Risse und Flickstellen in der Betonfahrbahn der Autobahn A14 nahe der Anschlussstelle Mutzschen zeugen von Schäden durch den sogenannten Betonkrebs.
Risse im Bollwerk der etablierten Volksparteien / picture alliance

Freiheit und Demokratie - Das Gespenst namens Instabilität

Durch Chefetagen und Redaktionsräume geistert das Gespenst der Instabilität. Sein Unwesen treibt es aber im Auftrag der Wähler. Und die hegen lediglich den normalen Wunsch nach Freiheit und Demokratie

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

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Der Spiegel nennt die nach dem Scheitern der schwarzgelbgrünen Sondierungsverhandlungen entstandene Situation die „Stunde Null“ der deutschen Demokratie. Das klingt jedoch mehr nach Zusammenbruch als nach Aufbruch. Offensichtlich sehnt man sich nach einer Regierung, fast schon egal, nach welcher. Zugegeben: Als der Spiegel in Druck ging, lag die Neuauflage der gerade erfolgreich abgewählten Großen Koalition noch in etwas weiterer Ferne: Die SPD gab sich weitgehend noch als prinzipientreu-oppositionell, und noch hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Parteiführern noch nicht die Leviten gelesen.

Mittlerweile aber wird frischer Beton angerührt, um das Loch im Schutzwall, den die etablierten Parteien um sich herum errichtet haben und durch das nun Frischluft einzudringen droht, schnell wieder zu verfüllen. Es darf darüber spekuliert werden, wie haltbar solche Ausbesserungsarbeiten sein werden, wenn doch das gesamte Bauwerk schon durch relativ moderate Wählerwanderungen in seinen Grundfesten zu erschüttern ist.

Parteien müssen durchgerüttelt werden

Die tatsächlichen Erschütterungswellen kommen erst noch: Es dauert eine Weile, bis sie die Köpfe erreichen und sie ins Schleudern bringen. Die christdemokratische Schockstarre heuchelt Stabilität, die vor allem daher rührt, dass in der CDU niemand ist, der sich um den Job von Angela Merkel reißen würde oder eine Idee hätte, wie dieser anders zu machen wäre. Vom SPD-Vorsitzenden Martin Schulz wird nun Unmögliches verlangt: Er soll möglichst unbeschadet sein entschiedenes „Nein“ zu einer Zusammenarbeit unter Angela Merkel in ein Verantwortungsbewusstsein und Glaubwürdigkeit signalisierendes „Ja“ umdeuten – oder aber seinem eigenen Nachfolger oder einer Nachfolgerin in den Sattel helfen.

Horst Seehofers Abgang ist hingegen nur noch eine Frage der Zeit: offen ist nur noch, wie sanft die CSU das Ende auszugestalten bereit ist. Den Bündnisgrünen wird es bald dämmern, dass es ein Fehler war, der FDP das vorzuwerfen, was man bisher als Grundpfeiler der eigenen Identität behauptet hatte: fehlende Unterwürfigkeit, Kratzbürstigkeit und ein oppositionelles Urgefühl. Mit der Reaktion auf das Scheitern von Jamaika hat sich die einstige Anti-Partei endgültig zum Wurmfortsatz der Christdemokraten degradiert: Der Vorwurf gegenüber der Lindner-FDP, erstmals in ihrer Geschichte nicht umgefallen zu sein, ist nicht mehr als ein drollig-verzweifelter Versuch, anderen den Morast hinterherzuwerfen, in dem man selbst bis zum Halse steckt.

Wenn Angst in Wählerbeschimpfungen endet

Befeuert wird dieses groteske Szenario von einer tiefsitzenden Angst vor Veränderung – also genau von demselben Treibstoff, der über viele Jahre die Vorherrschaft der Alternativlosigkeit sicherstellte. 28 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer weigert sich die politische Elite der Bundesrepublik, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Wähler nicht nur die Zufuhr von frischer Luft – ganz gleich welcher Geschmacksrichtung – verordnet, sondern auch ein Neu- und Umdenken angemahnt haben, auch wenn die Richtung nicht eindeutig ist.

Daher wurde das Experiment „Jamaika“ zunächst auch von der Öffentlichkeit interessiert beobachtet. Schnell wurde dann aber deutlich, dass politische Engstirnigkeit sowie Fantasie- und Mutlosigkeit keine einfach abzulegenden Marotten, sondern fundamentale politische und persönliche Charakteristika sind. Die Hoffnung, dass sich „frischer Wind“ dadurch vortäuschen ließe, dass die immergleichen Menschen in geschlossenen Räumen ziellos durcheinanderlaufen, musste schnell begraben werden.

In dieser Ernüchterung nun von der SPD doch die Bereitschaft einzufordern, genau das zu tun, was ihre Wähler nicht wollten, und dies als Beleg hoher politischer Verantwortung zu preisen, ist eine Beleidigung der Intelligenz des Souveräns. Der noch amtierende Bundesjustizminister Heiko Maas formulierte dies am 23. November 2017 sehr plastisch in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“: Die SPD könne sich zu der Frage, ob man nicht doch mit der CDU über eine künftige Zusammenarbeit reden wolle, „nicht wie ein trotziges Kind verhalten“, ließ er wissen. Oder anders formuliert: Wer den Wählerauftrag versucht ernst zu nehmen, den hält Maas für einen bockigen Unmündigen.

Nur schillernde Farben auf rissigem Beton

Diese Haltung gegenüber dem Wähler ist bekannt: Sie gehört zum Standardargument einer verzweifelten politischen Klasse, die den Wunsch der Menschen nach Veränderung als einen populistischen Belästigungsversuch und als einen kindischen Angriff auf die nationale Stabilität deutet. Damals wie heute: Die Mauer muss weg! Dass in dieser Situation alles vermieden werden soll, um den Menschen nochmals die Möglichkeit zu geben, ein politisches Beben auszulösen, leuchtet ein. Auch die meisten Wähler sind nicht besonders erpicht darauf, sich erneut zwischen Politikern entscheiden zu müssen, die entweder nicht wollen oder können oder beides. Bunte Bezeichnungen wie „Jamaika“ oder seit Kurzem „Kenia“ (Schwarz-Rot-Grün) verleihen dem Wahlangebot einen exotischen und neuartigen Glanz.

Die letzten Wochen haben aber eindrucksvoll gezeigt, dass es nicht ausreicht, in schillernden Farben „Aufbruch“ an die Wände zubetonierter Gedankengänge zu schreiben. Die politische Kultur im Jahre 2017 braucht keine Betonmischer, sondern genau wie vor 28 Jahren: Mauerspechte, die alles wollen, nur keine Stabilität und kein „Weiter so“.

