
- Überdehnung des Machbaren
Die Bamf-Affäre hat die Flüchtlingspolitik wieder in den Fokus gerückt. Noch immer kommen jeden Monat Tausende Menschen ins Land. Registrierung, Asylverfahren und Abschiebungen sollen jetzt aber möglichst geräuschlos funktionieren. Doch einen echten Plan hat niemand
Die Leere ist zu Timo Schüllers Thema geworden. Wenn der Pressesprecher der Bundespolizei in Passau Journalisten die Flüchtlings-Hotspots der Grenzstadt zeigt, dann zeigt er ihnen, was alles nicht mehr da ist. Er zeigt den Bahnsteig an Gleis eins, wo sich 2015 die Menschen drängten. Den sie sogar mit einem Holzsteg verlängerten, dass die Massen Platz fanden. Schüller zeigt den Busparkplatz, auf dem Zelte dicht an dicht standen wie in einem Feldlager; heute ist er verwaist. Und er zeigt eine ehemalige Lkw-Halle, in der die Flüchtlinge damals registriert wurden. Jetzt sitzen da gelangweilte Beamte. Keine Flüchtlinge. Leere.
In der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 balgten sich im deutschen Gemüt die Menschlichkeit und das Leistungsvermögen. Was müssen wir tun? Was können wir aushalten? Dieser Widerstreit führte in ein Dilemma: Dass ein Land im Herzen Europas, möge es noch so wohlhabend sein, schnell an seine Grenzen kommt, wenn die Nachbarn nicht mitziehen.