Kurden demonstrieren in Düsseldorf gegen den geplanten Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Erdogan
Nicht nur Kurden protestieren gegen den Staatsbesuch Erdogans. Auch von der Opposition kommt Kritik / picture alliance

Staatsbesuch von Erdogan - „Eure Wut kommt zu spät!“

Die Bundesregierung rollt den Roten Teppich aus für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dagegen regt sich Widerstand, auch in der Politik. Die deutsch-türkische Autorin Tuba Sarica fragt, warum sich die Kritik an Erdogan jetzt erst artikuliert

Autoreninfo

Tuba Sarica lebt in Köln und schreibt einen Blog über ihre Beobachtungen als Enkelin eines türkischen Gastarbeiters. Im Mai 2018 erschien ihr erstes Buch: Ihr Scheinheiligen!: „Doppelmoral und falsche Toleranz – Die Parallelwelt der Deutschtürken und die Deutschen“   

So erreichen Sie Tuba Sarica:

Um meine Gefühle zum Deutschland-Besuch von Recep Tayyip Erdogan steht es anders als noch vor einigen Jahren. Als die AKP an die Macht kam, war ich 14 und wütend. Denn schon damals wusste ich: Erdogan ist ein waschechter Islamist, und er hat vor, die Demokratie zu stürzen. Das wusste ich nicht etwa, weil ich ein junges Genie war. Ich wusste es, weil eine frühere Rede dieses Mannes für alle frei zugänglich auf YouTube zu sehen war. In dieser Rede sagte Erdoğan, man könne nicht sowohl muslimisch als auch laizistisch sein. Er stellte die Rolle des Volkes als Souverän in Frage. Jeder Mensch, der Türkisch spricht, wusste von Anfang an, was Sache war. 

Trotz ihres Wissensvorsprungs haben sich selbst prominente Deutsch-Türken wie der Grünen-Politiker Cem Özdemir und der Journalist Deniz Yücel bewusst dazu entschieden, ihre deutschen Kollegen, die eben kein Türkisch sprachen, NICHT rechtzeitig eindringlich vor Erdogan zu warnen. Beide echauffierten sich lieber darüber, dass Angela Merkel sehr zögerlich war, wenn es um den EU-Beitritt der Türkei ging. Deniz Yücel behauptet noch heute, die Erdogan-Politik sei zu Anfang „demokratischer“ gewesen als die, die er heute praktiziert. Sie, meine deutschtürkischen „Vorbilder“, haben mich, die 14-jährige Türkin, damals im Stich gelassen. Sie haben als Vorbilder versagt. Jetzt tun sie so, als hätten sie von alledem nichts gewusst. Aber im Internetzeitalter kann das niemand mehr glaubwürdig behaupten. Laut der Definition der Bundeszentrale für politische Bildung fängt Islamismus nicht erst mit Terroranschlägen an, sondern dort, wo Politik über den Islam gemacht wird.

Als sei Demokratie ein Schimpfwort 

Ein großer Teil meiner Verwandten lebt in Deutschland. Trotzdem lösten die Worte Erdogans bei ihnen keinen Alarm aus, im Gegenteil. Zunächst freuten sie sich nur klammheimlich, dass ein wichtiger Politiker ihren eigenen Hass auf die Demokratie in Worte fasste. Doch Erdogans Erfolg bestärkte sie darin, diesen Hass ohne Hemmungen auszusprechen. 

Gleichzeitig wuchsen in mir die Liebe zur Demokratie und auch das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Doch da ich unter meinen türkischen Verwandten in Deutschland keine Mitstreiter fand, suchte ich sie in der Türkei. Mein Onkel war dort so etwas wie ein Oberstleutnant bei der türkischen Marine. Ihn bat ich, mir Porträtbilder vom Staatsgründer Kemal Atatürk zu schicken, damit ich sie zu Hause aufhängen konnte. Atatürk hatte die Demokratie in der Türkei auf den Weg gebracht. Diese Bilder sollten mich an meine Verantwortung gegenüber der Demokratie erinnern. Als ich eine kleine Auswahl an Bildern bekam und sie auspackte, war gerade meine kopftuchtragende Verwandte zu Besuch. Sie flüsterte meiner Mutter in meine Richtung zu: „Sie verherrlicht Atatürk.“ Später wurde mir klar, was sie wohl gemeint haben müsste. Da Atatürk in erster Linie für die Errichtung einer Demokratie nach dem Ende der mittelalterlichen Staatsform der Monarchie steht, meinte sie damit auch, ich verherrliche die Demokratie, so als sei die „Demokratie“ etwas zu Verachtendes.