Das Unwirkliche an der aktuellen Situation ist, dass die etablierten Politiker am eben abgewählten „Weiter so“ als einziger Möglichkeit festhalten, um Demokratie und Zivilisiertheit zu garantieren. Das Scheitern von Jamaika – ein eigentlich beeindruckender Beweis für die Notwendigkeit von Veränderung – wird umgedeutet zu einem Beleg dafür, dass Veränderung nicht möglich ist. Und so taucht nun die bereits beerdigte Große Koalition als Rettung in der Not wieder auf, nur dieses Mal nicht als Schreckgespenst, sondern als guter Geist aus guten alten Zeiten, in denen man zwar auch nicht wusste, wo es lang gehen soll, sich dessen aber zumindest sicher war.

Demokratie und Freiheit brauchen Instabilität

Wir sollten dieses politische Einbetonieren der Gesellschaft verhindern. Die Versteinmeierung der Politik als Fortschreibung der Merkel‘schen Alternativlosigkeit führt dazu, dass die Vorstellung, die die Menschen von den Möglichkeiten und den eigentlichen Zielsetzungen der Demokratie haben, immer technischer, enger und somit auch unattraktiver wird. Entgegen der elitären Lesart ist es nämlich nicht die Hauptaufgabe der Demokratie, stabile Regierungen zu erzeugen. Demokratie ist auch weitaus mehr als das Wählengehen. Ihr oberstes Ziel ist es, einen öffentlichen Wettstreit um Ideen und Konzepte zu ermöglichen, sie soll den Geist anregen und gleichzeitig alte Geister vertreiben. Sie soll in der Gesellschaft zu einem Klima der Offenheit, der Dynamik und der Freiheit beitragen, das Raum bietet für Innovation, für neues Denken und für Fortschritt.

An all diesem fehlt es der deutschen Demokratie. Die Angst vor Kontroversen, vor Menschen, deren Überzeugungen und vor der Schwäche der eigenen Argumente entkernt die Demokratie: Was übrig bleibt, ist deren leere Hülle und die Gewissheit, dass hieraus nichts Neues entstehen kann. Wahlen werden so zu einem therapeutischen Ritual. Wenn das Problem also darin besteht, dass alles so festgefahren und unbeweglich erscheint, dann hilft nur eines: Instabilität. Keine eindeutigen festgefrorenen Mehrheiten, sondern die Notwendigkeit, Gräben, Mauern und eigene Schatten zu überspringen und miteinander zu reden und sich überraschen zu lassen, was im Einzelnen dabei herauskommt.

„Irgendetwas ist anders. Alles, was anders ist, ist gut“, so kommentiert Phil Conners im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ das Ende seines Martyriums, das ihn solange immer denselben Tag erleben ließ, bis er seinen eigenen Zynismus und seinen Menschenhass überwunden hatte. Damit ist nicht gemeint, dass tatsächlich alles gut ist, was anders ist. Aber Veränderung schafft Möglichkeiten. Alles, was Deutschland aus dem zum Dogma erstarrten Streben nach stabilen Regierungen und möglichst weichgespülten politischen Auseinandersetzungen befreit, kann dabei helfen, die tatsächliche Bedeutung von Demokratie wiederzuentdecken. Wir brauchen das „Gespenst der Instabilität“ nicht fürchten. Es ist in Wirklichkeit der Geist der Freiheit.

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Gerhard Hellriegel | So., 26. November 2017 - 10:22

Der Autor spricht mir aus der Seele. Und doch will ich in einem widersprechen: es gibt weder einen Wählerauftrag noch einen Wählerwillen. So wenig, wie er eine Koalition wählt oder abwählt. Was war denn Ihr Auftrag, als Sie wählten? Welche Koalition haben denn Sie gewählt? Also, ich habe nur einem Kandidaten und einer Partei meine Stimme gegeben, sonst nichts. Ja, es gibt in der Gesamtheit Verschiebungen. Und ja, daraus folgt, dass einige ihre Präferenzen geändert haben. Ja, AfD und FDP haben zugewonnen, CDU und SPD nicht. Folgt daraus, dass AfD und FDP einen Regierungsauftrag haben? Und CDU, SPD nicht? Wieso wurde die große Koalition "abgewählt"?
Was folgt denn aus einem "historisch niederen Wahlergebnis"? Die einen haben so viel, die anderen so viel, das ist alles. Das sind Luftnummern, genau wie die Frage, wer eine Wahl gewonnen oder verloren habe. Das ist kein Fussballspiel.

Reiner Kraa | Mo., 27. November 2017 - 15:56

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

Das ist ganz eindeutig festzustellen: Die Parteien der GROKO haben die Wahl verloren. Sie haben ein derartig großes Desater erlebt, dass ein Wählerwunsch unübersehbar ist. Nämlich der, der da lautet: keine weitere GROKO, auch wenn das rein rechnerisch vielleicht möglich ist. Anders kann man das Wahlergebnis nicht interpretieren.

Willy Ehrlich | Do., 30. November 2017 - 11:54

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

So einfach, wie Sie das darstellen, ist die Stimmabgabe der Wähler nicht zu analysieren. Die Zeiten der Koalitionswahl liegen zwar schon etwas zurück (Erststimme CDU - Zweitstimme FDP bzw. Erststimme SPD - Zweitstimme Grüne), aber wenn Sie sich mal zur Stimmauszählung bewegen und genau hinsehen, werden Sie bemerken, dass viele Wähler mit Erststimme CDU und mit Zweitstimme SPD oder aber mit Erststimme SPD und mit Zweitstimme CDU wählen.
Diese "gegenläufige" Stimmabgabe taucht in keiner Statistik auf und wurde meines Wissens auch noch nie bewertet. Solche Wähler könnte man aber durchaus als GroKo-Wähler definieren. Wir sollten nicht so tun, als wenn die Mehrheit der Wähler genau weiß, was sie mit ihrer Stimmabgabe auslöst oder erreichen will. Denn dem ist nicht so. Jedenfalls nicht aus Sicht der Parteien.
Aber der Wähler bestimmt mit seiner Wahl die (neue) Richtung bzw. die Summer der Wählerstimmen zukünftige politische Möglichkeiten.

