Deutsche Fußballfans jubeln zusammen am 30.06.2006 auf der Fanmeile am Brandenburger Tor während der Fußball-WM 2006 in Berlin.
Vom Sommermärchen zum Sommernachtsalbtraum: Die Fußball-WM 2006 / picture alliance

Fußball-WM - Rote Karte für die Politik

Politikern gelingt es immer weniger, die Massen zu begeistern. Sie benutzen stattdessen große Sportevents wie die Fußball-WM. Warum lässt sich der Fußball das gefallen? Von Matthias Heitmann

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

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In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Nicht nur die Teams formieren sich, auch die Politik bringt sich in Stellung, um im Windschatten von „König Fußball“ ein gutes Bild abzugeben. Das sind Momente, in denen wie unter einem Brennglas deutlich wird, wie es um die politische Kultur bestellt ist – nicht nur hierzulande, sondern in der Welt. Die öffentliche Erregung über die politische Instrumentalisierung des Turniers durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin ist ein Beleg dafür, wie löchrig zuweilen das kollektive Gedächtnis und wie einseitig und getrübt die öffentliche Wahrnehmung der Wirklichkeit ist. Dass sich die Politik gerne im Scheinwerferlicht des Spitzenfußballs sonnt, ist weder ein neues Phänomen noch eine Besonderheit autoritärer Staaten. Dies allein wäre auch noch keine Politisierung des Sports. Was kümmert es das Licht, wenn es viele Motten anzieht? Dies ist höchstens ein Beleg seiner Strahlkraft.

Interessant wird die Beziehung zwischen Sport und Politik erst dadurch, dass sich ersterer vor den Karren der zweiten spannen lässt und dies als Aufwertung der eigenen Rolle feiert. Wie dieser Prozess vonstatten geht, hat Deutschland im Zuge des „Sommermärchens“ von 2006 erfahren. Schon etliche Monate vor Beginn des Turniers schien sich die gesamte deutsche Öffentlichkeit – und mit ihr Wirtschaft und Politik – nahezu verzweifelt an den WM-Zug zu klammern, um ein Gefühl von Aufregung, Bewegung, Dynamik oder einfach nur ein bisschen Fahrtwind zu spüren. Dies war angesichts hoher Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Stagnation und einem ausgeprägten Mangel an Zukunftsoptimismus auch bitter nötig.

Vom Sommermärchen zum Sommernachtsalbtraum

Das spürte auch die frisch gewählte Kanzlerin Angela Merkel: Nicht von ungefähr übernahm sie gleich in ihrer ersten Adresse an die Nation die Fußballsprache und betonte mehrere Minuten lang die nationale Bedeutung des anstehenden Turniers: Zehntausende Arbeitslose sollten auf neue Jobs, Unternehmen auf rasante Umsatzsteigerungen, Geldanleger auf Gewinne aus WM-Finanzprodukten, das Bruttoinlandsprodukt auf ein halbprozentiges Wachstum, die Umwelt auf ein klimaneutrales Turnier und die ganze Nation auf einen regelrechten Befreiungsschlag hoffen. Die Fußball-Weltmeisterschaft wurde als Ereignis inszeniert, in dem die Nation „zu sich selbst finden“, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen und neu erfinden sollte. Fast jedes Bundesministerium unterhielt eine eigene Werbekampagne mit Fußballbezug. Nationale Kampagnen wie „Land der Ideen“ oder „Du bist Deutschland!“ sollten zusätzlich Offenheit, Orientierung und Optimismus ausstrahlen.