Kopftuchverbot und Inhaftierung Andersdenkender 

Wegen solcher Szenen flüchtete ich in den Schulferien gerne mal in die Türkei, um dort unter gleichgesinnten Türken zu sein. Ich besuchte meinen Onkel. Ich bewunderte die Frauen und Männer in ihrer Marine-Uniform. Hier lag das Bestreben nach einer westlich orientierten Demokratie und deren Schutz in der Luft. Hier spürte ich Rückgrat. Am 31. August 2006, ich war mittlerweile 18 Jahre alt, standen die alljährlichen Feierlichkeiten zum Abschluss der Absolventen der Marineschule an. An der nahmen auch der Präsident der türkischen Republik, damals noch Ahmet Necdet Sezer und der Ministerpräsident teil: Recep Tayyip Erdogan. Als die beiden hereinkamen, erhoben wir uns von unseren Plätzen auf der Zuschauertribüne des Stadions, in denen die Feierlichkeiten stattfanden. Und wir spürten alle eine Gänsehaut: Wir wussten, was dieser Mensch sich für die kommenden Jahre vorgenommen hatte. 

Und bis heute, 2018, hat er jeden einzelnen dieser Schritte umgesetzt, die wir haben kommen sehen: Von der Aufhebung des Kopftuchverbotes in Universitäten bis hin zur Inhaftierung Andersdenkender. In den Jahren dazwischen habe ich mir den Mund fusselig geredet, gestritten, Rotz und Wasser geheult und versucht, die Öffentlichkeit auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die von Erdogan ausgeht. Ich dachte lange, ich müsse vor allem die Deutschtürken in meinem Umfeld vor Erdogan warnen und ihnen deutlich machen, dass seine Politik einzig auf dem Hass auf die moderne Demokratie beruht. Doch irgendwann stellte ich ernüchtert fest: Die Deutschtürken finden seine Politik nicht deswegen gut, weil sie aus bildungsfernen Familien kommen und es nicht besser wissen können. Sie wissen es ganz genau. Sie finden Erdogan und seine Politik einfach nur gut.

Die Wut auf Erdogan kommt zu spät

Es gibt einen gewissen Punkt, bis zu dem man eine Diktatur noch aufhalten kann. Nämlich den, wenn die diktatorische Regierung ihre Tentakel noch nicht um alle politischen Institutionen geschlungen hat – und wenn vor allem die Justiz noch unabhängig ist. Das waren über 12 bis 14 Jahre, in denen Menschen mit Einfluss wie Cem Özdemir und Deniz Yücel etwas hätten unternehmen können. 12 bis 14 Jahre, in denen es angebracht gewesen wäre, wütend zu sein. Da müsste die Arbeit eines Politikers, eines Journalisten und eines demokratieliebenden Bürgers ansetzen. Nach den Gezi-Protesten und dem so genannten Putschversuch, als auch der deutschen Öffentlichkeit endlich auffiel, dass da eine Demokratie untergeht, standen sie auf der Matte und waren total wütend. Jetzt, wo sich die Probleme nicht mehr verschweigen lassen, ist es „in“ geworden, die Erdogan-Regierung zu kritisieren. Vielen Dank auch, liebe „Vorbilder“, für eure Wut. Sie kommt nur leider um ein ganzes Jahrzehnt zu spät. In meinen Augen könnt ihr euch euer Pseudo-Engagement sparen. 

