe, wo mit Robotern sehr unethisch umgegangen wurde... Ich unterstelle diesen "Forschern und Entwicklern" sogar extrem psychopathische Züge.
Anders Sandberg (Zukunftsforscher) sagte vor Jahren einmal zu den größten Bedrohungen der Menschheit:
1. Atomkrieg
2. biotechnische Pandemie
3. Intelligenz - auch künstliche Intelligenz
"Es gibt keinen Grund zu glauben, dass Intelligenz selbst sich nett und moralisch verhält.“ Genau das trifft auch auf KI zu. Und deren Entwickler.
Und wenn ein Mitglied von FfF in der "Ethikkommission" sitzt, dann halte ich das für besorgniserregend.

Michaela 29 Diederichs | Mo., 7. Dezember 2020 - 11:15

Antwort auf von Yvonne Stange

So lange der Roboter nicht unethisch mit mir umgeht... Wissen Sie eigentlich, was es für Pflegende bedeutet 80 kg Körper (ist die Regel nicht die Ausnahme) gegen Wundliegen umzubetten? Da kann ein liebevoller Roboter durchaus hilfreich sein. KI hatte die Redaktion als Titel schon einmal beim Wickel. War nach meiner Einschätzung nicht so der Renner.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 6. Dezember 2020 - 17:16

Da ich nun wiederum meine, dass Precht sehr wohl ein Philosoph ist, auch wenn er sich landläufig ausdrückt, müßte ich ihn lesen und mich mit KI befassen.
Zuerst ist für mich Prof. Sloterdijk dran, denn es geht auf Weihnachten und vieles erspare ich mir, indem ich auf meine Familie zurückgreife, weshalb mir Herr Laschet auch in seinem evtl. Fehlen sympathisch bleibt.
Meiner ganz schwachen Erinnerung nach, soll mein Großvater sich auch mit Kybernetik befasst haben und sogar Vorträge dazu gehalten haben, vielleicht bei den Gewerkschaften?
Das klang damals nicht negativ.
Ich habe immer ScFi gemocht, gab es da nicht schon früh Bücher von Isaak Asimov?
Kurz, suchen sie das Gespräch mit Herrn Precht und verlieren Sie sich nicht in unnötigen Ängsten.
Ich bin im Advent.
Am Montag denke ich an Herrn Muhlack.
Allen eine gesegnte Advents- und Weihnachtszeit, sonst nur ausreichend Licht während der dunklen Tage, die ich aber nicht als bedrohlich empfinde, sondern als Rhythmus, wenn man hier lebt.

Hall Frau Sehrt-Irrek!

Es freut mich, dass Sie heute meiner gedacht haben. Alles bestens und obendrauf noch ein C-19-Test: negativ!
= Positiv!
".. ausreichend Licht während der dunklen Tage, die ich aber nicht als bedrohlich empfinde, sondern als Rhythmus, wenn man hier lebt."
Das haben Sie sehr schön geschrieben. Ab einem gewissen Alter vergeht die Zeit sowieso schneller u letztlich werden nicht nur die Tage kürzer.

Wie bei den postings erkennbar, hat eben jeder sein eigenes Steckenpferd, vor welchem ihm in der Zukunft graut.
KI, Digitalisierung, "Industrie 4.0" etc.
Natürlich wird das kommen.
Folglich benötigen wir immer weniger Arbeitskräfte, vor allem keine Unqualifizierten; aber diese kommen täglich weiterhin mit dem Zauberwort.
Ja, unsere Gesellschaft wird sich mittelfristig radikal umbauen; daran arbeiten bereits viele welche jedoch weder künstliche noch eigene Intelligenz besitzen.
Man ist sich selbst und seiner Ideologie genug!

Um es mit dem Kaiser zu sagen: Schaun mer mal!