Karin Zeitz | So., 26. November 2017 - 10:26

- geniale Beschreibung des von Merkel gewünschten Zustands. Die von einigen SPD-Granden bereits jetzt genannten Forderungen an eine GroKo oder wie auch immer umbenannte Allianz lassen Schlimmes befürchten - keine Begrenzung der Zuwanderung und immer mehr soziale Wohltaten, koste es was es wolle. Man fragt nicht mehr danach, ob die arbeitenden Menschen, die mit ihren Steuergeldern diesen Staat alimentieren, damit einverstanden sind. Beste Voraussetzungen für die Verzwergung einer einst mächtigen Volkspartei werden damit geschaffen.

Udo Maier | So., 26. November 2017 - 10:39

Guter Artikel, es wäre Veränderung zu wünschen. Aber bleibt noch Hoffnung in dieser Wahlperiode? Die Betonmischer werden doch schon aufgefahren, auch unter dem Jubel der meisten Medien!

Wilhelm Maier | So., 26. November 2017 - 10:54

sich überraschen zu lassen“.
Wenn man da aber schon lange unterschiedliche (nicht verschiedene!) Sprache spricht,
muss man sich nicht wundern, dass Missverständnisse und die Stolpersteine so Groß sind, dass dsie zu Überraschungen führen, und nicht als Mittel der Verständigung dienen. 
„Wenn sie gut gefegt werden,
brennen die Vulkane sanft und gleichmäßig,
ohne jemals auszubrechen.
Vulkanausbrüche sind wie Kaminfeuer.
Wir auf unserem Planeten sind ganz offensichtlich viel zu klein, um unsere Vulkane fegen zu können. Darum bereiten sie uns auch so viel Ärger.“
hatte der kleine Prinz Recht?
Und es bleibt „Weiter So!

Manfred Steffan | So., 26. November 2017 - 11:05

gewählt oder abgewählt, sondern politische Konzepte, verkörpert in den zur Wahl angetretenen Personen und Parteien. Und er kann erwarten, dass diese jetzt auch jeweils für diese Konzepte kämpfen und nicht versuchen, den Wähler so lange neu wählen zu lassen, bis ihnen das Ergebnis passt. Das Grundgesetz bindet die Regierung nicht an eine Mehrheitskoalition, sondern sieht ausdrücklich auch eine Minderheitsregierung vor (Artikel 63). Die Exekutivgeschäfte kann man ganz ohne Parlamentsmehrheit führen. Nur wenn man sich dafür Gesetze maßschneidern lassen will, muss man dann etwas mehr Überzeugungskraft im Parlament entfalten. Das Parlament bekommt so seine Rolle als Kontrolle der Regierung zurück, und der Schwanz wedelt nicht mehr mit dem Hund.

Ursula Schneider | So., 26. November 2017 - 11:14

diesmal aber nicht der Kommunismus, sondern der "Rechtspopulismus". Denn allein der versteckt sich hinter der Angst vor Instabilität und hat schon alles gründlich durcheinandergewirbelt.

Auch wenn Herr Heitmann die neue Partei nicht erwähnt - der "frische Wind", den er anmahnt, weht vor allem von dort. Woher sonst? Die viel beschimpften "Populisten" sind heute die Mauerspechte, welche die Betonmischer ganz empfindlich stören und imaginär mit an jedem Verhandlungstisch sitzen.

Hervorragend, was Heitmann über die Grünen und ihre Reaktion auf das Scheitern von Jamaika sagt: Sie haben sich selbst zum "Wurmfortsatz der CDU" degradiert und biedern sich weiter an ...

Ein klasse Artikel - danke, Herr Heitmann!

Mir kommt die Situation der letzten eineinhalb Jahre so vor, als würde die Feuerwehr (die "Eliten" aus Mainstreampresse und Öffentlichrechtlichen) mit allen verfügbaren Kräften ausrücken, um ein Kartoffelfeuerchen zu löschen, während sie gleichzeitig einen Hochhaus nicht einmal zur Kenntnis nimmt. Das Kartoffelfeuerchen symbolisiert hier die AfD, die die aktuellen Probleme beim Namen nennt, das Hochhaus die "etablierten Parteien", die unter Führung der Kanzlerin Rechtsstaat und Parlament aushöhlen und damit unsere Freiheit akut bedrohen

Jamaika, Kenia ... Wenn unsere Politzustände schon mit derart abgelegenen Paradiesen metaphorisch eingehegt werden sollen: Hier zwei weitere Staaten - Barbados und Bahamas. Die Flaggen zeigen Schwarz-Blau-Gelb. Eigentlich sehr naheliegend, dass die abgewirtschaftete CDU/CSU nicht mit den ebenfalls abgemusterten Roten und Grünen koaliert, sondern die beiden Wahlgewinner ins Boot holt.

Markus Michaelis | So., 26. November 2017 - 11:32

Der Euro funktioniert nur noch politisch, nicht wirtschaftlich. Die EU ist keine Einbahnstraße in transnationales Händchenhalten. Der Rechtsstaat ächzt beim Ausbessern diverser Öffnungen der Gesellschaft. Weltoffenheit stößt an Grenzen, wo fremde Menschen nicht bevormundet werden wollen. Arm-Reich ist relevant, folgt aber nicht einfachen Mustern. Was ist progressiv - queer oder nicht? USW.

Die Welt verändert sich (ständig), soweit normal. Die etablierten Parteien haben aber Schwierigkeiten, weil sie nicht früher als absolut dargestellten Leitideen lassen können ohne Gesichtsverlust nach außen und ohne nach innen den Halt zu verlieren. Die Parteien sind selber nur ein instabiles Gleichgewicht aus verschiedenen Gruppen, dass zu kollabieren droht, wenn Veränderungen zu schnell kommen.

Deswegen gilt anders als in "Mit Rechten Reden" behauptet (leider) doch abgewandelt "der Feind ist der Feind, weil er der Feind ist". Das schafft klare Ordnung. Etwa FDP für GRÜN, AFD für ALLE etc.

Sepp Kneip | So., 26. November 2017 - 12:16

"Die Versteinmeierung der Politik als Fortschreibung der Merkel‘schen Alternativlosigkeit..."
Eine wunderbare Beschreibung dessen, was zur Zeit in Deutschland geschieht. Ein "Weiter so" , was der Wähler am allerwenigsten wollte, soll nun die Zukunft Deutschlands bestimmen. Die nächsten Jahre werden schicksalhaft werden für dieses Land. Nach der einen oder anderen Seite. Wenn ein Herr Steinmeier, Bundespräsident hin, Bundespräsident her, das nicht erkennt, und Merkel zum Weitermerkeln verhilft, wird er für die Folgen deren Politik mit verantwortlich sein.

