Herfried Münkler und Manfred Weber
Herfried Münkler und Manfred Weber diskutieren die Implikationen des Ukraine-Kriegs für den Westen / Max Kratzer und Jeannette Petri

Streitgespräch - „ Deutschland hat seine Naivität kultiviert “

In der Ukraine wird der „European Way of Life“ verteidigt, meint der CSU-Politiker Manfred Weber. Das ist ein Schönreden der Realität, sagt der Politikwissenschaftler Herfried Münkler. Ein Streitgespräch über Krieg und Frieden.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Herfried Münkler ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Bekannt wurde er durch seine Beschäftigung mit Machiavelli. Ein viel beachtetes Werk Münklers war auch „Die neuen Kriege“ (2002). Zuletzt erschien von ihm „Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch“ (2021).

Manfred Weber ist Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. Der CSU-Politiker trat bei der Europawahl 2019 als Spitzenkandidat für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten an.

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Tomas Poth | Mi., 11. Mai 2022 - 11:50

Deutschland hat seit 1945 seine Unterwerfung kultiviert!!
Es fehlt die Bereitschaft eine eigene Interessen- und Machtpolitik zu formulieren und diese auch wehrtechnisch zu untermauern!

Fritz Elvers | Mi., 11. Mai 2022 - 21:42

Antwort auf von Tomas Poth

nach 1945 ging es zunächst darum, ob Deutschland mehr sein durfte, als ein Acker. Kaum jemand konnte ernsthaft glauben, dass ein Deutscher noch jemals ein Wort sagen durfte, ohne ausdrücklich gefragt worden zu sein.

Ronald Lehmann | Do., 12. Mai 2022 - 00:19

Antwort auf von Fritz Elvers

Wir deutschen sind zu befriedeten Dukaten-Esel erzogen, getrimmt & gezüchtet worden,
wo SELBSTSTÄNDIG UNTER-NEHMEN, geschweige Denken, Analysieren oder vielleicht sogar eine Frage stellen (wie der Herr böse Reitschuster) durch ehemalige sozialistische Floskeln ausgefiltert wurde.

"Den Sozialismus in seinen Lauf halten weder Ochs noch Esel auf"
Ja, er konnte in die Zukunft schauen ;-)))

Tomas Poth | Do., 12. Mai 2022 - 15:27

Antwort auf von Fritz Elvers

wollen Sie denn daß es so bleibt? Als Dukatenesel, wie Hr. Lehman es beschreibt, ihr Dasein fristen.
Und wenn Sie es wirklich wollen, warum sollen Hr. Lehman, ich und andere das auch wollen, verpflichtend für alle nachfolgenden Generationen?

Christa Wallau | Mi., 11. Mai 2022 - 11:50

Diese Aussage ist zu 100% zutreffend.
ABER: Leider macht es dabei fröhlich weiter!!!
Als ob aus einem Volk von Naivlingen plötzlich - sozusagen über Nacht - eins werden könnte, das sich an der REALITÄT orientiert u. klug darauf einstellt! Das anzunehmen ist allein schon wieder völlig naiv.
Wir haben eine Regierung, in der die GRÜNEN den Ton angeben. Sie sind lupenreine Ideologen, was ihre Pläne in Bez. auf Energieversorgung u. auch auf Migration anbetrifft. Von ihren weltumspannenden utopischen Ideen ("Von D geht die Rettung der Welt u. ihres Klimas aus!" ) verabschieden sie sich auch heute keinesfalls.
Im Gegenteil: Die GRÜNEN benutzen diesen Krieg, um für ihre Vorstellung von einer möglichst totalen Umstellung auf erneuerbare Energien in D noch mehr Zustimmung zu bekommen.
Wie es wohl einen Krieg brauchte, um einen Teil der deutschen Naivität wegzuräumen, wird es wohl des Ruins der deut. Wirtschaft u. des Sozialstaates bedürfen, um dem letzten Naiven
bei uns die Augen zu öffnen.

die AfD retten!

Ironie Ende!

Es brauchte eines Krieges, um ein Teil der deutschen Naivität wegzuräumen?

Ja was denn nun? Ist die Naivität kultiviert, oder weggeräumt?

Ausser üblichem Theaterdonner, an die Grünen gerichtet, ist der Beitrag inhaltsfrei..