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Reinhold Schramm | Do., 27. September 2018 - 11:32

''Erdogan ist ein waschechter Islamist'', danke Frau Sarica.

Mit 14. bin ich eigenständig aus der Katholischen Kirche ausgetreten, nachdem ich im ''Spiegel'', als Zeitschriften-Junge, gelesen hatte, das die Vatikanbank der katholischen Kirche mit Aktienbesitz an Mordwerkzeugen der Schweizer Panzerproduktion beteiligt sei. Es bedurfte damals für meine Unterschrift, bei der staatlichen Kirchenstelle, nur die Gegenwart eines Elternteils (das war damals mein Vater; auch in Westdeutschland hatte in den 1960er Jahren die Anwesenheit der Mutter nur ein geringes Gewicht bei den staatlichen Kirchen-Behörden; für Frauen damals fast so wie im Islam, aber ohne Todesurteil).

Es bleibt meine Hoffnung, das sich auch die türkischen Frauen vom (religiösen) Aberglauben des Islam emanzipieren und um ihre soziale und politische Unabhängigkeit und Selbständigkeit kämpfen.

Susanna Bur | Do., 27. September 2018 - 11:58

Interessant, dass eine Türkin hier über die Aufhebung des Kopftuchverbots an Unis spricht.
Meine Frage hierzu an die Autorin: Sollte an den Unis in D ein Kopftuchverbot eingeführt werden?

meiner kleinen Familie hat ergeben, dass alle für ein generelles Kopftuchverbot sind !

Leider dürfte diese kleine Umfrage wohl nicht als repräsentativ gelten -
oder doch ?

herbert binder | Do., 27. September 2018 - 12:03

Ein Artikel in tichys.einblick ("Gegen Erdogan
läßt Merkel nicht demonstrieren") ließ bei mir
folgende Gedanken aufkommen:
Es genügt völlig, i h m eine Ehrentribüne zur
Verfügung zu stellen und etwas throniges fürs
Gesäß, um dann den Hiesigen zu ermöglichen,
auf angemessen abgesenkter Ebene einen
salutierenden Vorbeimarsch zu zelebrieren.

Herr Steinmeier hat dem Diktator vom Bosporus nun die Möglichkeit gegeben, die Huldigung der deutschen Politiker und der türkischen Bevölkerung entgegen nehmen zu können. Es ist unerträglich für mich, dass der partei- und regierungsaffine Bundespräsident einem Menschen einlädt und ihm eine richtig große Bühne bietet, der die Deutschen als Nazis beschimpft, der willkürlich Menschen verhaftet, der öffentlich den Rabia- Gruß zeigt, und damit deutlich zeigt, wes Geistes Kind er ist. Und ich bin mir sicher, er wird auch reichlich Steuergeld bekommen, das er dann in seine Familie investieren kann. UNERTRÄGLICH!

Maria Bohm | Do., 27. September 2018 - 12:18

Das ist sehr ehrlich gesprochen. Es ist aber nicht so, dass die Ziele Erdoghans nur türkisch Sprechenden bekannt war. Seine Rede war auch in deutsch verfügbar, den meisten Politikern wohl auch bekannt. Man hielt aber wirtschaftliche Interessen für übergeordneter und amerikanische NATO Einflüsse für wichtiger, obwohl es da schon knirschte und auch die türkischen Eroberungsgelüste nach Europa über DITIB waren ganz offensichtlich. Warum man nicht darauf reagierte? Wer weiß das schon.

Ulrich B. | Do., 27. September 2018 - 12:56

Auf Özdemir oder auf Yücel zu schimpfen bringt nichts. Es gab ja Leute, die gewarmt haben - und die dafür in der breiten Öffentliichkeit abgelehnt wurden.
Also: Warner gab es und gibt es meist - nur teilen sie all zu oft das Schicksal Kassandras.

Ein anderer - wichtiger - Punkt hingegen ist, dass eben viele Türken Erdogans 'Politik' gut finden - eben weil sie die Demokratie ablehnen.