Der Bürger hatte die GroKo abgewählt. Er wollte die links/grüne Politik Merkels nicht mehr, die Deutschland unermesslichen Schaden zugefügt hat, ideell und materiell. Er wollte eine Erneuerung. Das wollte auch die FDP. Sie hat aber früh genug erkannt, dass das mit Jamaika unmöglich wäre.

Da mehr als 10 Mio. Wähler sich vom Merkel'schen Einheitsbrei abgewandt haben, besteht wenigstens Hoffnung auf auf eine starke Opposition.

Stefan Jess | So., 26. November 2017 - 12:27

"Die Angst vor Kontroversen, vor Menschen, deren Überzeugungen und vor der Schwäche der eigenen Argumente entkernt die Demokratie"

Viele in diesem Land haben verlernt zu streiten. Konflikte offen benennen und austragen gilt scheinbar als unzivilsiert, speziell wenn es von der falschen Seite kommt.

Ein schöner Artikel in dem Zusammenhang: https://www.welt.de/kultur/article137011846/Warum-wir-uns-alle-viel-oef…

Wer streiten kann, hat es nicht nötig seine Kritik hinter dem Attribut "konstruktiv" zu verstecken. Kritik sollte offen und ehrlich sein. Mit Respekt, aber klar und deutlich.

Wobei ich diese Art von Konflikt auch als eher männlich ansehe.

Evtl. liegt da ein Schlüssel...

Wolfram Rieger | So., 26. November 2017 - 12:33

offensichtlich gehört dieses Thema auch dazu

"UN-Konvention gegen Korruption"

Die Vereinten Nationen hatten die Konvention bereits am 31. Oktober 2003 beschlossen, die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnete sie am 9. Dezember desselben Jahres, knapp zwei Jahre später trat das Übereinkommen in Kraft.

Die Bundesrepublik ist einer der letzten verbliebenen Vertragsparteien, die das Übereinkommen noch ratifizieren müssen.

Quelle:
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentsnachrichten
Recht/Gesetzentwurf - 13.08.2014 (hib 409/2014)

Warum geht denn das alles so lange in diesem Land?

Josef Hertens | So., 26. November 2017 - 12:37

Der deutsche Staat gibt mehr Geld für Bildung (200.000€)als Eltern für ein Kind (130.000€) aus.
Der deutsche Staat gibt mehr Geld für Asylanten
(45 Mrd)als für Sicherheit (33 Mrd) aus.
Demokratie schön und gut, aber an welchem Punkt wird unser seltsames System eigentlich als der Umverteilungszirkus entlarvt, der er ist?

um hässliche Bilder zu vermeiden. Macht in einer Legislaturperiode : 180 Milliarden.
Für diese Legislaturperiode hatte Jamaika 40 Milliarden als Spielmasse für "Wohltaten". Der Schuldenberg hat zur Zeit eine Höhe von 2,3 Billionen....dazu noch Europa...der Euro.....
Darüber kann man nicht berichten, diskutieren ohne das es der "falschen Seite" nützt.....

Truiken Kardos | So., 26. November 2017 - 12:47

Guter Artikel Herr Heitmann, danke. Die Situation einer Kroko (sollte sie Realität werden) dürfte sich etwas anders präsentieren. Denn heute gibt es im Bundestag die so nötige Opposition in Form der FDP und AfD (Linke und Grüne werden Beifall klatschen, wo immer es geht). Frage ist: hätten diese Oppositionelle die Möglichkeit die Vertrauensfrage zu stellen und so AM zu torpedieren? Das wäre eine schöne Alternative zur Alternativlosigkeit.

Birgit Jacob | So., 26. November 2017 - 13:21

Merkel wird gerne als erfolgreiche Kanzlerin gehandelt. In Sachen Staatsfinanzen war sie das auf jeden Fall nicht. Hierzu muss man sich nur einmal die Verschuldung seit Beginn ihrer Kanzlerschaft anschauen. Dagegen sind Regierungen, welche von den Sozis angeführt wurden, geradezu Waisenknaben. Auch sollte man endlich einmal aufhören, im Zusammenhang mit einer potentiell künftigen CDU/SPD Regierung, von einer GroKo zu sprechen. Mit 54,4% der Stimmen hätte diese Regierung eine einfache Mehrheit, mit der schon sehr viele Regierungen regierten. Der Wähler hat die Parteien soweit in ihrer Macht beschnitten, damit sie eben nicht mehr mit einer Groko, wie sie es in der letzten Legislaturperiode getan haben, willkürliche Entscheidungen treffen können. Diese Botschaft sollte auch endlich Schulz verstehen und die CDU sollte endlich begreifen, dass sie die heftigsten Wahlverluste einstecken musste und der Wähler von ihr Personalentscheidungen erwartet.

Toni Röder | So., 26. November 2017 - 14:02

Knapp 10 Millionen Zweitstimmen hat die SPD bei der Bundestagswahl erhalten. Diese Wählerstimmen wurden nicht für oder gegen ein Parteiensystem - nicht einmal für eine bestimmte Koalitionskonstellation abgegeben. Diese Wählerstimmen wurden abgegeben mit dem Ziel das SPD-Wahlprogramm zu verwirklichen. Und diese Wählerstimmen hat die SPD-Führung durch ihre trotzige Verweigerungshaltung wertlos gemacht. Dieser Fehler könnte nun wiedergutgemacht werden. Und Herr Schulz als Hauptverantwortlicher - sowohl für das Ergebnis als auch für den Umgang mit diesem Ergebnis - muss die Folgen tragen. Sei es nun Gesichtsverlust oder Bedeutungsverlust. Das ist nur recht und billig.
Wie Herr Heitmann darauf kommt, dass die SPD-Wählerschaft das Einbringen von SPD-Positionen in eine Regierung ausdrücklich NICHT will (und er noch dazu darin eine Beleidigung des Souveräns sieht) erschließt sich mir nicht.