Walter Bühler | Mi., 11. Mai 2022 - 11:59

Das EU-Parlament ist von den gleichen Berufspolitikern (oder Parteifunktionären) bevölkert wie die nationalen Parlamente. Fixiert auf die innerparteiliche Karriere und die Pflege der eigenen Netzwerke - insbesondere aus dem LGBTQIA-Sektor - haben die deutschen Abgeordneten nicht nur den Brexit vorangetrieben, sondern auch Kampagnen gegen die Visegrad-Staaten betrieben und so die Fliehkräfte in der EU gestärkt.

Positive Initiativen des Parlaments sind mir - außer wohlfeilem Geldausgeben - während der Corona-Krisen nicht aufgefallen.

Es wird ziemlich lustig werden, wenn die nationalistischen Ukrainer in die EU kommen. Sie werden sich - noch stärker als Polen und die baltischen Staaten - an GB (Johnson) und an den USA orientieren, und die EU nur als ihre natürliche Geldquelle betrachten.

Ich befürworte die nukleare Zusammenarbeit mit Frankreich. Aber ist dann nicht verrückt, wenn die Deutschen weiterhin an der Verteufelung der Kernenergie festhalten?

Note ungenügend, Herr Weber.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 11. Mai 2022 - 12:00

von "Bruder"völkern Russlands Ideologie, Herr Münkler?
Und wieso machen Sie die zukünftige Weltordnung so lastig?
Wo bleiben die Turk/Araber und Afrikaner?
Nur ganz schweren Herzens - aber es soll ja für eine Zukunft sein - würde ich die Türkei als den Hegemon der Turk/arabischen Welt sehen, zusammen mit Saudi-Arabien für die Araber.
Für die Afrikaner, obwohl ich da beim Libanon beginne, Israel und Ägypten, aber die USA stehen ja auch nicht für den nordamerikanischen Kontinent etwa alleine.
Für Südamerika setze ich auf Mexiko ff., was schon mal erklärt, dass die USA dorthin noch keine Schnellverbindungen bauen.
Europa ist derzeit stark Brüssel zentriert, was evtl. zu starken Verwerfungen mit Osteuropa führt.
Deshalb gefiele mir diese Idee einer Neuen Hanse, die wohl nicht die Bundesrepublik aus der EU lösen wird, aber ein Gegengewicht teils innerhalb, teils ausserhalb der EU schafft und zudem für England Sicherheit.
Die EU wandelt sich von einer basierten Gemeinschaft zur Großmacht?

Markus Michaelis | Mi., 11. Mai 2022 - 12:00

Manfred Weber betont Werte, Demokratie und eine regelbasierte Weltordnung. Er geht fest davon aus, dass das universelle Werte sind, denen am Ende alle Menschen folgen, und dass die Alternativen Diktatur und Gewalt sind.

Ich glaube, dass Herr Weber hier wie Millionen in Deutschland denkt. Für mich kann ich aber nicht erkennen, dass er über all die Vielfalt und Widersprüche in der Welt nachdenkt.

Für mich offensichtlich haben große Teile der Welt Bedenken, dass die regelbasierte Welt zu westlich und bevormundend wird. Es scheinen auch viele mehr Alternativen zu sehen als wir, auch viele Nachteile von politisch-gesellschaftlichen Ideen, die wir haben. Viele haben auch einfach andere Vorlieben oder andere Gewohnheiten (etwa die Geschichte zu betrachten).

Ich kann bei Herrn Weber einen festen Glauben an unsere Werte sehen, aber nicht so stark ein Ringen damit und ein Nachdenken darüber.

Joachim Kopic | Mi., 11. Mai 2022 - 12:34

Weber hat seine Naivität realisiert (...bezogen auf den angestrebten EU-Posten, den er "dank" Macron nicht erhalten hat).

Norbert Heyer | Mi., 11. Mai 2022 - 13:05

Wenn man dieses Streitgespräch aufmerksam liest, bekommt man langsam Angst vor der Zukunft. Russland hat unbestreitbar den Krieg begonnen, aber kein Krieg hat immer nur einen Schuldigen. Wenn Herr Weber schon 2014 ein „ungutes Gefühl“ gegenüber Russland hatte und andere Politiker auch, warum wurde dann weiterhin völlig einseitig auf russische Energie gesetzt? Warum wurde der größte Gasspeicher an Russland verkauft? Warum haben wir sichere Energie zerstört und Zappelstrom erhalten? Ich sehe eine immer weiter gehende Verschärfung dieses Konfliktes, zum großen Gefallen der USA, die Russland endlich eliminieren wollen. Das haben schon zwei andere vermeintliche Strategen versucht und sind gescheitert. Frau Baerbock sollte mit dem Begriff „für immer“ sorgfältiger umgehen, er könnte ihr Böse auf die Füße fallen. Mir scheint der Wille zu Verhandlungen allen Seiten zu fehlen, dann sei es eben so, dass wir alles zerstören, was Generationen aufgebaut und geschaffen haben. Krieg ist sehr grausam.