Es schien, als müssten die vier Wochen, in denen „Die Welt zu Gast bei Freunden“ (das Motto der WM) sei, zur Lösung beinahe aller Probleme genutzt werden, da sich sonst das Zeitfenster für Veränderungen schließe. Man fühlte sich ein wenig wie in einem mittelalterlichen Dorf, das sich wochenlang herausputzt und eine grundlegende Verbesserung seiner Situation erhofft, nur weil der König mit seinem Gefolge hindurchreitet. Die Art und Weise, in der das Sportereignis zu einem Katalysator für einen neuen Aufbruch stilisiert wurde, war bezeichnend für den politischen und wirtschaftlichen Stillstand des Landes. Angesichts dieser nationalen Herkulesaufgabe, die dem Turnier aufgebürdet wurde, ist der niedrige Millionenbetrag, der offenbar aus schwarzen Kassen wohin auch immer floss, um die Entscheidung der Fifa bei der Vergabe des Turniers zugunsten Deutschlands zu beeinflussen, geradezu schnäppchenhaft niedrig. Dennoch reichte dieser Betrag aus, um das „Sommermärchen“ in der heutigen öffentlichen Erinnerung in eine Lüge und gewissermaßen in einen „Sommernachtsalbtraum“ zu verwandeln.

WM als Turbo der Wirtschaft? 

Dabei waren die Erwartungen an die WM 2006 in Deutschland enorm: Der Hoffnung, ein solches Großereignis könne die politische wie wirtschaftliche Situation eines Landes nachhaltig verbessern, wurde nahezu alles untergeordnet. Als die deutsche Mannschaft im Vorfeld des Turniers bei einem Testspiel in Italien eine heftige Niederlage erlitt, kam hektische Betriebsamkeit im politischen Berlin auf. Bundestagsabgeordnete von CDU, SPD und FDP wollten sogar den damaligen DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann vor den Bundestags-Sportausschuss zitieren, damit dieser darlegen könne, wie er die WM zu einem guten Ende zu führen gedenke. Die Nervosität hatte Gründe: Schließlich hatte man das Beispiel Südkorea vor Augen: Immerhin konnte sich das asiatische Land, dass vier Jahre zuvor gemeinsam mit Japan die Fußball-Weltmeisterschaft ausgerichtet hatte, über direkte wirtschaftliche Wachstumseffekte von mehr als 3,4 Mrd. Euro freuen. Diese Aussicht wollte man sich nicht durch schlechten Fußball zerschießen lassen.

Letztlich blieb die Fußball-WM 2006 für Deutschland wirtschaftlich nahezu irrelevant. Kein Wunder, war doch der Vergleich mit Südkorea von Anfang an surreal: Da die Wirtschaft Südkoreas bereits in den Jahren vor 2002 überaus dynamisch war, fiel der leichte Fußball-Impuls auf fruchtbaren Boden – ein Umstand, der in Deutschland so gerade nicht gegeben war. Dementsprechend bezifferten Ökonomen den WM-bedingten Primär-Effekt durch Mehrausgaben für Übernachtungen und Ticketkäufe in Deutschland auf eine halbe Milliarde Euro – viel zu wenig, um den Konsum messbar zu beeinflussen. Auch die Baubranche profitierte kaum: Da neben der erforderlichen Infrastruktur auch schon viele moderne Stadien im fußballbegeisterten Deutschland vorhanden waren, waren große Bauvorhaben kaum nötig. Daher hatte die WM auch auf den Arbeitsmarkt keinen nachhaltigen Effekt: Die zusätzlichen Jobs waren zeitlich eng befristet und endeten, kurz nachdem der Fifa-Tross und der Weltpokal das Land wieder verlassen hatten.

Streiks, Intrigen, Korruption 

Auch die Weltmeisterschaft von 2010 in Südafrika wurde zu einem zutiefst politischen und politisierten Ereignis. Erstmals fand das Turnier in Afrika statt, und noch dazu in Südafrika, also genau in jenem Land, das die Hoffnung für die Überwindung von Rassismus und Unfreiheit nährte und zugleich den Aufstieg Afrikas symbolisierte. Doch kaum waren die ohrenbetäubenden Vuvuzelas in den Stadien verklungen, versank das Land in gewalttätigen Streiks und politischen Intrigen, in Korruption und in Versuchen, die Rechte der freien Presse zu beschneiden. Insgesamt entstanden dem Land durch die WM Kosten von 6 Milliarden Euro – ohne dass der erhoffte Entwicklungsschub eintrat. Fünf neue Stadien wurden gebaut, und keines erwirtschaftet bis heute Überschüsse. Der südafrikanische Tourismus entwickelte sich nach 2010 sogar rückläufig. Forscher bezifferten den Konjunktureffekt insgesamt auf maximal 0,5 Prozent – viel zu wenig, um Südafrika wirtschaftlich voran zu bringen. Auch die großen Hoffnungen auf eine bessere politische Zukunft am Kap der guten Hoffnung erfüllten sich nicht: Die gesellschaftliche Depression nimmt seither immer weiter zu.