Wie will man sie vom Gegenteil überzeugen? Solange Erdogans Politik für ausreichend viele 'positiv' ist, wird dies nicht geschehen. Erst wenn sie leiden, arbeitslos, arm, hilfslos werden - und die Ursache als in dieser Politik erblicken, erst dann werden sie bereit sein, diese auch abzulehnen und sich der Demokratie hinwenden.
Auch M. Kemal konnte doch seine Reformen nicht durchsetzen, weil die vorhergehende Politik so erfolgreich war - sondern die Türkei und die Türken in eine Katastrophe führte.

Es ist ein bitterer Pfad - aber ich sehe keine Alternative zu ihm.

Robert Müller | Do., 27. September 2018 - 13:12

'Ich schätze mal, dass sie Erdogan wollten, weil sie "Demokratie" mit Atatürk gleichsetzten - genau wie die Autorin. Wer also gegen Atatürk war, war auch gegen die Demokratie.

Allerdings, das was ich hier in DE von der Türkei mitbekommen habe, hätte ich niemals als "Demokratie" bezeichnet. Die Gleichsetzung Atatürk und Demokratie ist falsch. Erstaunlich ist, dass sogar die Deutsch-Türken das so machen, obwohl sie in DE eine ganz ande Demokratie kennen gelernt haben. Haben sie doch, oder?

Susanne antalic | Do., 27. September 2018 - 13:22

Es ist erstaunlich, wie sich ein grosses Teil Deutschlands dem Islam anbiedert, ob dem Iran, Türkei oder Saudis und in gleichem Atem diffamiert man demokratisch gewählte Politiker andere Länder. Ist das Unterwerfung? An Israel, Visegrads, Italien, Russland, GB,Östreich, USA und jetzt auch Schwedenan lässt man kein gutes Haar und vor diesen Diktatoren ist man nur am kriechen.

martin falter | Do., 27. September 2018 - 13:27

Es ist schon lange zu spät, jetzt muss die Türkei und alle anderen das Problem Erdogan ausbaden. Die Deutschtürken leben in relativer Freiheit bei uns und finden einen Despoten gut. Ist ja auch irgendwie klar, denn sie müssen nicht unter ihm leiden und können ihren türkischen Größenwahn trotzdem frönen.

Jacqueline Gafner | Do., 27. September 2018 - 16:40

Antwort auf von martin falter

Weshalb so pessimistisch? Ja, in der Türkei ist sehr vieles in sehr kurzer Zeit zu Bruch gegangen, nur sollte man nicht völlig ausblenden, dass weite Teile der dort lebenden Bevölkerung dazu nichts beigetragen haben und die ersten Opfer dieser Entwicklung geworden sind. Und was die - bisweilen ist Klartext unverzichtbar - Charakterlumpen angeht, die selber im Westen hocken und vom warmem Ofenbänkchen aus mitgeholfen haben, ihren Landsleuten in der Türkei das Erdogan-Regime zu "verpassen", sollten die sich in Grund und Boden schämen, wenn sie nach wie vor hier und nicht heim ins Reich gezogen sind. Ihnen das zu auch spüren zu geben, ist richtig und nötig; vielleicht höhlt steter Tropfen ja den Stein? Und was Erdogan himself angeht, so ist der zwar noch nicht in Canossa angelangt, doch würde ich nicht darauf wollen, dass das auch so bleibt, sofern sich nicht erneut vermeintlich clevere Politiker/innen finden, die ihm ein weiteres Mal auf den Leim gehen und die Stange halten.

