Symbolbild Geldscheine im Geldbeutel
Eine Transfer- und Schuldenunion würde das Siechtum nur verlängern – zulasten der hiesigen Steuerzahler und Sparer / dpa

Zinserhöhung der EZB - Der Euro funktioniert nicht

Die EZB hat den Realzins in der Eurozone erhöht, doch die Inflation wird sie so nicht dämpfen. Es ist höchste Zeit, dass unsere Politik sich von ihren Lebenslügen verabschiedet: Der Euro funktioniert nicht und der von Grünen und SPD angestrebte Einstieg in eine Transfer- und Schuldenunion wird daran nichts ändern. Die Eurozone braucht eine grundlegende Reform und eine echte Antwort auf die Schuldenproblematik, die auch die Interessen Deutschlands berücksichtigt.

Daniel Stelter

Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Die EZB hat den Realzins in der Eurozone auf minus 8,6 Prozent erhöht. Ob dies dazu beiträgt, die Inflation zu dämpfen, darf bezweifelt werden. Diese dürfte nur sinken, wenn es zu einer deutlichen Entspannung an den Energiemärkten kommt, durch eine deutliche Ausweitung des Angebots und eine Beendigung des Krieges. Alternativ bleibt der schmerzhafte Weg über einen Rückgang der Nachfrage, also eine weltweite Rezession. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir uns bereits auf dem Weg in die Rezession befinden.

Dennoch ist das Risiko erheblich, dass die Inflation sich verfestigt. Hatten wir es in den vergangenen Jahrzehnten mit einem eher deflationären Umfeld zu tun, also einer Tendenz zu fallenden Preisen, so dreht sich dies um. Die demografische Entwicklung (weniger, statt mehr Erwerbstätige) und die Globalisierung (weniger, statt mehr internationale Kooperation) wirken künftig eher inflationär. Hinzu kommt die politisch gewollte Verteuerung der Energie und die Zwangsmaßnahmen im Klimaschutz, die tendenziell zu höheren Preisen führen.

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René Maçon | Mo., 25. Juli 2022 - 12:54

"Mag es in einem deflationären Umfeld
funktionieren, dass Problem zu hoher Schulden über die „Monetarisierung“, also letztlich die Finanzierung mit der Notenpresse zu bereinigen, so funktioniert das in einem inflationären Umfeld nicht mehr."

Das ist falsch. Es ist genau umgekehrt, weil bei Inflation die Staatseinnahmen mit der Inflation steigen (bei kalter Progression sogar überproportional), die Staatverschuldung aber nominal festgeschrieben ist. Der Staat hat bei Inflation also mehr Einnahmen um seine Schulden zurückzuzahlen.

Die Britten haben so nach dem 2. Weltkrieg ihre Schuldenquote runtergefahren...

Ingo Frank | Mo., 25. Juli 2022 - 13:00

Beides ist ein Fehlkonstrukt. Und die, die immerzu auf die Vorteile durch den € hinweisen, sollten sich fragen, wem der € nützt. Er nützt lediglich dazu, dass alle Staaten des Eroraumes IHRE Schulden weiter aufbauen und die Industrie.? Macht das Gleiche! Wachstum durch billiges Geld, Schrottfirmen werden dadurch am Leben gehalten und die Gesetzte des Marktes werden außer Kraft gesetzt. Und es wird nIcht lange mehr dauern, dann ist Zahltag. Und wer bezahlt den grölten Teil der Zeche? Buntland Germany. Und die Uhr tickt schon und die Zeiger stehen beide auf kurz vor 12.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Aspekt. Sie erwähnen die Industrie, die ist Hauptprofiteur des Euros, vor allem die Industrie der reichen Nordstaaten. Der Euro ist für die reichen Staaten zu schwach, deren Industrie kann günstig auf dem Weltmarkt verkaufen. Die Zeche dafür, daß der Euro zu stark für die armen Südländer ist, zahlen alle EU-Bürger. Der Euro verteilt vom Bürger zur Großindustrie um.

Der Haß in der EU auf Deutschland ist groß, Revolver-Uschis Aufruf zur energetischen Solidarität innerhalb der EU erntet breite Ablehnung. Großteile der EU machen Deutschland für die verfehlte Energiepolitik der EU und für die Nachteile die sie durch den Euro haben verantwortlich. Sie verweigern uns jetzt die Solidarität, das war absehbar, denn die EU basiert auf deutsche „Solidarität“, sobald der Michel nichts mehr verteilen kann, ist die EU am Ende!