Christa Wallau | So., 6. Dezember 2020 - 18:30

... dürfte jeder einzelne Mensch unterschiedliche Vorstellungen haben; denn jeder gibt seinem eigenen Leben s e l b s t den Sinn oder aber - was auch durchaus möglich ist - er lebt sinnlos vor sich hin.
Natürlich existieren zahllose Vorgaben von Religionen bzw. Ideologien, die einen ganz bestimmten Lebenssinn beschreiben und detaillierte Anleitungen liefern, wie der Mensch sein Leben sinnvoll verbringen sollte. Aber letztlich bleibt es doch dem Individuum überlassen, seinen ganz persönlichen Lebenssinn zu finden.

Ich bin der festen Überzeugung, daß dies für die meisten Menschen sehr wenig mit dem Silicon Valley oder anderen Valleys zu tun hat, und erst recht nicht mit künstlicher Intelligenz, allenfalls für diejenigen, die den Sinn ihres Lebens darin erblicken, diese zu entwickeln.

seinen ganz persönlichen Lebenssinn zu finden."...die Meinung hat sich auch bei mir gefestigt. Warum sollte ich auch ein beifallheischendes Leben führen, das mich selbst nicht glücklich stellt.
Da mache ich lieber mein Ding und bin ein zufriedener Mensch, auch wenn es nicht im Trend liegt.
Obwohl Philosophie sehr interessant ist und gewisse Erkenntnisse die Zeit überdauert haben.
"Es ist ein großer Unterschied, ob ich lese zum Genuss und Belebung oder zur Erkenntnis und Belehrung." (Goethe)

Karl-Heinz Weiß | So., 6. Dezember 2020 - 18:31

Dem Autor ist Dank geschuldet für seine abgewogene Rezension. Philosophen sind wichtig für die Einordnung langfristiger gesellschaftlicher Entwicklungen, vergleichbar Journalisten für die Tagespolitik. Meinungen als Fakten ausgeben-das sollte unterbleiben. Schädlich wird es dann, wenn die allgemeine Beweihräucherung zu anmaßender Attitüde führt.

Es ist immer die große Gretchen-Frage:
Geht es um die Rahmenbedingungen, den Rahmen & diese im Verhältnis zu Menschen oder geht es um den Inhalte &/oder das SEIN des Menschen in einen "Systems".
Wer ist nun für wem da & wie ist dies geregelt, egal ob
Politiker, ÖR, Justiz, Medizin usw.
Wem bringt es - Wem nützt es

Bernd Muhlack | So., 6. Dezember 2020 - 19:12

Kybernetik, KI und Tischtennis.
Ich habe bis vor 10 Jahren TT gespielt, immerhin Bezirksliga - wir waren wirklich gut; die Jungs sind es noch heute!
Das ist eine der schnellsten Sportarten und ohne Automatismen, quasi kybernetischen Zusammenspiels des Körpers, hat man keinerlei Chance.
Ein TT-Roboter wird auf absehbare Zeit nie die Perfektion eines Schachcomputers, Software erreichen.
WIR können uns glücklich schätzen, solch ein Kompetenzzentrum hier in Stgt/TÜ zu haben.
Ja, es gibt in der Tat Nützlicheres als "weltrettentes" (sinnfreies) Gendergedöns!

Die Meinung des Herrn Precht interessiert mich nicht, egal zu welchem Thema.
Er schreibt für seine Klientel, weiß was diese hören, für was sie begeistert zahlen will.
"Du Konstanze, hast Du Davids neues Buch schon gelesen? Superb, ma chère!"

Wissenschaft, Forschung ist kein Selbstzweck;
zeit- und kostenintensiv
Impfstoffe gg Corona kosten Geld?!
Unternehmen sind nicht das Sozialamt, altruistisch veranlagt.
Labern kann jeder, aber ...

