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Ob Steuerklasse III, IV oder V: Am Ende kommt dasselbe raus / dpa

Die Ampel und das Ehegattensplitting - Ein Gendersternchen für die Einkommensteuer

Die Ampel-Regierung will das Ehegattensplitting, also die gemeinsame steuerliche Veranlagung von Verheirateten, reformieren. Damit soll Gleichberechtigung geschaffen werden. Doch es handelt sich um reine Symbolpolitik, denn unterm Strich ändert sich für Eheleute gar nichts. Das eigentliche Problem liegt woanders.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:

Das wesentliche Merkmal des Gendersternchens ist es ja, dass sich mit ihm in Wahrheit gar nichts ändert. Mit ihm sollen in Gegenwart und Zukunft alle Menschen in der Sprache berücksichtigt werden – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Präferenz. Aber genau dasselbe leistet grammatikalisch ja bereits das dieser Tage viel gescholtene „generische Maskulinum“. Und das schon seit langer Zeit. Wenn man also das eine durch das andere ersetzt, ist man mit viel Bohei genau dort wieder angekommen, wo die Reise einst begonnen hat.

Auf dem Weg zur Symbolpolitik 

Wenn man etwas ändert, um in Wahrheit nichts zu verändern, nennt man das für gewöhnlich „Symbolpolitik“. Es werden nicht gesellschaftliche Realitäten bearbeitet, sondern Haltungen demonstriert. Es geht um das öffentliche Kultivieren des eigenen guten Gewissens. 

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Ernst-Günther Konrad | So., 9. Januar 2022 - 15:49

Danke Herr Brodkorb für die Aufklärung. Ich gebe zu, ich hatte mich damit noch nicht beschäftigt. Als Pensionär mir einer Ehefrau, die demnächst erst Anspruch auf die Mindestrente hat, weil sie nach den Kindern nicht mehr arbeiten ging oder eben nur geringfügig, bin ich davon nicht betroffen, von dem was Sie da schildern.
Mir viel nur ein. Schnatterinchen ist doch jetzt Alleinverdienerin, weil ihr Mann den Haushalt mit Kindern versorgt. Wird sie ihm einen 450 bzw. 520 € Job gestatten? Er könnte ja bei einem Discounter Regale auffüllen, zweitweise an der Tanke die Kasse machen oder bei den GRÜNEN stundenweise Biografien fälschen.
Ich warte mal ab, was aus der von Lindner angekündigten vereinfachten Steuerreform wird.
Und was das Gendern anbetrifft. Das wird sich in den nächsten Monaten auswachsen. 91% las ich gestern, machen da eh nicht mit. Und die letzten 9% wird man irgendwann zum Sprachkurs schicken. Am besten bei einem Migranten, der noch richtig deutsch in der Schule gelernt hat

Zunächst ein gutes 2022 - und was so dazu gehört!

Ein Kommentar sui generis, oder?
Sie sind doch intelligent, auf die Verwendung des Begriffs "Schnatterinchen" nicht angewiesen.
Herr Holefleisch (in der Tat ein cooler Name) wird sicherlich einen gut bezahlten Zeitvertreib finden - es lebe das home-office!
Tochtern & friend machen das seit fast zwei Jahren - sehr gut bezahlt, ausgestattet.!

"Ich warte mal ab, was aus der von Lindner angekündigten vereinfachten Steuerreform wird."
NICHTS!
Werter Herr Konrad, dazu postete ich mit die Finger wund - es wird in absehbarer Zeit keinen "großen Wurf" geben.
Prof. Dr. jur. Kirchhof, Friedrich Merz et co hatten sehr gute Entwürfe.
Alles wurde inne Tonne gekloppt!
Von den stets lächelnden Selbstdarstellern.

Eines noch.
"Anspruch auf die Mindestrente"
Im Gegensatz zur Grundsicherung ist diese "Wahlgeschenk-Mindestrente" unabhängig vom Einkommen der Familie/Bedarfsgemeinschaft.
Ist das Gerechtigkeit?

Alles Gute!

Bis demnächst - GLÜCKAUF!

Bernd Muhlack | So., 9. Januar 2022 - 16:33

ledig
verheiratet
dauernd getrennt lebend
geschieden
verwitwet
(geimpft?)

Ja, diese Formulare!

In der Tat hat Herr Brodkorb recht: entscheidend ist was hinten rauskommt; um es mit Dr. Helmut Kohl zu sagen.
Das ist wie mit der berühmt berüchtigten "Zahnarztfrau" welche den Minijob ausübt u der Olle auf Steuerklasse III reitet.
Im Endeffekt egal.