Joachim Wittenbecher | Do., 27. September 2018 - 13:42

So schlimm es für demokratisch gesinnte Deutsch-Türken auch ist: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Türkei als Partner von uns heillos entfernt und gleichzeitig in Deutschland verdeckte autoritäre Parallelstrukturen aufbaut. Dieser Zustand muss beendet werden. Das heißt: EU-Beitrittsverhandlungen offiziell beenden, langfristig kein gemeinsames Militär-Bündnis mit der Türkei, Flüchtlingsdeal kündigen, verdeckte staatliche Einflüsse der Türkei in Deutschland beenden, keine Akzeptierung neuer Doppelpass-Bürger. Wenn Deutschland dies klar gestellt hat, wird vielleicht der Blick auf künftige Kooperationsmöglichkeiten frei: EU-weite Zusammenarbeit mit der Türkei z.B. in den Bereichen Stabilisierung der Nahost-Region, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft u.s.w. Für die hier lebenden türkisch-stämmigen Einwohner sollte die Assimilierung offiziell angestrebt werden, bei realistischen Zeithorizonten und Religionsfreiheit gemäß unseren Grundsätzen.

Christa Wallau | Do., 27. September 2018 - 13:48

Ja, es ist wohlfeil und ziemlich erbärmlich, sich über Mißstände zu echauffieren, wenn es zu spät ist!
Denjenigen, die f r ü h gewarnt haben vor
gefährlichen Politikern und dabei von ihren Mitbürgern nicht ernst genommen oder sogar wegen ihrer Sorgen verlacht/verachtet wurden, klingt es wie Hohn in den Ohren, wenn sie auf einmal bei den einstigen Schönrednern besorgte Töne vernehmen.
Es wird dann so getan, als habe man es nicht vorher wissen k ö n n e n.

Ja, es tut verdammt weh, mit ansehen zu müssen, wie die große Masse der Menschen immer erst viel zu spät merkt (bzw. merken w i l l ), wie
verantwortungslose, egozentrische Politiker sie geschickt an der Nase herumführen.
Das Schicksal einer Kassandra ist - weiß Gott - nicht beneidenswert.
Aber: Trösten Sie sich, liebe Frau Sarica. Wie Ihnen ist es im Laufe der Geschichte schon Millionen von Warnern ergangen! Und ich fürchte - auch in Zukunft wird sich daran nichts ändern.

H i n t e r h e r haben es dann immer alle gewußt...

Marie Werner | Do., 27. September 2018 - 14:16

Tatsache ist, dass die überwiegende Mehrheit der hier lebenden Türken Herrn Erdogan nach wie vor wählen. Mit anderen Worten- was erwarten Sie von der übrigen Minderheit?
Außerdem ducken sich wie erwartet unsere verantwortlichen Politiker mit "Wegbleiben" weg. Die übliche feige Art Probleme auszusitzen. Zum anderen weil sie die Konfrontation mit den hier lebenden Türken sprich-pro Erdogan Wählern -scheuen.

Karola Schramm | Do., 27. September 2018 - 14:57

lädt Erdogan ein und verreist. Soll der SPD-Steinmeier sehen, wie er klar kommt. Typisch Merkel: Mist verzapfen und dann andere die Suppe auslöffeln lassen. "ich bin es nicht gewesen" kann sie dann sagen, wenn Demonstrationen gegen diesen unerwünschten Gast eskalieren, so wie sie es immer schon gemacht hat. Auch für die Flüchtlingskrise fühlt sie sich nicht verantwortlich. Schuld hat die blöde Bevölkerung, die das nicht mitmacht.
Es liegt am mangelhaften Problemverständnis was Merkel, viele Politiker, Journalisen und normale Menschen einfach nicht haben oder aber die Gefährlichkeit von manchen Politikern einfach verleugnen. Diese junge Frau "roch" geradezu die Gefährlichkeit des diktatorischen Verhaltens von Erdogan schon in seinen Anfängen. Ich roch sie auch - bei Merkel. Jetzt sieht man, wie wenig ihr Demokratie am Herzen liegt, wie wenig ihr daran liegt, das, was sie eingeleitet hat, auch zu verantworten. Sie taucht einfach ab. Wie jetzt. Wer zieht sie zur Rechenschaft?

