Sahra Wagenknecht
Sahra Wagenknecht spricht im Interview über die Probleme des Linksliberalismus / Julia Steinigeweg

Sahra Wagenknecht im Interview - „Erfolgreiche linke Parteien sind auch konservativ“

Für Sahra Wagenknecht geht der Kampf immer weiter. Inzwischen ist es ein Zweifrontenkrieg: gegen das Großkapital, aber vor allem gegen die Linksliberalen in den eigenen Reihen. Was ihr bleibt, ist der Glaube, dass sich die Welt zum Besseren verändern lässt.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:

Frau Wagenknecht, sind Sie nicht eigentlich eine historisch völlig unwahrscheinliche Erscheinung? 

Sahra Wagenknecht: Weshalb?

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Christoph Kuhlmann | So., 17. Juli 2022 - 18:26

"Aber Sie betonen zugleich, dass man bei Veränderungen die Menschen und die Gesellschaft nicht überfordern darf: ob bei Migration oder kulturellem Wandel." Ich würde die Einwanderung nicht unbedingt wegen der Überforderung der Gesellschaft kritisieren. Mic stört der kulturelle regress der entsteht wenn man überwiegend Menschen aus rigiden, paternalistischen Kulturen einwandern lässt und diesen keinerlei Integrationsleistung abverlangt. Das wäre ja auch rigide. Der Begriff Parallelgesellschaft, in der vormoderne Ordnungsmuster und verfassungsfeindliche Intoleranzen gelebt werden kommt mir da in den Sinn. Bevor man da da Kritik an Gruppen wie Migranten äußert, sollte man erstmal überlegen was einen wirklich stört. Aggressives Auftreten zum Beispiel, das würde ich aber niemals dem türkischen Rentner von nebenan unterstellen oder auch vielen anderen jüngeren Leuten mit Migrationshintergrund. Doch warum huschen dann die Kollegen auf dem Weg zum Zug so verängstigt über Bahnhofsplatz?

Gabriele Bondzio | So., 17. Juli 2022 - 19:17

stellt auch Demokratie und Sozialstaatlichkeit infrage. "

Da gebe ich ihr vollkommen recht. Der Mensch braucht Übersichtlichkeit und es leuchtet wohl jeden ein, dass Töpfe die für eine Familie reichen, zu klein sind, wenn sich viel Besuch ansagt.
Sicher kann frau größere auf den Ofen stellen, aber die Vorräte sind schneller erschöpft bzw. muss an anderer Stelle gespart werden.

Das geht ökonomisch nie auf, insbesondere wenn nicht wenige Dauergäste werden und nichts zum Haushalt beisteuern.

Ein Nationalstaat ist ja (verglichen) eine große Familie, mit einem ähnlichen kulturellen Hintergrund.

Genauso ist es richtig, dass die Entwicklungsstadien (was moralisch-politische . Aspekte angeht) der Menschen in anderen Ländern teils-und völlig von unseren abweicht.

Und Demokratie (DE entwickelt sich auch zurück)-Exporte.
,bisher keinen Erfolg gebracht bzw. Chaos in den betreffenden Ländern ausgelöst hat.

Also, liebe Sahra Wagenknecht, ich finde die Antworten auf die Fragen, gut gesetzt.

Hier wird ein Beispiel/Vergleich dargestellt, daß jeder verstehen kann, wenn er sich denn nicht ideologisch blöd stellt. Aber die ideologische Verblödheit im RotGrün-Lager ist unsere Crux in Deutschland. Das läßt sich nur mit der Wahlstimme verändern. Und die Wahlstimme wird über den medialen Mainstream beeinflußt, der sich leider ebenso ideologisch verblödet gibt. Hier liegt ein Schwerpunkt unserer Probleme, das mangelnde Augenmaß kombiniert mit TukaTuka-Land Wunschdenken und -handeln.
Frau Wagenknecht ist leider in der falschen Partei, sie paßt überhaupt nicht in das derzeitige RotGrün-Millieu.

Gabriele Bondzio | So., 17. Juli 2022 - 19:19

stellt auch Demokratie und Sozialstaatlichkeit infrage. "

Da gebe ich ihr vollkommen recht. Der Mensch braucht Übersichtlichkeit und es leuchtet wohl jeden ein, dass Töpfe die für eine Familie reichen, zu klein sind, wenn sich viel Besuch ansagt.
Sicher kann frau größere auf den Ofen stellen, aber die Vorräte sind schneller erschöpft bzw. muss an anderer Stelle gespart werden.

