
- „Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise“
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) schwört Deutschland auf eine tiefe und langanhaltende Rezession ein. Tatsächlich steht spätestens seit dem Ukraine-Krieg das bundesrepublikanische Geschäftsmodell zur Disposition. Und jetzt zeigt sich in aller Brutalität: Wir haben keine Vorstellung davon, wie unsere künftige Rolle in einer sich dramatisch verändernden Welt aussehen soll.
Deutschland im Juni 2022 kommt einem vor wie einer dieser Zeichentrickfilme, bei dem die Comicfigur über eine Klippe rennt und in der Luft noch mit den Beinen strampelt, ohne zu merken, dass sie keinen Boden mehr unter den Füßen hat. Bis zum unausweichlichen Absturz dauert es dann noch zwei oder drei Sekunden. Dieses retardierende Moment ist aus der Perspektive des Zuschauers durchaus lustig, denn man weiß ja, was gleich passieren wird. Weniger erheiternd stellt sich die Situation dar, wenn es einen selbst betrifft. So, wie jetzt in der Bundesrepublik: Derzeit kommen sämtliche Faktoren zusammen, die für den brutalsten wirtschaftlichen Absturz seit ihres Bestehens sprechen. Spätestens mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den daraus resultierenden Energieengpässen müsste klar sein: Wir hängen in der Luft.
Insofern ist es ein Verdienst des Bundesfinanzministers, die dramatische Lage endlich klar benannt zu haben. „Meine Sorge ist, dass wir in einigen Wochen und Monaten eine sehr besorgniserregende Situation haben könnten“, so Christian Lindner am Dienstagabend wörtlich im Heute Journal des ZDF. Und weiter: „Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation.“ Drei bis vier, vielleicht sogar fünf Jahre der Knappheit seien nicht auszuschließen. Oberstes Ziel müsse es nun sein, die Inflation zu stoppen: „Nicht nur wegen der Wirtschaft, sondern weil viele Menschen auch Sorgen haben, ob sie das Leben bezahlen können.“