Bernd Muhlack | Do., 27. September 2018 - 15:17

Zitat: "Die Deutschtürken finden seine Politik nicht deswegen gut, weil sie aus bildungsfernen Familien kommen und es nicht besser wissen können. Sie wissen es ganz genau. Sie finden Erdogan und seine Politik einfach nur gut." - Frau Sarica, eine gar treffliche Analyse! Eine Frau Serap Güler, Staatsministerin für Integration in NRW, spie heute in der FAZ (Gastbeitrag) Gift und Galle, Feuer und Flamme gegen die AfD, das Übliche eben. Güler, Özuguz und Chepli etc: Wissen Sie Frau Sarica, wer solche Damen als "Integrierer" beschäftigt, der braucht keine Spalter!!! - Wie gesagt, eine sehr objektive Bestandsaufnahme Ihrerseits und abschließend ein "väterlicher" Tipp => "Weiter so und viel Erfolg, aber passen Sie gut auf sich auf, ja!?" ---

Jacqueline Gafner | Do., 27. September 2018 - 15:46

die vom Alter her problemlos meine Tochter sein könnte. Da könnten sich so manche in Amt und Würden stehende Herren der Schöpfung, die mir altersmässig mit Sicherheit näherstehen als Tuba Sarica, eine zünftige Scheibe abschneiden, nicht nur, was den klaren Blick auf unerfreuliche Entwicklungen angeht, sondern auch in Bezug auf die Zivilcourage darüber im Klartext zu sprechen. Sowas zu lesen, stellt auf, von dieser "Sorte" junger Menschen wünscht(e) man sich in und für ganz Europa mehr. Alles Gute für Ihre berufliche und private Zukunft, Frau Sarica [ich nehme an, dass das der Nachname ist] - und vielleicht haben Sie mit diesem beeindruckenden Text ja das Fundament für eine eigene politische Karriere gelegt?

Elfrun Christiane Schmidt | Do., 27. September 2018 - 16:11

Danke dafür an die Autorin.

Petra Führmann | Do., 27. September 2018 - 16:25

Frau Sarica, bestätigen das, was ich von Ihren Landsleuten schon immer gehalten habe; es sind also keine Vorurteile. Und es bestätigt einmal mehr, was auch die meisten aufgeklärten Menschen wissen: Die Grundlage dafür, dass es besser werden kann, ist Bildung, Bildung Bildung - wenn sie positiv eingesetzt wird und nicht dazu, andere zu übervorteilen oder zu unterdrücken.
Ich wäre unbedingt dafür, dass die Türken hier im Lande, die Erdogan so bejubeln, dringend sofort in die Türkei ziehen sollten; was wollen sie hier? Was genau haben sie gegen unsere Staatsform? Kann es sein, dass hier eigenständiges Denken gefragt ist, was ihnen Probleme bereitet, weil es Arbeit macht? Niemals ginge ich in ein Land, dessen Staatsform und Bürger ich verachtete. Wundern sich da noch Türken, dass sie hier nicht von allem gemocht werden?

RA Ullrich Dobke | Do., 27. September 2018 - 16:45

Intelligente mit ethischem Bewußtsein ausgestattete Bürger dieses Landes verlangten schon vor langer Zeit zu Recht, ihn zur "Persona non grata" zu erklären! Wir machen die falsche Politik, wenn wir ihn in wirtschaftlicher Not stützen. Die Opposition unterstützen wir mit Blick auf zivilisierte Veränderung, wenn wir ihm keine Gelder zukommen lassen. Das Problem des Druckes von innen heraus, also von einer stärker werdenden Opposition hilft den Türken, Deutschland und der EU. So findet das Land zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Zivilisation, wie auch schon Kemal Atatürk es mit sanftem Druck versuchte, Realität werden zu lassen. AKP und Erdogan stehen für religiösen Rückschritt und der gehört nicht zu einem freien Europa mit Zivilgesellschaften!

Markus Michaelis | Do., 27. September 2018 - 16:47

Menschen sind nicht von Natur aus Demokraten, so wie Menschen nicht von Natur aus in Staaten von zig-Millionen Menschen zusammenleben.

Es gibt viele Menschen, die wollen ein Zusammenleben unter demokratischen Formen probieren - vielleicht sollte man besser entwickeln sagen. Sehen wie es geht, Schwachstellen ausbessern und immer daran arbeiten.