Das was bevorsteht wird nicht gut! Die Medien belügen uns weiter kollektiv und die Politik hat keinen Plan, denn Krise können und kennen Wohlstandslinksgrüne leider nicht!

Joachim Kopic | Mo., 25. Juli 2022 - 13:42

... außer den deutschen Sparern sogar noch die Zinsen auf "Minus" zu schmelzen. Was müssen wir doch glücklich sein ;)
Ironie 2 zum Wochenstart ... und damit ist genug!

Markus Michaelis | Mo., 25. Juli 2022 - 14:26

Mit Währungen und Makroökonomie hat das natürlich weniger zu tun - hier geht es um politische Entscheidungen: man will ein geeinigtes Europa, Stärke gegen Russland, China, Asien, vielleicht auch die USA, man will rechte Regierungen verhindern, man will die progressiven Gesellschaften in Europa stützen.

Interessant wäre es daher zu diskutieren, ob die Maßnahmen geeignet sind, diese politischen Ziele zu erreichen. Ich glaube langfristig nicht. Wenn es zwar (kurzfristig) für innereuopäische Stabilität in der gewünschten Richtung sorgt, aber insgesamt wirtschaftliche (und auch gesellschaftliche?) Wettbewerbsfähigkeit (wirtschaftlich und/oder gesellschaftlich) gegenüber anderen verloren geht, erreicht man die Ziele nicht.

Was ist an der EU progressiv außer die Steigerung der Verschuldung, das Abgreifen von Steuergeldern von unten nach oben, das Zukleistern von kulturellen Differenzen und der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit der Länder mit Geld aus Deutschland?

hermann klein | Mo., 25. Juli 2022 - 16:47

Die Inflation, Haushaltdefizite und die enorm hohe Neuverschuldung würden mit der „Deutschen-Mark“ geringer ausfallen. Die Euro Befürworter haben damals Skeptiker öffentlich als Nationalisten, Reaktionäre, Popurlisten oder zumindest als Gegner der europäischen Einigung diffamiert.

Noch verheerender wirkt sich im Zeitalter von Globalisierung, europäischem Binnenmarkt und der an die der D-Mark getretenen EURO der Verzicht auf ein nationales wirtschaftliches Interesse aus.

Mit der Preisgabe der D-Mark wurde dem deutschen Volk nicht nur die beste Währung seiner Geschichte genommen - bei einer Volksabstimmung wäre es nicht passiert -.
.
Währungsmäßig wehrlos gemacht und auf die Brüsseler-Mitbestimmung festgelegt, kann keine deutsche Regierung mehr eigene Geldpolitik u. Wirtschaftspolitik betreiben, Binnenmärkte und Standorte vor unlauterem Wettbewerb von draußen und importierten Krisen schützen.
Die „DM“ war einst die stabilste Währung der Welt, heute unglaublich.

Skeptiker hatten darauf hingewiesen, das sich im Geldwesen eines Volkes alles spiegelt, was dieses Volk ist, will, tut, erleidet. Zugleich gehe vom Geldwesen eines Volkes in wesentlicher Einfluss auf sein Wirtschaften und sein Schicksal überhaupt aus.
Hier möchte ich an fachliche Ökonom wie Prof. Strabatty und Bankmanager Prof. Wilhelm Hankel erinnern, die vor Jahren bereits vor einem Euro Unheil gewarnt hatten.
Öffentlich wurden sie vor allem in den politisch korrekten Medien deformiert und hingerichtet.
Die D-MARK war der mit der Garant für den wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland.
Eine solche einmalige Errungenschaft geben besonnene, national- und verantwortungsbewusste Politiker (nicht ohne äußere Not auf. Skeptiker hatten darauf hingewiesen, das sich im Geldwesen eines Volkes alles spiegelt, was dieses Volk ist, will, tut, erleidet. Zugleich gehe vom Geldwesen eines Volkes in wesentlicher Einfluss auf sein Wirtschaften und sein Schicksal überhaupt aus.

