
- Wie der rbb den Bock zum Gärtner macht
Der Verwaltungsrat des Berliner Skandal-Senders rbb hat der Ex-Intendantin Patricia Schlesinger soeben fristlos gekündigt. Die Öffentlichkeit glaubt, dieses Gremium werde jetzt für die Interessen der öffentlich-rechtlichen Anstalt eintreten. Doch ein näherer Blick auf die handelnden Personen legt eher das Gegenteil nahe. Über einen Verwaltungsrat, der sich selbst dekonstruieren müsste – es aber deshalb kaum tun wird.
Jener rbb-Verwaltungsrat, der den fast einstimmigen Abberufungsbeschluss des Rundfunkrates vom vergangenen Montag jetzt in eine fristlose Kündigung aus wichtigem Grund umsetzen soll, ersatzweise in einen möglichst preiswerten Auflösungsvertrag bei zugleich möglichst maßvollen Pensionsansprüchen, tagte dazu an diesem Montag zum ersten Mal. Dabei wurde er extrem misstrauisch beäugt von der Öffentlichkeit und – das gab es noch nie seit Gründung der ARD vor 72 Jahren – auch von den übrigen acht ARD-Anstalten.
Die Öffentlichkeit möchte gern glauben, es werde dem Verwaltungsrat ab sofort geradezu selbstverständlich darum gehen, dem Sender nicht neue Millionenverpflichtungen gegenüber der Ex-Intendantin Patricia Schlesinger aufzubürden. Ob dies im Verwaltungsrat und wenigstens mehrheitlich auch im Rundfunkrat genauso gesehen wird, ist aber keineswegs gewiss. Seit dem Abgang des Vorsitzenden Wolf-Dieter Wolf besteht das Gremium nur noch aus sieben Personen. Und es wird seither geleitet von einer gewissen Dorette König.