London / dpa, Hermann

Krisenreport Europa - Großbritannien: Essen oder heizen?

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens schlagen auf Europa zurück. Inflation, Energieknappheit und Währungsschwäche sind nur einige Folgen, mit denen die EU-Staaten zu kämpfen haben. Eine Sommerserie über einen kriselnden Kontinent. Teil 6: Großbritannien.

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

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Im Vereinigten Königreich führt die Kostenexplosion zu vermehrter Armut. 500.000 britischen Kindern droht ein kalter Hungerwinter. Eat or heat – essen oder heizen –, das ist hier die Frage. Im Frühling mussten sich bereits knapp zehn Prozent der Briten – 5,3 Millionen Menschen – laut einer Umfrage des Boulevardblattes The Mirror im Vereinigten Königreich entscheiden, ob sie heizen oder essen wollten.

Für diesen Herbst und Winter wird die nächste Explosion der Energiepreise und der damit verbundenen steigenden Lebenshaltungskosten erwartet: Im Januar 2023 soll die durchschnittliche Gas- und Stromrechnung bereits 3615 Pfund betragen – 4323 Euro. Im Vereinigten Königreich will die jetzige Regierung – anders als in Frankreich – die Energiepreise für die Verbraucher nicht deckeln. Da wird selbst die Queen im Buckingham Palast in einigen Zimmern die Heizung abdrehen lassen müssen.

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Kai Hügle | Mi., 3. August 2022 - 14:29

Erstaunlich, dass Großbritannien trotz weitgehender Energieunabhängigkeit von Russland so stark von den ökonomischen Verwerfungen des Überfalls auf die Ukraine betroffen ist. Die Inflation ist ja noch höher als in Deutschland!
Aber der Brexit und die chaotische Amtszeit Johnsons belasten das Land natürlich zusätzlich schwer.
Man kann eigentlich nur hoffen, dass sich die Briten unter Truss wieder fangen und es nicht schon bald heißt: "A horse, a kingdom for a horse!"

M. Bernstein | Mi., 3. August 2022 - 16:03

So wird es im Herbst/Winter in Deutschland auch aussehen, wenn nicht noch härter.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 3. August 2022 - 17:36

Mitgegangen, mitgefangen heißt das Kindersprichwort. GB hat sich den Sanktionen angeschlossen also muss es auch die Konsequenzen tragen, die sich daraus ergeben. Und alle feiern die Einigkeit in der EU mit GB und den USA, die auf diesem Wege hoffen Russland in die Knie zu zwingen. Mal sehen wie lange diese Einigkeit noch andauern wird und wer im Geheimen nicht schon an einem Ausstieg aus der Sanktionseinigkeit bastelt. Das wir Deutschen leidensfähig sind, beweisen die meisten in unserem Volk. Sie tragen weiterhin Maske, hoffen auf den Lockdown im Herbst und vertrauen der Regierung, dass es irgendwie funktionieren wird mit dem Strom und dem Gas. Vielleicht sind wir Warner alle auf dem Irrweg und es wird gar nicht so schlimm, weil wir im Grunde als Kritiker der Maßnahmen gegen Russland als "Putinversteher" sind. Und der Krieg geht weiter trotz Selbstverstümmelung der eigenen Wirtschaft und 36% fänden Habeck als Kanzler toll. Der Wecker klingelt täglich, das Volk schläft aber weiter.

Kai Hügle | Do., 4. August 2022 - 10:46

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

„Vielleicht sind wir Warner alle auf dem Irrweg…“

Ist das die Erkenntnis aus Ihren zahllosen Fehleinschätzungen und Falschbehauptungen wie „Trump bleibt Präsident“, „Mal sehen, wie das Electoral College abstimmt“ (zwei Wochen, nachdem es abgestimmt hatte),„Ich gebe Biden höchstens ein Jahr“, „Mal sehen, ob die Bundestagswahlen stattfinden…“, „Merkel bleibt bis Ostern 2022 Kanzlerin“, „Drostens Doktorarbeit ist nicht aufzufinden “, „Macron dürfte fertig haben“, „Le Pen braucht einen Koalitionspartner, um Präsidentin zu werden“, „Trudeau wird den Truckerstreik politisch nicht überleben“, „Ich glaube nicht, dass Russland die Ukraine angreift“ (einen Tag vor dem Überfall auf die Ukraine)?