Werner Kistritz | So., 6. Dezember 2020 - 20:41

Professor Kirschfeld wünscht sich, daß die Berichterstattung und die öffentliche Meinung den Interessen des "cyber valley" untergeordnet sei.
Damit ist er selbst ein abschreckendes Beispiel für die von Precht dargestellte unhinterfragte "Philosophie" des "Machens um jeden Preis".
Schön, wenn man dem Ethikrat einen Roboter mit sensiblem Tennisarm vorstellt. Wahrscheinlich weiß der Ethikrat üüüüberhaupt nicht, daß an deutschen Universitäten auch militärische Forschung betrieben wird und der Tennisschläger sicher leicht durch einen Baseballschläger oder eine Pistole zu ersetzen ist...

Gisela Fimiani | So., 6. Dezember 2020 - 20:45

„........wenn sie den Stein der Weisen hätten, der Weise mangelte dem Stein.“ Herr Precht glaubt den Stein zu haben. Leider entwertet er damit die Philosophie auf schlimme und unheilvolle Weise.

Klaus Funke | So., 6. Dezember 2020 - 21:05

Richard David Precht ist nicht der Popstar unter den Philosophen, er ist der André Rieu der Philosophiererei. Ein richtiger Philosoph, das klingt bei Ihnen an, ist Precht ohnehin hin. Er betreibt philosophierende Unterhaltung und ist für viele Frauen, das erlebe ich in meinem Umfeld immer wieder, der Schwiegermuttertyp. Für unterhaltsame Plaudereien immer gerne, für das ernste Fach ist er ungeeignet Auch seine bisherigen Bücher sind ziemlich leichte Kost und das neue wird da keine Ausnahme machen. Keine Kaufempfehlung für Weihnachten, außer man will ein paar Freunde prophozieren und loswerden.

Jacqueline Gafner | Mo., 7. Dezember 2020 - 13:36

Antwort auf von Klaus Funke

der sogenannte Schwiegermuttertyp, Herr Funke, sondern vorab nur ein wortgewandter Selbstdarsteller, der sich auch in Streitgesprächen am liebsten selber zuhört. Zum Kreis der beeindruckenden (philosophischen) Denker deutscher Zunge der Gegenwart zählt er für mich ebenfalls nicht, da gibt es m.E. deutlich interessantere und weniger selbstverliebte Persönlichkeiten, denen zuzuhören sich im Sinne eines echten Erkenntniszugewinns weit eher lohnt. Doch ist das am Ende bis zu einem gewissen Grad auch Geschmacksache, da Philosophie eine Disziplin ist, die aus ihrem spezifischen Selbstverständnis heraus stets auf der Suche nach Antworten zu den grossen Fragen des Lebens ist und damit auch immer nur vorläufige Antworten anzubieten hat, was manchen Menschen nicht genügt, die besagte Fragen möglichst ein für alle Mal gültig beanwortet haben möchten.

René Maçon | So., 6. Dezember 2020 - 21:13

"Tatsächlich geht es einzig um einen ökonomischen Nutzen, um Umsatz und Gewinn."

Hier zeigt sich mal wieder der gesinnungsethische Radikalismus der Hauptströmung. Die Funktionsweise einer Marktwirtschaft wird abgelehnt, obwohl sie die Grundlage für den Fortschritt ist, den wir in allen Bereichen seit der Industrialisierung beobachten können.

Wenn es genügend Wettbewerb gibt, kann man in einer Marktwirtschaft nur dann Gewinn machen, wenn man Güter oder Dienstleistungen produziert, die anderen Menschen nutzen.

Aber Gesinnungsethiker lehnen es ab, anderen Menschen aus eigennützigen Motiven zu nutzen. "Gutes tun" bedeutet für Gesinnungsethiker immer "Opfer bringen. Dahinter steckt die faktische falsche Hypothese, dass alles am Ende doch nur ein Nullsummenspiel ist.

Fritz Elvers | So., 6. Dezember 2020 - 21:19

wie es eigentlich heißt.