Dr. Roland Mock | So., 26. November 2017 - 14:16

Exakt so ist es. Von wegen instabil: Jeder Tag, an dem Politiker sich einmal nicht in Sprach- Fahr- Eß- und sonstigen Lebensgewohnheiten erwachsener Menschen einmischen und mit sich selbst beschäftigt sind, ist ein guter Tag für Deutschland. Und der Wirtschaft- nicht zu verwechseln mit deren traurigen Lobbyistengestalten- gehts ebenfalls prächtig. Die Funktionäre jammern: Der Standort Deutschland geht den Bach runter. Und die Börse, das wahre Barometer ökonomischer Erwartungen, macht was? Steigt. Und die Journaille erst (die meisten Cicero-Autoren sind eine rühmliche von wenigen Ausnahmen): Zetermordio, Deutschland geht unter. Und natürlich: Nur Merkel kann’s richten. Schwachsinn. Jeder Tag angeblicher Instabiltät ist ein Tag, der die Parteien zwingt, über einen Ausweg aus der unseligen ewigen links-grünen Konsensbrühe nachzudenken. Danke übrigens, Christian. Wie‘s aussieht, habe ich dich nicht umsonst gewählt. Und Horst: Du bist nur noch peinlich. Bitte geh?

Beat Leutwyler | So., 26. November 2017 - 14:27

Nicht die Regierung, sondern das Parlament ist die wichtigste Institution einer Demokratie.

Die Gewaltenteilung ist neben freien Wahlen die wichtigste Grundlage jeder Demokratie. Sie soll Missbrauch verhindern.

Nur weil es die Gewaltenteilung in D nicht konsequent gibt, weder die vertikale noch die horizontale, ist D in dieser Krise.

Eine Regierung arbeitet normalerweise eine Vorlage aus und übergibt sie zur Beratung der gesetzgebenden Gewalt, der Legislative, die sie diskutiert, abändert, legitimiert oder verwirft. Die Regierung übernimmt wieder und führt sie aus - oder gestaltet neu.

In D wird die fixfertige Vorlage im Kanzleramt ausgearbeitet und im Parlament mit den gleichen Stimmen mit Mehrheitsregierung immer verabschiedet. Die gleichen Stimmen sind also zugleich Exekutive und Legislative. Ein Nein ist gar nicht möglich.

Sorry, aber ich spreche D den Titel Demokratie ab.

Renzi wurde zu Recht gestürzt, als er eine Art deutsches Kanzleramt schaffen wollte.

Herr Leutwyler...
Sie habe ja so recht. Ohne Gewaltenteilung ist es keine Demokratie.
Vergessen haben Sie noch die Gefälligkeitsurteile des Bundesverfassungsgerichts (= dritte Gewalt = Judikative).

Torsten Knecht | Mo., 27. November 2017 - 17:50

Antwort auf von helmut armbruster

Demokratie?! Merkel bestimmt und raus kommt irgendetwas zwischen Politbüro und Lobbykratie. Merkel kann mit Demokratie nix anfangen und der CDU gefällt das so - das erste ist irgendwie erklärbar aber das zweite ist für mich völlig unverständlich.

Reinhard Benditte | So., 26. November 2017 - 14:35

Nach Art 38 des GG werden Abgeordnete des Deutschen Bundestages in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. (Anm.: Das trifft zwar für 50% der Abgeordneten au, die zweiten 50% werden bereits von den Parteien bestimmt und damit wird diese Vorgabe ad absurdum geführt). Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.
Wenn der Bundespräsident die Vorsitzenden der Parteien zu einem Gespräch zwecks Regierungsbildung einlädt, dann handelt er falsch! Er müßte die Fraktionsvorsitzenden einladen, denn die sollten für die Abgeordneten Ihrer Fraktion im BT sprechen; die Abgeordneten wählen am Ende den oder die BK und nicht eine Partei. Aber alle schauen geflissentlich über diese Anforderungen aus dem GG hinweg!

Es gibt auch nirgendwo einen Wählerauftrag! Wähler kreuzen Ihre Stimme bei dem Kandidaten (und bei der Partei) an, bei dem Sie die beste Übereinstimmung mit Ihren Vorstellungen sehen.

Reinhard Benditte | So., 26. November 2017 - 14:37

Und die Wähler haben die Fraktionen der Union und SPD abgestraft, da für viele Bürger die Politik der GroKo einfach nicht Ihren Vorstellungen entsprochen hat.

Nimmt man die Anzahl der Abgeordneten aus Union, FDP und AFD, die zusammen bei ca. 57% liegen, dann spiegelt diese Zusammensetzung eine bürgerlich, konservative Mehrheit im BT wieder. Dem gegenüber stehen ca. 39% für Abgeordnete aus SPD, Linken und Grünen. Mit anderen Worten dieses Ergebnis der BTW zeigt, daß viele Bürger eine linksgerichtete Politik eben nicht wollen.

Die sogenannte Jamaika Runde wurde von AM favorisiert, da Sie schon immer mehr Grün als Schwarz lastig unterwegs gewesen ist. Laut Merkels Biograf Gerd Langguth haben sich viele ihrer Freunde und Bekannten aus den 1970er und den 1980er Jahren irritiert darüber geäußert, daß sie letztendlich CDU-Politikerin wurde, da sie eine weltanschauliche Nähe zu den Grünen vermuteten.

Reinhard Benditte | So., 26. November 2017 - 14:38

Die von Herrn Heitmann angeführte Schockstarre der CDU zeugt im Prinzip davon, daß man sich vor der Wahrheit scheut. Denn dann müßte man sich eingestehen, daß die Politik von AM zu dem Stimmenverlust geführt hat und man müßte auch klarstellen, daß AM mit Ihrer Aussage („Ich sehe nicht, was wir anders machen sollten“) falsch liegt und das hätte weiterhin der CDU Verluste bei den Wählern eingebracht.

Renate Brunner | So., 26. November 2017 - 15:13

Ich gehe davon aus, dass sich der "Wähler" nicht nur Freiheit und Demokratie wünscht, sondern auch FRIEDEN, Einhaltung der geltenden EU-Verträge (oder notwendige Änderungen, angepasst an den Austritt Großbritanniens), keine Ausweitung der NATO, wirtschaftliche Beziehungen zu Russland, weniger Neoliberalismus, viel weniger Migration etc. etc. etc., die Liste ließe sich lange fortsetzen.
VIEL mehr Diskussion was die politischen Absichten und Zielsetzungen sind, nicht nur in einzelnen EU-Ländern, sondern in der EU-Kommission selbst und nicht der Versuch das Volk, die Völker vor vollendete Tatsachen zu stellen und abwarten, ob es Widerstand gibt oder nicht. "Das Volk" ist nicht der innere Feind, sondern angeblich der Souverän, so sollte es zumindest sein.
Na gut, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Volker Leyendecker | So., 26. November 2017 - 15:31