Ich sehe übrigens kaum noch jemanden, der Maske trägt, außer in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Arzt. Vielleicht sollten Sie mal wieder vor die Tür gehen.

Gabriele Bondzio | Do., 4. August 2022 - 10:57

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

alle auf dem Irrweg und es wird gar nicht so schlimm,...

Wenn ich die Clownerie unserer Kanzlers so beobachte.
Der vor einer Woche sagte: „Mit der Lieferung der Turbine haben wir Putins Bluff auffliegen lassen. Er kann diesen Vorwand nicht mehr verwenden und keine technischen Gründe mehr für ausbleibende Gaslieferungen ins Feld führen.“

Und gestern Abend in der "aktuellen Kamera" vor der Turbine steht die für Nord Stream 1 auf dem Weg von Kanada nach Russland in Mülheim an der Ruhr zwischenlagert wurde...dem nach immer noch nicht am Einsatzort angekommen.
Wieder so tut, als könnte die Turbine allein ihren Weg an den Einsatzort finden.
Und nur Putin das verhindert.
Könnte ich das ganze Drama witzig finden, wenn es nicht so teuer wäre.
Haben die im Bundestag keine Klima-Anlagen mehr?

Dr.Andreas Oltmann | Mi., 3. August 2022 - 21:20

Die Beschreibung der Situation in GB von Frau Szyszkowitz lässt sich ohne Abstriche auf Deutschland übertragen. Die Heizkosten dürften sich bei uns auf ähnlichem Niveau bewegen, und die Zählung der Armen und Hungernden wird vermutlich ähnlich wissenschaftlich exakt berechnet wie hierzulande. Nur ist die soziale Hängematte in D offensichtlich deutlich besser gefedert.
Ja, die Zustimmung zu Johnson war anfangs groß, aber die Ablehnung mittlerweile noch viel größer. Und er ist weg, auch das einErfolg des politischen Systems dort. Und dass eine 14%-Partei in GB die Politik bestimmen könnte, völlig undenkbar! Kein Grund also für germanischen Hochmut, Demut wäre angebracht!

Gabriele Bondzio | Do., 4. August 2022 - 08:41

Antwort auf von Dr.Andreas Oltmann

auch das ein Erfolg des politischen Systems dort. "...wie sie richtig sagen,
Herr Oltmann.

Ob sich jedoch die EU, in ihrer Zerstrittenheit und ebenfalls problembelastet durch Sanktionen, ... als bessere Alternative herausstellt, dass weis allein der Geier.
Quasi zu verstehen als einer, der das Maul aufsperrt. Und sich zügellos mit Gier auf den Brexit stürzt. Alles braucht seine Zeit.

Christoph Kuhlmann | Do., 4. August 2022 - 15:07

und nicht durch relative Mehrheiten in Wahlkreisen entschieden würden, müssten die 40% die Labour in den Umfragen erreicht reichen um mit absoluter Mehrheit zu regieren. Der Sieger erhält ja 50 Mandate hinzu, wenn ich das richtig erinnere. Die Frage wäre dann ob Labour zurück in die EU will. 4% BIP ist zwar heftig aber wie hoch sind die Folgekosten. Wer investiert noch in England ohne Zugang zum EU Binnenmarkt? Ich denke davon hängt ab ob England sich angesichts dieser Wirtschaftsdaten erholt oder nicht Ein jährlich reduziertes Wachstum um 0,8% wäre eine erheblich größere Beeinträchtigung als die genannten 48 Milliarden Euro. Von der sozialen Katastrophe mal ganz abgesehen. Eat or heat verkürzt eindeutig die Lebenswartung. Gerade die Mortalität von Kindern in den betroffenen Schichten gilt es zu beobachten.