Stefan Dams stand vor dem Nichts, als er sein Land und seinen Hof nicht länger behalten durfte / picture alliance

Enteignung in Polen - Der deutsche Landwirt, dessen Traum zum Albtraum wurde

Der deutsche Landwirt Stefan Dams, der 2003 legal ein Gut in Polen kaufte, wurde vom polnischen Staat entschädigungslos enteignet. Die Begründung: Verstöße gegen den Tierschutz. Für Dams ist das ein bloßer Vorwand - er sagt, er sei kein Einzelfall, andere EU-Ausländer seien ebenso betroffen.

Autoreninfo

Jens Mattern (Foto Ralph Weber) berichtet als freier Journalist für deutsche Medien aus Polen.

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Am vergangenen Montag verlor Stefan Dams erneut einen Prozess in Polen. „Seit 2007 habe ich keinen mehr gewonnen“, sagt der vom Niederrhein stammende Landwirt. Es seien bereits viele gewesen. Gleichzeitig betont er: „Man braucht Beharrlichkeit.“ Konkret ging es um „Hausfriedensbruch“ und „Raub“. Der polnische Angeklagte wurde in Braniewo (Braunsberg) zwar schuldig gesprochen, doch kann er wegen „geringfügiger sozialer Schädlichkeit der Tat“ nicht angeklagt werden. Dams geht wieder in Berufung.

Im Großen und Ganzen geht es um seine Enteignung – 49 Hektar, ein Wohnhaus und der Gutshof, die Tiere und Maschinen wurde ihm in Polen weggenommen. Ohne Entschädigungen. Der 52-Jährige sieht dahinter ein System, er sei kein Einzelfall. Ausländer aus anderen EU-Ländern würden von den polnischen Behörden diskriminiert, der Rechtsstaat an der Weichsel funktioniere nicht.

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Ernst-Günther Konrad | Mi., 26. Oktober 2022 - 10:03

Nur weil er seine Prozesse verloren hat vom Ende des polnischen Rechtsstaates zu sprechen ist schon heftig. Er hat wohl eine Zeitlang das System nutzend seine Landwirtschaft subventioniert ausgebaut und ordentlich Geld verdient. Jetzt gibt es Probleme und er zweifelt sofort am Rechtsstaat in Polen. Es mag ja sein, das politische Einflussnahme und die derzeitigen Verhältnisse vor dem Hintergrund der ewigen Angst der Polen vor den Deutschen und den neuen Reparationsforderungen sich auch gegen diesen Mann richten. Nur lesen wir hauptsächlich seine Sicht der Dinge, die Gegenseite lesen wir nur der Gestalt, dass wir angeblich "ungerechte" Urteile als Beleg vorgelegt bekommen, die seine These eines "Komplotts" gegen EU-Bauern insbesondere ihn persönlich belegen sollen. Wenn er in Polen lebt und dort gegen Vorschriften -Tierhaltung usw.- verstoßen hat, muss er dafür einstehen. Ich bezweifele deshalb, dass die "Enteignung" einfach mal so willkürlich erfolgte. Ich bin da skeptisch.

Gerhard Lenz | Mi., 26. Oktober 2022 - 11:44

Oder: Was hat DER überhaupt dort zu suchen?

Ernsthaft: Ein wunderbares Beispiel für praktischen Nationalismus und dessen Folgen. Die jetzt ein deutscher Landwirt zu spüren bekommt. Unwahrscheinlich, dass die polnische Justiz sich noch eines Besseren besinnen wird. So geht das eben, wenn man Ausländer grundsätzlich als Störenfriede betrachtet!

Es ist eine Schande. Herr Dams wird seiner Existenz beraubt. Warum? Weil er nicht dort geboren wurde, wo er jetzt wirtschaftet. Blut-und-Boden-Faschismus. Das sind die "traditionellen Werte" der rechtsnationalistischen polnischen Regierung. Die, wenn es es nicht gerade um Reparationsforderungen geht, hier üblicherweise lautstark gelobt wird.

Kommt der von den Rechtsextremisten geforderte D-Exit, wird solche Praxis Alltag. Aber was soll's: Hauptsache, keine Ausländer in Deutschland.

Warum sollten Polen das besser machen?

Das eigene Volk zuerst!

Oder etwa nicht...