Die Instabilität ist doch nur in den Köpfen der Zeitungsschreiber die noch nicht realisiert haben das eine neue Partei ihr Weltbild ins Wanken gebracht hat. Die totale Bekämpfung der AFD von allen Parteien ist doch nicht mehr normal. Wenn man sieht das der (SPD) Bundespräsident die AFD nicht zum Gespräch einladen wollte zeigt das Demokratieverständnis der schon länger hier Regierenden Elite . Die CDU ist doch mit den Grünen eine homogene Partei geworden. Wer wen Übernommen hat weis wohl nur Frau Merkel. War es eine Feindliche Übernahme wie in der Wirtschaft ? Nur die Mitglieder der CDU haben ja noch Beifall geklatscht und sind wie Lemminge der Frau Merkel gefolgt. Die CDU ist keine Bürgerliche Partei mehr, Sie sollte sich erst mal Personell erholen um ohne Frau Merkel wieder zu einer Bürgerlichen Partei werden. Frau Merkel vermeidet ja offensichtlich das Wort Deutschland auszusprechen. Auf offener Bühne hat Sie die Deutschland Fahne entsorgt. Geht es noch Schlimmer ?

Joachim Walter | So., 26. November 2017 - 15:33

... hat jedenfalls die Chance besser zu sein, als die Phantasie- und Konzeptlosigkeit, die wir jetzt schon viel zu lange mit dem "auf Sicht fahren" erlebt haben.

Das oberste Ziel, und der größte Vorteil der Demokratie, gegenüber authoritären Regierungsformen ist es, einen öffentlichen Wettstreit um Ideen und Konzepte zu ermöglichen - genau das ist es!

Wenn man aber jeglichem frischen Wind gleich mit Ausgrenzung begegnet, dann wird das nichts.

Von daher - warum nicht mal einer anderen Farbenkombination eine Chance geben. Immerhin liegt Jamaica zwar in sonnigen Breiten, ist aber eigentlich eher ein "failed state".

Wie viel besser kommen da die Bahamas weg ...
... deren Flaggenfarben sind übrigens schwarz, gelb und ... blau :-)

Wünsche allseits noch einen schönen Sonntag
J. Walter

Christina Hatzoglos | So., 26. November 2017 - 15:47

es ist keinAnzeichen von seelischer Gesundheit sich an eine zutiefst gestörte Gesellschaft anpassen zu können (Krishnamurti)
Danke Christian Lindner !

Hans Jürgen Wienroth | So., 26. November 2017 - 15:57

Die Diskussion um die Dringlichkeit einer Regierungsbildung in unserem Land wird in den Medien vorrangig mit Deutschland als Stabilitätsanker für Europa und die Welt begründet. Die Reform der EU wird sich ohne eine deutsche Regierung je nach Medium entweder gegen unsere Interessen oder gar nicht weiterentwickeln.
Was diese (neue) Regierung für unser Land bedeutet wird dabei völlig außer Acht gelassen. Unser Land darf für die „Weiterentwicklung Europas“ die finanziellen Risiken und Lasten übernehmen um „soziale Gerechtigkeit“ herzustellen. Was all das für unser Land bedeutet, wie viele Arbeitsplätze dadurch verloren gehen, ist ohne Bedeutung für die EU. Das ist aber genau das, was die zum Wohlstand unseres Landes beitragenden Bürger beschäftigt.
Deutschlands Regierung rettet die Welt; und wer rettet Deutschland?

Tomas Poth | So., 26. November 2017 - 17:03

Genau das ist der treffende Ausdruck. Gefangen in alten Denkschemata unwillig etwas neu zu denken was das Alte infrage stellt. Eine Minderheitsregierung würde dem Parlament die Bedeutung zurückgeben, als gewählten Souverän, und nicht nur die Rolle der Abnickbude einer Regierung zuweisen, die bequem über die Runden kommen möchte.

Klaus Wenzel | So., 26. November 2017 - 18:00

Vielleicht läutet die vorangegange Wahl eine Zeitenwende ein, wer weiß. Manchmal dauern Veränderungen eben etwas länger. Meines Erachtens müssten neue Köpfe mit neuen Ideen an die Spitze der Parteien, denn diese Art der dauernden politischen Stabilität in unserem Land wirkt wie gegen Ende der Ära Kohl: bedrückend, muffig. Jedoch ist diesmal kein Schröder vorhanden, der am Kanzleramt rüttelt, sondern nur ein Herr Schulz, der aber ersichtlich mit seinem Amt und der gegenwärtigen Dynamik überfordert ist. In der CDU wiederum herrscht inhaltliche Leere, gepaart mit Personalnotstand. Wenn aber Bundestagswahlen stets damit enden,dass Angela Merkel, egal mit welchem Partner, anschließend Kanzlerin ist trotz hoher Verluste an Wählerstimmen und ohne erkennbare Ziele für ihr Amt, kann dies auf Dauer nicht gut für unsere Demokratie sein. Als Garantin der "Stabilität" ist sie auch nur bedingt tauglich, wie wir wissen. Die Amtszeit künftiger Kanzler sollte auf acht Jahre begrenzt werden.

Rolf Pohl | So., 26. November 2017 - 18:06

Junge, junge, was muss für den/die, die solches von sich geben die deutsche Demokratie nach `45 überhaupt abgebildet haben.
Die sog. Stunde null fand erstmals, wie bisher einmalig, im April 1945 statt, schon vergessen? Das was nun seit einigen Wochen stattfindet war nicht mehr als ein verzweifelter Versuch neu entstandene, wie unbequeme, politische Konkurenz kleinzuhalten.
Wer derartige Überzeichnungen wie "Stunde null" verkündet, scheint auf dem Stand null stehen geblieben zu sein, das ist wohl richtig.

Dimitri Gales | So., 26. November 2017 - 20:01

Kontinuität suggieren, Merkel als Garantiesiegel dafür. Nur gibt es in der Politik keine wirkliche Kontituität, sie ist wie alles Lebendige, stetigen Veränderungen unterworfen, so wie die Wirtschaft. Aber es gibt immer wieder Leute, die, um ihre persönliche Macht zu zementieren, das System, so obsolet es auch sein mag, erhalten wollen, um jeden Preis.
Ich nehme an, SPD-Schulz wird jetzt damit kommen, dass man Stabilität in Europa bewahren muss; das heisst: die alte Koalition, die abgewählt wurde, muss gerettet werden. Eigentlich eine Absurdität.
Wie so vieles: die Eurorettung, Rettung der EU, Politikerkarrieren sollen doch, bitte schön, gerettet werden....... Was hierzulande nicht alles gerettet werden muss.