Viele Menschen wollen das eher nicht. So ist es einfach. Man sollte sich vielleicht weniger den Mund fusselig reden, das auch als Vielfalt respektieren aber dafür klarere Grenzen ziehen?

Harro Meyer | Do., 27. September 2018 - 17:11

Doch Recht hat er, der Erdogan: Demokratie und (aramäische) Religion sind nicht kompatibel. Beides zusammen kann man nicht vertreten, ohne sich dem Vorwurf der Bewusstseinsspaltung auszusetzen, einer in Deutschland gern geübten politischen Prozedur. ZB. Der Begriff "christl. sozial" ist ein "Antonym"!.

Karin Zeitz | Do., 27. September 2018 - 17:24

passen Sie bitte gut auf sich auf, denn Ihre zutreffende Beschreibung des Sachverhalts dürfte Ihnen in der türkischen Community nicht viele Freunde einbringen. Genau wie wir widerborstigen Sachsen in Verruf gebracht werden, weil wir gegen islamische Verhältnisse in Deutschland sind, müssen auch Sie mindestens mit Bashing rechnen.

Heidrun Schuppan | Do., 27. September 2018 - 19:10

hat man das alles kommen sehen, denn Erdogan ist Muslimbruder – genau wie das frühere (demokratisch gewählte) Staatsoberhaupt Ägyptens der Muslimbruderschaft angehört. Wie protestierten unsere Regierenden gegen die Absetzung – man kann doch nicht, man sollte sofort wieder ... usw. Naivität oder einfach nur Dummheit? Ein Muslimbruder wird nicht aufgeben, bis er sein Ziel erreicht hat – und er wird es erreichen.

Peter Krämer | Do., 27. September 2018 - 19:12

Leider wird die Türkei aus diesem Traum erst erwachen, wenn Erdogan sein Land in den völligen Ruin geführt hat.
Nur sein Scheitern bietet die Chance, dieses Gemisch aus Religion und Größenwahn im Volke zu erkennen.
Bis dahin ist Hilfe von Außen nicht möglich, sie verzögert diesen Prozess nur.
Es ist die Frage, ob Deutschland diesen Realismus besitzt oder aus vordergründigen Interessen diesen Despoten unterstützt, damit die Türkei nicht instabil wird.

Dorothe Gaede | Sa., 29. September 2018 - 10:40

Antwort auf von Peter Krämer

Es ist zu befürchten, dass auch Deutschland erst aus dem Traum erwacht, wenn A. Merkel unser Land in den Ruin geführt hat.
Oder: friedliche Revolution jetzt!

Wolfram Fischer | Do., 27. September 2018 - 19:59

Klasse Artikel, er trifft das Problem. Und gleichzeitig gibt es ein übergeordnetes Problem, das weit, sehr weit über Erdogan und die Türkei hinausgeht. Das Problem heisst - ganz simpel - Islam. Wo auch immer auf der Welt der Islam die Oberhand hat, leiden die Menschen. Alle. Immer natürlich eine jeweils kleine Machtclique ausgenommen.
(Gesinnungs-) Diktatur, Unterdrückung von Minderheiten, Unterdrückung von Frauen. Bildung: Katastrophe. Hochschulen, Wissenschaft: Gähnende Leere. Technik, Wirtschaft: Totalausfall. Ein einziger Graus! Und das ist - nochmal - ÜBERALL auf der Welt so, wo der Islam dominiert. AUSNAHMSLOS!
Das ist so, weil der muslimische Kulturkreis vor 500 Jahren aufgehört hat, irgendwelche "Werte" zu schaffen. Montäre, wissenschaftliche, ethische, philosophische, geistig-kulturelle. Nichts. Der Islam hat sich wie ein bleierner Sarg über die Gesellschaften gelegt, der jeden freien und damit krativen Geist erstickt.
Und es ist definitiv keinerlei Besserung in Sicht!