Bei aller Hochachtung für Prof. Kirschfelder und dem Cyber Valley, Precht ist weder IT, noch KI-Experte, sondern versucht als Philosoph allgemeinverständlich abzuschätzen, welche Entwicklungen auf uns zukommen, ebenso wie Sloterdijk, nur vielleicht etwas oberflächlicher. Dass der Hauptantrieb für diese F+E die Industrie ist, dürfte wohl selbstredend sein. Wie jeder Bäcker den Hunger seiner Kunden schamlos für sich ausnutzt, will auch die Industrie mit KI Gewinne machen.

Die Ratte als kybernetisches Menschenbild des Silicon Valley (oder der Medizin?) wird Precht wohl kaum behauptet haben, wenn er gleichzeitig die ontologische Frage nach dem Sinn des Lebens oder des Seins stellt.

Meine Antwort übrigens, es gibt keinen, die Frage ist sinnlos.

Natürlich muss man Precht auch kritisch hinterfragen, er lädt dazu ein.

wenn man gut aussieht, hat man es garantiert nicht leichter im Leben.
Herr Precht scheint auch etwas dafür zu tun, unscheinbarer zu werden?
Er ist für einen allseits anerkannten Philosophen noch sehr jung, dann aber wieder nicht, weil er über die Lebenswelt nachdenkt, versucht Antworten zu geben.
Und was heisst hier "die Helene Fischer der Philosophie"?
Passt ganz gut.
Ist Helene Fischer nicht eine ausgebildete Sängerin?
Die Fans der Helene Fischer findet man überall, auch in höchsten intellektuellen Kreisen, siehe diesen viel zu früh Verstorbenen.
Mir ist es bei Prechts Auslassungen zur Arbeitswelt aufgefallen, dass er nicht aus den Gewerkschaften kommt.
So gesehen kann ich Herrn Kirschfelds Besorgnis verstehen.
Und Herr Prof. Kirschfeld tut gut daran, den öffentlichen Diskurs zu bereiten.
Herrn Precht kann es ganz und gar nicht schaden, sich den Mühen der Ebene zu stellen.
Sobald Ungleichgewichte in der öffentlichen Debatte zutage treten, werden Menschen nach Lösungen suchen...

ich wußte gar nicht, dass Helene Fischer auch singen kann. Als Student (Ing.) habe ich mir mal "Sein und Zeit" gekauft. Eigentlich nicht viel verstanden, später meinte ein Philosoph und Wirt, Heidegger sei ein Dichter, ok. Bei Precht habe ich mal eine Vorlesung gehört und doch was verstanden. Bei Safranski auch. Ich höre Precht gerne zu, seine Ansichten über die Zukunft erscheinen plausibel, zumindest sollten Entscheidungsträger ihm ebenfalls zuhören. Wer mehr wissen will, bekommt von Precht und auch Sloterdijk sehr viele Hinweise. Jedenfalls kann ich diese hier vorliegende Kritik überhaupt nicht verstehen, es werden auch kaum konkrete Thesen kitisiert. Wer tiefer in die KI-Problematik einsteigen will, braucht allerdings auch ein hinreichendes mathematisches Wissen. Und sollte die eigentlichen Ideen von Wiener, Turing, Neumann etc. kennen.
Was ich übrigens nie verstehen werde ist dieses Jammern über den Corona-Zwang. Man könnte jetzt lesen, was man immer schon lesen wollte.

Michaela 29 Diederichs | So., 6. Dezember 2020 - 21:47

An diesem Beitrag ist im Prinzip alles richtig. Falsch daran ist, dass wir solchen Personen Aufmerksamkeit schenken.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 7. Dezember 2020 - 07:52