Tomas Poth | Mi., 26. Oktober 2022 - 20:53

Antwort auf von Gerhard Lenz

Darum geht es doch, das sind die Regeln.
Ja, die Polen sind da konsequent und kämpfen mit allen Mitteln, um sich von Fremdbestimmung frei zu halten.
Sie kämpfen um die Scholle auf der sie leben, besonders auch wenn es um Deutsche geht, die sich dann noch in Regionen niederlassen die vormals zu Deutschland gehörten!
Da erkennt man die Widersprüchlichkeiten der einzelnen EU-Mitglieder untereinander und innerhalb der Mitgliedsländer selbst.
Das EU-Geld wird von den Netto-Empfängern gerne abgesahnt, ansonsten bewahrt man sich seine Eigenheiten.
Ein gesundes Nationalbewusstsein ist nicht negativ, im Gegenteil, man spricht dann auf Augenhöhe von Mitglied zu Mitglied, als wenn man sich einseitig von seiner Nationalität verabschiedet und anderen das Model aufzwingen will.

Mit Migranten von außerhalb der EU wird die Sache dann noch mal komplizierter, hier sind die Osteuropäer noch rigoroser in der Ablehnung.
Ergo, Deutschland geht mit falschem Beispiel voran, nicht nur in dieser Sache!

Sie müssen mir hier keinen Vortag über die angeblichen Vorteile nationalistischen Denkens halten. Und der wird auch nicht besser, in dem Sie sich den Seitenhieb auf Migranten am Ende nicht verkneifen können.

Aber erklären Sie mir doch mal, wie Ihr Fazit, Deutschland mache (natürlich) alles falsch, damit zusammenhängt, dass die Polen einen Deutschen vom Hof gejagt haben - weil er offensichtlich kein Pole ist.

Einen besseren Beweis, dass Ihre Argumentation hanebüchen und grundfalsch ist, braucht es wirklich nicht!

Gerhard Fiedler | Mi., 26. Oktober 2022 - 13:21

Ihr Beitrag, Herr Mattern, offenbart mehr als nur jenes skandalöse Verhalten Polens gegenüber dem deutschen Landwirt Dams. Ja, Polen hat das Recht, sich aus nationalem Interesse gegenüber großen ausländischen Einflüssen zur Wehr zu setzen. Aber dann sollte es wie Großbritannien die EU verlassen. Ansonsten sollte Deutschland als größter Einzahler der EU in Erwägung ziehen, diesen Schritt zu tun. Und wer heute noch behauptet, dass die EU oder gar eine „Vereinigte Staaten von Europa“ im deutschen Interesse sein soll, ist ein Träumer oder kann wie Robert Habeck mit Deutschland nichts anfangen. Schließlich ist Deutschland und deren Steuerzahler für viele EU-Staaten, besonders für die südlichen, zu einer Vollkaskoversicherung verkommen. Auch das einst stärkste Argument für die Existenz der EU, Garant für den Frieden in Europa zu sein, zieht als Anhängsel der USA längst nicht mehr. Die EU ist zum Scheitern verurteilt. Ihr Ende wird kommen. Ein Unglück für Europa wäre es nicht.

Walter Bühler | Mi., 26. Oktober 2022 - 13:26

... ist halt keine reine Freude, auch nicht für seine grüngefärbten Freunde in der deutschen Regierung. Der Nationalismus richtet sich leider nicht nur gegen Russland. 1,5 Billionen ...

So ist halt die Solidarität in der NATO.

Christa Wallau | Mi., 26. Oktober 2022 - 16:16

„Friedensprojekt EU“!!!
Da lachen sogar die Hühner nicht mehr.

Polen ist nur Mitglied in der EU, weil es da Gelder abzukassieren gibt. Ansonsten
pfeift es auf jegliche europäische Solidarität. Diese suchen die Polen vielmehr bei den USA, also in der NATO.
Unser Land ist in den Augen der meisten Polen die „Melkkuh“ des Kontinents. Bevor sie keine Milch mehr geben kann, muss sie nochmals richtig ausgemolken werden. Danach soll das Rindvieh sehen, wo es bleibt.
Weder Polen noch sonst irgend ein Land in Europa wird einem
abgewirtschafteten Deutschland beistehen. Wer zu
dumm ist, für selbst zu sorgen
bzw. das Erreichte zu erhalten, den bedauern die Wenigsten.
Die Meisten haben dafür nur Häme übrig.