Wir haben wegen der verkorksten Energiewende diese fatale Abhängigkeit zum Gas. Wer gleichzeitig aus Kohle und Atom aussteigt und allein mit Gas als Übergangsenergie in die Zukunft startet hat eine offene Flanke. Eigentlich ganz einfach.

Irgendwie ist es aber besser Willy Brandt mit deiner Entspannungspolitik die Sache in die Schuhe zu schieben. Wer hat dieses Land in den vergangenen 15 Jahren eigentlich regiert Herr Weber? Hat das aktuelle Versorgungsproblem vielleicht auch etwas mit der Klimahysterie der Deutschen zu tun?

Christoph Kuhlmann | Mi., 11. Mai 2022 - 14:20

Punkte besprochen hat, ohne sich im Detail zu verlieren. Man hätte allerdings nicht nur den Verkauf der nationalen Gasreserve an Gazprom als total abwegig und naiv kritisieren müssen, sondern auch die Aufrüstung des russischen Militärs mit den Gasmilliarden erwähnen sollen und synchron dazu die weitgehende Demobilisierung der Bundeswehr, die SPD und CDU in diesem Zeitraum betrieben haben. Die Weigerung Deutschland als zentrale militärische Groß- oder Mittelmacht zu erhalten, deren Beitrag, gemäß ihrer Bevölkerungszahl, zur europäischen Sicherheit deutlich über den Militärhaushalten von England und Frankreich (inkl. Ausgaben für Atomwaffen) hätte liegen müssen, war die primäre Einladung an Putin! Ich bin übrigens gegen eine atomare Bewaffnung, befürworte aber konventionelle Fähigkeiten Großstädte auszulöschen um der Abschreckungslogik genüge zu tun.

Armin Latell | Mi., 11. Mai 2022 - 16:45

der „European Way of Life“ verteidigt“. So ähnlich etwa wie „unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt“? Total sinnbefreit. Auch frage ich mich, woher die Ukraine Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit kennen sollte. Aus der BRD bestimmt nicht. Verbot der Ausübung demokratischer Grundrechte, Aufheben des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, ein Verfassungsrichter aus einer Regierungspartei und andere zweifelhafte Gestalten? Ein Präsident, der hinter den Kulissen ausgekungelt wird? Die Ukraine hält nur so lange durch, wie von den Amis Waffen und Geld fließen. Die Europäer, wahrscheinlich meint Herr Weber aber die EU, sind kein großer Player, wenn Buntland nicht mehr zahlt, ist es sowieso zu Ende mit der „Idee“. Übrigens gab es in WK II auch die Waffen SS Division Galizien mit Ukrainern, die den Gröfaz unterstützt haben. Auch Stalingrad wurde von der Wehrmacht angegriffen, nicht nur Kiew. Weber erweist sich einmal mehr als das was er ist: ein Laberer.

Bernd Windisch | Mi., 11. Mai 2022 - 20:18

Einfach-weiter-so mit dem Geldverdienen, anstatt zu reflektieren, worauf es heute ankommt.

Worauf kommt es denn heute an?

Bernhard Kaiser | Do., 12. Mai 2022 - 01:42

"Nach allem, was wir heute wissen, handelt es sich bei den jüngsten Vorfällen, etwa denen aus dem Ort Butscha in der Nähe von Kiew, um eine neue Eskalationsstufe, die einen Zivilisationsbruch markiert, den wir auf europäischem Grund und Boden erleben." Wer in Butcha was angestellt und wer wen massakriert hat, ist nach wie vor völlig umstritten und in keinster Weise geklärt! Dass dies die Russen waren, ist also bis auf Weiteres reine Propaganda! Genau so wie sich durch das zusammengeschnittene Video des SPIEGEL mit einem Interview einer aus dem Stahlwerk in Mariupol befreiten Zivilistin im Vergleich zum Originalvideo gezeigt hat, dass es eben nicht die Russen waren, die die Zivilisten an der Flucht gehindert haben, sondern die Söldner des rechtsradikalen Azov Regiments, die sich mitsamt den Zivilisten dort verschanzt haben! Auch in Butscha ist übrigens nach dem Abzug der Russen das Azov Regiment einmarschiert!