These und Antithese, verschiedene Sichtweisen, Motivation zur Forschung, im sog. "guten Sinne" und ihm sog. "schlechten Sinne". Wenn Precht Behauptungen dieser Art aufstellt, gibt er seine persönliche Meinung wieder. Die können in Teilen richtig sein oder eben falsch oder völlig unzutreffend. Wenn er aber erreicht, dass sich Menschen mit dem Thema inhaltlich auseinandersetzen und eine öffentliche Diskussion erzeugen, bleiben die KI-Kreise nicht nur unter sich, sondern jeder der es will kann sich informieren. Insofern mögen seine Behauptungen einseitig sein, dennoch haben sie mit Sicherheit an der ein oder anderen Stelle auch Fitzelchen Wahrheit. Erfinder in verschiedenen Wissenschaftsbereichen, haben schon immer "gutes" im Sinn gehabt und nicht selten wurde eine "gutgemeinte" Erfindung von anderen Zeitgenossen für "schlechte" Dinge genutzt. Und mal ehrlich. Natürlich will man auch damit Geld machen, nicht unbedingt der Erfinder, aber diejenigen, die ihn für die Forschung bezahlen.

Rainer Mrochen | Mo., 7. Dezember 2020 - 10:40

eines Popstars scheint der Mann gut verstanden zu haben. Daraus lässt sich sich schliesslich, prächtig Kommerz ableiten. Leider ist er damit keinen Deut besser als Diejenigen, denen er mit ihrer Arbeit selbiges unterstellt. Titel, fragwürdigen Inhaltes, existieren sicherlich mehr als umgekehrt. Tiefgründige, philosophische Inhalte liefert der Mann eigentlich nicht. Halt Popstar und kein Liedermacher.

Marianne Bernstein | Mo., 7. Dezember 2020 - 12:51

Wenn Sie Menschen fragen, die Dinge gemacht haben, die heute jeder kennt und die es früher nicht gab, wie z.B. S. Wozinak oder E. Musk, dann werden sie feststellen, dass es einen Forscherdrang gibt, der nichts mit Geld an sich zu tun hat. Genau deshalb hatten diese Menschen auch Erfolg, viele andere, die ähnliches probieren haben leider nicht soviel Glück, denn Glück gehört eben auch dazu.
Eine gekaufte Forschung ist immer schlechter als echter Wissensdrang. Das sieht man z.B. schon am Namen "Cyber Valley", eigene Ideen hat man eben nicht. Es fehlt in Deutschland die Kultur des "Wissen schaffens" = Wissenschaft. Man sieht immer nur aufs Geld.
In dieser Falle steckt aber eben auch R. Precht. KI bietet viele neue Möglichkeiten, sie kann z.B. behinderten Menschen helfen, sie kann neue Konsumgüter schaffen und sie kann den Menschen massiv schaden, das ist aber mit jeder neuen Entwicklung so.

Walter Bühler | Mo., 7. Dezember 2020 - 19:32

Antwort auf von Marianne Bernstein

Ich möchte nur einen Aspekt ergänzen: Viele deutsche Diskussionen um KI laufen ins Leere, weil mindestens eine Seite kein Vorstellung davon hat, wie kreativ die Arbeit in der Mathematik und in der Informatik ist. Was sind Algorithmen und mathematische Modelle? Dass sie großartige Schöpfungen des menschlichen Geistes sind, wird einfach deswegen übersehen (oder ins mythische verfremdet), weil in diesem unseren Lande sich so wenige Menschen auf die Mathematik einlassen wollen. Das ist seit der Schulzeit für die meisten abgehakt und außerdem zu mühsam. Und doch ist unser Leben weitgehend davon bestimmt. Gegen diese faktische Ignoranz hilft auch die allerpopulärste Philosophie nur wenig.

Christian Haustein | Mo., 7. Dezember 2020 - 13:12

Das Problem an der Sache ist, dass es 2 Große Lager gibt. Die eine ist die neoliberale von Spekulanten. Das Wissen ist oberflächlich im Fokus stehen Gewinne und wie Herr Precht richtig sagt. Auf der anderen Seite sind die Moralisten, die den Weltuntergang herbei spinnen. Was die beiden Lager eint ist oberflächliches Wissen und ihre schrille Laute Art. Das einzig richtige ist diese beiden Lager zu ignorieren und die Zukunft nüchtern, aber offen anzugehen.