
- Der Künstlertraum von der Schuldenunion
Die Rufe werden lauter, krisengebeutelten Ländern wie Italien mit Corona-Bonds zu helfen. Unterstützung in der Krise ist zweifelsohne notwendig. Aber was ist, wenn aus der Bitte um Solidarität ein Imperativ wird, wenn Abwägung als Verrat ausgelegt wird?
Es gehört zu den Absonderlichkeiten des aktuellen Kulturbetriebes, dass seine Vertreter – also all jene Schriftsteller, Künstler und Intellektuellen, die man im Jargon des ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaates als „Kulturschaffende“ bezeichnet – zwar permanent von Kreativität und der Infragestellung alter Gewissheiten reden, am Ende des Tages aber nur Althergebrachtes in der Endlosschleife reproduzieren.
Insbesondere ihre gesellschaftspolitischen Einlassungen sind so vorhersehbar und durchritualisiert, dass man sich wundert, dass die selbsternannten Kreativen sich dabei nicht selbst langweilen. Ein schönes Beispiel für die Berechenbarkeit unserer Querdenker lieferte das einschlägige Milieu am vergangenen Mittwoch, als man in der Süddeutschen Zeitung einen offenen Brief mit dem schmissigen Titel „Europäische Corona-Bonds jetzt!“ veröffentlichte.