Nicht viel positiver fällt die Bilanz Brasiliens nach der Weltmeisterschaft von 2014 aus – und dies nicht nur wegen der historischen Halbfinalniederlage. Schon in den Wochen vor dem ersten Anpfiff hatten immer wieder Hunderttausende gegen die horrenden Kosten des Großereignisses protestiert und die Verschwendung von Steuergeldern angeprangert. Positive Impulse für die Wirtschaft des Landes gingen von dem Turnier ebenfalls nicht aus – schwerer wog die Ernüchterung ob der ausbleibenden Verbesserungen, die die Politik immer wieder versprochen hatte.

Arm in Arm mit verschwitzten Fußballern 

Der Fußball blickt also auf eine lange Geschichte der Instrumentalisierung durch die Politik zurück. In dem Maße, in dem es Politik immer weniger gelingt, gesellschaftliche Dynamik und Begeisterung zu erzeugen, wächst die Bedeutung des Fußballs. Das Fußballstadion ist einer der wenigen Orte, an denen Politiker sich heute „eins“ fühlen können mit den Wählern: als Anhänger eines Teams. Gleichzeitig bietet der Sport der Politik eine Ebene, um den Menschen näher zu kommen. Man erinnere sich daran, wie lange die Aufnahmen der im Stadion jubelnden Kanzlerin Merkel ihr Image positiv beeinflussten. Immer wieder versuchte sie seither, diese Wirkungen zu wiederholen: Doch ihre mittlerweile zur Routine verblassten Besuche im Trainingslager des DFB-Teams haben nicht mehr den öffentlichen Effekt, sondern wirken inszeniert. Das politische Klima hat sich verändert, und diese Veränderung lässt sich auch nicht durch Aufnahmen im Kreise siegestrunkener und verschwitzter Fußballer überdecken.

Ähnlich gewollt und künstlich wirken auch die Bemühungen von Wladimir Putin, sich selbst sowie Mütterchen Russland als fußballbegeistert zu präsentieren. Schließlich ist bekannt, dass Putins Herz nicht für den Spitzenfußball schlägt. Die russische Equipe bietet dazu auch keinen Anlass. Im Kern tut der Kremlchef zwar nichts anderes als alle anderen Politiker, die die Nähe zum Spitzensport suchen. Nur ist es in seinem Fall besonders wenig überzeugend. Was es wiederum leicht macht, Putin der Instrumentalisierung des Sports zu überführen.

Wie westlich ist Russland wirklich? 

Wie so oft sind aber nicht die offensichtlichen und direkt in Erscheinung tretenden Akteure das Hauptproblem. Der Vorwurf, die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland sei „Putins WM“, offenbart das Fehlen sowohl eines historische Bewusstseins als auch echten Interesses an der Entwicklung des Fußballs. Das Turnier in Russland wird aufzeigen, wie westlich Russland tatsächlich ist und wie wenig sich die Politik und die Kultur des Westens in Wirklichkeit von der Putins unterscheiden. Es wäre im Sinne des Sports, der Politik insgesamt die Rote Karte zu zeigen, denn sie hat auf dem Fußballplatz nichts verloren. Doch dazu müssten aber nicht nur die offensichtlichen, sondern auch die versteckten politischen Fouls geahndet werden – und das auf beiden Seiten.

 

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Truiken kardos | So., 10. Juni 2018 - 10:37

Herr Heitmann Ihr Satz "Es wäre im Sinne des Sports, der Politik insgesamt die Rote Karte zu zeigen, denn sie hat auf dem Fußballplatz nichts verloren" sagt alles, nur nicht, wie Sie sich vorstellen, den Fussball wieder zu entpolitisieren. Beide, die Politik und die Fussball-Politiker sind miteinander verfilzt. Schade, da geht die Freude am Sport doch glatt den Bach runter.