Übrigens, wie ist das denn mit den Homo-Ehen?
Gibt, bedarf es da auch eines Gendersternchens?
Eher nicht.
Sie sind ja bekanntlich seit 2017 fast vollkommen gleich gestellt; man erinnere die Abstimmung 2017 im Bundestag u das Tischfeuerwerk des Abgeordneten Volker Beck.
Hierzu ein Artikel aus der taz, welche ich eigentlich nicht lese:
https://taz.de/Steuerliche-Gleichstellung-von-Homo-Ehe/!5529667/

Gleiche Rechte für alle sind selbstverständlich, aber bitte keine mimosenhaften Sonderstellungen!

Man kümmert sich um solchen Gender-Bullshit, anstatt endlich einmal das EStR vernünftig zu modernisieren.
Dazu fehlt wohl der Wille, die Kompetenz.

Hans Jürgen Wienroth | So., 9. Januar 2022 - 17:05

Es gibt in diesem Lande eine wichtige Frage: Wie lange kann / will eine Familie noch Kinder haben? Der „besondere Schutz des konv. Familienmodells“ ist schon länger „modernen Modellen“ gewichen. Darin ist die Frau zur „Gebärenden“ degradiert. Elter 1 und 2 (neue Bez. für Mutter und Vater) dürfen zeugen, gebären und zahlen, Betreuung und Erziehung übernimmt (wie im Sozialismus übl.) der Staat. Sind Eltern heute unfähig dazu? Wer hat da noch Lust auf Kinder, insbesondere bei guter Ausbildung? Bei Familien mit Migrationshintergrund haben Traditionen (konv. Modell) einen höheren Wert, man durch die Heimat (auch in 4. Gen.) weniger wohlstandsverwöhnt.
Ich kenne die „Ampel-Pläne“ nicht, jedoch war das Splitting schon seit langem auf der Streichliste linker Parteien. Dort ist schließlich auch die konventionelle Familie verhasst. Das Splitting ist eine Wohltat für Gutverdiener. Alles, was steuerzahlende Eheleute von der Arbeit für die „Gemeinschaft“ (Steuern) abhält, gehört abgeschafft.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 9. Januar 2022 - 17:44

es geht mehr in Richtung Familiensplitting, sprich Berücksichtigung der Kinder.
Vielleicht das gesamte Einkommen durch die Anzahl der Familienmitglieder teilen und bei errechnetem zu geringem Einkommen gibt es Geld vom Finanzamt dazu? Es ist fast lächerlich, ein Kind wie einen Erwachsenen zu berechnen, eigentlich sollte ein Kind 1,5 Erwachsene sein, .denn es zieht viel Energie ab.
Zudem sollten Kinder ein Leben lang steuerlich angerechnet werden, man kann sich aber auch bei den Kindern bedienen, wenn Eltern nicht den Freiraum zum Verdienst hatten wie Kinderlose, hüstel?
Wichtig aber ist auch, dass Kinder nicht zu unterschiedlich veranlagt werden nach dem Verdienst der jeweiligen Eltern.
Ich bin auch sehr für ca. 20 000 Euro für jedes Kind mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres oder bei Ausbildungsbeginn, unabhängig vom Verdienst der Eltern.
Schutz von verpflichtendem Zusammenleben, aber Respekt vor jedem Einzelverdiener*.
Bloß kein Stechen und Hauen.
Gendersprache vor allem amtlich:)

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 12. Januar 2022 - 11:28

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

im Unklaren lassen, woher ich diese Meinung habe.
Zunächst stamme ich aus eine Linie kinderreicher Familien, was mich schon zu dem einen oder anderen Gedanken führte.
Dann las ich in meinen jungen Jahren das ausgezeichnete Buch von Frau Prof.Dr. Christel Neusüß "Die Kopfgeburten der Arbeiterbewegung".
Eigene Erfahrungen, gesellschafliche Debatten, politische Teilhabe.
Leider müssen sich manche Menschen vielleicht immer noch daran herantasten.
Autoritäre "Regime" werfen manchmal einen sehr langen Schatten, vor allem, wenn sie sehr wenig mit den eigenen Traditionen zutun haben.
Ich bin zuversichtlich, dass wir in der Bundesrepublik wieder zusammenkommen und zusammen bleiben.

Helmut Bachmann | Mo., 10. Januar 2022 - 09:55

Auf auf! Frauen in die Familie ist also böse, denn schließlich ist das minderwertige Arbeit, aber Frauen in die Betriebe, das ist der hot shit, jeah. Dass mit dieser ideologischen Einmischung in das Leben des Souveräns, letztlich nur die Familie gestört werden soll, merkt man selbst bei der SPD nicht. Schließlich müssten auch Männer, die zu Hause bleiben wollen, um Kindern beizustehen, einsehen, dass ein einziges Einkommen für die Familie nicht mehr ausreicht. Widerlich. Gut, dass es die FDP gibt.