Gregor Kühn | So., 26. November 2017 - 22:56

Bester Heitmann-Kommentar, den ich bisher von ihm gelesen habe. Hat etwas Wildes, Brodelndes an sich und schmeckt nach mündiger Freiheit. Demokratie ist der natürliche Feind machtgewohnter Parteien im Allgemeinen und für eine DDR-sozialisierte Merkel im Besonderen. Denn gesunde, mündige Demokratie ist nicht kontrollierbar. Deutlicher als Altmeier mit seinem entlarvenden Aufruf vor Wahl, doch lieber gar nicht als Linke oder AFD zu wählen, hätte man die Angst der Groko vor Demokratie nicht offenbaren können.

Klaus Dittrich | So., 26. November 2017 - 23:17

„Mit der Reaktion auf das Scheitern von Jamaika hat sich die einstige Anti-Partei endgültig zum Wurmfortsatz der Christdemokraten degradiert: . . . „
Tja, was im Schlepptau der SPD (Schröder-Ära) nicht gelang . . .

„Das Unwirkliche an der aktuellen Situation ist, dass die etablierten Politiker am eben abgewählten „Weiter so“ als einziger Möglichkeit festhalten, um Demokratie und Zivilisiertheit zu garantieren.“
Und die Medien ziehen wie immer voll mit – Frau Fehrle von der „Berliner Zeitung“ beklagt vor der BTW die Zerrüttung der Groko – jetzt findet sie, dass die Groko sehr gut zusammen gearbeitet hat.

„Ihr oberstes Ziel ist es, einen öffentlichen Wettstreit um Ideen und Konzepte zu ermöglichen, sie soll den Geist anregen und gleichzeitig alte Geister vertreiben.“
Dies gelingt aber nicht mit Parteien, deren Hauptziel die Versorgung ihrer Parteisoldaten und die Durchsetzung von Fraktionsdisziplin ist.

Jürgen Althoff | Mo., 27. November 2017 - 01:47

die große Koalition, die genau das bereits überall im Lande spürbare Ausmaß an Instabilität und Spaltung verursacht hat (keine Alterssicherung infolge der EZB-Zinspolitik, Bevorzugung auch illegaler Einwanderer vor notleidenden Deutschen durch Vollkostenerstattung für Lebe und Wohnen, tägliche Messer- und sonstige Attacken, Angst vor Vergewaltigungen und Terroranschlägen, Forderung dass wir uns den Immigranten anpassen, unsoziale Kostenbelastung und beginnende Deindustrialisierung infolge Energiewende etc.) soll jetzt für mehr "Stabilität" sorgen? Das hieße, endgültig die Böcke zu Gärtnern und die Brandstifter zu Hausherren zu machen.

Arndt Schuster | Mo., 27. November 2017 - 07:57

Meiner Meinung nach steht die deutsche Parteienlandschaft vor einem großen Umbruch. Union und SPD werden zu den großen Verlierern gehören. Wer so wie Frau Merkel stur an der gescheiterten und vom Wähler abgestraften Politik festhält, dem ist nicht mehr zu helfen. Die konservativen Wähler wenden sich schon jetzt in Scharen ab, weil die Merkel-CDU im Grunde grünlinke Politik macht. Auch der Seehofer-CSU werden es die Wähler hoffentlich nicht vergessen, dass sie allen Ernstes eine Koalition mit den Grünen eingehen wollte. Strauß, würde sich im Grabe rumdrehen! Der Umfaller-SPD und der Union wird es ähnlich ergehen wie einst der SED. Die Besinnung und neues Personal kommen zu spät. Deswegen werden diese Parteien in der Versenkung verschwinden. Gewinner werden die FDP und die AfD sein, die sich stärker ähneln als Herr Lindner im Moment zugeben würde (Euro und EU, Einwanderung, NetzwerkDG, Untersuchungsausschuss "Merkel", Energie u.a.).

martin falter | Mo., 27. November 2017 - 08:58

wir mit dem System " Merkel " an einen Wendepunkt angekommen sind. Was wir sehen sind die letzten Zuckungen. Alle Parteien die so krampfhaft den Status Quo verteidigen werden es früher oder später spüren gegen die Stimmung im Land zu handeln. Selbst Spiegel, FAZ usw. fällt das mittlerweile auf. Die SPD wird wenn sie in die GroKo eintritt zermalmt werden. CDU/CSU werden auf SPD - Niveau jetzt - geschraubt werden. Die Grünen haben endlich ihr wahres Gesicht gezeigt und sitzen zwischen allen Stühlen. Die AFD wird - leider - gewinnen. Die FDP vielleicht auch.

helmut armbruster | Mo., 27. November 2017 - 09:00

jahrzehntelang hat Politik unter Mithilfe der Mainstream-Medien versucht das Volk zu manipulieren bzw. zu erziehen.
Als Stichworte hierzu: Multikulti - Political Correctness - Millionen Flüchtlinge seien ein Gewinn für D - EU-Erweiterung um jeden Preis - Eurorettung unter Rechtsbruch u.v.m...
Regierung und Politik haben sich kaum darum gekümmert, was das Volk eigentlich wollte und wovor es Angst hatte oder was es eigentlich gar nicht wollte.
Und sie tun es heute noch nicht.
Dabei sollte es in einer Demokratie umgekehrt sein. Die Regierenden sollten versuchen Meinungen und Strömungen im Volk zu verstehen und politisch umzusetzen.
Jetzt wundern sie sich, dass die Lager auseinander driften.

helmut armbruster | Di., 28. November 2017 - 11:00

Antwort auf von Herbert Weidner

sich nach der Stimmung des Wählers zu richten.
Tut sie es nicht, konterkariert und desavouiert sie die Demokratie und sich selbst.
Es ist dann wie in den Filmkulissen der Wild-West-Filme:
Vorne die Fassade des Saloons, hinten nichts als Stützpfeiler.
Ich fürchte sehr, auch unsere "Demokratie" ist nur Fassade.

Gerdi Franke | Mo., 27. November 2017 - 09:04

Ja, der Wunsch nach Stabilität ist allgenwärtig. Der Begriff Stabilität ist aber nicht mit Merkel verknüpft, wie uns manchmal versucht wird, einzureden. Merkel hat oft genug gegen Stabilität, Recht und Ordnung verstoßen. Vielleicht brauchen wir jemanden, der mehr Wert darauf legt!