Per L. Johansson | So., 10. Juni 2018 - 12:13

Zitat: „Es wäre im Sinne des Sports, der Politik insgesamt die Rote Karte zu zeigen, denn sie hat auf dem Fußballplatz nichts verloren.“

Warum sollte die FIFA das tun? Sie bekommt ja im Gegenzug durch die Politik die notwendige millionenschwere Infrastruktur gestellt und auch steuerlich geldwerte Vergünstigungen als „gemeinnütziger“ Verein.

Zitat. „Der Vorwurf, die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland sei „Putins WM“, offenbart das Fehlen sowohl eines historische Bewusstseins als auch echten Interesses an der Entwicklung des Fußballs.“

Richtig. Jede Regierung versucht sich bei einer WM in Szene zu setzen. Nur daß Putin in der Umkleide weniger deplaziert wirken würde...
Die wirkliche Schande ist, daß die FIFA bei der Vergabe der WM nicht mehr den Fußballfan im Blick hat, sondern es vor allem um die Erschließung neuer Märkte geht!

Und auch über Özil und Gündogan ärgert man sich in Funktionärskreisen doch höchstens insofern, als es beim Geschäft stört.
Geld, Geld, Geld.

Ausschließlich Wirtschaftsinteressen treibt die Fifa um. Es werden nicht heimische Produkte der Länder angeboten, die ausrichten. Warum nicht? Etwa weil sie es nicht können? Die können schon, wenn man sie denn ließe und brächte dann vielleicht wirklich dauerhaft neue Arbeitsplätze in die Länder. Das wäre tatsächlich ein sportlicher Ansatz und würde Produkten neue Märkte eröffnen, die bislang unbekannt sind. Da läge mal kultureller Austausch. Das könnte Länder und Kontinente auf die Beine bringen. Cola, Starbucks, Adidas, Budweiser, MacDonald etc. sollen konsumiert werden - und nur die. Es geht nicht um Menschen. Es geht darum sich dumme, willige Konsumenten für eine verführende Wirtschaftsklientel heranzuzüchten. Und die Politik unterstützt das. Das nenne ich unsportlich.

https://www.fifa.com/worldcup/organisation/partners/

Renate Brunner | So., 10. Juni 2018 - 12:52

führt fast immer ins Verderben, alles, nur das nicht!
Der Fußball lässt sich das gefallen, weil es sein Image hebt und weil es VIIIEL Geld einbringt oder einbringen kann. Fußball-Spiele sind die sublimierte Form von kriegerischen Auseinandersetzungen. Solche Sublimierungen, die sozial verträglich sind, sind zu begrüßen. Das Volk, die Völker brauchen Helden, besser Fußballhelden,
Skihelden oder Eishockey-Helden, als Kriegshelden.
Legenden von Spitzensportlern sind Schlachtenlegenden absolut vorzuziehen. Die Bevölkerung braucht Identifikationssubjekte, an denen alle Gefühle und Empfindungen ausgelebt werden können. Sieg und Niederlage, diese beiden
Worte sagen doch schon alles.
Und was Russland betrifft. Nach 70 (!) Jahren totalitärer Sowjetunion, kurzes Intermezzo durch
Gorbatschow und dann die elende Politik von Jelzin (nicht für die Oligarchen, die entstanden sind) ist es nur zu verständlich, dass Putin diese Spiele haben wollte. Vergönnt es dem russischen Volk doch!

Hans Herzberger | So., 10. Juni 2018 - 13:08

Ich halte den WM-Zirkus für total überbewertet. Was haben wir denn heute im Sport ? Gedopte Sportler, wohin man sieht, utopisch Zahlungen die der eigentlichen Leistung nicht entsprechen und Stadien voller Chaoten und Kriminellen. Zudem noch FIFA und UEFA, die am Rande der Legalität Schmiergelder und Boni verteilen und sich keiner Schuld bewußt sind. Diese ganzen Tatsachen passen wunderbar zu unserer derzeitigen politischen Kultur und Vorgängen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, das sich Politiker gerne in dieser untergehenden Moral sonnen und wohlfühlen.