Das geht ökonomisch nie auf, insbesondere wenn nicht wenige Dauergäste werden und nichts zum Haushalt beisteuern.

Ein Nationalstaat ist ja (verglichen) eine große Familie, mit einem ähnlichen kulturellen Hintergrund.

Genauso ist es richtig, dass die Entwicklungsstadien (was moralisch-politische . Aspekte angeht) der Menschen in anderen Ländern teils-und völlig von unseren abweicht.

Und Demokratie (DE entwickelt sich auch zurück)-Exporte,
bisher keinen Erfolg gebracht bzw. Chaos in den betreffenden Ländern ausgelöst hat.

Also, liebe Sahra Wagenknecht, ich finde die Antworten auf die Fragen, gut gesetzt.

Joachim Kopic | So., 17. Juli 2022 - 19:50

...bewirken könnte -war seinerzeit ein Mitgrund für mich, diese Partei zu wählen ... aber wie bei Grün: Die Parteien stellten sich - zumindest für meine Wahlentscheidungen - irgendwann mal ins Abseits ... wie auch Sarah ... und da schließt sich der Kreis. Naja, wenigstens die Blumenwerferin hat nichts mehr zu sagen :)

Dominik Roth | So., 17. Juli 2022 - 19:50

mit der ich in vielen Punkten überhaupt nicht übereinstimme, die ich als Kontrahentin in einer Diskussion aber 100% respektiere weil ich ihre Positionen als authentisch und ihre Methoden als fair wahrnehme.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 17. Juli 2022 - 21:01

Kirchenmusik "Ich will den Kreuzstab gerne tragen" mit Masaaki Suzuki, lese das Interview und kann mich entspannen.
Meine Erfahrung war immer die, dass gute Gedanken Unterhaltung und Austausch brauchen.
Wenn das zwischen Herrn Brodkorb und mir nicht "klappt", dann lese und spüre ich doch in dem Interview ein tieferes Verstehen und ich glaube nicht, dass es mit Ost oder West zu tun hat.
Schön, dass Herr Brodkorb Frau Wagenknecht hohen Respekt entgegenbringt, den sie fraglos verdient.
Und man spürt das unglaubliche Niveau, das im Osten überdauerte, vor allem der Traum vom Gemeinsamen, ich denke eher weniger der vom Nationalstaat.
Ich weiss gar nicht, ob der preussische Staat eines Nationalstaates fähig war, er war immer eher verstetigte Vergesellschaftung?
Zu dieser Vergesellschaftung sagt das Interview, beide Teilnehmer, Einiges und es wird nicht nur die Linkspartei betreffen, sondern Gesellschaft, das Politische und den Staat überhaupt, in verschiedenen Facetten und Formen... oder so:)

"Rational-Staat" sprechen, nicht einmal Wertestaat, eher einem Proceduren/Beamtenstaat, keinem Nationalstaat.
Die Mittelschicht bestand eher aus Beamten, denn aus einem ökonomischen Bürgertum?
Das Nationale ist unabgeschlossener als das "Ver-Staatlichte", weshalb ich demgegenüber nicht so negativ eingestellt bin (trotz der Auswüchse), wie dem "totalen Staat".
Das 3. Reich war eine ganz schlechte Mischung aus Freiheitsdrang nebst Volksbefindlichkeiten und totalitärem Regieren von oben.
Das Recht hatte eigentlich keine Bedeutung gegenüber der Legitimität durch Anruf und Bestimmung, vom Staat blieb die autoritäre Macht, nicht nur über die Ausnahme, sondern als Normalzustand.
Dann gab es noch die gewachsenen Volks-Gemeinschaften, vor allem evtl. im Süden.
Die Bundesreublik sollte immer föderal regiert werden und als Demokratie stark von unten.
Das erklärt evtl. die Schwäche der Linken im Westen, trotz vorhandener Interessendispositionen, die aber überlagert werden von Zugehörigkeit, ff.?

Markus Michaelis | Mo., 18. Juli 2022 - 00:31

"Beim Thema Migration ist Ihr Bild vom Menschen nicht sonderlich optimistisch,"

Ist "optimistisch" hier der richtige Begriff. Ja, unsere westliche Gesellschaft setzt im Moment alternativlos voraus, dass das Ziel die Eine Menschheit, die (homogene?) Weltgesellschaft ist. Man setzt dabei voraus, dass die dann letztlich so tickt wie "Wir".