Gisela Fimiani | Mo., 25. Juli 2022 - 16:49

Neben dem Mut zu Entscheidungen, der Bereitschaft und des Interesses(!)eigene Interessen zu berücksichtigen, regiert bei deutschen Abgeordneten ein unzweideutiger und durchschaubarer Unwille, sich auf herausfordernde makroökonomische Denkherausforderungen einzulassen. Die derzeitigen Herausforderungen erfordern einerseits ein gerüttelt Maß an intellektueller Denkfähigkeit und -kraft; andererseits das Bewusstsein, als demokratisch legitimierter Abgeordneter Verantwortung für das Wohl des Volkes zu tragen. Mit Blick auf Parteisoldaten, die sich auf dem neo-feudalen Faulbett eingerichtet haben und ihr Volk zum Untertan erziehen, Politiker die sich weder entblödeten, noch dafür schämen zu Verrätern am Geist von Aufklärung und Demokratie geworden zu sein, ist Ihr Fazit zwingend: „Leider spricht wenig für einen Politikwechsel.“ Das „wenig“ in allenfalls plump-heuchlerischen Politik-Phrasen, soll lediglich politische Achtlosigkeit, Indifferenz, Ungerührtheit, Bürgerverachtung verschleiern.

Heidemarie Heim | Mo., 25. Juli 2022 - 17:21

Gleichgültig wie oft Sie geehrter Herr Stelter, gestandene andere Experten oder wir Finanzlaien mit an seit Jahren an Schwindsucht leidender Altersvorsorge unserer Spargroschen und die Rolle der angeblich "unabhängigen" EZB dabei schreiben, das whatever it takes! sowie das whatever happens geht ungemindert weiter. Nicht nur unsere eigentlich dem Wohlstand mehrend verpflichteten Politiker müssen sich von so mancher Lebenslüge verabschieden, sondern wir alle, die ein Grundvertrauen in die EU und infolge der daraus resultierenden Währungsunion, in Stabilitätskriterien, nicht aufweichbare Regelungen, Vertragswerke, Kontrollmechanismen und am Ende der Fahnenstange in die handelnde Politik hatten. So bitter und m.E. demokratieschädlich die Bilanz. Bitter deshalb, weil dies alles a) mit Ansage eintreten konnte, und b) noch schlimmer, abseits jeglicher Möglichkeit unserer Einflussnahme geschah. MfG

Jochen Rollwagen | Mo., 25. Juli 2022 - 19:03

Der Euro funktioniert hervorragend. Er hat genau das gemacht, wofür er gedacht war: eine massive Erhöhunhg des Wohlstands in den Südländern auf Kosten Deutschlands -hauptsächlich finanziert durch die Target-2-Salden - und eine De-Industrialisierung Deutschlands, das seine Export-Überschüsse durch ebenjene selber finanziert hat. Man nennt das glaube ich "Vendor financing", die Deutschen haben das nur nie kapiert und sich noch einen Ast gefreut ("Export-Weltmeister") Jetzt ist der Euro am Ende, die Italiener, die historisch eine entspannte Einstellung zu vielem, auch zu ihrer Währung haben, werden sich mit "Bella figura" aus dem Euro verabschieden, dann bricht die Eurozone zusammen und Deutschland ist am Ende und die BundesBank pleite. Und Herr Nagel als pflichtbewußter deutscher Bundesbanker jubelt noch dazu, nachdem Herr Weidmann - der einzige, der kapiert hat was läuft - sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht hat.

Wer auch immer sich das ausgedacht hat - Respekt.

Albert Schultheis | Di., 26. Juli 2022 - 09:47

Angeblich erfunden um kriegerische Auseinandersetzungen a la WW I und II zu verhindern, für die allein Deutschland die Schuld trug - bereits das war die fatale Geburtslüge, der gefälschte Gründungsmythos für diese EU. Ich bin überzeugter Europäer, spreche die wichtigsten europäischen Sprachen, aber diese EU der Junckers und v.d.Leyens kann man nur als korrupt und deutschlandfeindlich ablehnen. Der Jugoslawienkrieg und viel mehr noch der Ukrainekrieg haben gezeigt, dass das zentrale Ziel systemimmanent verpasst wird. Der Euro war die eigentliche Fortschreibung des Versailler Vertrages aufgrund der deutschen Alleinschuld. Er sollte dafür sorgen, dass der Wettbewerb gegen die sich immer wieder aus Ruinen emporarbeitenden Deutschen zerstört wird durch die gleichmachende Schuldenunion. Und demokratische Prozesse sucht man in der EU sowieso vergebens. Fatal war dazu, dass man alle Chancen der Einbindung des größten europäischen Landes Russland systematisch unterbunden hat. Weg mit € und EU!