
- „Angst kenne ich gut“
Agnostiker trifft auf Moslem, Islamkritiker auf Islamwissenschaftler: Thilo Sarrazin und Abdel-Hakim Ourghi streiten über den Glauben, die Gewalt und das künftige Deutschland
Herr Sarrazin, Sie sind promovierter Volkswirt, ehemaliger Politiker und Agnostiker ohne Kirchenmitgliedschaft. Warum interessieren Sie sich so sehr für den Koran?
Thilo Sarrazin: Als gelernter Christ kenne ich religiöse Texte. Mit dem Koran bin ich umgegangen wie früher mit der Bibel. Etwa einen Monat lang habe ich ihn voraussetzungslos gelesen. Er stellte sich als chaotisch und stellenweise kaum verständlich heraus. Das Bild, das ich gewann, als ich die Aussagen nach Themen ordnete, war jedoch erstaunlich klar.
Die Frage nach dem Warum Ihrer Lektüre ist damit nicht beantwortet.
Sarrazin: Mein Eindruck war, dass die Muslime sich in einer bestimmten Art und Weise systematisch unterscheiden von anderen Kulturen, Völkern, Staaten, Individuen. Dem Grund für diese Besonderheit wollte ich auf die Spur kommen – aus erster Hand. Also musste ich den Koran lesen.