Viele Länder und Kulturen würden das anders sehen und ich sehe das auch sehr skeptisch. Wir Menschen haben letztlich keine Ahnung wie Gesellschaft und auch nur wir selber funktionieren - es ist einfach viel komplexer ist als unser Verstand mächtig. Da begrüße ich eine Vielfalt in der Welt, mit allen Nachteilen - ein synchronisiertes Gaga-Laufen der ganzen Welt wäre schlimmer. Und jede Gesellschaft läuft in Abständen Gaga - immer im Selbstbild im Besitz absoluter Wahrheiten.

Eine Weltgesellschaft sprengt auch den Rahmen einer gemeinsamen Öffentlichkeit - oder sie wird monothematisch-gleichgetaktet.

Christa Wallau | Mo., 18. Juli 2022 - 01:12

Es geht längst nicht mehr um "links" oder "rechts", sondern um eine vernünftige Politik, die sich an einem realistischen Menschen- u. Weltbild orientiert.
Angesichts der katastrophalen Schieflage, in welche die deutsche Politik u. Gesellschaft in den letzt. Jahrzehnt. gerutscht sind, brauchten wir Menschen wie Frau Wagenknecht notwendiger denn je in politischen Ämtern!
Es ist eine Schande, daß ausgerechnet sie d i e Außenseiterin in der Linken ist.

Könnte man aus den besten Köpfen aller Parteien eine Regierungsmannschaft zusammmenstellen (Welch ein schöner Traum!), dann gehörte Frau Wagenknecht dazu. Sie würde sich - davon bin ich überzeugt - auch mit klugen Konservativen, wie z. B. Nicolaus Fest von der AfD, prima verstehen.
Leider sind es aber nicht die Klugen, Vernünftigen, die sich in den Parteien nach oben boxen, sondern Ideologen, welche Meinungsmanipulation betreiben bzw. Karrieristen, die dem Volk nach dem Munde reden. Beide verraten damit die wahren Interessen der Bürger.

Fest, Fest? Da war doch was... Ach ja, der ehemalige Präsident des EP, David Sassoli, war nach langer schwerer Krankheit gestorben...

"'Endlich ist dieses Dreckschwein weg', schreibt Nicolaus Fest in einer WhatsApp-Gruppe, in der sich die AfD-Abgeordneten im Europaparlament untereinander austauschen. Screenshots liegen dem ARD-Hauptstadtstudio vor."

https://www.tagesschau.de/investigativ/hsb/afd-sassoli-101.html

Aber wer die Wannseekonferenz mit dem UN-Migrationspakt vergleicht, der hält Leute, die solche Dinge von sich geben, wahrscheinlich tatsächlich für "Konservative".

Ob Wagenknecht sich mit Fest & Co. "prima verstehen" würde, da habe ich meine Zweifel:

https://www.facebook.com/linkspartei/videos/sahra-wagenknecht-%C3%BCber…

Aber wer braucht schon Argumente oder gar Belege, wenn er/sie von etwas "überzeugt" ist?

Stefan Forbrig | Mo., 18. Juli 2022 - 15:57

Antwort auf von Kai Hügle

...leider, leider haben Sie damit Recht, das hat er gemacht und es ist verwerflich. Und leider stellen sich manche AfD-Leute ohne Not solch ein Armutszeugnis aus. Das ist tragisch und zum Mäuse melken, jedoch bleibe ich AfD Wähler, selbst wenn die einen Besenstiel aufstellen würden, da das derzeit die einzige wirklich konservative Kraft im Parlament ist, auch wenn manche das anders sehen. Und ich hoffe doch, Sie zeigen auch immer schön mit dem Finger drauf, wenn sich Leute aus der SPD, Grüne und SED daneben benehmen, wie wir das schon unzählige Male gehabt haben. Sollten Sie Belege brauchen, liefere ich die gerne nach.

Alexander Brand | Mo., 18. Juli 2022 - 17:46

Antwort auf von Stefan Forbrig

man sucht krampfhaft nach dem Splitter im Auge der AfD und übersieht großzügig den Balken im Auge der diversen Linksparteien.

Entweder man beanstanden Verfehlungen, dann aber bei ALLEN, oder man ignoriert sie, dann aber auch bei ALLEN!

Ich persönlich bin fürs Beanstanden mit allen erforderlichen Konsequenzen für die „Karriere“ und natürlich auch für die „Pensionen“. Dann wären wir fast alle Kabinettsmitglieder und -innen auf einen Schlag los, angefangen beim BK Scholz. Und die Ex-Kanzlerin und Amtsmißbraucherin Merkel könnte dem Olaf im Knast Gesellschaft leisten!