Akira Ozawa | So., 10. Juni 2018 - 14:04

Sie haben den sehr nachhaltig wirkenden Einfluss des Özil-Gündokan-Effektes (Wie viele Male und zumeist, wenn es kritisch wird) ausgeklammert.

Das ist der berühmte Tropfen, Fass, überlaufen.

Diese thematische Abstinenz wird sich sehr rächen.

Wetten, dass?

Ich sehe das genauso. Als wirklich grosser Fussballfan habe ich von allem Kommerz, aller Korruption und Geldgier der Beteiligten den Kanal schon lange voll. Nun, nachdem zwei Erdogananhaenger in der Nationalelf gezeigt haben, was sie von ihrem Geburtsland Deutschland halten, ist endgueltig Schluss mit der Unterstuetzung dieser "Mannschaft". Ich habe mir ein Trikot der islaendischen Mannschaft besorgt und werde dieses in den naechsten Wochen nur noch zum Waschen ausziehen. Viele Gruesse!

Erdogan gönnt D keinen weiteren WM Titel? Der Mann hat andere Probleme. Der will eine Wahl gewinnen und hat sich seine Mitstreiter gesucht. Sportler ziehen immer. Das weiß der Präsident und das wissen die türkischen Fußballer mit deutschem Pass auch. Für die Fifa ist das natürlich unglücklich gelaufen. Für D aber m. E. auch. Herr Löw hätte die Herren nicht nominieren sollen. Die sind nicht Fisch, nicht Fleisch. Alle Fans wissen das nun zur Genüge. Mit denen will man gar nicht mehr gewinnen. Vor allem bei dem Gedanken, dass Frau Merkel dann wieder ein Vollbad nehmen und ihre Fehler vergessen machen kann. Freude schöner Götterfunken mit schwitzenden Körpern. Lieber in der Vorrunde raus, als Erdogan zum Sieg zu verhelfen und Frau Merkel weiterhin im Amt zu halten. Man kann gar nicht genug pfeifen über diese Pfeifen.

Klaus Dittrich | So., 10. Juni 2018 - 14:31

„Das Fußballstadion ist einer der wenigen Orte, an denen Politiker sich heute „eins“ fühlen können mit den Wählern: . . . „
Politiker sitzen auf der Ehrentribüne – der Wähler nicht!
Die Fußball-WM ´2018 ist vor allem ein Schauplatz für die kalten Krieger; vornehmlich aus den Branchen Politik und Medien.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 10. Juni 2018 - 14:55

AUFKLÄRUNG.
Ich will der Politik nicht wirklich vorwerfen, dass sie auch einen ökonomischen Blick auf solche Weltereignisse wirft.
Wie es sich so ergab, lebe ich seit Jahrzehnten in der Zivilgesellschaft und von der aus gesehen würde ich die These wagen, dass das Sommermärchen das war, ein Märchen und ein voller Erfolg.
Putin hat es in der Hand, sich weitestgehend zurückzuhalten.
Ich hoffe, dass mir niemand verübelt, dass Fussball nicht mehr den Stellenwert für mich hat. Es geschah auch zu der Zeit meiner zivilgesellschaftstheoretischen "Überlegungen" und der klaren Erkenntnis, dass ich nicht dazu aufschliessen konnte, zum Mannschaftssport Fussball, also Interesse/Neugier. (Auch durch den Einfluss von Vater/Exmann)
Ganz besonders also von meiner Seite Respekt für diese/n Sport/ler.
Ich freue mich dann sehr auf die Tour de France, weil man soviel mitbekommt von Land und Leuten und Fahrradfahren im Bereich meiner Möglichkeiten war.
Hoffentlich werden es schöne friedliche Spiele.

Sepp Kneip | So., 10. Juni 2018 - 15:11

In einer Zeit, in der alles politisiert wird, kann man nicht davon ausgehen, dass der Sport davon ausgenommen wird. Im Gegenteil. Die Massenanziehungskraft des Fußballs ist geradezu prädestiniert, politisch instrumentalisiert zu werden. Das ist bei Putin nicht anders, als bei anderen Staatschefs auch. Sich im Kreise der Nationalmannschaft zu zeigen, bringt Pluspunkte, für sich selbst, und vielleicht auch für das Land.