Dana Meier | Mo., 27. November 2017 - 09:10

Der Absatz, der mit „wir sollten dieses politische Einbetonieren der Gesellschaft verhindern“ beginnt, bringt das Wesen der Demokratie auf den Punkt. Sie lebt nicht von Alternativlosigkeit sondern vom Konflikt, vom Diskurs über unterschiedliche Ideen und Wege. Danke für diesen Text. Leider hat sich der Merkel´sche Mehltau über das Land gelegt. Und das soll weitere vier Jahre andauern? Die Politik untergräbt mit ihrer Betonierung der politischen Landschaft die Demokratie und begründet dies perfiderweise auch noch mit einem angeblichen Wählerwillen.

Achim Scharelmann | Mo., 27. November 2017 - 09:46

Instabilität entsteht, wenn man die Zeichen der Zeit nicht erkennt und falsche Prioritäten setzt, entweder auf Geheiß oder eigener Unkenntnis und das ist vergleichbar mit einem Verkehrsnetz mit schilderlosen Straßen was zum Chaos führt, denn die wenigsten kennen dann noch das Ziel, ohne das im Prinzip alles hoffnungslos ist. In dieser, von den Regierenden geschaffenen Situation befindet sich mittlerweile ein ganzer Kontinent und wenn wir es nicht schaffen wieder Orientierung vorzugeben, dann werden wir zwischen den Interessen anderer großen Staaten zerrieben und von uns bleibt nur noch ein Stückchen Erinnerung. Nicht umsonst sprach der ehemalige Außenminister der USA Kissinger vor ca. 40 Jahren schon von dem Niedergang Europas, indem er sogar davor warnte, daß wir aufpassen müssen, nicht das Armenhaus der Welt zu werden. Das ist ja schon fast visionär und zwischenzeitlich garnicht mehr so von der Hand zu weisen.

Robert Flag | Mo., 27. November 2017 - 10:04

Eine Regierungskoalition aus CDU, FDP & AfD und das Leben ist wieder schön.
Allersdings stellt sich die Politikerkaste lieber selbst und die Medien dem ganzen Land lieber ein Bein, anstatt einfach das naheliegenste zu tun.

Detlev Flott | Mo., 27. November 2017 - 10:48

Unser Wahlsystem ist für den Stillstand verantwortlich zu machen.
Man mag zu Trump stehen wie man will, aber ein ^weiter so^ wie unter den etablierten Demoktaten wurde vor einem Jahr brutalst möglich unterbunden. Das GESAMTE Personal wurde ausgetauscht.
Das ist wahre Demokratie, auch wenn das Ergebnis den Deutschen nicht gefallen mag.
Unser Wahlsystem verhindert Wechsel und beschert uns über Jahrzehnte eine Pattex Raute, die nur eine Minderheit wirklich möchte.
Ändern kann ein solches unflexibles Wahlsystem, das nicht den Willen der meisten Wähler repräsentiert, nur die politische Klasse selber, und die hat aus naheliegenden Gründen kein Interesse daran.

Bernhard Jasper | Mo., 27. November 2017 - 17:16

Ja, das sind Redewendungen, die die ganze Feigheit einer bestimmten Denk- und Lebensart ausdrücken. Instabilität evoziert ja auch eine bevorstehende Katastrophe. So kann es nicht mehr weitergehen, nicht wahr?
Für die einen sind jedoch stabilisierte Verhältnisse das stabilisierte Elend. Und erst muss etwas zerfallen, damit Neues entstehen kann.

Bleiben Sie also heiter!

Torsten Knecht | Mo., 27. November 2017 - 17:59

... das eine ist die Berufsfreiheit und die ist mit den H4 Gesetzen nicht gegeben. Da gilt der Zwang per Gesetz (auch u. vor allem in die Leiharbeit).

Demokratie bedeutet das das der Wille des Souverän ist. Ist das der Wille, wurde er gefragt?

Instabilität in Form existientieller Unsicherheit besteht wahrlich aber weniger bei Politikern sondern eher bei den Leiharbeitern und prekär Beschäftigten.

Wer sich jetzt fragt, warum gerade dort die Wahlbeteiligung nachlässt, für den bekommen "Freiheit und Demokratie" einen ganz neuen (utopischen) Bezugsrahmen.

Bernhard Jasper | Mo., 27. November 2017 - 18:21

Ja, Herr Knecht, schreibt man den ab, treten die Unterschiede auch deutlich zutage.

Übrigens, auch in anthropologischer Hinsicht gehört der utopische Standort zum Wesen des Menschen. Sonst hätte es niemals Entwicklung gegeben.

Ich bin da bei Ihnen
Beste Grüße

Bernhard Jasper | Mo., 27. November 2017 - 22:40

Der Mensch kann alle Gedanken denken (gilt auch für die KI- Künstliche Intelligenz). Unsere Lebensform, dieses stehen im Nirgendwo, unser utopischer Standort, zwingt uns immer zu glauben. Und so lange wir glauben gehen wir immer nach Hause. Das Element des Menschen ist seine Zukunft, eine unendliche Gerade. Wir zerstören damit den Kreis der Unendlichkeit.

Diese Zeilen habe ich zu
Depeche Mode – Home
https://youtu.be/ALqMiddn53A
geschrieben

Aus meiner privaten Untersuchung, woher komme ich, wohin gehe ich.

Claudia Martin | Mo., 27. November 2017 - 22:41

sehr gut, sehr gut. Das Problem ist: das Amt des Bundespräsidenten wird missbraucht. Außer Horst Köhler hatte doch keiner irgendein Format. "Außenpolitisch machte er sich für eine menschliche Globalisierung stark". Steinmeier ist eine Schan.. (Selbstzensur) für D.
Ich erspare mir weitere Ausführungen zu den meist altersschwachen und senilen Kandidaten. Natürlich, natürlich : alle waren Gutmenschen (nicht mit guten Menschen zu verwechseln).

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 28. November 2017 - 17:41

Was alles so durch die Redaktionsräume geistert, wenn nicht zu viel Rotwein im Spiel ist, ist mit Sicherheit kein Spiegelbild der sogenannten Gesellschaft oder besser gesagt, des Volkes.

Werner Schick | Mi., 29. November 2017 - 11:14

Werter Herr Armbruster,
sie haben es sehr gut erkannt. Nicht nur unsere Demokratie ist Fassade, das gesamte politische System ist Fassade und dazu noch morsch und marode und die Akteure sind alles nur Schauspieler.
Es wird höchste Zeit, dass die Fassade fällt.