Ich gehe sogar so weit zu behaupten, wenn gleiches Recht für alle gelten würde, dann wären in den Reihen der AfD die wenigsten von Konsequenzen betroffen, denn da geht es meist um aufgebauscht Lappalien, bei den Grünen vermutlich die meisten.

Aber wie bei der vom Sieger geschriebenen Geschichte, gilt auch hier, die Herrschenden machen die Gesetze und das sind nun mal aktuell leider die Linksextremen.

Deutschlands (und Europas) zustimme, so möchte ich Ihnen zur Eignung Wagenknechts widersprechen.

Aus meiner Sicht ist Wagenknecht eine intelligente Demagogin aber keinesfalls eine integre und glaubwürdige Politikerin. Frau Wagenknecht nutzt sehr geschickt Themen die der Bevölkerung auf dem Herzen liegen, um sich politisch zu profilieren, ich sehe aber nicht, daß sie diese Themen auch aus Überzeugung vertritt.

Sie ist das klassische Beispiel des Wasserpredigens und Weintrinkens, Farm der Tiere läßt grüßen. Sie konsumiert Hummer und Champagner und läßt dann Bilder die dies zeigen von der Kamera der Genossin löschen!

Ich jedenfalls glaube ihr kein Wort, auch dann nicht, wenn sie in der Sache recht hat!

Sie ist zudem nach wie vor eine überzeugte und bekennende Kommunistin und als solche für jedes politische Amt in einer Demokratie vollkommen ungeeignet.

https://www.sueddeutsche.de/politik/sahra-wagenknecht-laesst-fotos-loes…

...völlig richtige Analyse, ich stimme Ihnen voll zu. Wie oft höre ich den Spruch: "Die ist toll, nur in der falschen Partei".
Falsch! Die ist in der richtigen Partei. Sie ist und bleibt eine glühende Marxistin und Kommunistin, auch wenn Sie blitzgescheit ist und gute Ansichten hat, das Eine schließt ja das Andere nicht aus. Man soll sich nur nicht täuschen lassen. Wir Ossis erkennen unsere Schweine am Gang, wie der Bauer sagt.

Menzel Matthias | Mo., 18. Juli 2022 - 11:12

Ich kann sehr vielen Argumenten von Frau Wagenknecht zustimmen, die Lobbyisten in Brüssel sind wohl da das größte Problem - neben dem Nichtvorhandensein von Demokratie in diesem Brüsseler System.
Wie demütig sich deutsche Konzerne von diesen Laien und Nichttechnikern vorführen lassen und ganze Industrien deswegen den Bach runtergehen, kann ich nicht verstehen. Also da fehlt mir die Logik in Frau Wagenknechts Aussage. Es sind wohl eher diese NGOs, die ihre Agenda durchbringen. Am Ende sprechen alle Argumente für den kleinsten gemeinsamen Nenner in der EU, also die Wirtschaft und die EU als eine Gemeinschaft von Nationalstaaten.

Bernd Windisch | Mo., 18. Juli 2022 - 12:54

Hätten wir mehr Wagenknecht und weniger Baerbock im Parlament müsste uns vor der Zukunft nicht bange sein.

Gerhard Lenz | Mo., 18. Juli 2022 - 13:46

Vielleicht in diesem Forum, wo 98% die AfD wählen, und man/frau immer wieder mit grösster Freude die Einlassungen von Frau Wagenknecht zur Kenntnis nimmt? Und zwar solche, die z.B. in Sachen Corona oder Russlandpolitik durchaus aus der AfD stammen könnten?

Nun gut: Wer zuhört weiss, dass Frau Wagenknecht nur Lafontaines Weltbild übernommen hat - und da sind die Fronten klar: Ausgebeutete Unternehmer gegen ausbeuterische Unternehmer, Antimperialisten (dazu gehören nach altlinker Lesart noch immer die Russen) gegen imperialitische Amis. Ende der Wagenknechtchen Weisheit.

Wo ist Frau Wagenknecht denn so erfolgreich? Als Spitzenkandidatin in NRW bzw. trotz ihres Engagements dort errreichte die Linke 1,9 bzw. etwas über 3% - Wahnsinn. Ihre Initiative "Aufstehen" war ein einziger Flopp, die Nachfolgeorganisation der Wagenknechte wird garantiert ebenfalls ein Reinfall.

Na ja, bleiben der Altlinken ja noch Foren wie dieses, wo sie von AfDlern (!) bejubelt wird.

Zeit, die Partei zu wechseln