Dirk Nowotsch | Fr., 28. September 2018 - 00:12

.....Geld verdienen wollen, gibt es einen Anruf bei der Lobbykanzlerin und schon bekommt ein unbedeutender Islamist, den selben Empfang wie ein US Präsident. Berlin muss leiden, die deutsche Volksseele wird mit Füssen getreten und nächste Woche gibt es dann wieder einen dreckigen Nazikommentar in der Türkenpresse! Pfui Daibel Bundesregierung, wie konntet ihr soweit im korrupt.....eh meinte Lobbysumpf versinken? Es ist erfreulich zu lesen, das auch Menschen aus der Türkei, diesen Besuch und diese Person kritisch betrachten. Es bleibt bloß zu hoffen, dass dieser Typ nicht auch noch mit 30 Steuermilliarden, aus Deutschland, in der Tasche wieder abreist! Das Thema wird bestimmt verhandelt werden. (Eisenbahn/Türkei/Bürgschaften von der Bundesrepublik/Steuergeld=Privatgewinn/Siehe dazu auch Video von Weidel Rede zum Bundeshaushalt vorm Bundestag)

Bernhard K. Kopp | Fr., 28. September 2018 - 13:00

Die Redlichkeit der Autorin ist erfreulich. Ohne Türkischkenntnisse, und auch mangels Aufmerksamkeit in 2002, war mir erst nach dem Literaturnobelpreis für Orhan Pamuk klar ( ca. 2007/2008), dass die AKP/Erdogan einen liberalen, demokratischen Rechtsstaat zu keinem Zeitpunkt wollten. Dafür haben sie eine Mehrheit hinter sich, die grundsätzlich grösser ist als die Zahl ihrer Wähler. Der Anteil der Staats- und Wirtschaftselite, und des gebildeten Bürgertums, der einen liberalen, demokratischen Rechtsstaat nicht nur versteht, sondern auch politisch ernsthaft möchte ist viel kleiner, möglicherweise weniger als 10% der Wahlberechtigten. So viele Demokraten hat es hier schon vor ca. 200 Jahren gegeben. Man sollte bei uns aufhören so zu tun, als ob man eine Türkei von Aussen ändern könnte.

Heidrun Schuppan | Fr., 28. September 2018 - 16:49

weil ich Erdogan einen Muslimbruder nannte? Heute ein kurzes Interview in der FAZ mit einem Islamkenner über den Gruß, das Handzeichen der Muslimbrüder. Mein Hinweis auch auf Mursi – auch er nutzte demokratische Wahlen nur, um an die Macht zu kommen. Auch für ihn ist die Demokratie – wie für Erdogan – nur ein Zug, den man verlässt, wenn man sein Ziel erreicht hat.

Karl-Heinz Johannes | Sa., 29. September 2018 - 06:59

Ist das so schwer zu verstehen? Erdogan bekommt was er will. Entweder Merkel rettet die Türkei mit Milliarden vor der Pleite, oder Erdgoan schickt Millionen Flüchtlinge nach Griechenland, die dann kurze Zeit später bei uns ankommen. Das kostet auch Milliarden. Im letzteren Fall kommt dann der Unmut der Bevölkerung hinzu, der Merkel treffen würde. Also schickt Merkel lieber Milliarden nach Ankara. So oder so. Das Geld ist weg.

Franz Gerstheimer | Mo., 1. Oktober 2018 - 09:53

Die persönliche Wut der Autorin wird eindrücklich dargestellt und ist nachvollziehbar.

Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass ich mich an keinen vergleichbaren Artikel der "Gegenseite" erinnern kann. Die Anhänger Erdogans in Deutschland sind offenbar weder Willens noch fähig, ihre Ansichten und Ziele in deutschen Zeitungen klar auszudrücken. Vielleicht sollte Cicero einmal ein derartige Recherche der Innensicht des Systems Erdogan durchführen und publizieren.

claudie cotet | Mo., 1. Oktober 2018 - 12:23

o merkel-baum
o merkel-baum
wie suess sind deine fruechte.....