Seit Kurzem läuft der Karren in Deutschland aber gerade anders herum. Mag man bei der letzten Weltmeisterschaft noch in nationalem Stolz geschwelgt sein, war das auf einmal zuviel Nationalpatriotismus. Es gab plötzlich keine deutsche Narionalmannschaft mehr, sondern nur noch "Die Mannschaft". Die Europameisterschaft durfte nicht gewonnen werden. Hier hatte wohl Merkel Hollande versprochen, dass diese für Frankreich reserviert ist. Da mussten zwei unserer Top-Kicker die Hand zu Hilfe holen um einen Sieg zu vermeiden. Nun, Portugal bewahrte sich den Nationalstolz.

Dominik Maassen | So., 10. Juni 2018 - 16:13

"Politikern gelingt es immer weniger, die Massen zu begeistern." - Ich finde nicht, dass dieser Satz stimmt. Bei einigen leider nicht. Trump hat im Wahlkampf die Massen begeistert. Darüber gibt es zahlreiche Dokumentationen. Clinton ist es nicht gelungen. Obama wurde weltweit wie der Messias gefeiert. Siehe auch seine Auftritte in Berlin. Und er bekam einen Nobelpreis, ohne allzu viel Friedenstiftendes geleistet zu haben. Leider scheint auch Putin mit seiner Inszenierung in Russland erfolgreich zu sein. Und auch Erdogan kommt - zumindest bei den Türken hierzulande und wenigen millionenschweren Fußballern - mit seinen Kampagnen hervorragend an. Dass sie damit keine gesellschaftliche Dynamik auslösen, stimmt allerdings. Dazu ist die Gesellschaft wahrscheinlich inzwischen überall zu zersplittert. Vielleicht entwickeln die Massen ihre eigene Dynamik. Siehe die vielbeschworene, naive "Willkommenskultur", auf die dann Medien und Politik draufsatteln.

Reinhard Zeiss | So., 10. Juni 2018 - 17:06

Ist der Cicero uninteressant geworden ?
So wenig Kommentare sehe ich nur hier !
Ich sehe bei Welt Online jeden Tag viele Beiträge ,
bei cicero reagiert keiner mehr !
Woran mag das bloß liegen ?

Michaela Diederichs | Mo., 11. Juni 2018 - 22:48

Antwort auf von Reinhard Zeiss

Ich bin auch sehr verstört. Das Streitgespräch Matussek - Schwennicke wurde bereits hinlänglich kommentiert und kommt heute mit 0 Kommentaren erneut weit oben. Die ganze Kommentarfunktion scheint wie abgeschaltet. Ich hoffe, es ist nichts mit Herrn Wißmann passiert, der unser aller Pamphlete i. d. R. lesen und einstellen muss. Liebe Redaktion, könntet Ihr uns aufklären?

Susanne Dorn | So., 10. Juni 2018 - 19:07

…unserer Kanzlerin, die wir doch nun wirklich kennen. Zur Fußball-WM hat sie sicherlich für uns Bürger wieder einen ganz besonderen Leckerbissen, am Parlament vorbei.

Außerdem war Bilderberger-Konferenz in Italien und unsere Kanzlerin hat mit Sicherheit neue Instruktionen erhalten, wie der deutsche Bürger weitere schikaniert werden kann. Wir vergessen immer, dass Merkel NUR eine Marionette ist. Alles was sie tut, geschieht im Auftrag. Auch darüber wissen wir doch hinlänglich bescheid.

In ein paar Tagen wissen wir mehr…

Michaela Diederichs | So., 10. Juni 2018 - 21:42

Die Stadien in RSA sind ein politischer Irrsinn ohnegleichen. Das Land kämpft mit Wassermangel und noch ganz anderen Schwierigkeiten. Wie es den Menschen in den von der Fifa heimgesuchten Ländern geht, interessiert nicht. Ich möchte keine Bilder von einer Bundeskanzlerin, die ein Bad in der Menge verschwitzter Männerkörper nimmt. Das sind keine schönen Bilder. Dann lieber Putin mit nacktem Oberkörper hoch zu Ross. Sie hatte ihre WM, jetzt hat der Putin seine WM. Manchmal hat so eine WM aber auch etwas Gutes: Journalisten gucken manchmal aufmerksamer und mit einem anderen Blick auf die Länder - gerade während einer WM - und geben ihre Erkenntnisse weiter. Daraus kann kulturelles Verständnis erwachsen - oder im Ansatz absterben. Man muss nicht alles tolerieren oder verstehen wollen. Jede Kultur hat ihre Existenzberechtigung - im eigenen Land und nur da.
http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/aberglaube-in-afrika/6714…

Bernd Fischer | So., 10. Juni 2018 - 22:06

ob als kommunistische Machthaber ...oder Despoten in der Vorstufe zur Diktatur......oder Regierungschefs/innen die eigentlich aus harmlosen Ländern kommen nutzen gerne diese "erbärmliche Variante" um vom eigenen Unvermögen oder Lösungen anzubieten ( was das eigene Land betrifft ) abzulenken.
Traurig ( eigentlich erbärmlich ) ist in diesem Zusammenhang das die Sportfunktionäre dieses dumme Spiel mitmachen.

Aber es hat schon etwas erotisches an sich, für so manchen Sportfunktionär oder Spieler der "Macht" so nahe stehen zu können.

Siehe: Mesut Özil und Ilkay Gündogan

Christian Langer | Mo., 11. Juni 2018 - 06:40

Lieber Mutti in der Kabine als Politiker, die die Massen begeistern.

Steffen Gerhard Wiegand | Mo., 11. Juni 2018 - 09:35

Warum sich das der Fußball gefallen läßt? Weil er bereits originärer Bestandteil des politisch-medialen Komplexes ist, ganz einfach. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wurden mit der „Allianz für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat - gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt“ alle „relevanten Gruppen der Zivilgesellschaft“ von den Arbeitgebern und Gewerkschaften über religiöse Gemeinschaften bis hin zum organisierten Sport in einer organisierten Plattform zusammengeschlossen (http://www.allianz-fuer-weltoffenheit.de/). Der DFB grüßt auf der Homepage als „Unterstützer“ und hat einen Ex-Bundestagsabgeordneten als Präsidenten. Noch Fragen?

Michaela Diederichs | Mo., 11. Juni 2018 - 23:23

Antwort auf von Steffen Gerhar…

Global Goals oder UNO hätte auch gereicht. Die geistigen Verrenkungen hätte man sich wirklich sparen können. Aber man will halt nicht zu direkt rüberkommen. Insgesamt kann man feststellen - das Projekt läuft - vor allem im Sinne der Wirtschaft. Dumme Konsumenten werden gebraucht. Und nur die. Spieler lassen sich instrumentalisieren. Aber die werden auch nicht für das Denken bezahlt. Brot und Spiele für das Volk - weltweit. Fifa, UNO, Wirtschaft - ein einziger, verseuchter, ekeliger Filzteppich. Darauf eine Coca Cola.

Dominik Rohde | Mo., 11. Juni 2018 - 13:10

..... „europäisches Recht hat immer Vorrang vor dem deutschen Recht“, „man muss das Richtige tun.“ Madame Merkel hat vorher dafür gesorgt, dass ihre Vorstellungen von Recht und Politik nach Brüssel getragen werden. Man ist sich dort in den inhaltlichen Fragen weitgehend einig. Merkel hätte etwas anderes gesagt, wenn es um ihrer Meinung nach existenzielle Vorgaben aus Brüssel gegangen wäre, die Deutschland bedrohen.
In Ungarn wird derweil ein Verfassungs-Gesetz vorbereitet, dass es verbietet, andere Gruppen oder Völker gegen den Willen der Bevölkerung auf ungarischem Boden anzusiedeln. Nachvollziehbar. In den Ländern des Osten der EU müsste man Migranten auf Dauer pripilegieren, damit einer da bleiben wollte. Sozialleistung mikrig, Gehälter sind klein. Merkel spaltet die EU!! - hat aber im Interview schmallippig zugegeben, dass in gewisser Weise auch UNgarn Deutschland mit dem Zaun schützt. Wurde nirgendwo in den Medien erwähnt.